Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Einzeltest: Audiomat Aria


Savoir Vivre

Röhrenverstärker Audiomat Aria im Test, Bild 1
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Einen Verstärker von Audiomat zu beschreiben, heißt auch immer, die Menschen hinter der Marke genauer zu betrachten – zu schnell hat man nämlich den Eindruck gewonnen, es handele sich hier um eine „etwas andere“ Firma

Mitspieler



Plattenspieler


Scheu Premier III mit SME 309 und EMT JSD 5
Transrotor Dark Star Reference mit Nagaoka MP-500


Phonoverstärker


MalValve Preamp Three Phono
Quad Twentyfour P
Klein Technik Phono


Lautsprecher


WLM Stella
Isophon Cassiano
Coral Beta 8


Zubehör


Netzleiste, -kabel: PS-Audio, HMS
Phonokabel: Furutech, Nordost, Audioquest
NF-Kabel: Van den Hul, Horn Audiophiles
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks, Basen, Unterstellfüße: SSC, Thixar, Aktyna


Gegenspieler



Verstärker


WLM Sonata Integrated
MalValve Preamp Three und Poweramp Three
K+T SymAsym

Und genau genommen ist das auch so: Man nehme einmal die „Mutine.com“ getaufte Homepage des kanadisch-amerikanischen Distributors als Beispiel. Kaum eine andere Webseite, die irgendwie mit HiFi verbandelt ist, setzt sich so sehr mit der Kunst als Gesamtheit auseinander wie diese.

Röhrenverstärker Audiomat Aria im Test, Bild 2Röhrenverstärker Audiomat Aria im Test, Bild 3Röhrenverstärker Audiomat Aria im Test, Bild 4Röhrenverstärker Audiomat Aria im Test, Bild 5Röhrenverstärker Audiomat Aria im Test, Bild 6Röhrenverstärker Audiomat Aria im Test, Bild 7Röhrenverstärker Audiomat Aria im Test, Bild 8
Bildende Kunst findet hier genauso ihre Plattform wie gutes Essen und Wein oder die eine oder andere Literaturempfehlung. Auch, wenn es „nur“ die Distribution in Nordamerika ist: Audiomat muss man wohl im selben Licht sehen. Von den Clarisse-Brüdern im Jahr 1986 gegründet, hat sich das französische Familienunternehmen in audiophilen Kreisen einen Namen gemacht. Ein stetig wachsender Kundenkreis schätzt vor allem die Nachhaltigkeit der Verstärker, bei denen man sicher sein kann, nicht schon ein Jahr nach dem Kauf ein veraltetes Modell zu besitzen – Produktzyklen werden bei Audiomat eher in Dekaden gerechnet. Große Stückzahlen in Serienfertigung gibt’s nicht: Ein einziger Spezialist baut die Röhrengeräte in Südfrankreich zusammen, die Transistoreinheiten werden teilweise in den USA zusammengebaut. So auch der Audiomat- 1.6- Phonoverstärker, den ich in LP-Ausgabe 2/2009 testen durfte. Die „kleine“ Phonopre der Franzosen erwies sich dabei als universell einsetzbar und geradezu wundersam musikalisch – eine Kostprobe der Einstellung Audiomats: Den Klang nicht verbiegen, aber aus dem Eingangssignal so viel wie möglich an ursprünglicher Lebendigkeit herausholen. Mit diesem Ziel ist auch der relativ neue Röhrenvollverstärker Aria angetreten, der quasi die Nachfolge des respektierten Opéra antritt. Dieser wiederum wird in einer Premium-Version weitergebaut und vertritt damit die nächste Qualitätsstufe im überschaubaren Sortiment der Franzosen. 4.900 Euro werden werden für den Aria aufgerufen, der sich damit schon auf einem gehobenen Niveau im Reiche der Push-Pull-Verstärker befindet. Dafür gibt es einen sehr ordentlich verarbeiteten Röhren-Vollverstärker im traditionellen Stahlblechgehäuse mit einer früher einmal „Rauchglas“ genannten Acryl-Frontplatte. Das sieht gut aus und verbreitet eine wohlige Aura, wenn man die Röhrenheizungen im Dunkeln matt schimmern sieht. Andererseits wird es wohl eher nicht so leicht werden, andere Geräte optisch mit dem Aria zu kombinieren. Egal: So ein Verstärker hat wohl immer einen exponierten Platz als Solitär. Hinten finden fünf Hochpegelquellen und ein Rekorder Anschluss – das ist fast ebenso großzügig wie die Anzahl der Lautsprecherklemmen: Pro Kanal gibt es am Ausgangsübertrager einen Abgriff für acht und für vier Ohm, und das jeweils doppelt. Das Ganze wurde natürlich ausschließlich für Bi-Wiring vorgesehen – ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das nicht doch einmal zu einer Fehleinschätzung eines Benutzers führt, der meint, zwei Paar Lautsprecher parallel anschließen zu können. Wir gehen aber mal davon aus, dass ein Gerät auf dem Niveau des Audiomat nur nach gründlicher Einweisung verkauft wird. Das Innenleben ist übersichtlich und anhand des Schaltbilds auch schnell nachzuvollziehen: Das Eingangssignal wird in der ersten Stufe vorverstärkt, in der nächsten Stufe phaseninvertiert und dann von den beiden EL34 in der Push-Pull-Endstufe leistungsverstärkt. Die Schaltung ist eine der schlichtesten, die ich jemals in einem Verstärker gesehen habe – und das meine ich durchaus positiv, denn, um es auf eine einfache Formel zu bringen, je weniger das anliegende Signal bearbeitet wird, desto unverfälschter liegt es an den Lautsprecherklemmen an. Einstein hat einmal gesagt: „Keep it as simple as necessary, but not simpler.“ Zu einfach ist die Schaltung nicht geworden, der Audiomat hat sich an unserem Audio-Precision-Messplatz hervorragend geschlagen. Lediglich die Behauptung, es sei ein reiner Class-A-Verstärker, möchte ich mal vorsichtig revidieren: Den linearen Class-A-Betrieb verlässt der Aria bei etwa 2 x 10 Watt – damit gilt die Aussage also nur für 99 Prozent aller Anwendungen. Die Einfachheit der Schaltung hat die Clarisse- Brüder aber nicht davon abgehalten, einige selbst entwickelte Maßnahmen zur Optimierung einzusetzen. Augenfällig sind zunächst einmal die vergossenen „Rieseneimer“ von Siebkondensatoren, denen damit eine gewisse Schwingungsneigung ausgetrieben wird. Dasselbe Ziel verfolgen diverse „Kaugummireste“ – an neuralgischen Stellen angebrachte Pads aus einer Art Knetmasse, die mich ein bisschen an das Plastik-Fermit aus dem Klempnerbedarf erinnern, mit dem ich zu glorreichen Bastelzeiten einigen alten Thorens-Plattenspielern zu einem deutlich disziplinierteren Auftritt verholfen habe. Also: Auch, wenn es nicht nach High-End aussieht: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Konstrukteure bei Audiomat wissen, was sie tun und sich das auch anhören. Dieses Gefühl verdichtet sich im Hörtest zur Gewissheit: Die wissen sogar genau, was sie tun! Der Audiomat bringt das, wobei es mir beim Musikhören geht, auf den Punkt: Ohne Verfälschung, Anreicherung oder Verzerrung lässt er die Musik einfach nur leben. Was mit anderen Amps „Wiedergabe“ ist, macht er zum Erlebnis. Wie das technisch geht, ist mit ein Rätsel, denn das hat wie gesagt nichts mit dem hohen Klirrfaktor der meisten Single-Ended- Röhrenverstärker zu tun. Und doch: Immer wieder fühlte ich mich beim Hören an den ganz speziellen Reiz so manches guten 845-, 2A3- oder gar 300B-Verstärkers erinnert. Nur: Der Audiomat macht dies mal eben locker mit den meisten der mir zur Verfügung stehenden Boxen. Und glauben Sie mir, da sind eine Menge Kandidaten dabei, deren Impedanzverlauf nicht gerade nach einem Röhrenverstärker schreit. Die Isophon-Box, die der Kollege Barske in diesem Heft vorstellt, spielt am Audiomat mit der gleichen Wucht und Präzision im Bass wie an nominell deutlich überlegenen Halbleiter-Kollegen. Verfärbungen, Kompressionseffekte? Fehlanzeige. Die kleinen WLM Stella sind mit ihren leichten Papiermembranen natürlich dankbare und unkomplizierte Mitspieler – hier ließ sich auch schön der unterschiedliche Ansatz von WLM-Verstärker und Audiomat verfolgen: Wo der Sonata Integrated ganz präzise auf den Punkt spielt, lässt der Aria noch ein bisschen mehr Zügel, gibt der Musik ein bisschen mehr Farbe, Raum und Opulenz. Beide Ansätze haben ihren Reiz, muss ich zugeben – bei mir ist die Entscheidung für das eine oder andere abhängig von der Musik, die ich gerade höre, von der Box, die ich anschließe, und von meiner persönlichen Tagesform. Oder kürzer: Ich möchte mich eigentlich gar nicht entscheiden. Zurück zum Audiomat: Das Musikgenießen steht bei diesem Gerät an erster Stelle, seine anderen Qualitäten ordnen sich diesem hohen Ziel unter. So merkt man beim Hören erst einmal gar nicht, wie präzise er in seinem stets organischen Spielfluss die Instrumente trennt und platziert, wie er auch die kleinste Rauminformation zu einem authentischen Gesamtbild verarbeitet. Und diese Fähigkeit, technische Souveränität in den Dienst einer scheinbar mühelosen Musikwiedergabe zu stellen, macht in meinen Augen ein großartiges Gerät aus. Zu guter Letzt durfte sich der Audiomat Aria an einem dankbaren Objekt versuchen: Meinen geliebten Coral-Beta- 8-Breitbändern im selbst gebauten Gehäuse. Und hier ist er natürlich auf seinem ureigensten Terrain. Das hat – bei allen technisch sicher vorhandenen Schwächen eines solchen Lautsprechers – Schmelz, Kraft, Emotion, Farbe und Raumtiefe bis zum Abwinken. Da ich auch noch einige meiner Lieblingsplatten im Hörraum deponiert hatte, ist der Hörnachmittag unbemerkt in einen langen Hörabend übergegangen. In solchen Momenten liebe ich diesen Job.

Fazit

Der Audiomat Aria ist nur ein schlichter Röhrenverstärker. Aber durch die Meisterschaft bei der Feinabstimmung wird aus ihm eines der ausdrucksstärksten Geräte, das ich je gehört habe

Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Produkt: Audiomat Aria

Preis: um 4650 Euro

1/2011
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb H.E.A.R. GmbH, Hamburg 
Telefon 040 4135582 
Internet h-e-a-r.de 
B x H x T (in mm) 445/180/380 
Gewicht (in Kg) 26 
Garantie (in Jahre)
Ausführung: Nein 
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