Wenn ein neuer Plattenspieler die Bühne betritt, ist das keine solche Sensation mehr, wie vor vielleicht 15 Jahren – das analoge Revival steht schon eine Weile in voller Blüte. Beachtung schenken sollte man einem Newcomer allerdings schon, besteht doch immerhin die Chance, dass es sich um einen großen Wurf handelt
Mitspieler
Tonabnehmer:
Zyx Yatra
Nagaoka MP500
Denon DL-103R
Van den Hul The Condor
Phonovorstärker
Audio Exklusiv 0.2
Vitus Audio
Audio Research
Verstärker:
Lindemann 830s und 858
DIY 2A3
Tsakiridis Alexander und Apollon
Lautsprecher
Audio Physic Avantera
K+T Deltahorn
K+T Nada
Zubehör:
Phonokabel von Silent Wire
NF-Kabel von Transparent
Lautsprecherkabel von Transparent
Netzkabel und -filterung von PS Audio
Basen von Copulare, Tabula Rasa, Audio Exklusiv, Thixar, SSC
Füße von SSC, Audio Exklusiv
Gegenspieler
Plattenspieler:
Clearaudio Performance DC
Phonosophie P3
Transrotor Zet 1 mit SME 5012 und Transrotor Merlo Reference
Während Palmer auf der Insel schon seit einiger Zeit auf einen wachsenden Bekanntheitsgrad blicken kann, ist unser Testgerät wohl tatsächlich das erste offiziell in Deutschland eingesetzte Laufwerk des englischen Newcomers. Zu verdanken haben wir dies Bernd Hömke von Input Audio, der aufmerksam die Messeauftritte „seiner“ Harbeth-Lautsprecher betrachtet hatte und auf Bildern einer der Vorführungen eben diesen Plattenspieler sichtete.
Auf Nachfrage zeigten sich die Verantwortlichen von Harbeth denn auch mehr als begeistert vom Klang des Palmers. Nun, da die folgenden eigenen Versuche ebenfalls vielversprechend verliefen, gab es nach kurzer Zeit ein neues Produkt im Portfolio von Input Audio: Den Palmer 2.5 – hier zu bewundern. Das Laufwerk ist das Resultat einer mehrjährigen Entwicklungsarbeit Jonathan Palmers, bei der das Experimentieren mit einer Vielzahl an Materialien und Bauformen im Vordergrund stand, bis die optimale Kombination von Technik und Klang erreicht wurde. Palmer selbst spricht von einem „holistischen System“, das im Zusammenspiel seiner einzelnen Teile perfekt aufeinander abgestimmt ist und deswegen so gut funktioniert. Nun, sei es benannt, wie es ist – letztlich zählen die inneren Werte und vor allem ihre Umsetzung in klangliche Meriten. Beim Antrieb hat man sich jedenfalls etwas Mühe gegeben. Das externe Netzteil – mit Holzfront passend zur Zarge des Laufwerks – erzeugt zwei um 90 Grad versetzte Sinuswellen für den angeschlossenen Synchronmotor. Die Spannung ist dabei so eingepegelt, dass der Motor gerade genug Drehmoment hat, um den laufenden Teller auf Drehzahl zu halten – für den Start muss er per Hand beschleunigt werden. Dieses Konzept kennen wir von den ebenfalls britischen Nottingham-Plattenspielern, wo es ja auch hervorragend funktioniert. Die Kraftübertragung erfolgt vom großen und damit langsam laufenden zweistufigen Pulley über einen sehr dünnen Gummiriemen auf den Teller, weswegen Vibrationen an dieser Stelle keine Rolle spielen. Das Tellerlager ragt mit seiner Buchse weit über der Zarge auf. Es handelt sich um ein normal ausgerichtetes Spitzenlager mit Lagerkugel in der Lagerachse aus gehärtetem und geschliffenem Stahl, die in einer Phosphor-Bronze-Hülse läuft. Die Kugel aus Wolframkarbid dreht sich auf einem Lagerboden aus gehärtetem Stahl. Das Tellerlager mit Dorn läuft nach oben konisch zu, so dass der Plattenteller aus einem massiven Block aus Aluminium nur aufgesetzt werden muss und dann mit seinen knapp 10 Kilogramm bombenfest sitzt. Eine Tellermatte aus einem Kork-Verbundgemisch und ein hübsches Plattengewicht runden die bewegte Ausstattung ab. Die Zarge besteht aus mehreren Lagen Birken- Multiplex, in denen auf verschiedenen Ebenen die Metall-Aufbauteile verankert sind. Drei höhenverstellbare Füße aus Edelstahl sorgen für sicheren Stand. Die Tonarmbasis wird ebenfalls aus Bronze gefertigt und vom Hersteller mit der vom Kunden gewünschten Bohrung versehen. Bei unserem Testgerät war dies eine normale Rega-Bohrung, in der der recht heftig zum Michell-Techno-Arm modifizierte RB300 sitzt. Bei diesem außergewöhnlichen Tonarm wurde die untere Hälfte des Rohrs mit diversen Bohrungen perforiert, um das Resonanzverhalten im Rohr zu ändern. Des Weiteren wurde das Rohr von innen mit Schaum bedämpft, die Innenverkabelung ausgetauscht und schlussendlich das Gegengewicht durch einen kompakten, quer liegenden Zylinder hoher Masse ersetzt, der den Schwerpunkt erstens weiter nach innen und zweitens weiter nach unten bringt. Montiert wurde ein Reson- Etile-gelabeltes Goldring-MC. Ich gebe es gerne zu: Ich bin nicht der große Fan dieser Masselaufwerke mit zwei Ebenen – der große Abstand zwischen Zargenebene und Teller sieht in den meisten Fällen irgendwie seltsam und willkürlich aus. Beim Palmer wirkt der Aufbau hingegen schlüssig und ruht gewissermaßen in sich. Mit dem Michell Tonarm und dem Reson- Tonabnehmer hat sich eine glückliche Kombination gefunden, mit der die meisten Plattenhörer ziemlich glücklich werden können. Der Trick geht so: Man kauft sich ein zugegebenermaßen recht kostspieliges Laufwerk und ergänzt es mit einem Tonarm und System, die preislich dann nicht mehr allzu weh tun, mit dem Gefühl, dass man „ja immer noch aufrüsten kann“. Und nach ein paar Monaten stellt man dann fest, dass man rundherum zufrieden ist und gar nicht mehr braucht – die dauerhaft umtriebigen Allesaustauscher nehme ich da mal bewusst aus. Ich selbst bin nach einigen Versuchen mit den unterschiedlichsten Tonabnehmern immer wieder beim ursprünglich montierten Reson Etile gelandet. Nicht dass die anderen Tonabnehmer nicht auch ihre Meriten gehabt hätten – ich muss aber Bernd Hömke zur Wahl des Goldring-stämmigen Etile ausdrücklich beglückwünschen, transportiert es doch die Qualitäten der Laufwerks-Arm-Kombination am komplettesten. Steuerung, Antriebseinheit und Plattenteller erzeugen ein ungemein stabiles Fundament mit tiefreichender Basswiedergabe, die trotzdem Ecken und Kanten aufweist. Das ist meilenweit entfernt von einem irgendwie „vorhandenen“ Tiefbass – der Palmer gibt auch den tief tönenden Instrumenten scharfe Konturen und bildet sie im Rahmen des Möglichen im Stereopanorama präzise ab. Der Rahmen des Möglichen wird hier einzig durch die Tieftonmöglichkeiten der verwendeten Lautsprecher und das Differenzierungsvermögen des menschlichen Gehörs in diesem Bereich definiert. Erfreulicher Bestandteil dieses grundsoliden Auftritts ist auch das Durchzugsvermögen der großen bewegten Masse – es gibt keine hörbaren Kompressionseffekte bei Dynamiksprüngen, die ja dazu neigen, die Drehbewegung der Platte abzubremsen. Der Palmer lässt das einfach nicht zu. In den Mitten agiert das Laufwerk ebenso trocken und genau – man kann das ruhig auch mal „schonungslos“ nennen – zur Schönfärberei neigt der Spieler jedenfalls nicht. Und weil das in den Tiefen und den mittleren Lagen so gut funktioniert, belassen wir es auch in den Höhen dabei: Offen, trocken und genau klingt das, weder zu detailverliebt noch zu rund. Wer einen Tonabnehmer mit eher defensiven Höhen besitzt wie ein DL-103, bekommt genau dieses Klangbild serviert – ein System mit einem scharfen Nadelschliff wie das van den Hul The Condor dagegen kann sein Auflösungsvermögen voll ausspielen. Aber wie gesagt: Die beste Balance und Vielseitigkeit habe ich mit dem vormontierten Etile erreicht – der ausgewogene Frequenzgang trägt dabei ebenso zu einer stabilen räumlichen Ortung bei wie die sehr gute Auflösung feindynamischer Informationen – sprich: Die Bühnenillusion gelingt vorzüglich in Breite wie Tiefe und vor allem in aller Genauigkeit. Ob ich gar nichts zu meckern habe? Doch, eine Sache gibt es: Der Einsatz von entstaubenden Bürsten erfordert mehr Fingerspitzengefühl als sonst, zu leicht hat man den Teller sonst unter die Drehzahl gebremst, die der Motor noch stabilisieren kann. Wer aber so viel Feinfühligkeit aufbringen kann, der findet im Palmer 2.5 eines der unbestechlichsten Laufwerke, das man in dieser Preisklasse kaufen kann.
Fazit
Technische Innovationen sind es nicht, die den einmaligen Sound des Palmer 2.5. ausmachen. Wie die konsequente Materialforschung über viele Jahre hinweg zu einem einmalig kraftvollen und dynamischen Klang führt, zeigt der neue Brite dagegen in Perfektion.