Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Montegiro Suono / Jelco 10,5


Leichtmetall – im Prinzip

Plattenspieler Montegiro Suono / Jelco 10,5 im Test, Bild 1
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Träume bezahlbar machen – so lautet die aktuelle Mission des Hattinger Plattenspielerherstellers Montegiro. Und dabei ging er durchaus radikale Wege

Mitspieler


Phonovorstufen:

 MalValve preamp three phono
 Pass XP-25
 Joachim Gerhard Prototyp

Vorverstärker:

 MalValve preamp three line

Endverstärker:

 SymAsym

Vollverstärker:

 Pass INT-30A

Lautsprecher:

 Lumen White Artisan
 Progressive Audio Diablo

Zubehör:

 Netzversorung von PS Audio und HMS
 NF-Kabel von Silent Wire
 Phonokabel von Straight Wire
 Lautsprecherkabel von Silent Wire
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler


Plattenspieler:

 Simon Yorke S10 / Aeroarm / Jan Allaerts MC1 MK2
 Clearaudio Maser Reference / SME 309 / MFSL C3.5


Das hier ist der dritte Montegiro-Plattenspieler, den wir Ihnen in der LP vorstellen dürfen, und er ist etwas Besonderes. Er ist nämlich in einer Preisregion angesiedelt, in die der Hersteller eigentlich nie beabsichtigte vorzudringen: Der Suono – so heißt der Neue – kostet nackt 3.890 Euro, im Paket mit einem 10,5 Zoll langen Jelco-Tonarm 4.400 Euro.

Plattenspieler Montegiro Suono / Jelco 10,5 im Test, Bild 2Plattenspieler Montegiro Suono / Jelco 10,5 im Test, Bild 3Plattenspieler Montegiro Suono / Jelco 10,5 im Test, Bild 4Plattenspieler Montegiro Suono / Jelco 10,5 im Test, Bild 5Plattenspieler Montegiro Suono / Jelco 10,5 im Test, Bild 6Plattenspieler Montegiro Suono / Jelco 10,5 im Test, Bild 7
Das erstaunt deshalb, weil das Günstigste, was ich bis dato bei den Hattingern gesehen hatte, ziemlich genau mit der doppelten Summe zu Buche schlug. Konkret war das das Modell Legno, ebenfalls mit einem Jelco-Arm bestückt. Legno und Suono haben ohne Zweifel eine Menge konstruktiver Parallelen, wieso also geht’s auf einmal für die Hälfte? Nun, es geht – aber nur in Deutschland. Und nur hier wird der Suono auch angeboten. Der Trick ist ein ganz simpler und heißt Direktvertrieb. Will sagen: Wenn Sie sich ein solches Gerät anhören wollen, dann müssen Sie sich ins Ruhrgebiet aufmachen und die Stadt meiner Geburt und meiner Jugend aufsuchen. Zum Glück ist’s da so unangenehm nicht, und man kann bei einem solchen Ausflug neben dem Begutachten von Plattenspielern noch eine Menge anderer interessanter Dinge tun. Beim Händler Ihres Vertrauens werden Sie das Gerät nicht finden. Der Wegfall der Händlermarge ist der Hauptgrund für die verhältnismäßig freundliche Preisgestaltung des Gerätes; in technischer Hinsicht erstaunt es eher, was von den größeren Modellen alles erhalten blieb und nicht, was alles eingespart wurde. Und nach Sparsamkeit hört sich ein Abtropfgewicht von 25 Kilogramm nun wirklich nicht an. Streng genommen ist der Suono eine Art Kombination aus den Modellen Legno und Mondo. Vom Legno hat er die Formgebung mit dem eleganten Schwung an der vorderen linken Ecke, vom Mondo den doppelstöckigen Aufbau aus zwei Metallplatten. Drei qualitätsbestimmende Merkmale sind bei allen drei Modellen absolut identisch: Lager, Plattenteller und Motor. Beim Edelstahlteller lässt sich Karsten Drunk – das ist der Mann, der bei Montegiro für die wichtigen Entscheidungen zuständig ist – auf überhaupt keine Diskussionen ein: Die sieben Kilo schwere Edelstahlscheibe ist Pflicht. Sie trägt an ihrer Unterseite eine angedrehte, nach innen versetzte Kante, auf der der Antriebsriemen läuft; Montegiro-Plattenspieler sind gestalterisch ambitioniert, und deshalb haben sich Antriebsriemen und Motor bitteschön so zu verstecken, dass man sie im Normalbetrieb nicht sieht. Innen wird der Teller mit einer Acryleinlage bedämpft, sonst würde er wie die sprichwörtliche Glocke klingen. Der Klopftest jedoch zeigt: hier herrscht ein erstaunliches Maß an Ruhe. Das Tellerlager kennen wir ebenfalls schon: Es baut konventionell, will sagen: Die Achse ist fest an einem kleinen Innenteller montiert, die Hülse steckt in der Basis. Die Achse geriet relativ dünn, was für weniger durch die Reibung bedingte Geräusche sorgt. Ob der Stabilität braucht man sich hier sicherlich keine Sorgen zu machen. Den Antrieb stellt wie eh und je einer bereit, der auf so etwas spezialisiert: Carlo Klein von der Firma Klein Technik. Seine Antriebslösungen empfehlen sich auch als Aufrüstungen für andere Laufwerke und zählen definitiv zum Feinsten, was man in dieser Hinsicht einsetzen kann. Karsten Drunk tut das deshalb von jeher, und beim Suono musste lediglich die Steuerelektronik in ein etwas weniger schmuckes Gehäuse als bei den größeren Modellen. Zumindest Antrieb und Teller sind Gift für die knappe Kalkulation – umso erfreulicher, dass jene beim Suono erhalten geblieben sind. Der Aufbau der Laufwerksbasis entspricht exakt der doppelstöckigen Konstruktion, wie wir sie schon beim Mondo gesehen haben. Beim Suono allerdings bestehen die beiden Trägerplatten nicht mehr aus massivem Edelstahl, sondern aus Aluminium. Da jenes ohne weitere Maßnahmen fürchterlich klingeln würde, schritten die mit hinreichender Maschinenmacht ausgestatteten Hattinger wieder einmal zu radikalen Maßnahmen: In die Platten werden von unten großflächige Taschen gefräst, die man dann mit einer dämpfenden Masse verfüllt. Auch das ist kein eben billiges Verfahren, aber es funktioniert: Klopfen bringt hier wieder verhältnismäßig wenig Eigenklang zutage. Die untere der beiden Platten trägt nur das Tellerlager, die obere den Tonarm. Über konterbare Spikes wird erst die untere, dann die obere Platte exakt waagerecht justiert. Etwaige Resonanzen haben kaum eine Chance, von oben nach unten zu gelangen, wodurch eine ziemlich effektive Entkopplung von Tellerlager und Tonarm gegeben ist. Der Motor hat zu dem Thema ohnehin nichts beizusteuern, er steht am Boden und steckt sein Köpfchen durch Löcher in beiden Basisplatten. Von dort aus darf er dann auch den Teller antreiben, vorausgesetzt, man bekommt den Riemen aufs Pulley bugsiert. Das erfordert durch den innen liegenden Antrieb etwas Übung, ist aber nach kurzer Zeit problemlos zu machen. Für Tonarme gibt’s beim Suono eine kreisrunde Fräsung in der oberen Basisplatte, in die dann eine auf den Arm zugeschnittene Acrylplatte montiert wird – mit zehn Schrauben, das sollte reichen. Auf diesem Wege lassen sich Arme mit einer effektiven Länge von neun bis zwölf Zoll montieren – also so gut wie alle. Standardmäßig gibt’s Basen für 10,5“-Jelcos oder einen DaVinci Nobile; die edlen Schweizer Tonarme sind im Vertriebsprogramm von Montegiro und zierten bereits unsere beiden ersten Testgeräte. Da wir jedoch preislich auf dem Teppich bleiben wollen, müssen wir uns mit einem Jelco bescheiden, aber gerade im vorliegenden Falle ist das gar nicht schlimm: Unser Zehnfünfer ist die Variante von Chris Feickert, also mit S-förmigem Armrohr und Dämpfungseinrichtung fürs Lager, und der hat schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass er kein Kind von Traurigkeit ist. Als Tonabnehmer wählten wir ein Grado Reference Platinum, das das Loch in der Portokasse nur mit 350 Euro zusätzliche belastet. Außerdem braucht der Moving-Iron-Abtaster nur einen MM-Phonoeingang, die Investition in eine MC-taugliche Vorstufe dürfte man bei Bedarf also auch noch etwas verschieben. Suono, Jelco und Reference Platinum wurden auf Anhieb Freunde. Das Ensemble macht einen sehr geschlossenen Eindruck, musiziert rhythmisch sehr akzentuiert, hat mächtig Groove und Schub gerade in den unteren Lagen im Angebot. Das überrascht etwas, da ich vom konstruktiv ähnlichen Mondo eine deutlich zurückhaltendere  Spielweise in Erinnerung hatte – allerdings auch mit Armen und Systemen aus einer anderen Liga. Der Umstieg auf einen anderen Tonabnehmer (natürlich aufs unvermeidliche Benz Ace L) brachte eine leichte Verlagerung der tonalen Balance zu höheren Frequenzen hin, aber das schien mir hier weniger stimmig; das Grado war eindeutig die robustere, musikalisch aber ansprechendere Wahl. Mit ihm rockt’s wie beim guten alten DL103, aber mit merklich mehr Disziplin. Der Montegiro pumpt zwar ordentlich Fundament in den Raum, bleibt aber stets auf der farbigen und ausdrucksstarken Seite des Tieftons. In Sachen Raumabbildung befleißigt er sich einer sehr tiefen Darstellung mit kompakter Darstellung; das Geschehen löst sich zwar exzellent von den Lautsprechen, spielt sich aber weitestgehend zwischen ihnen ab. Den Stimmbereich zeichnet der Montegiro gehaltvoll und prägnant, aber ohne Härten – so muss das sein. Obenherum kann ich dem Gerät wenig eindeutig auf sein Konto gehende Eigenschaften attestieren. Hier ist der Tonabnehmer derjenige, der die Marschroute bestimmt. Wer das Grado deutlich toppen will, dem sei ein Benz LP-S ans Herz gelegt; das allerdings kostet schon wieder so viel wie der ganze Plattenspieler. Den Suono indes ficht das nicht an, er ist auch für den Schweizer Spitzentonabnehmer eine mehr als adäquate Basis. Und ob man nicht vielleicht doch mal einen DaVinci draufschrauben sollte? Nur mal so zur Probe …?

Fazit

Schade fürs internationale Publikum – den Suono gibt’s nur bei uns. Und so dürfen wir uns über seine druckvolle und dynamische Spielweise freuen wie über die von Thomas Müller im Achtelfinale.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Montegiro Suono / Jelco 10,5

Preis: um 4400 Euro

10/2010
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Dattenberg, Hattingen 
Telefon 02324 933250 
Internet www.montegiro.de 
Garantie (in Jahre) 10 
B x H x T (in mm) 445/350/140 
Gewicht (in Kg) 25 
Varianten/Ausführungen: Nein 
Unterm Strich... ... Schade fürs internationale Publikum – den Suono gibt’s nur bei uns. Und so dürfen wir uns über seine druckvolle und dynamische Spielweise freuen wie über die von Thomas Müller im Achtelfinale. 
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Autor Holger Barske
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Datum 05.10.2010, 12:25 Uhr
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