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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Ortofon MC Windfeld Ti
Der Titan-Tonabnehmer
Oder vielleicht doch eher ein Tonabnehmer-Titan? In diesem Artikel wollen wir uns einem der radikalsten Tonabnehmerentwürfe nähern, den der dänische Traditionshersteller Ortofon je auf den Markt gebracht hat
Gewiss, da müssen wir zunächst ein paar Dinge klären. Erstens: Dieser Abtaster ist nach dem langjährigen Ortofon-Chefentwickler Per Windfeld benannt und 2017 erschienen. Tatsächlich ist es schon das zweite Modell dieser Mini-Baureihe, ein erstes „Tribute“-Modell namens Windfeld gab es bereits 2008. Wer also ist dieser Per Windfeld, dass man ihm gleich zweimal derart huldigen sollte? Nun, er ist der Tonabnehmermann schlechthin bei Ortofon, seine Designs haben die Art, wie man Abtaster baut weltweit geprägt. Seit dem Beginn seiner Tätigkeit für das dänische Unternehmen Mitte der Siebziger sind Legenden wie das MC 20 unter seiner Ägide entstanden, das Ortofon selbst interessanterweise „den modernen Nachfolger des SPU“ nennt.
Fast alle bekannten Baureihen von Ortofon-Abtastern sind Windfeld-Entwürfe, auch die berühmten Concorde-Tonabnehmer, ohne die die DJ-Kultur nicht das geworden wäre, was sie zur Hochzeit der Analogtechnik war.Das MC Windfeld von 2008 entstand unter der Ägide von Windfelds Nachfolger Leif Johannsen und baute auf viele von Windfelds konstruktiven Innovationen wie dem WRD-Dämpfungssystem, den ultrafein polierten Diamanten mit hauseigenem Replikant-100-Schliff und dem kräftigen Neodymmagnetsystem mit integriertem Feldstabilisator „FSE“.
Per Windfeld verstarb Ende 2022. Zu dem Zeitpunkt war der zweite „Tribute“-Abtaster mit seinem Namen bereits Realität, er trägt zusätzlich das Kürzel „Ti“ am Ende seiner Typenbezeichnung.
Das Windfeld Ti ist ein Low-Output-MCAbtaster zum Preis von 4000 Euro. Mit einer nominellen Ausgangsspannung von lediglich 0,2 Millivolt verlangt es nach kräftiger Verstärkung, was für moderne Halbleiterphonovorstufen mit 65 Dezibel und darüber kein Problem darstellt, für Röhrenlösungen mit entsprechendem Übertrager auch nicht. Eine niedrige Ausgangsspannung hat Tradition bei den Ortofon-Spitzenmodellen, mit einer Ausnahme sind alle Modelle der Top-Baureihe „Heritage“ so leise wie das Windfeld Ti. Das ist der Tribut, den der Hersteller an die extrem geringen bewegte Masse zahlt – nur auf diesem Weg funktioniert die Umsetzung der Rilleninformation auch bei höchsten Frequenzen problemlos. Die geringe bewegte Masse erkennt man auch am geringen Drahtwiderstand: Bei sieben Ohm gibt’s da eindeutig nicht viele Windungen. Die Spulen sind aus „Aucurum“ gewickelt, so nennt Ortofon seinen feinen vergoldeten hochreinen Kupferdraht.
Das Windfeld Ti steckt in einer ganz besonderen Variante des näherungsweise zylindrischen Systemkörpers, der viele Ortofon-MCs dieser Tage auszeichnet. In Sachen Material und Herstellungsprozess allerdings unterscheidet sich die Variante hier deutlich von denen der günstigeren Modelle. Ortofon setzte nämlich bereits 2007 beim Jubiläumsmodell A90 einen per Lasersinterverfahren (SLM, Selective Laser Melting) hergestellten Systemkörper ein – letztlich ein spezielles 3D-Druck-Verfahren, mit dem sich solide Metallkörper produzieren lassen. Fürs Windfeld Ti setzt man abermals auf diese Methode, weil sich auf diesem Wege exakt mit dem Generatorsystem kraftschlüssige Verbindungen herstellen lassen. Auf diesem Wege entsteht ein bestens bedämpfter Abtasterblock, in dem Resonanzen keine Chance mehr haben. Außerdem sind mit diesem Verfahren Formen möglich, die auf anderem Wege nicht zu realisieren sind, weil man mit klassischen „subtraktiven“ Fertigungsverfahren wie Fräsen und Boghren einfach nicht an die entsprechenden Stellen kommt. So kann man höchst elegant Hohlräume wie Leitungskanäle im Inneren des Systemkörpers realisieren.
Erstmals, und hier kommt endlich das Kürzel „Ti“ zum Zuge, setzt Ortofon beim neuen Windfeld auf Titan als Material für den Korpus. Das extrem korrosionsbeständige Metall mit einer Dichte, die etwa in der Mitte zwischen der von Aluminium und Stahl liegt, weist optimale Eigenschaften für den Einsatz an dieser Stelle auf. Ortofon kombiniert es hier mit Elementen aus Edelstahl, dabei heraus kommt ein Abtaster mit einem Gewicht von elf Gramm. Das ist nicht wenig, sollte sich an der allermeisten der empfohlenen mittelschweren Arme jedoch ohne Probleme ausbalancieren lassen.
Der Nadelträger des Windfeld Ti ist ein Borstäbchen. Das exotische Halbmetall eignet sich wegen seiner Kombination aus geringem Gewicht und hoher Steifigkeit sehr gut für diesen Job und wird öfter bei hochwertigen Abtastern an dieser Stelle eingesetzt. An seinem Ende sitzt wiederum ein feinpolierter Diamant mit Replikant- 100-Schliff. Der langgezogene, aber sehr dünne Diamant verspricht immer noch bestmöglichen Kontakt zwischen Nadel und Rillenflanke. Der Nadelträgeraufhängung wird im Inneren abermals von einem „Wide Range Damping“-System ruhiggestellt. Bei dieser Anordnung wird eine kleine, aber massereiche Platinscheibe zwischen zwei unterschiedliche Gummidämpfer eingespannt. Die Anordnung unterbindet Resonanzen des Gegneratorsystems über den ganzen Audiofrequenzbereich zuverlässig.
Im praktischen Umgang zeigt sich das Windfeld Ti erfreulich unproblematisch. Etwas Aufmerksamkeit verlangen die sowohl versetzt als auch versenkt an der Rückseite angebrachten Anschlusspins. Vier hochwertige und perfekt passende Headshell-Käbelchen liegen dem Tonabnehmer bei, genau so wie ein Schraubendreher und eine Nadelbürste in angemessenem Titangrau. Der Nadelträger wird von den seitlichen Flanken des Systemkörpers relativ gut geschützt, bei einem Abtaster in dieser Preisklasse kein ganz unwichtiges Argument. Jene beiden Flanken bilden zudem eine gerade Kante, die bei der Justage der Kröpfung hilfreich ist. Beachtung verdient noch die Profilierung des Systemkörpers an der Oberseite: Drei kleine Vorsprünge sorgen dafür, Systemkörper und Headshell stabil an drei Punkten kontaktieren.
Ich habe das Windfeld Ti an einer ganzen Reihe von Laufwerken und Tonarmen gehört, zunächst eine Weile an Helmut Thieles ausgezeichneter Kombination aus TT01 und TA01. Bereits dort viel der Klang durch seine extreme spritzige Lebendigkeit auf, diesen Umstand zog sich auch durch alle meine nachfolgenden Begegnungen mit der Ortofon-Preziose. Dabei ist es keinesfalls dieser leicht kühle Präzisionsfanatismus, der diversen Ortofon-Abtastern gerne nachgesagt wird, der hier in Erscheinung tritt. Es ist vielmehr eine sehr feine und selbstverständliche Art von Präzision. Sie weiß am Reed 3P auf dem Air Force II ebenso zu begeistern wie am Clearaudio Universal. Es ist eine ganz feine Geschmeidigkeit, die die Darbietung dieses Tonabnehmers auszeichnet. In Sachen Abschlussimpedanz bin ich dabei grundsätzlich in der Gegend von 300 bis 400 Ohm gelandet. Darunter gibt’s zwar einen etwas substanzielleren Bassbereich, der Ton verliert aber ein wenig von seiner Feinstofflichkeit. Tieftonales erledigt das Windfeld übrigens mit schulterzuckender Nonchalance. Sein Bass ist farbig, bestens ausdifferenziert, aber nicht auffällig substanziell. Er fügt sich einfach vollkommen nahtlos unterhalb des feinen Mittelhochtonbereiches ein. Das zeigt sich beispielsweise perfekt auf dem frisch wiederveröffentlichen Livingston Taylor-Klassiker „Good Friends“. Der gezupfte Kontrabass dockt warm, detailliert und unspektakulär unterhalb der Stimme an. Das Ortofon holt diese ganz spezielle Rauigkeit von Taylors Stimme mit größter Selbstverständlichkeit hervor, lässt die Nylonsaiten der Gitarre mit größter Authentizität fl irren und stellt das Geschehen auf eine sehr glaubhaft dimensionierte Bühne. Mit seiner lässigen Art von Dynamik ist das Windfeld Ti ein ganz feiner Unterhalter, alles Grobe und Vordergründige ist ihm fremd. Sehr schön.
Fazit
Absolute Königsklasse für Liebhaber der feineren Seite des Musikhörens. Das Windfeld Ti klingt fein, filigran, bestens integriert, ihm fehlt jegliche Schärfe und VordergründigkeitKategorie: Tonabnehmer
Produkt: Ortofon MC Windfeld Ti
Preis: um 4000 Euro
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hifisound Lautsprechervertrieb |
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Home Tech Plus GmbH |
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Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
Gewicht (in g) | ca. 11 g |
Unterm Strich... | Absolute Königsklasse für Liebhaber der feineren Seite des Musikhörens. Das Windfeld Ti klingt fein, filigran, bestens integriert, ihm fehlt jegliche Schärfe und Vordergründigkeit |