Kategorie: Schallplatte

Musikrezension: McCoy Tyner/Freddie Hubbard Quartet / The Gil Evans Orchestra – Live at Fabrik – Hamburg 1986 (Jazzline)


McCoy Tyner/Freddie Hubbard Quartet / The Gil Evans Orchestra – Live at Fabrik – Hamburg 1986

Schallplatte McCoy Tyner/Freddie Hubbard Quartet / The Gil Evans Orchestra – Live at Fabrik – Hamburg 1986 (Jazzline) im Test, Bild 1
21561

In vielerlei Hinsicht sind Archive unendlich wichtig für die Nachwelt. Wer wüsste das besser als ich, der ich selbst hauptberuflich in einem Archiv tätig bin. Während ich daran mitarbeite, die Historie eines Konzerns über die Zeit zu retten, lagern im NDR-Archiv Schätze für die Ohren, aus dessen Fundus zuletzt die erfolgreiche Reihe „Live at Onkel Pö’s Carnegie Hall“ geschöpft hat, die auch in der LP in ganzer Breite besprochen wurde. Jazzline setzt nun die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem NDR fort und veröffentlicht bisher unveröffentlichte Konzerte unter dem Titel „Live at Fabrik“. Den Auftakt bilden zwei Aufnahmen aus dem Jahr 1986. Nachdem Freddie Hubbard 1978 bereits das Onkel Pö’s besucht hat, trat er im Juni 1986 gemeinsam mit dem legendären Pianisten McCoy Tyner in der Fabrik in Hamburg-Altona auf. Vier Monate später gab sich das Gil Evans Orchestra die Ehre und fügte dem 1899 erbauten Gebäude mit seiner wechselvollen Geschichte ein weiteres Kapitel hinzu. Der dreischiffige Hallenbau diente zunächst als Werkhalle für Holzbearbeitungsmaschinen, im Jahr 1971 wurde dieser zum ersten Kultur- und Kommunikationszentrum Deutschlands umgebaut und war in der Folgezeit Vorbild für viele weitere Einrichtungen dieser Art in Deutschland und Europa. Ein Brand im Jahr 1977 beendete diese Phase, aber nur um zwei Jahre später nach einem Wiederaufbau umso glorreicher erneut durchzustarten. Die jeweils drei LPs stecken in einem Triple Gatefold Cover, das mit einer Innen- und Außenaufnahme des Gebäudes ausgestattet ist. Leider wurde der ausreichende Platz nicht dafür genutzt, neben dem Cover-Foto weitere Bilder des Konzerts abzudrucken. Dafür bieten die Texte von Michael Laages weitere Informationen zu den Auftritten und setzen sie in einen historischen Kontext. Die Fertigungsqualität des Vinyls ist tadellos und im Tonstudio wurde hervorragende Arbeit geleistet. Die Live-Atmosphäre überträgt sich mit großer Dynamik ungefiltert auf den heimischen Hörer und kann ihn damit in die damalige Live-Situation versetzen. Als weitere Veröffentlichungen sind Mitschnitte der Eddie Harris Band von 1988 und von Michael & Randy Brecker mit ihren jeweils eigenen Bands von 1989 geplant. Freddie Hubbard an Trompete und Flügelhorn sowie McCoy Tyner am Piano bilden zusammen mit Avery Sharpe am Bass und Louis Hayes am Schlagzeug ein Quartett, dessen Auftritt wie geschaffen ist, die neue LP-Reihe zu eröffnen. Auf acht Stücken von jeweils beträchtlicher Länge breiten sie ihre überbordendes Können aus. Allein das Stück „Nero-Terra“ mit seinen fast 26 Minuten bietet einen Überblick über die großen Fähigkeiten der Musiker. Der gewaltige Anschlag McCoy Tyners bildet das ideale Gegengewicht zum kraftvollen Ton Freddie Hubbards, die durch Bass und Schlagzeug ein mehr als stabiles Fundament geliefert bekommen. Die solistischen Ausflüge aller Beteiligten sind eingebettet in eine energiegeladene Session, die das anwesende Publikum hörbar in Begeisterung versetzt hat. Das Gil Evans Orchestra agiert mit ebensolcher Power und haut dem Zuhörern rockige Klänge im orchestralen Gewand um die Ohren. Gemeinsam mit seinen 15 Mitspielern bringt der Pianist und Bandleader Gil Evans acht Stücke auf die Bühne, von denen vier aus der Feder von Jimi Hendrix stammen. Es ist aber vor allem das Stück „Subway“ des Synthesizer-Spielers Pete Levin, das mit seinen Wendungen und seiner großen emotionalen Kraft am nachhaltigsten in Erinnerung bleibt. Auch die Interpretation von Joe Zawinuls „Birdland“ ist epischer Jazzrock, den man keinesfalls verpassen sollte. Gil Evans’ eigene Komposition „Orgone“ bildet den Abschluss eines Konzerts, für dessen Veröffentlichung man den Beteiligten auf Knien danken sollte!

Fazit

Furioser Auftakt einer neuen LP-Reihe! Am besten jetzt schon ein eigenes Fach im LP-Regal reservieren!

Kategorie: Schallplatte

Produkt: McCoy Tyner/Freddie Hubbard Quartet / The Gil Evans Orchestra – Live at Fabrik – Hamburg 1986 (Jazzline)

6/2022
Werbung*
Aktuelle Schallplatte bei:
Weitere Informationen Schallplatte
Weitere Informationen Schallplatte
Weitere Informationen Schallplatte
* Für Links in diesem Block erhält hifitest.de evtl. eine Provision vom Shop
 
Neu im Shop

ePaper Jahres-Archive, z.B. Heimkino

ePaper Jahres-Archive, z.B. Heimkino
>> mehr erfahren
Autor Ralf Henke
Kontakt E-Mail
Datum 17.06.2022, 11:56 Uhr
488_23522_2
Topthema: Ingenieurskunst in Perfektion
Ingenieurskunst_in_Perfektion_1728396881.jpg
Revelation RX2 PRO – High-End Zweikanalendstufe von Brax

Mit der RX2 PRO kündigt Brax nicht weniger als die Endstufe der Superlative an, vollgepackt mit Innovation und das erste Class-D Design der Marke.

>> Mehr erfahren
kostenloses Probeexemplar Cover Probeexemplar
Jetzt laden (englisch, PDF, 9.28 MB)
kostenloses Probeexemplar Cover Probeexemplar
Jetzt laden (, PDF, 9.25 MB)
kostenloses Probeexemplar Cover Probeexemplar
Jetzt laden (, PDF, 7.33 MB)
kostenloses Probeexemplar Cover Probeexemplar
Jetzt laden (, PDF, 14.78 MB)
kostenloses Probeexemplar Cover Probeexemplar
Jetzt laden (deutsch, PDF, 7 MB)
Interessante Links:
  • www.hausgeraete-test.de
  • www.heimwerker-test.de
  • hifitest.de/shop/
Allgemeine Händlersuche
Landkarte PLZ0 PLZ1 PLZ2 PLZ3 PLZ4 PLZ5 PLZ6 PLZ7 PLZ8 PLZ9

Klicken Sie auf Ihre PLZ oder wählen Sie ein Land

Händler des Tages