Serientest: Cayin iDAP-8, Cayin iDAC-8

Cayin hat sich in den letzten Jahren zum echten Spezialisten für hochwertiges Hifi im Kompaktformat gemausert. Die neue 8er Serie setzt bei den Midi-Komponenten neue Maßstäbe in Sachen Ausstattung und Klang.

Die Zhuhai Spark Electronic Equipment Co. Ltd. wurde 1993 gegründet. Das Unternehmen widmet sich seither insbesondere der Entwicklung von Röhrenverstärkern. Daneben ist die Firma auf die Herstellung von Audio- und Netztransformatoren spezialisiert, die auch in Geräten anderer Hersteller verwendet werden. Nur drei Jahr später hat Thomas Deyerling die Vermarktung für Europa unter dem Namen Cayin übernommen, die dazu gehörige Vertriebsgesellschaft gründete er im Jahr 1998. Seitdem achten Deyerling und sein Partner Stefan Noll streng auf den technischen und markenrechtlichen Standard für den europäischen Markt – mit Erfolg.

Nach den bekannten und beliebten Röhrenverstärkern unter dem Namen Cayin sind gerade in den letzten Jahren immer mehr High-Tech- Geräte ins Sortiment aufgenommen worden, die quasi den Gegenentwurf zu den ja sehr traditionell verhafteten Röhrenverstärkern darstellen: Vor alle Netzwerkplayer, DA-Wandler und Kopfhörerverstärker für den mobilen Bereich, aber auch für die heimischen vier Wände, sind dazu gekommen und konnten trotz oder gerade wegen ihrer modernen Technik die Klangtradition Cayins wahren.   

Die „Achter-Reihe“  

Und – seien wir ehrlich – das stört doch heutzutage keinen mehr: Aufgeschlossenen Hifi -Fans haben kein Problem damit, ihre Schallplatten über einen Verstärker oder Aktivlautsprecher mit DSP-Signalverarbeitung zu hören – genau so, wie sich Freunde der Marke Cayin das hochwertige digitale Front-End neben einen optisch passenden Röhrenverstärker stellen. Ein Foto, wie so etwas aussehen könnte, finden Sie auf diesen Seiten. Neben den hier vorgestellten Geräten gibt es noch einen rein analogen Kopfhörerverstärker, den wir zu einem anderen Zeitpunkt gerne noch vorstellen.   

Der Player iDAP-8  

An vorderster Front soll natürlich die Signalquelle stehen. „DAP“ steht hier für „Digital Audio Player“ – und das ist auch Programm – der iDAP-8 ist hier der Multiplikator, der alles an Quellen anzapft, aus denen er irgendwie Musiksignale ziehen kann, die er dann zum einen – wichtig! – anwenderfreundlich verwaltet und zum anderen aufbereitet und an den nachgeschalteten Wandler weitergeben kann.

  Dabei kann er über die Apps HiByCast und HiByLink sowohl von Apple Music und Tidal, wie auch über eigene NAS-Speicher streamen. Die 128GB eingebauter Speicher können über einen dedizierten SSD-Steckplatz auf bis zu 4 Terabyte erweitert werden. Wem das nicht reicht, der kann wie gesagt eigene NAS-Server über Wifi oder Ethernet mit dem iDAP-8 verbinden. Ein USB- und SD-Karten-Steckplatz sind auch vorhanden. Und natürlich beherrscht das Gerät auch Bluetooth, für den komfortablen Musikabend über das Smartphone. A propos Smartphone: Wenn der eingebaute Touchscreen für die komfortable Steuerung außer Reichweite ist, kann dessen Inhalt per App auf ein Mobilgerät gespiegelt werden und damit die Steuerung von überall aus erfolgen. Intern werden die Musiksignale in alle möglichen Ausgabeformate umgesetzt. Es gibt die üblichen Digitalschnittstellen, aber auch gleich wirklich alle davon: optisch, koaxial per BNC- und Cinch-Buchse und auch symmetrisch im professionellen AES/EBU-Format. Dazu kommt noch die Königsklasse digitaler Signalübermittlung: I²S-Signale über einen HDMI-Ausgang. In Sachen Auflösung sind hier quasi Grenzen gesetzt: Lineare PCM-Signale können in bis zu 32bit/768kHz übertragen werden, DSD bis 22,58MHz also DS512.   

Der Wandler iDAC-8  

Die entsprechenden Eingänge finden sich alle an der Rückseite des iDAC-8, der genau wie der Player für 1598 Euro zu haben ist.

Intern findet dann eine Aufbereitung der digitalen Signale im AK4191- Chip statt, bevor sie an die hochwertige Wandlersektion weitergegeben wird, die aus zwei jeweils mono arbeitenden AK4499EX besteht. Abschließend werden die Signale dann noch in der ebenso durchdachten analogen Ausgangssektion aufbereitet, bevor sie unsymmetrisch über Cinch oder symmetrisch über XLR ausgegeben werden. Die zur Verfügung stehenden Signalspannungen sind dabei sehr großzügig dimensioniert, während die Ausgangsimpedanz niedrig genug für längere Signalwege ist. Der Clou an der Ausgangsstufe – und hier kommen wir wieder auf die Kernkompetenz Cayins zurück – ist die Röhrenbestückung mit 6H6b-Trioden, die dem Ganzen dann noch etwas Röhrenflair verleihen – wenn man möchte, denn alternativ kann man auch direkt und rein transistorisiert an den Ausgang gehen. Auf jeden Fall macht die Röhrenausgangsstufe und die analoge Lautstärkeregelung aus dem reinen DAC auch eine echte Vorstufe, mit der63 man eine Anlage mit verschiedenen Digitalquellen betreiben kann.   

Praxis

In meinem Hörraum habe ich alle Betriebsarten genutzt: Als DAC mit der unverfälschten direkten Ausgabe, wie auch als Vorstufe mit Röhren im Ausgang an Aktivboxen und auch alles dazwischen. Kommen wir aber erst einmal zum Setup, das dank der schon vorinstallierten Software reibungslos gelingt – ist der iDAP-8 einmal im Netzwerk, kann es nach Eingabe der Zugangsdaten beim entsprechenden Streaming-Anbieter auch schon losgehen. Selbstverständlich kann man auf dem Android- 9-basierten Betriebssystem noch Software nachinstallieren. Der iDAC-8 ist selbsterklärend und muss eigentlich nur verkabelt werden – das große Display informiert über die jeweilige Quelle und die gewählte Auflösung und Datenformat. Schon mit Bluetooth kann die Kombination recht eindrucksvoll aufspielen – mit dem neuen Standard ist der Abstand zu einem direkt angeschlossenen CD-Player fast nicht mehr auszumachen. So richtig Spaß kommt aber natürlich erst mit HiRes-Audio auf, wenn der Bitstrom quasi keine Grenzen mehr kennt. Sowohl über Streaming- Anbieter mit entsprechenden Formaten, als auch über die eigene gespeicherte Musiksammlung überzeugt die Cayin-Kombination mit feiner Auflösung, präziser Nachzeichnung der noch so subtilen Signale und, wenn gewünscht, mit jener Prise Gewürz, den die Röhrenausgangsstufe bringt. Je nach Lust und Laune und auch Musikrichtung war dabei die streng neutrale Transistorvariante das Mittel der Wahl, nämlich, wenn es darum ging, andere Komponenten im jeweiligen Testaufbau zu beurteilen, denn hier ist natürlich jede weitere Variable eine zu viel. Wenn es mir aber darum ging, nach Abschluss des Pflichtprogramms einfach nur Musik zu genießen, habe ich auf Röhre umgeschaltet, den iDAC-8 direkt mit meinen uralten aktiven Spendor BC-1 verkabelt und in klassischer Musik „gebadet“. Diese mehrere HiFi- Generationen übergreifende Kombination hat nämlich so viel Schmelz und Charme, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte und mir an den entsprechenden Stellen bei Tschaikowsky und Beethoven die Tränen in den Augen standen. Hochwertig und neutral können nämlich viele – für das Berühren der Seele der Musik braucht es aber eben noch ein bisschen mehr – Cayin hat es! 

Fazit

Umfassend ausgestattete und technisch hochwertige Player-DAC-Kombination mit dem zusätzlichen Charme einer starken Röhren-Ausgangsstufe.