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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenMusikrezension: VA - Sound City – Real to Reel (RCA)
VA - Sound City – Real to Reel
Dieses Album einfach nur als „Filmmusik“ zu bezeichnen, käme einer groben Unterlassungssünde gleich. Vielmehr ist es ein Refugium. Ein Schatz. Eine Liebeserklärung. Ein zeitgeschichtliches Dokument. Etwas, das man haben muss. Dennoch: Es ist eine Art Soundtrack. Verfasst von einer illustren Schar von Superstars der Rockszene, die ein gemeinsames Anliegen hatten: ein Mischpult zu feiern. Und zwar nicht irgendeins. Sondern das, auf dem die komplette musikalische Jugend von vielen von uns entstanden ist: der Konsole, die im kalifornischen Van Nuys in den überaus heiligen Hallen eines Tonstudios namens „Sound City“ stand. Der gleichnamige Film erzählt die Geschichte dieses Studios, das, wie viele andere berühmte Institutionen dieser Art auch, irgendwann seine Tore schließen musste. In diesem Falle passierte das bedauerlicherweise 2011. Einer, der sich der Bedeutung von Sound City vollkommen bewusst war, ist Dave Grohl. Der ehemalige Drummer von Nirvana, heutzutage als Chef der Foo Fighters, erfolgreicher Produzent und Sessionmusiker bestens im Geschäft. Dave Grohl kaufte das Herz von Sound City – das Pult. Und in diesem Zuge wechselte er kurz mal ins Regiefach und drehte einen Dokumentarfilm über die Geschichte von Sound City und ganz besonders über die Konsole. Ich empfehle dringend, sich den Film anzusehen. Wenn es neben „It Might Get Loud“ mit und über Jimmy Page, The Edge und Jack White jemals ein wirklich rundherum gelungenes filmisches Werk über die zeitgenössische Rockmusik gegeben hat, dann „Sound City“. Der Film feiert das analoge Zeitalter. Er erzählt, warum der Sound, der die Rockmusik groß gemacht hat, nur analog entstehen konnte, warum 24-Spur-Maschinen Pflicht waren und warum „Pro Tools“ der Untergang der großen Studios war. Sound City (das Studio) war der Ort, an dem alles passierte. Dort lernten sich Mitte der Siebziger vier Musiker kennen, von denen noch zu hören sein sollte: Stevie Nicks, Christine McVie, Lindsay Buckingham und Mick Fleetwood. Fleetwood Mac gab‘s zwar schon seit 1967, aber erst dieses Lineup erlangte Weltruhm. „Rumors“ von 1977, bis heute eines der erfolgreichsten Alben der Musikgeschichte, entstand natürlich bei Sound City. Oder, da schließt sich der Kreis zu Dave Grohl, Nirvanas Durchbruch „Nevermind“ von 1991. Auch das entstand so, wie sich das gehört: rein analog. Und mit diesem ganz speziellen Sound, den es nur bei Sound City gab und der in erster Linie zwei Ursachen hatte: eine Raumakustik, die zufälligerweise den fettesten Schlagzeugsound aller Zeiten produzierte und eben – das Pult. Ein sonderangefertigtes Neve 8028 mit 28 Eingängen, 1972 für 73.000 Dollar in Auftrag gegeben. Selbstverständlich kommt Konstrukteur Rupert Neve im Film ebenfalls zu Wort und erklärt, wie wichtig die Luftspaltgeometrie der Eingangsübertrager für den Sound ist – großartig. Neve-Konsolen gelten bis heute klanglich als das Großartigste, was jemals gebaut worden ist, die 8028 aus dem Studio A von Sound City nimmt unter all den Legenden noch eine Sonderstellung ein. So, jetzt, endlich, die Platte. Ein Album, das Dave Grohl mit jeder Menge Prominenz natürlich über eben dieses Pult eingespielt hat. Mit dabei sind, um nur ein paar Beteiligte zu nennen: Stevie Nicks (Fleetwood Mac), Dave Grohl und Krist Novoselic (Nirvana), Trent Reznor (Nine Inch Nails), Taylor Hawkins (Foo Fighters), Jim Keltner (Sessiondrummer für jede Menge Legenden), Rick Springfield und – Sir Paul McCartney himself. Und zwar als Sänger und Gitarrist in dem absolut überzeugenden Brecher „Cut Me Some Slack“, an dem er sogar mitgeschrieben hat. Das Album ist genau das, was es sein sollte: Ein Treffen von alten Freunden, die die guten alten Zeiten hochleben lassen und offensichtlich viel Spaß dabei hatten. „You Can‘t Fix This“ von Stevie Nicks ist lebendige Fleetwood Mac-Geschichte, durch alle Titel jedoch zieht sich ein wenig Dave-Grohl-Sound. Wer mit dessen Arbeiten nach Nirvana etwas anfangen kann, der wird auch mit diesem Album klarkommen. Die beiden 180-Gramm- Scheiben klingen so, wie es sein sollte: satt, wuchtig, relativ aufgeräumt, mit durchaus brauchbarer Transparenz, und alles tönt schön stimmig und geschmeidig. Als Verbeugung vor der Zeit der großen analogen Produktionen absolut in Ordnung. Optisch schön im Tonband-Look gehalten und ja – es gibt auch einen MP3-Download-Gutschein. Wenn‘s natürlich auch irgendwie ein Frevel ist.
Fazit
Gelungene Hommage an die große Zeit der analogen MusikproduktionKategorie: Schallplatte
Produkt: VA - Sound City – Real to Reel (RCA)
144-612
ArtPhönix Vinyl |
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