Für die Älteren unter uns gehören diese Lautsprecher zu den ersten jugendlichen Audiowunschträumen, wie zum Beispiel das Klipschorn oder die Electro Voice Sentry III. Für alle anderen könnte dieser besondere Lautsprecher eine echte Überraschung werden.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenForm follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Technics SL-1200GAE
Endlich fuffzich
Das ist es jetzt also. Das dicke Ding. Der große Coup. Die größte Sensation seit der Neuerfindung des Mediums Schallplatte. Ihr wurdet erhört: Der einzig wahre Dreher ist wieder da
Das ist natürlich alles Quatsch. Betrachten wir mal ganz nüchtern die Faktenlage: Die Panasonic Corporation in Japan, Eigentümer des Labels „Technics“ hat vor rund sechs Jahren beschlossen, dass das Plattenspielergeschäft kein lohnendes mehr ist. Zwar gab es immer noch ein paar DJs auf der Welt, die partout nicht auf den legendären Technics SL-1200 verzichten wollten, aber die waren kein Grund, mit der Fertigung eines solchen Gerätes im industriellen Maßstab weiterzumachen. Zumal sich die Unterhaltungselektronik als Ganzes in einem tiefgreifenden Wandel befand und immer noch befindet, und da war kein Platz für ein solches Nischenprodukt. Mittlerweile aber hat ein Umdenken stattgefunden.
Panasonic geht’s nicht so besonders gut, das ruinöse Fernsehergeschäft setzt dem Konzern – genauso wie jedem anderen der großen alten Japaner – schwer zu. Und was macht man in solchen Zeiten? Nach Strohhalmen greifen. Technics ist für Panasonic ein solcher. Ein groß angelegter Neustart der Marke wurde initiiert, zwei Produktlinien mit modernen Digitalzuspielern, Verstärkern und Lautsprechern wurden aufgelegt. Der nach einem Plattenspieler dürstenden Analoggemeinde wurde eine recht rigorose Absage erteilt. Doch nichts ist so obsolet wie die Aussagen von gestern, denn jetzt ist er da, der „neue“ Technics-Plattenspieler. Er heißt SL-1200GAE und erscheint anlässlich des fünfzigsten Jubiläums der Marke Technics im vergangenen Jahr. Gemäß seiner Typenbezeichnung werden genau 1200 Stück gefertigt, alle tragen ein goldenes Schild mit der Seriennummer „000“. Später in diesem Jahr wird’s dann ein „richtiges“ Seriengerät (SL-1200G) geben, das aber technisch mit dem Jubilar identisch sein soll. So weit die guten Nachrichten. Die schlechte lautet: Der „GAE“ wird bei uns zu einem Verkaufspreis von 3.500 Euro angeboten. Das ist ein Mehrfaches dessen, was NOS-1200er bis vor Kurzem im Fachhandel noch gekostet haben. Die haben mittlerweile natürlich Lunte gerochen und haben preismäßig nachgezogen – ist doch klar. Den Jubilar einfach als hochpreisige Kopie des in diversen Varianten ab 1972 gefertigten Klassikers abzustempeln, hieße jedoch, seine Hausaufgaben so gar nicht gemacht zu haben. Denn der GAE hat mit dem klassischen 1200er nicht viel mehr gemeinsam als den optischen Anschein. Jedes Teil des Plattenspielers ist eine komplette Neukonstruktion. Das hört sich zwar beeindruckend an, hat aber nicht nur dem technischen Fortschritt geschuldete Gründe: Es gab schlicht keine Werkzeuge mehr, um den 1200er einfach wieder aufzulegen. Man war praktisch gezwungen, wieder ganz von vorn anzufangen. Die erste Überraschung gibt‘s beim Hochheben. Der GAE bringt imposante 18 Kilogramm auf die Waage. Die Gründe dafür sind zahlreich, einer ist definitiv die aus einem ziemlich dicken Aluminiumblock gefräste Topplatte. Auch der Plattenteller ist kein Kind von Traurigkeit: 3,5 Kilogramm hören sich gegenüber den Vollmetallzylindern, die heutige highendige Riementriebler auf die Lagerkugel gewuchtet bekommen, vielleicht nicht nach besonders viel an, aber das hier ist ein direkt angetriebener Plattenspieler. Einer, der für seine extrem kurzen Hochlaufzeiten bekannt (und deshalb in Rundfunkstudios sehr beliebt) war. Da sind hohe bewegte Massen eher hinderlich; der GAE schafft‘s aber trotzdem in 0,7 Sekunden auf Nenndrehzahl. Das ist nicht rekordverdächtig, in Anbetracht der zu bewegenden Massen aber höchst respektabel. Der Teller ist übrigens kein so schlichter Geselle: Die dreilagige Sandwich-Konstruktion trägt zuoberst eine Messingplatte, den Kern bildet ein Aludruckgussteil, von unten wird mit einer schweren Gummilage bedämpft. Da eine kraftschlüssige Verbindung einfach über die Reibung bei diesem Trägheitsmoment und dem kräftigen Motor nicht funktionieren würde, sind Teller und Motor dreifach miteinander über Stehbolzen verschraubt – wie Räder am Auto. Einen Blick ins Innere des Gerätes zu erhaschen, ist eine schweißtreibende Angelegenheit: Der Boden ist zweischalig ausgeführt, eine Metall- und eine zähelastische Hartgummiwanne sind separat voneinander mit dem Chassis verbunden, eine Unzahl von Schrauben will gelöst werden. Darunter gibt‘s reichlich Elektronik modernster Provenienz zu sehen. Das schlicht als „Motorsteuerung“ zu titulieren, ist zwar korrekt, beschreibt die Komplexität des in allen Parametern konfigurierbaren Steuercomputers aber nur unzureichend. Auf der Oberseite, unter dem Plattenteller, gibt‘s allen Ernstes eine USB-Buchse, über die man sich den Tiefen der motorsteuernden Software nähern kann. Wer weiß? Vielleicht gibt‘s ja bald regelmäßige Betriebssystem-Updates für Plattenspieler? Der Antrieb ist der heilige Gral eines jeden Direktläufers, da macht der Technics keine Ausnahme. Er ist der Grund dafür, dass Reibrad- und Riementrieblern vor dem Durchbruch der CD das langsame Aus drohte. Zu verlockend waren die Vorteile des direkt an der Tellerachse angreifenden langsam drehenden drehmomentstarken Antriebs, um ihm nicht eine goldene Zukunft im Herzen des Plattenspielers vorauszusagen. Jene blieb aus, aber für die Clubszene reicht‘s bis zum heutigen Tag: Praktisch alle (noch) im Einsatz befindlichen Dreher in dieser Szene bedienen sich direkt antreibender Motoren. Scratchen mit einem Riemenantrieb? Scheint keine so gute Idee zu sein. Der Technics galt und gilt als der beste DJ- Plattenspieler. Im Ursprung war er zwar gar nicht als solcher gedacht, wurde ob seiner Unverwüstlichkeit aber schnell dort heimisch. Der Antrieb gilt als stabil und langlebig, die Entkopplung des Technics von seiner Umwelt ist so gut, dass er auch unter suboptimalen Bedingungen und Aufstellmöglichkeiten besten Sound bie- tet. Der Motor des GAE ist eine komplette Neukonstruktion der beeindruckenden Art: Über zehn flächig auf großem Durchmesser verteilten Statorspulen rotiert ein eisenloser Doppelrotor; wie das in der Praxis aussieht, habe ich mich dann doch nicht getraut zu ergründen. Massig Drehmoment und absolute Laufruhe sind auf alle Fälle Kennzeichen der Konstruktion. Dem Vernehmen nach kann man Beschleunigungs- und Bremszeiten des Motors über die Steuerung noch drehen; diesbezügliche Nöte verspürte ich allerdings nicht. Der Tonarm des GAE sieht ebenfalls nur auf den ersten Blick aus wie der alte Technics-Arm. Tatsächlich verfügt er mittlerweile über ein modernes Magnesiumrohr, eine neue Lagerkonstruktion mit korrekt Tonarmlift und eine Höhenverstellung, die einen Bereich von sechs Millimetern abdeckt. Zum Lieferumfang gehören drei verschiedene hinten auf den Armstutzen aufschraubbare Gegengewichte, mit denen so ziemlich jeder Abtaster weit und breit passend betrieben werden kann. Das Headshell hält sich an den gängigen SME-Standard. Hier, ganz besonders bei den brettharten, zum Glück beidseitig steckbaren Tonabnehmeranschlusskabeln darf der HiFi-Anwender gerne auch über ein Upgrade nachdenken. Geometrisch ging Technics mit dem Arm keinerlei Risiko ein; die Langlochmontage ermöglich es, den Wunschtonabnehmer so einzubauen, dass er mit gängigen geometrischen Vorstellungen harmoniert. Wer den Technics als unvorbelasteter Mensch bedienen will, der sucht zunächst den Einschalter. Der steckt links im Strobskopgehäuse in Form eines flachen Drehschalters. Beim Antippen des Start-/Stopp-Tasters geht die wilde Fahrt des Antriebs los. Als jemand, der bei klassischen High-End-Plattenspielerschwergewichten zu Hause ist, steht man fassungslos vor den Beschleunigungs- und Bremszeiten, derer der Technics fähig ist. Ein Druck auf den Lock-Taster neben dem Pitch-Schiebepoti, und man hat mit Geschwindigkeitsfeineinstellung nichts mehr zu tun – alles unverrückbar quarzverriegelt. Die Drehzahlwahl erlauben zwei Taster links; wer beide gleichzeitig betätigt, kommt in den Genuss von 78 Umdrehungen pro Minute. Man kann den Blick kaum vom Stroboskop lassen und sich kindlich darüber freuen, wie zackig die jeweilige Markierung nach Ein- oder Drehzahlumschaltung wieder bewegungslos dasteht. So. Genug gespielt. Zeit, dem Technics mal ob seiner akustischen Qualitäten auf den Zahn zu fühlen. In die Anlage integrieren lässt er eich übrigens leicht, die vier entkoppelnden Füße sind in der Höhe verstellbar, so dass der Unterbau mal nicht genau eben sein muss. Und was schraubt man da jetzt für einen Tonabnehmer rein? Immerhin ist das ein Plattenspieler für 3.500 Euro, da darf man ja vielleicht gerne auch mal in die Schublade mit den etwas besseren MCs greifen. Ich hab‘s mit einem Lyra Kleos versucht, Etna und Atlas waren mir dann doch etwas zu wenig praxisgerecht. Und das Kleos funktioniert ausgesprochen gut; es tönt agil und mitreißend, in Sachen Grob- wie Feindynamik ist‘s echt ein Hammer. Ganz leise melden sich Vorbehalte, ob der Japaner nicht gar ein bisschen übertreibt; seine überschäumende Spiellaune wirkt in dieser Kombination ein wenig übermotiviert. Gut für Rockmusik und Live-Jazz, bei getragener Kost jedoch hätte ich‘s gern eine Spur gediegener. Lässt sich machen, dafür braucht‘s lediglich einen etwas getragener agierenden Abtaster. Mein nächster Versuch hätte definitiv einem Denon DL-103 gegolten, ich hab aber gerade keins. Das ist oben heraus ein wenig – sagen wir mal: freundlicher, und das kann man hier bestimmt gut gebrauchen. Also versuchen wir ein MM. Das „blaue Wunder“ in Gestalkt des Audio-Technica AT5V erwies sich wieder einmal als Volltreffer; jetzt stimmt die Balance, auch meine mit dem Lyra aufgekommenen leisen Zweifel ob der Tiefbasstauglichkeit der Maschine haben sich deutlich reduziert. Gewiss, der Fokus der Energie liegt beim GAE etwas weiter oben im Spektrum als gewöhnlich, aber von Anämie in den tiefen Registern kann hier keine Rede sein. Stimmen haben Ausdruck und Kraft, ganz oben geht‘s kräftig, aber seidig ans Werk, Räume werden glaubhaft mit einer kleinen Vorliebe für die Breite dargestellt. Mit gefällt‘s – das ist ein toller Plattenspieler. Nur leider befürchte ich, dass die wenigsten davon jemals wirklich Musik machen werden, geschweige denn in Clubs zum Einsatz kommen – da- für sind sie wohl schlicht zu teuer. Und mit Sicherheit ein begehrtes Spekulationsobjekt, das ganz schnell originalverpackt für Jahre in Lagern verschwinden wird. Bedarf scheint gegeben zu sein: Die 300 für den japanischen Markt bestimmten Exemplare waren in weniger als einer Stunde nach Verkaufsstart ausverkauft.Fazit
Der Technics funktioniert auch in seiner edlen Jubiläumsedition ausgezeichnet. Er klingt etwas anders, als man das gemeinhin gewohnt ist, nämlich kerniger, hitziger, drahtiger. Mit dem richtigen Abtaster kombiniert, ist das eine ausgesprochen potente Angelegenheit.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Technics SL-1200GAE
Preis: um 3500 Euro
Der Technics funktioniert auch in seiner edlen Jubiläumsedition ausgezeichnet.
Technics SL-1200GAE
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | Technics, Hamburg |
Telefon | 069 22221313 |
Internet | www.technics.com |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 455/175/355 |
Gewicht (in Kg) | ca. 18 kg |
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