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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenSystemtest: Zontek Turntable/Delta, Ikeda KAI
Fürs Feine
Wissen Sie eigentlich, welcher unter Insidern heutzutage als der interessanteste HiFi-Markt gilt? Mitnichten der deutsche: Polen ist das neue Mekka der Szene
Jeder gibt sich Mühe, jeder Hersteller versucht, eine professionelle Präsenz in Polen auf die Reihe zu bekommen – bei dieser Argumentation klammern wir mal die jüngsten politischen Veränderungen bei unseren Nachbarn im Osten aus, deren Auswirkungen bei der Drucklegung dieses Heftes noch völlig unabsehbar sind. Worauf ich hinaus will: In Polen gibt’s HiFi satt. Aus aller Herren Länder. Was für heimische Hersteller bedeutet, dass sie nicht mit halbgarem Zeug durchkommen, wenn sie eine Chance vor ihrer Haustür haben wollen. Einer, der sich über diese Dinge vollkommen im Klaren ist, heißt Pawel Zontek. Er hat auf die harte Tour im Car-HiFi-Business gelernt, wie man mit Audio über die Runden kommt.
Tief von den Möglichkeiten der analogen Wiedergabe überzeugt, machte Zontek seine Leidenschaft 2011 zum Beruf und firmiert seitdem mit Plattenspielern und Tonarmen unter eigenem Namen. Der physikalische Background ist vorhanden, außerdem – machen wir uns nichts vor – ist in Sachen Plattenwiedergabe schon so ziemlich alles erfunden worden, man muss nur hinreichend genau hingucken und ausprobieren, wie’s am besten geht. Den Plattenspieler – er heißt übrigens schlicht „Zontek Turntable“ und ist das einzige Modell im Portfolio – habe ich zum ersten Mal 2014 auf der High End in München gesehen und ihn erst mal in die italienische Ecke gesteckt. Die Kombination aus „angefeuertem“ Holz und hochglänzenden Metallapplikationen, in Verbindung mit dem wild ausladenden Tonarm, das musste einfach aus dem Süden stammen. Denkste. Da mit Ibex Audio nun ein einheimischer Ansprechpartner für das Produkt zur Verfügung steht, dürfen Plattenspieler und zugehöriger Tonarm nun auch an dieser Stelle ihre Würdigung erfahren. Wie Sie wahrscheinlich schon vermutet haben, gibt’s die Angelegenheit nicht zum Schnäppchenpreis: Die Kombi aus Arm und Laufwerk kostet 13.500 Euro, das vom Vertrieb montierte Ikeda-Topsystem „KAI“ schlägt nochmals mit 6.000 Euro zu Buche. Uff. Wehe, das spielt nicht wie vom anderen Stern. Den Verdacht, dass es das möglicherweise kann, hatte ich schon bei einem Messeauftritt der Kombi im vergangenen Herbst – mittlerweile weiß ich‘s mit Sicherheit. Sehen wir uns mal an, was der gute Pawel da auf die Beine gestellt hat. Sein Plattenspieler ist auf alle Fälle ein Zwei-Mann-Ding, was in erster Linie dem Teller geschuldet ist: Das Biest ist so schwer, dass sicheres Manövrieren ohne ein zweites Paar Hände praktisch ausgeschlossen ist. Das Ganze folgt dem Prinzip des bedämpften Masselaufwerkes. Die Basis bildet eine zweigeteilte Sandwich-Platte, bei dem zwei dicke Lagen Holz eine Metallplatte in die Zange nehmen. Die Zweiteilung trennt zwischen Laufwerk und Antrieb, die Linie verläuft diagonal, schneidet gewissermaßen die „Motorecke“ ab. Selbige sitzt links vorne – das ist gut, da gehört der Motor nämlich hin und nicht, wie von den meisten Herstellern propagiert, nach links hinten. Da ist er zwar schön aus dem Weg, dafür liegt aber die maximale Antriebsriemenlänge zwischen Angriffspunkt des Antriebs und Abtastzone, wo die Kraft wichtig ist. Will sagen: Wer Drehmoment will, der sollte seinen Motor näher zum Tonabnehmer stellen. Die Zweiteilung des Chassis bedingt ein paar mehr Unterstellfüße als üblich, beide Teile können penibel gerade und zueinander parallel ausgerichtet werden. Optisches Highlight des Laufwerks ist zweifellos der Teller. Ich habe meine Zweifel, ob er wirklich „nur“ die vom Hersteller angegebenen 23 Kilogramm wiegt. Er ist deutlich größer als eine Schallplatte, der abgesetzte äußere Rand trägt oben praktischerweise Stroboskopmarkierungen zur Geschwindigkeitseinstellung. In die ziemlich gewaltige Scheibe aus schwarz eloxiertem Aluminium sind, als ob‘s so nicht schon schwer genug wäre, 24 zylindrische Gewichte aus Edelstahl eingelassen. Die nehmen dem Teller nicht nur die Neigung zum Klingeln, sondern sorgen auch für mächtig Trägheitsmoment. Dass so ein Prachtexemplar nicht mit einem Tellerlager aus der Spielwarenabteilung zurechtkommt, dürfte klar sein. Deshalb ragt eine Ehrfurcht gebietende Stahlachse unten aus dem Teller heraus. An deren unterem Ende gibt’s allerdings nichts, was die vertikalen Kräfte auffangen könnte. Das tut auch nicht not, denn in der Vertikalen ist der Teller magnetisch gelagert. Dazu gibt’s einen kräftigen Magnetring oben an der Achse und ein entsprechendes Gegenstück in der Laufwerksbasis an der Lagerhülse. Neodym sei Dank hat die Anordnung keinerlei Schwierigkeiten damit, den schweren Teller auf geringem, aber genau definiertem Abstand zu halten. Das Lager ist von daher etwas Besonderes, als es deutlich weniger leicht läuft als das, was man üblicherweise kennt. Schubst man den Teller (ohne Riemen) per Hand an, kommt er binnen weniger Umdrehungen wieder zum Stillstand. Das nennt man „definierte Hemmung“ und dient dazu, stetige und konstante Zugkräfte auf den/die Antriebsriemen zu bekommen, was dem Gleichlauf zugutekommt. Das zähe Lageröl – das Lager wird übrigens von innen befüllt – trägt seinen Teil dazu bei, dem Teller die gewünschte Schwergängigkeit anzuerziehen. Den Antrieb übernimmt ein elektronisch geregelter kräftiger Gleichstrommotor aus der Schweiz. Ein seitlicher Drehknopf ist für die Geschwindigkeitseinstellung zuständig, einen Umschalter gibt’s bei unserem Probanden noch nicht, bei den „richtigen“ Seriengeräten aber natürlich schon. Die Tonarmbasis des Zontek ist ein Aluminiumausleger, der am hinteren rechten Standfuß angeflanscht ist. Es gibt eine „Transportstellung“, bei der die Basis am Laufwerk anliegt, im Betrieb steht sie seitlich ab. Platz ist hier dringend vonnöten, denn der hauseigene Tonarm „Delta“ ist mit 14,5 Zoll deutlich länger als das, was man gemeinhin so kennt. Einbauabstände unter etwa 320 Millimetern sind mit dieser Anordnung nicht machbar, darüber sollte man sich im Klaren sein, falls man den Zontek mit einem anderen Arm kombinieren will. Ein Ausweg mag die optionale zweite Basis sein, die sitzt nämlich näher am Teller. Das Armboard ist als Ganzes über ein sehr feines Gewinde in der Höhe verstellbar, es gibt eine Einstellskala dazu und eine Arretierung, die für bombenfesten Halt im Betrieb sorgt. Und hier „wohnt“ also der solo 3.900 Euro teure „Delta“. Dabei handelt es sich um einen magnetisch gehaltenen und stabilisierten Einpunkttonarm der schwereren Sorte. Das Lagerprinzip kennen wir aktuell von Clearaudio oder in umgekehrter Form von Schröder-Tonarmen. Heißt hier: Im Lagerpunkt tritt ein Faden aus dem Armrohr, der unten an der Basis befestigt ist. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt’s einen kräftigen Magneten, oben am Lagerjoch ein anziehend gepoltes Gegenstück. Das hält und stabilisiert sehr gut und ist vor allem praktisch reibungsfrei. Was es nicht gibt: irgendeine Form von Antiskating. Möglicherweise besorgt die Torsion des Fadens eine gewisse Kompensation, aber nicht mehr. Das Armrohr ist ein konisches Holzrohr, am vorderen Ende gibt’s ein verschieb- und verdrehbares Headshell aus Metall. Das entgegengesetzte Ende trägt zwei entkoppelte Gegengewichte. Das vordere, leichtere dient der Justage des Azimuts, es ist exzentrisch gebohrt und verdrehbar. Das hintere Gewicht ist ein ungleich dickeres Kaliber. Ebenfalls außermittig gebohrt, trägt es wie der Teller eingelassene Edelstahlgewichte und eine dicke Schraube zur Auflagekraftfeineinstellung. Die Anzahl der Freiheitsgrade bei diesem Tonarm ist sehr groß, die Justage erfordert etwas Erfahrung. Eine eigene Schablone gibt’s nicht, der Hersteller empfiehlt die Benutzung der üblichen Zubehörprodukte. Den angegebenen Einbauabstand von 355 Millimetern jedenfalls kann ich nicht nachvollziehen; damit war es mir nicht möglich, eine geometrisch auch nur irgendwie sinnvolle Einstellung zu finden. Letztlich habe ich eine recht gut passende Justage mit deutlich weniger Einbauabstand gefunden, die auf der Schön-Schablone recht gut passte. Der Tonarm ist in verschiedenen Gewichtsklassen lieferbar; bei uns ist eine besonders schwere Variante mit 35 Gramm effektiver Masse montiert, die bestens mit dem mitgelieferten Ikeda KAI harmoniert. Dieses „Schätzchen“ ist mit einer angegebenen Nadelnachgiebigkeit von 7 mm/N in der Tat ein ziemlich steifes Gerät und muss ganz dringend mal gesondert unter die Lupe genommen werden, weil es zumindest in dieser Kombi Herausragendes leistet. Erst einmal galt es jedoch die korrekte Anzahl von Antriebsriemen herauszufinden: Der Hersteller empfiehlt zwei, ich hab letztlich alle vier mitgelieferten Vierkantriemen eingesetzt: So hat die Wiedergabe einfach den meisten Zug und die maximale rhythmische Akzentuierung. Wir legen Ryan Adams‘ Carnegie-Hall- Konzert auf – und zwar bei stehendem Teller, bei laufendem Aggregat bin ich etwas in Sorge um die Unversehrtheit der unteren Plattenseite. Das macht nichts, der drehmomentstarke Antrieb ist zwar alles andere als geräuschlos, wuchtet den mächtigen Teller aber in kürzester Zeit auf Nenndrehzahl und bremst ihn genauso schnell wieder ab. Hat ein bisschen DJ- Direkttriebler-Feeling, das Ganze. Der Sound allerdings nicht: Der ist nämlich ganz wunderbar entspannt, durchsichtig und völlig frei von jeder Vordergründigkeit. Die großen Stärken der Kombi liegen nicht in ihrer Wucht und Attacke, sondern erstaunlicherweise in ihrer überaus feinen und dezenten Gangart. „This Is Where We Meet in My Mind“ ist ein traumhaft schönes kleines Liedchen, das hier ungemein prickelnd und intim tönt. So, als ob man zwei Meter vom Künstler entfernt sitzen würde – erstaunlich für eine Live-Einspielung aus der berühmten Halle. Der Eindruck zieht sich durch: Zontek und Ikeda swingen und tanzen im besten Einklang. Ambitionen, an den mächtig schweren Arm einen anderen Abtaster zu schrauben, hatte ich keine Sekunde – und hätte auch nichts Geeignetes im Portfolio gehabt. Ihr Händchen fürs Feine beweist die Kombi auch bei deutlich weniger dezentem Material: Kyuss, die Urväter des Stoner Rock, laufen ganz bestimmt nicht Gefahr, allzu freundlich und nett klingen zu wollen. Zontek und Ikeda machen mit „Blues for the Red Sun“ vor, wie‘s trotzdem geht: Immens tiefer Bass mit Wärme und Bauch. Die minimal dezente Note tut der Angelegenheit unerwartet gut, der Klassiker „Green Machine“ funktioniert noch viel lauter bestens, als ich das normaler weise gewohnt bin. Ecken und Kanten? Hier nicht. Die Kombination aus feinstofflicher Spitzenleistung und besten Manieren zieht großartig. Schon länger nicht mehr gelaufen: Das Gitarrenduo „Rodrigo y Gabriela“. Ach nee: Die sitzen ja wirklich in einem Studio. Man hört ganz deutlich die Begrenzungen des kleinen Raums – war mir bislang noch nie aufgefallen. Die filigrane Saitenarbeit der beiden schon, hier spielen sie noch ein bisschen mehr mit- als gegeneinander als sonst. Um noch mal auf das mit dem anderen Stern zurückzukommen: Das könnte sie sein, die Kombi. Eine so großartige Synthese aus Disziplin und typisch analogen Tugenden dürfte schwer zu finden sein.Fazit
Zontek und Ikeda sind die pure analoge Wucht: Sie musizieren extrem präzise und fein, gehen ungemein detailversessen, aber ohne Analytik zu Werke. Weiterhin auffällig: der extrem „schwarze“ Hintergrund. Große Plattenspielerkunst!Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Zontek Turntable/Delta
Preis: um 13500 Euro
Kategorie: Tonarme
Produkt: Ikeda KAI
Preis: um 6000 Euro
Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | Ibex Audio, Heidenheim |
Telefon | 07321 25490 |
Internet | www.ibex-audio.de |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 620/220/470 |
Gewicht (in Kg) | ca. 50 kg |
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Kontakt | Ibex Audio, Heidenheim |
Telefon | 07321 25490 |
Internet | www.ibex-audio.de |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
Unterm Strich... | Zontek und Ikeda sind die pure analoge Wucht: Sie musizieren extrem präzise und fein, gehen ungemein detailversessen, aber ohne Analytik zu Werke. Weiterhin auffällig: der extrem „schwarze“ Hintergrund. Große Plattenspielerkunst! |