Musikrezension: NDR 60 Years Jazz Edition No. 03 – Stéphane Grappelli Ensemble (Moosicus Records)

Stéphane Grappelli ist der Star der dritten Veröffentlichung aus der Reihe „NDR 60 Jazz Edition“, die zum Besten gehört, was in letzter Zeit auf den Markt geworfen wurde. Wie bei den ersten beiden Teilen der Reihe gilt dies auch hier sowohl für den Klang als für die musikalische Güte. Entstanden ist die Aufnahme am 17. Mai 1957 im Hamburger NDR-Studio und klingt so frisch und differenziert, als hätte Grappelli seinen Geigenbogen eben erst aus der Hand gelegt. Die Platte dürfte auch aus anderem Grund interessant sein, gibt es doch bekanntlich viele Sammler der Musik von James Last; als Hans Last bedient er hier in einer seiner frühen Aufnahmen den Bass. Maurice Vander am Piano und Rolf Ahrens am Schlagzeug komplettieren das Ensemble um den Stargeiger Grappelli, der zu dieser Zeit nur selten Gast in einem Tonstudio war und die Einspielung damit eine Lücke schließt, die in seiner Vita der 1950er-Jahre klafft. Zu den Gründen dieser Abstinenz gibt es einen aufschlussreichen Text auf einer der beiden Innenhüllen, die in einem wertigen Klappcover stecken. Zusammen mit Django Reinhardt gründete er in den 1930er-Jahren das Quintette du Hot Club de France, die stilistische Bandbreite seines Spiels hatte zum Zeitpunkt der Aufnahme aber noch zugenommen, und so bieten die insgesamt 20 Titel, die sich größtenteils aus dem amerikanischen Songkatalog speisen, jede Menge Abwechslung; dazu tragen auch seine Mitspieler, vor allem Maurice Vander am Piano bei. Die überwiegend in sehr zügigem Tempo eingespielte Session lässt keine Sekunde lang Melancholie aufkommen und weckt im Hörer den Wunsch, dass möglichst bald das NDR-Archiv nach weiteren Schätzen durchsucht wird. 

Fazit