Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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Man darf auch mal „H“ sagen
Rückblickend erscheint mir das Wagnis gar nicht so groß: einen Plattenspieler entwickeln, zur Serienreife bringen und als Einmannunternehmen bauen und vermarkten.
Klar hab ich leicht reden: Nach gründlicher Beschäftigung mit dem „Luphonic H2“ wage ich entspannt zu behaupten, dass das ohne Probleme geradeaus laufen wird. Weil Firmengründer Thomas Luh realistische Vorstellungen vom Plattenspielermarkt hat, (noch) nicht davon leben muss und, ganz nebenbei, ein tolles Produkt gebaut hat, um dessen Erfolg da draußen man sich überhaupt keine Sorgen machen muss.
Luphonic residiert im hessischen Linden, was im Norden ans vielleicht etwas bekanntere Gießen grenzt. Die Anfänge der Unternehmung gestalteten sich nicht ganz einfach, weil die Firmengründung einen Monat vor Ausbruch der Coronakrise erfolgte. Möglicherweise sind es aber genau die dadurch bedingten Verzögerungen, die dafür gesorgt haben, dass die drei Produkte des Herstellers bereits zum Eintritt in den Markt zu einer erstaunlichen Rundumqualität gereift sind.
Der H2 unterscheidet sich schon optisch deutlich von den üblichen Brett- und Kisten-Designs. Das ist dem Umstand geschuldet, dass das reduzierte Chassis aussieht wie ein großes „H“. In dessen „Querbalken“ sind Tellerlager und Motor untergebracht, die beiden Schenkel tragen an ihren Enden vier höhenverstellbare Spikes, auf denen das Gerät ruht. Der Entwickler argumentiert die Formgebung mit bestmöglicher akustischer Entkopplung zwischen Tellerlager und Tonarm. Das exakt waagerechte Aufstellen mit den fein justierbaren Kegeln funktioniert bestens, die leicht gerundeten „Spitzen“ ersparen zudem das Gefummel mit Spike-Untersetzern und erlauben den direkten Kontakt auch zu empfindlicheren Oberflächen.
Das Chassis ist eine dreilagige Sandwich- Konstruktion, hier liegt auch einer der Hauptunterschiede zum kleineren einlagig aufgebauten H1. Zwischen zwei rund zentimeterdicken Lagen aus einem harten Mineralwerkstoff sorgt eine Matte aus hoch dämpfendem Zellkautschuk für die Absorption etwaiger Schwingungen. Das schließt Vibrationen über den Unterbau mit ein. Besagter Mineralwerkstoff sieht üblicherweise nicht so hübsch blütenweiß glänzend aus wie hier und erhält seine makellose Optik erst nach einem siebenstufigen Schleif- und Politurprozess.
Der knapp zwei Kilogramm schwere Teller besteht aus dem gleichen Material, das hier allerdings mattschwarz lackiert zum Einsatz kommt. Das Abklopfen des Tellers fördert erfreulich wenig Klingelneigung zutage. Der Eindruck verstärkt sich noch, wenn der Teller auf dem metallenen Subteller zu liegen kommt. Die Kontaktfläche zwischen beiden besteht nur aus einem schmalen Steg am Rand des Subtellers und das funktioniert offenbar gut. Wer eine ähnliche Lösung und auch ein paar andere hier realisierte Ideen zumindest prinzipiell bei einem gewissen britischen Plattenspielerhersteller schon einmal gesehen zu haben glaubt, der irrt sich womöglich nicht. In diesem Fall erlaubt die Konstruktion den Betrieb ohne Plattentellermatte (was der Hersteller empfiehlt), was Sie natürlich nicht davon abhalten sollte, Experimente in dieser Hinsicht zu machen. Es gibt übrigens auch eine interessante Matte von Luphonic.
Das Tellerlager folgt klassischen Prinzipien: Eine Stahlachse ragt unten aus dem Teller und steckt in einer vorab geschmierten Buchse aus Messing. Um die vertikalen Kräfte kümmert sich eine kleine Keramikkugel. Die Lagerachse ist nicht besonders dick, was die reibenden Flächen und damit die Geräuschentwicklung klein hält.
Bei der Bedienung des Gerätes hat sich Thomas Luh etwas Besonderes einfallen lassen: Ein runder Puck wird zum Einschalten vorne links auf dem Schenkel der Zarge platziert, was den Antrieb in Betrieb nimmt. Je nachdem welche Seite des Pucks oben liegt, werden 33 oder 45 Umdrehungen aktiviert – sehr hübsch.
Zum Lieferumfang des Gerätes gehört der Tonarm K2. Der auch einzeln für 990 Euro erhältliche Neunzöller ist eine erfreulich pragmatische, kardanisch gelagerte Angelegenheit. Geometrisch folgt er gängigen Standards, was man schon an seinem Montageabstand von 222 Millimeter erkennt. Als Armrohr kommt ein gerades Kohlefaserrohr zum Zuge, am vorderen Ende sitzt ein 3D-gedrucktes Headshell. Es besteht aus sehr leichtem, mit hauchfeinen Glasballons versetztem Polyamid. Die effektive Masse des Tonarms gibt der Hersteller mit ungefähren zehn Gramm an, es lassen sich Tonabnehmer mit fünf bis 14 Gramm Eigengewicht einbauen. Am hinteren Ende des Arms ist ein exzentrisch gebohrtes Gegengewicht montiert, das mit einer Klemmschraube fixiert wird; hier wird auch die Auflagekraft eingestellt.
Als Lager kommen in beiden Dimensionen Miniaturkugellager zum Einsatz. Das Ganze macht einen sowohl leichtgängigen als auch spielfreien Eindruck – so soll’s sein. Der Tonarm ist in der Höhe verstellbar. Dazu ist der Schaft nach dem Lösen zweier Madenschrauben an der Armbasis in der Höhe verschiebbar. Das Headshell ist verdrehbar montiert, die Möglichkeit zur Azimuthverstellung besteht also auch.
An dem relativ leichten Arm zu Beginn gleich ein eher steifes Denon DL-103 zum montieren erschien mir zunächst etwas gewagt. H2 und K2 wussten derlei Bedenken jedoch sofort zuverlässig zu zerstreuen. Auf dem Teller lag das jüngste Studioalbum der alten Recken von Wishbone Ash und sie war sofort da, die robust rollende Gangart des DL-103, Zurückhaltung oder gar Nervosität hätten gar nicht weiter entfernt sein können. Im Gegenteil: Das Gespann dröselte die beiden ungeheuer gut aufeinander eingeschossenen Gitarren perfekt auf, platzierte die Stimme schön präzise davor, das Schlagzeug hatte – nun ja: Eier. Das geht gut los, versuchen wir mal etwas „Seriöseres“ in Gestalt des hervorragenden 45er-Reissue von Ella Fitzgeralds „Ella Swings Lightly“. Und meine Herren – sie swingt aber mal so richtig. Überaus zackig intoniert die illustre Begleitmannschaft Ellas einzigartiges Organ. Ob in Sachen Stimme noch mehr geht? Aber ja: Das spektakuläre Skyanalog Reference zeigt, wo es dem japanischen Klassiker ein wenig fehlt: beim Ausdruck, bei den Feinheiten. In dieser Kombination schwingt sich die Kombi zu echten Höchstleistungen auf: Etwas schlanker als mit dem Denon, mit merklich mehr Leuchtkraft und Farbe. Der Luphonic reicht diese Ding mit großer Selbstverständlichkeit durch. Auch das, was den typischen MM-Sound ausmacht: Mit dem Audio Technica AT-5V bekam Esbjörn Svenssons Solo-Spätwerk diese souveräne Selbstverständlichkeit, die guten MMs zu eigen ist. Das Klavier hat Kraft, Ausdruck und trotz der keinesfalls an die Ausdrucksstärke des Skyanalog heranreichend darf das genau so bleiben. Richtig, das ist ja ein Plattenspielertest hier – ich vergaß: Der Luphonic ist eine höchst geeignete Basis für all solche Experimente. Klangliche Limitationen dieser Plattform konnte ich beim besten Willen nicht feststellen.
Fazit
Was für ein Einstieg! Luphonics H2 und K2 bilden ein höchst potente Basis für Abtaster fast jeder Art zeichnen sich durch einen spritzigen, tonal erfreulich neutralen Charakter aus. Eine Freude im täglichen Umgang ist das Gerät zudem.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Luphonic H2
Preis: um 3000 Euro
Was für ein Einstieg von Luphonic! Das Gerät ist eine Freude im täglichen Umgang.
Luphonic H2
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | Luphonic, Linden |
Telefon | 06403 9683907 |
Internet | www.luphonic.de |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
Abmessungen | 440 x 140 x 360 mm |
Gewicht (in Kg) | ca. 6,5 kg |
Unterm Strich ... | Was für ein Einstieg! Luphonics H2 und K2 bilden ein höchst potente Basis für Abtaster fast jeder Art zeichnen sich durch einen spritzigen, tonal erfreulich neutralen Charakter aus. Eine Freude im täglichen Umgang ist das Gerät zudem. |