Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Einzeltest: Copland CTA 408


Rückkehr der Vernunft

Röhrenverstärker Copland CTA 408 im Test, Bild 1
20083

Die Saison hat begonnen! Die Tage werden kürzer, die Blätter färben sich bunt und in den Hörräumen sehnt man sich mehr und mehr nach dem sanften Glühen von Röhren und deren Klangmagie. Die Firma Copland hat da was für Sie

Ich muss mich an dieser Stelle gleich einmal korrigieren: So nett wie mit frei stehenden Röhren wird das nichts beim Vollverstärker Copland 408. Denn dieser ist so gebaut, wie Röhrenverstärker ursprünglich einmal ausgesehen haben, nämlich mit Gehäuse. Das lässt sich auch problemlos überprüfen: In den Zeiten, als die Röhrentechnik noch die einzige Möglichkeit war, Verstärker für Audiozwecke zu bauen, waren so gut wie alle Geräte in geschlossenen Kisten untergebracht, wenige Ausnahmen wie Quad, Leak oder McIntosh bestätigen die Regel.

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Das ist schon aus Sicherheitsgründen eine kluge Maßnahme: Denn während der Hautkontakt mit heißen Endröhren zwar ärgerlich und schmerzhaft ist, kann die eventuelle Berührung eines Kontakts, an dem die Anodenspannung anliegt, tödlich sein. Irgendwann haben Musikliebhaber dann angefangen, die Chassis von Einbau-Röhrenverstärkern dann aus ihrem ursprünglichen Domizil auszubauen und separat aufzustellen.

Die „nackten“ Röhrenverstärker sind so irgendwann im Verlauf der 80er Jahre in Mode gekommen – und geblieben. Zugegeben: Ich fand das auch lange Zeit schick, zu sehen, mit was man da Musik hört, aber inzwischen finde ich die irgendwie immer gleiche Pultform mit irgendwie verchromtem Gehäuse mit Röhren im Vordergrund und Trafos im Hintergrund nicht mehr soooo spannend.

Langer Reder kurzer Sinn: Ich mag den Copland CTA 408 trotz oder gerade wegen seines etwas klotzigen Designs. Flacher geht es nicht, denn die vier gewaltigen Endröhren vom Typ KT150 brauchen nun einmal Platz nach oben. Sorgen darüber, dass sich das Format auf das Gewicht übertragen hätten, muss man sich übrigens nicht unbedingt machen: Mit 26 Kilogramm Masse ist der Copland noch gerade so eben handhabbar – der leidgeprüfte Hifi -Journalist sortiert so etwas irgendwann in die Kategorie „Leichtgewicht“ ein.

Als eher schwergewichtig würde ich dagegen die Ausstattung bewerten: So gibt es nicht nur eine Fernbedienung, die die wichtigsten Funktionen steuert und gleichzeitig auch einem CD-Player Befehle erteilen kann, sondern auch einen diskreten Kopfhörerausgang und – das interessiert uns natürlich am meisten – eine vollwertige Phonovorstufe für MM- und MC-Systeme. Dazu kommen noch fünf Hochpegeleingänge und ein Recorderausgang, so dass der Copland auch einer größeren Vielfalt von Quellen als Ansprechpartner dienen kann – sehr gut.

Auf der Frontplatte gibt es ein designerisch ausgesprochen gelungenes kreisrundes „Display“, das mit ein paar LEDs den Betriebszustand und die ausgewählte Quelle anzeigt. Durch Sichtschlitze kann man die glimmenden Endröhren erahnen.

Blickt man einmal ins Innere des Geräts, dann erkennt man, dass es hier trotz der großzügig ausgelegten Außenabmessungen recht eng zugeht. Klar: Den meisten Raum benötigen die beiden mächtigen Ausgangsübertrager und der Ringkerntrafo für die Spannungsversorgung des Geräts. Die Netzteilplatine mit den Siebkondensatoren ist dann schon senkrecht an der Rückwand montiert, ebenso wie die beiden Platinen für die Phonostufe. Auch, wenn man bei Lesen dieser Zeilen erst einmal zusammenzucken mag, kann ich Entwarnung geben: Die in Halbleitertechnik ausgeführten Verstärkerschaltungen für die MC-Vor-vorverstärkung und die MM-Stufe mit RIAA-Entzerrung sind in separaten Blechgehäusen abgeschirmt. Bei unseren Messungen zeigten sie sich absolut unkritisch und von jeder Brummeinstreuung verschont. Und das ist nicht nur eine Frage der Abschirmung, sondern auch dem absolut sauberen und durchdachten Aufbau des Geräts zu verdanken: Ich habe selten einmal eine so aufgeräumte und „logisch“ wirkende Audioplatine gesehen. Am Eingang der Hochpegelstufe agieren zwei Doppeltrioden vom Typ 12AY7.

Als Treiber- und Phasenumkehrstufe fungieren zwei 12BH7 die die dahinter sitzenden KT150 befeuern. Die immer noch recht junge KT150 ist die momentan letzte Stufe der bekannten KT88, einer so genannten Beam-Power-Tetrode, die seit vielen Jahren Gitarren- und Hifi-Verstärkern ihren Dienst verrichtet und die für ihre gegenüber einer EL34 höhere Leistung beliebt ist. Auf Basis dieser Röhre sind in den letzten Jahren erst die KT90 und KT100 entstanden, die aber noch nicht den großen Abstand brachten. Erst mit KT120 und vor allem mit der neuen KT150 lassen sich deutlich höhere Ausgangsleistungen erzielen als mit der KT88. Rechnerisch wären im Push-Pull-Betrieb mit je zwei KT150 pro Seite sogar 100 Watt pro Seite drin. Legen wir auch beim Copland die strengen 0,7 Prozent Gesamtklirr als Obergrenze für die Leistungsmessung als Maßstab an, wie wir das zwar bei Transistor-Verstärkern durch die Bank machen, dann erreichen wir ohne Probleme gut 60 Watt, bei einem Prozent sogar 80 Watt, und das am 4-Ohm und am 8-Ohm-Abgriff gleichermaßen.

Die Ruhestromeinstellung der vier Endröhren erfolgt über vier Trimmpotis auf der aufgeräumten Audioplatine – mehr Service braucht es nicht und das über einen Zeitraum von 4000 Lebensstunden, die der Hersteller für die KT150 im CTA 408 angibt! Nun, im Hörraum durfte sich der dänische Verstärker gleich einmal beweisen: Vorne dran das van-den-Hul MC One Special – hinten dran die JBL 4349.

So lässt es sich trefflich Musik hören: Mit den 0,75mV Ausgangsspannung fühlt sich die Phonovorstufe des Copland extrem wohl: Hier herrscht MM-verdächtige Ruhe, die sich aber im Übrigen auch mit deutlich niederohmigeren MC-Systemen ebenfalls reproduzieren ließ. Das ist schon einmal sehr gut. Auf Basis eines guten Fremdspannungsabstands und hoher Leistungsreserven lässt es sich gut arbeiten: Dynamisch geht der Copland fast schon so heftig zur Sache wie eine dicke PA-Endstufe, wirkt aber natürlich um Welten subtiler bei der Auflösung feindynamischer Ereignisse.

Wie ein Pianist, der ja die Kraft seiner trainierten Finger nicht für die ganz lauten, sonder noch viel mehr für die Kontrolle bei den ganz leisen Tönen einsetzt, stellt der Copland seine kontrollierte Kraft für ein ungemein detailliertes Klangpanorama ein, das eine schier unerschöpfl iche Vielfalt an Klangfarben bietet. Dazu kommt eine wirklich souveräne und große Bühnenabbildung, die weit über die Spanne zwischen den Boxen hinausgeht. Die JBL-Boxen, um das einmal einzuordnen, sind keine Wirkungsgradmonster: Mit knapp 90 Dezibel Wirkungsgrad stehen sie aber gut genug im Futter, um mit dem Copland bis an die Grenze zu gehen, bei der das schwächste Glied in der Kette aufgibt: Das war in dem Fall ich – die Kombination ließ sich nicht annähernd ausfahren, ohne ernste Gehörschäden zu riskieren. Und das war wirklich einfach nur laut, nicht verzerrt, nicht komprimiert. Das selbe Spiel habe ich dann noch einmal mit kleineren Boxen gespielt, die knapp 85 Dezibel Wirkungsgrad hatten - mit dem selben Ergebnis. Genügend Reserven hat er in jedem Fall, der CTA 408.

Und klanglich ist der Copland ebenfalls durch und durch souverän – egal an welchem Lautsprecher: Die Wiedergabe sitzt auf den Punkt – neutral mit einem federnd kraftvollen Unterton, der die Musik lieber ein bisschen größer als zu klein macht. Das gilt für Stimmen und alle Arten von Instrumenten gleichermaßen, die als Solisten prominent abgebildet werden, während die Hintergrundinstrumente immer ein absolut stimmiges und gut durchhörbares Bild zeichnen. So geht Röhre im 21. Jahrhundert!

Fazit

Der Copland CTA 408 ist einer der modernsten Vertreter der Gattung Röhrenverstärker: Kraftvoll, dynamisch und klanglich absolut auf der Höhe der Zeit.

Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Produkt: Copland CTA 408

Preis: um 6100 Euro

11/2020
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Audiotrade, Mülheim 
Telefon 0208 882660 
Internet www.audiotra.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 435/220/460 
Gewicht (in Kg) 26 
Untern Strich ... Der Copland CTA 408 ist einer der modernsten Vertreter der Gattung Röhrenverstärker: Kraftvoll, dynamisch und klanglich absolut auf der Höhe der Zeit. 
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