Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: VPI Scout Jr


Juniorpartner

Plattenspieler VPI Scout Jr im Test, Bild 1
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Die Zeiten sind schlecht für importiertes HiFi – der schlechte Euro-Kurs treibt die Preise deutlich nach oben, gerade bei in Dollar gehandelten Geräten. Dass es dennoch von einem sehr renommierten amerikanischen Hersteller ein preislich mehr als attraktives neues Einsteigermodell gibt, lässt aufhorchen

Eine Weile nach dem Tod von Gründer und langjährigem Lenker Harry Weisfeld kann VPI unter der Führung seines Sohnes Matt innovativer und agiler denn je den Markt beackern. Man denke nur an den einmaligen neuen Tonarm aus dem 3D-Drucker, der neben seinem innovativen Aufbau einen echten klanglichen Mehrwert bringt. Jetzt gibt also ein neues Einsteigermodell in die VPI-Welt, nachdem der 2012 vorgestellte Traveller abgekündigt wurde – das Modell war durch zu viele Zulieferer in der Preiskalkulation etwas unsicher geworden. Beim Scout Jr hat man die Sache wieder selbst in die Hand genommen und ein Laufwerk auf die Füße gestellt, das einfach aussieht wie ein VPI: rechteckige Zarge mit einer Aussparung für die Motordose, gestellt auf ein paar konische Füße, die als Zugeständnis an die geringere Masse des Einsteigermodells nicht komplett aus Metall sind, sondern in kleinen Gummikugeln auslaufen.

Plattenspieler VPI Scout Jr im Test, Bild 2Plattenspieler VPI Scout Jr im Test, Bild 3Plattenspieler VPI Scout Jr im Test, Bild 4Plattenspieler VPI Scout Jr im Test, Bild 5Plattenspieler VPI Scout Jr im Test, Bild 6Plattenspieler VPI Scout Jr im Test, Bild 7Plattenspieler VPI Scout Jr im Test, Bild 8
Das schützt das Laufwerk in einem gewissen Rahmen vor Resonanzen – ein solider Unterbau ist trotzdem nie eine falsche Idee. Auf den vier Füßen ruht wie gehabt die schmale Brettzarge, die im Falle des Scout Jr nicht wie bei den größeren Modellen noch mit einer Stahlplatte verstärkt wurde. Solide genug ist die Konstruktion dennoch. Die Oberfläche der Zarge ist mit Vinyl beschichtet – eine etwas raue schwarze Oberfläche mit guter Anfassqualität, die auch mal den einen oder anderen Stoß verkraftet. Wie gehabt: Die für VPI-Verhältnisse recht flache Motordose wird in die passende Aussparung auf der linken Seite der Zarge geschoben und integriert sich so optisch in das Laufwerk, ohne mechanischen Kontakt aufzunehmen – außer über den Riemen natürlich, der in den entsprechenden Rillen des Motorpulleys und des Tellers läuft. Die Geschwindigkeits-„Umschaltung“ erfolgt über das Umlegen des Riemens, wie auch die Feineinstellung auf den verschiedenen Stufen des leicht konisch zulaufenden Pulleys. Der Synchronmotor wird direkt über den Sinus der Netzspannung angesteuert und läuft mit 500 Umdrehungen pro Minute. Der Aluminiumteller ist etwas flacher als der des nächstgrößeren VPI, nämlich ein Zoll dick, gegenüber den 40 Millimetern des Scout. Wie bei VPI üblich kann problemlos auf die größeren Tellerdicken upgegradet werden. Wir haben es beim Scout Junior mit einem herkömmlichen Tellerlager zu tun, das bedeutet, dass sich ein Stahldorn auf einer Lagerscheibe aus einem hochfesten und -temperaturbeständigen Kunststoff dreht. Die mit Graphit angereicherte Bronze-Lagerbuchse sitzt in einem gehärteten Edelstahlzylinder. Der hauptsächlich kostenreduzierende Faktor des Scout Junior ist der völlig neu entwickelte Tonarm, der auf zwei Dinge setzt: solides Material und möglichste einfache Mechanik – sprich: Unzerstörbarkeit. Armrohr, Gewicht und Lager sind allesamt aus Edelstahl gefertigt. Daraus ergibt sich, dass der Junior-Tonarm eher ein Kandidat der schwereren Sorte ist, der besser mit Tonabnehmern mit niedriger Nadelnachgiebigkeit harmoniert. Kein Problem, gibt es doch aus aktueller Produktion kaum noch Tonabnehmer mit ausgesprochen weicher Aufhängung. Auffällig ist, dass man sich sozusagen auf die Maxime Harry Weisfelds besonnen hat, der zeit seines Lebens der Meinung war, dass ein Tonarm keine Antiskating-Einrichtung benötige. Alles ganz einfach also, sogar die Lagerung: Tatsächlich sind sowohl Horizontal- als auch Vertikal-Lager als Gleitlager ausgeführt. Beim Drehlager muss man sich das wie ein klassisches Tellerlager mit Dorn und Buchse vorstellen und oben gibt es im Prinzip nur einen Stahldorn, der durchs Armrohr geführt wird und in zwei Bohrungen des seitlichen Jochs steckt. Führt man den Arm in Richtung Einlaufrille, bemerkt man einen Widerstand in der Rotationsbewegung – das Horizontallager ist merklich bedämpft, während das Vertikallager frei schwingen kann. Ähnlich funktionierende Konstruktionen kennen wir von Townsend- Plattenspielern oder den Nachrüstsätzen für SME-Tonarme, die mit Bremspaddeln in Silikonölwannen arbeiten. Damit zieht man die vertikale und die horizontale Resonanzfrequenz des Federsystems Tonabnehmer-Tonarm auseinander – natürlich gibt es in der üblichen Messung der Gesamtresonanz wegen der 45°-Schrift der Rille immer noch eine Gesamtresonanz – diese hat aber ein deutlich weniger ausgeprägtes Maximum und ist somit weitaus unkritischer, was die Abstimmung der beiden Komponenten aufeinander angeht. Im Praxistest habe ich Systeme mit Nadelnachgiebigkeiten zwischen 25 mm/N bis unter 10 mm/N verwendet – sicht- oder hörbare Auffälligkeiten hat es keine gegeben. Im Hörtest ging es in erster Linie darum, ob der abgespeckte Junior in Sachen Fundament und Tiefe mit seinen Kollegen gleichziehen kann. Nun, um es kurz zu machen: Kann er nicht. Gegenüber den deutlich schwereren Laufwerken biss er sich in Sachen Tieftondynamik die Zähne aus – die schiere Wucht fehlte einfach etwas. Das konnte er aber durch Präzision und sauberes Ausschwingverhalten wettmachen – das recht leichte Laufwerk und der bedämpfte Arm arbeiten so gut zusammen, dass einem bei einem Schlagzeugsolo die Luft wegbleibt, wenn die Bassdrum ordentlich getreten wird. Die Anschläge kommen knallhart und mit minimaler Abklingzeit – sehr schön. Jenseits des Perkussiven kann der Scout Junior auch Melodiebögen sehr schön spannen – es ist sozusagen immer Zug drin – eine Eigenschaft, die ich bei allen VPI-Spielern zu schätzen gelernt habe: Sie sind stets auf der lebendigeren Seite der Musikwiedergabe, nicht nervös, aber doch immer am Puls der Musik und feinnervig allen Entwicklungen folgend. Insofern hebt er sich dann doch deutlich von den günstigen „Brettspielern“ ab, die sich vom Formfaktor gar nicht so sehr vom VPI unterscheiden, aber bei Weitem nicht die Fülle an Details und feinen dynamischen Varianten herausarbeiten wie der Amerikaner. Die Neugier ließ uns dann auch den einen oder anderen Tonabnehmer ausprobieren, der sich preislich durchaus in den gleichen Regionen wie das Laufwerk bewegt – kein Problem: Der VPI Scout Junior erweist sich als die perfekte Basis für Ausflüge auch in die höheren Klangsphären.

Fazit

Das neue VPI-Einsteigerpaket ist eine grundsolide Angelegenheit. In Sachen Material und Verarbeitung ist der Scout Junior ebenso stabil wie in seiner exzellenten und preisübergreifend hochwertigen Wiedergabequalität.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: VPI Scout Jr

Preis: um 2200 Euro

7/2015

Das neue VPI-Einsteigerpaket ist eine grundsolide Angelegenheit.

VPI Scout Jr

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Autor Thomas Schmidt
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Datum 21.07.2015, 14:59 Uhr
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