Musikrezension: Billie Eilish – Happier than Ever (Interscope)

Talent ist Talent – auch, wenn es erst 19 Jahre alt ist. Innerhalb kürzester Zeit hat sich Billie Eilish, Tochter irischstämmiger Eltern, in den Alternative-Pop-Olymp gesungen – zu Recht. Dabei entspricht sie gar nicht dem so gerne von den einschlägigen Medien kolportierten Bild des jungen weiblichen Pop-Stars. Viel eher hat man den Eindruck, dass dieses Mädel einfach weiß, was es will – und wie sie es erreichen kann. Dazu kommt eine geradezu unverschämt sinnliche Stimme, ordentliche gesangliche Klasse, und ein Marketing, das zielgenau die Bedürfnisse der Zielgruppe trifft: Echt, authentisch, wider den Mainstream. Auf ihrem bereits zweiten Longplayer ändert sich dann auch musikalisch nicht wirklich viel: Nicht mehr ganz so düster-schwer, dafür etwas erwachsener, langsamer, ruhiger, reifer und überlegter agiert die junge Sängerin. Das passt zumindest zum bereits vollzogenen visuellen Wandel weg vom schwarzgrünhaarigen Punk-Mädchen hin zur blonden Sexbombe. Zu Grunde liegt jedoch noch immer eine unterschwellige Melancholie, die auch das Cover des entsprechend ironisch betitelten Albums aufgreift. Welchen Platz kann ich als junge Frau in dieser Welt einnehmen, was verlangt diese Welt von mir und was erwarte ich von mir und ihr – in ihr? Billie Eilish kokettiert mit verschiedenen Möglichkeiten diese Fragen zu beantworten; und weil sie sich musikalisch nicht wirklich substanziell steigert und stattdessen eine sanfte Evolution vorantreibt, liefert sie sehr solide genau das ab, was ihre Fans von ihr erwarten dürften. Persönlich fehlt mir so ein kleines bisschen die Dunkelheit, die in Songs und Videos wie „Bury a Friend“ im Vordergrund stand – heuer steht eher Party an.

Fazit