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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Mustang MM
Rennpferd für Einsteiger: Der Tonabnehmer Mustang MM
Tonabnehmer mit vier- oder gar fünfstelligen Preisschildern hält der Markt zuhauf bereit. Gibt’s denn da außer den üblichen Verdächtigen gar nichts, was wirklich gut klingt und was auch für Normalsterbliche bezahlbar ist?
Vielleicht doch. Dieser Abtaster für 300 Euro kommt zumindest mit dem Versprechen, ausgewachsenen Abtasterboliden in praktisch nichts nachzustehen. Das „Mustang MM“ ist ein in Japan gefertigter Abtaster nach dem, wie der Name schon verrät, MM-Prinzip. Zum Produkt gereift ist es durch die Initiative des Vertriebes Axiss Europe, der sich in Sachen Details zu dem schmucklosen Tonabnehmer allerdings sehr zurückhaltend gibt. Um den Elefanten im Raum gleich zu Beginn zu adressieren: Die im allwissenden Internet verbreitete Weisheit, dass es sich beim Mustang um nichts anderes handele als um ein umgelabeltes Großseriensystem von Sanyo, kann ich nicht bestätigen.
Zwar ist eine gewisse optische Verwandtschaft beim Systemkörper nicht zu leugnen, die hat aber Grenzen. So fehlt dem Mustang zum Beispiel die typische Einstellschraube für die Aufhängung. Auch die technischen Daten passen nicht, das Mustang will zwingend mit deutlich mehr Auflagekraft gefahren werden als das Sanyo. Das beide in letztlich aus der gleichen Quelle kommen ist möglich, identisch sind sie aber keinesfalls.Rein optisch macht das Mustang jedenfalls nicht allzu viel her. Im hinteren Bereich dominiert der typisch in schmuckloses Blech gekleidete Generator, die restlichen Formteile bestehen aus Kunststoff und wurden offenbar im Spritzgussverfahren hergestellt. So kennen wir das seit mehr als einem halben Jahrhundert von einer Vielzahl von Tonabnehmern. Der Nadeleinschub ist, wie es sich für ein MM gehört, im Falle eines Falles auswechselbar. Am Ende des Aluminiumnadelträgers sitzt ein elliptisch geschliffener Abtastdiamant. Zu diesem Zweck wurde das Alu-Röhrchen vorne zusammengedrückt, mit einer Bohrung versehen und der Diamant hindurchgeschossen. Damit geht er eine ausgesprochen innige Verbindung mit dem Nadelträger ein.
Beim Einbau des Mustang gilt es mit ein paar typisch japanischen Eigenarten umzugehen: Zum Beispiel sind im Systemkörper keine Gewinde eingelassen, so dass man beim Einbau mit Muttern am Tonabnehmer hantieren muss. Die kann man praktisch nur dann an die passende Stelle bugsieren, wenn man den Nadelschutz abnimmt, was das die Sache nicht angenehmer macht. Geht alles, ist aber nicht wirklich zeitgemäß. Genausowenig wie das Fehlen von Farbmarkierungen an den Tonabnehmerpins zum Anschluss der Headshell-Käbelchen. Gewiss, in der Bedienungsanleitung steht drin, welcher Draht wohin gehört, aber mit vier Farbklecksen geht’s einfacher.
Der Hersteller nennt die Nadelnachgiebigkeit des Mustang „mittel bis hoch“ und rät dementsprechend zur Verwendung leichter bis mittelschwerer Arme. Meiner Erfahrung nach sollte man’s bei „leicht“ nicht übertreiben, beim Einsatz an einem Klassiker wie dem Infinitiy Black Widow jedenfalls geriet die Einbauresonanz eindeutig zu hoch. Vertriebsmann Jörg Labza riet mir ohnehin dazu, ruhig einmal etwas schwerere Arme zu probieren und ich hatte mit dem etwas oberhalb von 15 Gramm angesiedelten Reed 1x auch überhaupt keine Probleme, im Gegenteil: Arm und System verstanden sich auf Anhieb bestens. Ungewöhnlich für ein MM: das hohe geforderte Auflagegewicht von drei bis dreieinhalb Gramm. Die üblichen zwei Gramm habe ich probiert, bekam damit aber keine sinnvollen Abtastwerte zustande und landete zu guter Letzt tatsächlich am oberen Ende des empfohlenen Bereichs. Meine mit 50 Dezibel verstärkende Röhrenphono freute sich über reichlich Ausgangsspannung des Mustangs. Der Hersteller gibt 1,7-3,4 mV bei 3,54 cm/s Schnelle an. Bei gängigeren 5,5 cm/s könnten das dann auch gerne 5 mV sein, was mit realistisch erscheint.
Das Mustang MM ist schlicht und ergreifend eine Feierstunde für das Prinzip des bewegten Magneten. Gewiss, es reicht nicht an die Feingeistigkeit eines Ortofon Windfeld Ti heran, auch hat es der überragenden Stabilität und Geschwindigkeit des DS Audio DS003 nicht viel entgegenzusetzen, aber es rockt. So richtig. Ganz leicht festzustellen bei „God Of Spinoza“, dem aktuellen Werk der Dortmunder Geradeaus- Rock-Truppe „Daily Thompson“ Sound genau so müssen eine dreckige Gitarre, ein kerniges Schlagzeug und ein knorriger Bass ineinandergreifen. Derbe, aber nicht unpräzise; voluminös, aber nicht schlabberig. Der Eindruck bestätigt sich bei dem wunderbar geschmeidigen „Chimes At Midnight“, dem Comeback-Album von Mandragua. Was das Mustang an Schmelz und Energie aus der Gesangsstimme holt, das ist große Klasse. In vielerlei Hinsicht erinnert mich das Mustang an mein geliebtes und leider nicht mehr produziertes Audio Technica AT-5V, das Mustang kann aber noch harziger und voluminöser.
Ob man damit Jazz hören kann? Aber klar! ECM-Atmosphäre pur bieten Joe Lovano und das Trio Tapestry auf „Garden Of Expression“: Das Mustang zeichnet die Percussion fein ziseliert, gibt den Klavieranschlägen Substanz und produziert sogar die Anblasgeräusche des Saxophons sehr überzeugend. Und? Was fehlt jetzt letztlich am Sound des Mustang? Solange man kein echtes Großkaliber im direkten Vergleich hört – gar nichts.
Fazit
Das Mustang MM macht Werbung fürs MM-Prinzip: Es spielt kräftig und farbig, schafft eine realistische Raumillusion und hat zudem ein feines Händchen für Details. Wer deutlich mehr will, muss erheblich tiefer in die Tasche greifen.Kategorie: Tonabnehmer
Produkt: Mustang MM
Preis: um 300 Euro
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Telefon | 0234 3254190 |
Internet | www.axiss-europe.de |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
Gewicht (in g) | ca. 4,5 g |
Unterm Strich... | »Das Mustang MM macht Werbung fürs MM-Prinzip: Es spielt kräftig und farbig, schafft eine realistische Raumillusion und hat zudem ein feines Händchen für Details. Wer deutlich mehr will, muss erheblich tiefer in die Tasche greifen. |