Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Einzeltest: Convergent Audio Technology SL1 Legend


Wahrlich legendär

Röhrenverstärker Convergent Audio Technology SL1 Legend im Test, Bild 1
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Endlich. Nach Jahren des Wartens hat sich letztlich doch die Gelegenheit ergeben, eine der ganz großen Vorstufen in die Finger zu bekommen

Mitspieler


Plattenspieler:

 Transrotor Fat Bob / Reed 3p

Tonabnehmer:

 Lyra Etna

Endstufen:

 Rowland Model 525
 Accuphase E-606

Lautsprecher:

 Audio Physic Avantera
 Avalon Idea

Zubehör:

 Netzsynthesizer Accuphase PS1210
 div. NF-Kabel
 Phonokabel van den Hul
 Lautsprecherkabel von Transparent
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler


Phonovorstufen:

 MalValve preamp three phono

Vorstufen:

 Rowland Capri S2
 MalValve preamp four line

Sie hat einen Ruf wie Donnerhall. Und seit ich vor Jahren mal eine Endstufe vom amerikanischen Entwickler Ken Stevens in Augen- und Ohrenschein nehmen durfte, war ich mir sicher, dass sie diesen Ruf völlig zu Recht genießt: Die Rede ist von der Convergent SL1 im Maximalausbau namens „Legend“.

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Die Anzahl der Inkarnationen dieser prächtigen Röhrenvorstufe ist mittlerweile ziemlich groß, und ich bin weit davon entfernt, alle Evolutionsstufen aufzählen zu können, bei einer Produkthistorie von fast 30 Jahren ist das auch nicht weiter verwunderlich. Gerade in diesem Umstand steckt einer der Gründe für den außergewöhnlichen Status des Gerätes: Es ist wirklich über einen so langen Zeitraum weiterentwickelt und nicht durch ein Nachfolgemodell abgelöst worden. Deshalb steht es außer Frage, dass ein exquisites Phonoteil in ein solches Gerät gehört, tatsächlich kümmert sich ziemlich genau die Hälfte des technischen Aufwandes nur um Tonabnehmersignale. Gewiss, es gibt die SL1 für 3.000 Euro weniger auch als reines Line-Modell, aber wer will das schon. Ach ja, der Preis. Mit Phono: 21.000 Euro. Bedauerlicherweise. Die „Legend“ – es gibt auch noch ein etwas einfacher konzipiertes Modell namens „Renaissance“ – stellt erst einmal ein nicht zu unterschätzendes Transportproblem dar. Das liegt am Nettogewicht von rund 30 Kilogramm und dem Umstand, dass Netz- und Verstärkerteil mit einem gemein steifen Kabel fest miteinander verbunden sind. Ken Stevens ist eindeutig kein Verfechter des „Leicht-und-steif“-Gehäuseansatzes, seine Vorstufe steckt in einem Tresor, der bedingungslos gegen jede Art von mechanischer, elektrischer und magnetischer Unbill von außen schützt. Allein der diverse Kilogramm schwere Gehäusedeckel ist eine Show: Nicht einfach nur ein Blech mit Kühlschlitzen, sondern eine akustisch mausetote Sandwich-Platte. Die SL1 ist eine konsequent unsymmetrische Konstruktion, deshalb gibt’s auf der Geräterückseite auch nur Cinchbuchsen. Zwei Paar davon für den Phonoeingang (einmal Signal, einmal Abschlussimpedanz), zwei Paar für die Hochpegeleingänge, zwei Paar für die Tape-Schleife und zwei Sätze für die Ausgänge (ein „normaler“ und ein Durchschleifanschluss für Heimkinoanwendungen). Umgeschaltet werden die Eingänge mit diversen Kippschaltern auf der Front: Einer wählt zwischen „Source“ und „Tape“, einer zwischen „Phono“ und „Line“, einer zwischen „Line 1“ und „Line 2“. Rudimentär, aber funktional. Die Eingangssignale werden übrigens tatsächlich über diese Schalter „geroutet“, nix is mit Relais im Gerät. Macht aber nichts, die Kanaltrennungs- und Störabstandswerte der Maschine sind trotzdem ausgezeichnet. Der Pegel wird bei der Convergent mit zwei Drehschaltern eingestellt. Sie müssen also immer beide Knöpfe betätigen, das geht dank der 46 Rastungen aber ganz gut. So viele einzelne Spannungsteiler sind’s nämlich, die diese Prachtstücke von Pegelsteller in den Signalweg legen können – es sind also bei jeder Schalterstellung nur zwei Widerstände im Spiel, mehr nicht. Die Schalter sind kleine elektromechanische Kunstwerke und so ganz bestimmt nicht von der Stange zu kaufen. Überhaupt ist der gesamte Aufbau der Legend eine Augenweide. Die Verstärkerschaltung residiert auf einer formatfüllenden Teflonplatine und arbeitet mit insgesamt zehn Röhren. Die eine Hälfte davon kümmert sich um Phono-, die andere um Hochpegelsignale. Tatsächlich sind die Unterschiede zwischen beiden Schaltungsteilen minimal, was ganz eindeutig für die Qualitäten von Stevens Schaltungstopologie spricht. Röhren? Durch die Bank ziemlich normale Doppeltrioden vom Typ 6922 (E88CC) und 12AX7 (ECC83). Das Phonoteil ist mit Kippschaltern auf der Platine zwischen MM- und MC-Betrieb umschaltbar, den Unterschied machen die beiden gekapselten Übertrager aus. Sie heben den Signalpegel bewusst nur um 11 Dezibel an, so dass die „Cat“ maximal 58 Dezibel Phonovorverstärkung liefert, in der Praxis allemal genug. Das geringe Übersetzungsverhältnis der Übertrager verbessert ihre Eigenschaften laut Stevens deutlich. Ansonsten findet sich eine Vielzahl von Folienkondensatoren im Gerät, alle mit Convergent- Aufdruck. Der neueste Streich sind die „Black-Path“-Typen, die Stevens eigens fertigen lässt und die sich durch besonders niedrige dielektrische Verluste auszeichnen sollen, laut Hersteller dem Hauptgrund für kondensatorbedingte Klangbeeinflussung. Und sonst? Reichlich Halbleiter. Mit denen im Netzteil bilden sie unter anderem 22 verschiedene Spannungsregler und bedienen diverse Hilfsfunktionen. Messtechnisch ist die Cat ein absolutes Sahneteilchen mit beeindruckenden Verzerrungs- und Rauschwerten – da merkt man die lange Evolution des Konzeptes. Jetzt aber. Ganz schnell. Etna anstöpseln, 100 Ohm Abschlusswiderstand, los geht’s. Hab ich jedenfalls gedacht. So richtig los ging‘s nämlich nicht, weil die Convergent durchaus ein bisschen „bemuttert“ werden will, bevor‘s so richtig Laune macht. Erst einmal ist das Kabel zur Endstufe nicht so unkritisch, wie ich das gerne gehabt hätte. Die Amerikanerin vermeldet deutlich, wenn ihr die Strippe am Ausgang nicht schmeckt. Da wird’s ganz schnell mal ein bisschen dunkel und verhangen. Das ließ sich korrigieren, schließlich landeten wir bei einer ziemlich exotischen Leitung von den Kollegen aus der Car-HiFi-Fraktion, die hatten genug Auswahl in der erforderlichen Länge. Und dann das mit dem Abschlusswiderstand am Etna: 100 Ohm klingen eng und gebremst, bei 300 ging‘s deutlich besser: Der Raum öffnete sich wie von Geisterhand, die Mitten gewannen an Kontur und Durchsetzungskraft, das ganze Klangbild wurde viel stringenter und überzeugender. Schon sehr gut, aber noch nicht das Ende: Das ist nämlich dann erreicht, wenn man die Stöpsel einfach weglässt und den Abtaster mit 47 Kiloohm betreibt. Hätte ich die Bedienungsanleitung früher gelesen, dann wüsste ich, dass Mister Stevens genau das empfiehlt. Etliche Versuche mit diversem Unterstellzubehör (da passiert bei der Convergent eher wenig), Netzkabeln (ebenfalls wenig Effekt), der Positionierung des Netzteils und Ähnlichem später bin ich „da“: Die SL1 Legend wird ihrer Typenbezeichnung gerecht. Ich hab‘s ein bisschen bedauert, keine Endstufe von Ken Stevens mit dabei zu haben – wer weiß, was noch möglich gewesen wäre. Auf der anderen Seite machte die eingebaute Endstufe des Accuphase-Vollverstärkers E-600 einen ausgezeichneten Job, so dass die Notlage eine auf sehr hohem Niveau war. Der langen Rede kurzer Sinn: Die Convergent klingt anders, als ich es erwartet hatte. Sie ist nicht der frische, hemdsärmelige „Holzer“, den ich insgeheim erwartet hatte. Sie spielt vielmehr mit Bedacht, fast ein wenig vorsichtig. Das ist keinesfalls mit dynamischer Zurückhaltung zu verwecheln, von der kann nämlich nun wirklich keine Rede sein. Das Timbre wirkt erdig, gereift und auf eine intuitive Art angenehm. Die Convergent vermochte sogar aus dem technisch „mit Luft nach oben“ ausgestatteten Best-of-Album von Loreena McKennit ein erstaunliches Maß von Details zu extrahieren, was anders praktisch nicht machbar war. Der Respekt vor der Legend wächst mit den Aufgaben, die man ihr stellt: Eine kaum auszuhaltende Perfektion stellt sich ein, wenn man ihr den neuen Dynaudio-Sampler „Kissed By a Song“ zu „verdauen“ gibt. Wenn Sie mal hören wollen, wie ungeheuer präzise die Analogtechnik in der Lage ist, Positionen vor einem Mikrofon zu definieren, Raumillusionen zu schaffen und eine Stimme so selbstverständlich und ungekünstelt wirken zu lassen wie zum Beispiel die von Ulita Knaus auf ihrer „Baker-Street“-Interpretation auf diesem Album, dann empfehle ich eine Begegnung mit dieser fantatstischen Vorstufe. Im Bass ungeheuer geradlinig und präzise, aber niemals aufdringlich oder vorlaut. In ihren Qualitäten sicherlich mit den großen Audio Research-Modellen vergleichbar, aber mit einem weniger spektakulären Charakter gesegnet. Stoff für Legenden? Aber sicher!

Fazit

Definitiv eine der besten Vorstufen überhaupt. Extrem schwarzer Hintergrund, superfein auflösend und mit einem Phonoteil gesegnet, das auch mit einer externen Lösung kaum zu toppen sein dürfte.

Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Produkt: Convergent Audio Technology SL1 Legend

Preis: um 21000 Euro

8/2014
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Ausstattung & technische Daten 
Kategorie Röhrenvorstufe 
Vertrieb Bold High End Vertrieb, Frei-Laubersheim 
Telefon 06709 9119380 
Internet www.bold-highend.de 
B x H x T (in mm) 490/135/310 
Abmessung Netzteil (B x H x T in mm) 310 / 100 / 155 
Gewicht (in Kg) 29 
Garantie (in Jahre)
Unterm Strich... » Definitiv eine der besten Vorstufen überhaupt. Extrem schwarzer Hintergrund, superfein auflösend und mit einem Phonoteil gesegnet, das auch mit einer externen Lösung kaum zu toppen sein dürfte. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 06.08.2014, 09:18 Uhr
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