Kategorie: Schallplatte

Genre: Jazz


Thelonious Monk – With John Coltrane / Thelonious in Action / Misterioso

Schallplatte Thelonious Monk – With John Coltrane / Thelonious in Action / Misterioso (Craft Recordings / Analogue Productions) im Test, Bild 1
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Zunächst etwas zur Einordnung: Im Jahr 1998 hat das Label Analogue Productions die aus sieben LPs bestehende Box „The Riverside Tenor Sessions“ in einer Auflage von 2500 Exemplaren veröffentlicht. Sie enthält die Alben „Brilliant Corners“ (1957), „Monk’s Music“ (1957), „Thelonious Monk with John Coltrane“ (1961), „Thelonious in Action“ (1958), „Misterioso“ (1958), „5 by Monk by 5“ (1959) und „At the Blackhawk“ (1960). Die Box ist bei Fans und Sammlern gut angenommen worden und erzielte zwischenzeitlich vierstellige Preise. Im Frühjahr 2024 erschien eine Neuauflage der Box, diesmal limitiert auf 1000 Exemplare. Im Unterschied zur Erstauflage sind hier allerdings nicht die normalen LP-Hüllen enthalten, stattdessen liegen den jeweiligen LPs Drucke der Vor- und Rückseite des Covers bei, ergänzt durch ein Booklet mit Fotos und Liner Notes. Wer nicht an allen LPs der Box interessiert ist und sich stattdessen an einzelnen Aufnahmen in überarbeiteter Soundqualität erfreuen möchte, kann sich jetzt ein individuelles Monk-Menü zusammenstellen, muss aber aufgrund der hochwertigen Pressung samt Antistatikhülle aus dem Hause „Quality Record Pressings“ pro Stück knapp 60 Euro locker machen. Für die Rezension wurden drei LPs zur Verfügung gestellt.

Das Album mit John Coltrane wurde 1961 veröffentlicht, die Aufnahmen dazu entstanden jedoch im Jahr 1957. Es war nur eine ca. sechs Monate währende Zeit, in der Thelonious Monk und John Coltrane bei verschiedenen Sessions im Studio gemeinsame Sache machten. Als sich 1961 das Ende der Zusammenarbeit zwischen Monk und dem Riverside- Label abzeichnete, wurden bisher unberücksichtigte Aufnahmen in verschiedenen Settings zu diesem Album zusammengefasst und geben einen seltenen Einblick, welche Magie entstehen kann, wenn zwei Meister ihres Fachs zusammentreffen. Ein kleiner Nachteil ist der Umstand, dass die drei Aufnahmen in Quartett-Besetzung (Wilbur Ware am Bass, Shadow Wilson am Schlagzeug) in Mono aufgenommen wurden, während zwei weitere Stücke, die während der Session für das Album „Monk’s Music“ entstanden sind, in Stereo abgemischt sind. Das letzte Stück „Functional“ ist zudem ein Piano-Solo von Monk und wirkt auf einem Album, das explizit den Namen John Coltranes in den Vordergrund stellt, etwas deplatziert. Somit hat das Album einerseits die Anmutung, nur eine Zusammenstellung zu sein, andererseits ist das gemeinsame Spiel von Monk und Coltrane von solch einer Klasse, dass es trotz der genannten Besonderheiten zu den besten Alben seiner Riverside-Zeit zählt.

„Thelonious in Action“ ist eine Live-Aufnahme aus dem Five Spot Cafe in New York, die im August 1958 entstanden ist. Hier umgibt Thelonious Monk, der sich zu jener Zeit auf seinem künstlerischen Höhepunkt befand, mit Johnny Griffin am Tenorsaxofon, Ahmed Abdul-Malik am Bass und Roy Haynes am Schlagzeug. Insbesondere der Tenorsaxofonist zieht die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich, wenn er seine unfassbar schnellen Soli abfeuert, wie man es am besten auf „Rhythm-A-Ning“ bewundern kann; nicht umsonst nannte man ihn „Volcano“! Auch die anderen Musiker, wie Monk selbst, liefern hier richtig ab und werden am Ende zurecht mit heftigem Applaus des Publikums bedacht. Man kann es noch heute bedauern, dass das Quartett in dieser Besetzung nicht länger beieinander geblieben ist, denn Johnny Griffin stellt für Monk eine echte Bereicherung dar, insbesondere bei seinem Standardrepertoire. Thelonious Monk ist anzumerken, dass er es genießt, nach vielen Jahren erzwungener Abstinenz wieder vor Publikum spielen zu dürfen. Ihm war aufgrund eines Drogenfundes in seinem Auto die „Cabaret Card“ entzogen worden, die damals Voraussetzung war, in den Nachtclubs seiner Heimatstadt New York auftreten zu dürfen. Dies sagt aber auch viel über die Persönlichkeit Monks aus, denn es waren nicht seine Drogen, sondern die seines Freundes Bud Powell. Er schwärzte diesen aber nicht an und nahm damit 60 Tage Gefängnis, die Bühnensperre und damit ein massives Karrierehindernis auf sich.

„Misterioso“ enthält weitere sechs Songs des gleichen Konzerts, auf denen man insbesondere die Fähigkeit des Tenorsaxofonisten Johnny Griffin bewundern kann, wie er seine Soli mit Anleihen anderer Songs unmerklich anreichert. So lässt er auf dem eröffnenden „Nutty“ geschickt einige Motive von „Surrey with the Fringe on Top“ einfließen, später sogar das Thema der Popeye- Kurzfilme. Die Freiheiten und die Präsenz, die er auf den beiden Live-Alben zugestanden bekommt, durfte sich sein langjähriger Nachfolger Charlie Rouse nicht mehr nehmen. Auf einem Stück ist Thelonious Monk als Solist aktiv, interessanterweise wählt er mit „Just a Gigolo“ eine Fremdkomposition, der Rest der Aufnahme stammt von ihm. Dieses dient als kurzes, verträumt vorgetragenes Zwischenspiel, bevor die Aufnahme mit dem Titelstück endet, das abermals die Klasse von Johnny Griffin aufzeigt. Dieser reißt über eine weite Strecke das Stück an sich, bevor Thelonious Monk das Finale bestreitet und damit ein sich über zwei LPs erstreckendes, wunderbares Konzert geschmackvoll beendet.

Die Fertigungs- und Klangqualität aller LPs ist von großer Klasse und lässt den Hörer an der Blütezeit eines stilprägenden Jazz-Pianisten teilhaben, der auf Riverside seine erfolgreichste Zeit hatte. Mit der LP-Box, der diese drei LPs entstammen, erfuhr er eine würdige Anerkennung. Gut zu wissen, dass der Hörer nun wahlweise jedes Album einzeln oder die gesamte Box (die es nur als sündhaft teuren Import gibt) erstehen kann.

Fazit

Hier passen die große Qualität von Pressung und Musik perfekt zusammen.

Kategorie: Schallplatte

Produkt: Thelonious Monk – With John Coltrane / Thelonious in Action / Misterioso (Craft Recordings / Analogue Productions)

12/2024
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