Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Kuzma Stabi M


M wie Maximum

Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 1
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Eigentlich ... ist er ein ganz gewöhnlicher Plattenspieler. Nur ein bisschen größer. Aber möglicherweise täuscht dieser Eindruck auch ganz gewaltig 

Mitspieler


Tonabnehmer:

 Lyra Atlas
 Clearaudio Goldfinger
 MFSL C3.5

Phonovorstufen:

 MalValve preamp three phono
 Vitus Audio RP-101

Vorstufen:

 MalValve preamp four line
 Lindemann 830S

Endverstärker:

 Lindemann 858
 SymAsym

Lautsprecher:

 Audio Physic Avantera
 Klang + Ton Nada

Zubehör:

 Netzsynthesizer PS Audio P10
 NF-Kabel von van den Hul und Transparent
 Phonokabel Transparent
 Lautsprecherkabel von Transparent
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler


Plattenspieler:

 Transrotor Fat Bob / Reed 3p
 Clearaudio Master Innovation / TT2


Noch ist die Anzahl der Unternehmen aus dem Osten Europas, die es im hochwertigen Audiosegment so richtig geschafft haben, verhältnismäßig klein. Das wird auf die Dauer sicherlich nicht so bleiben, wie einige Newcomer in den letzten Jahren bewiesen haben – ich erinnere zum Beispiel an die großartigen Tonarme des in Litauen beheimateten Herstellers Reed –, aber eine fixe Größe in Sachen Nr_3-2013 Analogtechnik gibt‘s schon seit gut 30 Jahren: Kuzma.

Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 2Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 3Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 4Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 5Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 6Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 7Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 8Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 9Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 10Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 11Plattenspieler Kuzma Stabi M im Test, Bild 12
Seit 1982 fertigt der in Slowenien beheimatete Mechanikprofi Franc Kuzma analoge Preziosen mit einer Qualität und Eigenständigkeit, die ihresgleichen suchen. Sicherlich keine ausgeprägten Designerstücke, technisch aber grundsätzlich am Limit dessen, was machbar ist. Kuzma-Produkte sind weit davon entfernt, den etwas rustikalen Charme zu besitzen, den Erzeugnisse dieser Provenienz gerne mal mitbringen: Kuzma fertigt auf topmodernen Maschinen technische und optische Perfektion. Punkt. Würden wir nicht in Deutschland wohnen, könnten wir uns an zwei Videos bei Youtube erfreuen, die eindrucksvoll demonstrieren, wie kompromisslos Kuzma arbeitet und welche Mengen von Metall dort zerspant werden. Allerdings haben unsere lieben Freunde von der GEMA wieder einmal dafür gesorgt, dass wir‘s nicht mehr gucken dürfen. Der neueste Streich von Franc Kuzma ist ein Plattenspieler namens „Stabi M“. Und so unspektakulär die Typenbezeichnung anmutet, so konventionell wirkt auch die Formensprache des Gerätes – zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist die Maschine erst einmal riesig: 60 Zentimeter breit, derer 50 tief und mit Haube fast 30 hoch – das ist ein Wort. Dazu passend: das Gewicht. 60 Kilogramm sind Regionen, in denen sonst nur „Bohrinseln“ der heftigeren Art spielen. Nicht aber rechteckige Subchassisspieler, auf denen nur ein Tonarm montiert werden kann und die über eine Abdeckhaube verfügen. Jawohl: Die gehört beim Stabi M zum Lieferumfang. Und dürfte für den Preis von 15.000 Euro nur zum recht geringen Teil verantwortlich sein, zu dem sich noch ein Tonarm addiert: Standesgemäß bekamen wir zu unserem Testgerät einen Kuzma „4point“. Dieses Leckerchen war 2011 schon einmal zu Gast beim Kollegen Schmidt und kostet derzeit 5.000 Euro. Beginnen wir ruhig mit der Haube, denn sie offenbart eindrucksvoll, dass Franc Kuzma auch bei seinem neuen Laufwerk über jedes Detail nachgedacht hat. Hauben gelten als luftschallempfindliche Klangverhinderer, und das meistens zu Recht. Die Haube des Stabi M hingegen ist ein anderes Kaliber. Sie besteht aus sechs Millimeter starkem Rauchglas und ist aus drei Teilen zusammengesetzt: Das pultförmige, mehrfach gebogene zentrale Element wird von zwei Seitenteilen komplettiert, die mit resonanzdämfenden Elementen verschraubt werden – und zwar mit etwas Abstand. Dadurch ergeben sich rund um die Seitenwände Schlitze, durch die die Luft zirkulieren kann. Dem Schutz gegen Staub und Haustiere tut das praktisch keinen Abbruch, die „Resonanzkammer“ wird so aber wirksam entschärft. Die Laufwerksbasis besteht aus zwei Teilen. Da wäre zuerst der äußerst massive Außenrahmen, der aus einer Vielzahl von Aluminiumblechen und -profilen aufgebaut ist. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die vier entkoppelnden „Lagertürme“ aufzunehmen, auf denen das Subchassis ruht. Drei der vier Türme bilden außerdem gleichzeitig die Standfüße des gesamten Laufwerks, in der Höhe verstellbare Füße erlauben das exakte Nivellieren des Außenrahmens. Der vierte Turm hat keine direkte Verbindung zur Stellfläche. In die Vertiefungen auf der Oberseite der Türme greifen vier Messingfüße, die das zweite große Bauteil des Stabi M, das Subchassis, tragen. Es besteht aus einer abermals gewichtigen Aluminiumplatte und diversen von unten verschraubten, teils mit Gummidämpfern entkoppelten Trägerelementen für das Tellerlager, den Motor und die Tonarmbasis. Hier wurden noch deutlich größere Materialmengen als beim Außenrahmen verarbeitet, und deshalb ist dieses Teil auch das schwerste am ganzen Laufwerk. Ein nicht kleiner Teil der Masse dürfte dem – Sie ahnen es – überaus massiv in einer Messingdose verpackten Antriebsmotor geschuldet sein, der elastisch zwischen Lagerachse und Rückwand aufgehängt ist. Jener ist ein Gleichstromtyp und bezieht seine Energie aus einem externen Steuergerät, das mit Mikrocontrollerunterstützung für eine komfortable Feineinstellung der Drehzahl sorgt. Das invertierte Tellerlager ruht auf einem rund vier Zentimeter dicken Aluminiumträger, der abermals elastisch aufgehängt ist. Die Lagerachse ist eine ziemlich große Stahlachse und trägt oben eine Rubinkugel, die die vertikalen Kräfte aufnimmt. Rund um die Kugel gibt es einen Kragen, der ein Reservoir für das Lageröl bildet, so dass die Kugel immer unter Öl läuft. Bevor wir uns das Gegenstück dazu ansehen, bauen wir das Laufwerk erst einmal zusammen und heben das Subchassis mit der gebotenen Vorsicht an seinen Platz. Die vier Messingfüße halten es unverrückbar an der richtigen Stelle. Sie sind über große Drehknöpfe von oben superpräzise in der Höhe verstellbar. Die Einstellung läuft so leichtgängig, dass man kaum merkt, ob einer der vier Füße schon in der Luft hängt oder noch Kontakt zum Untergrund hat. Das exakte Ausrichten sollte man übrigens erst nach der Montage der restlichen Komponenten vornehmen, da die verschiedenen elastischen Elemente ohne Last nicht die richtige Höhe haben. Also montieren wir erst einmal den Subteller. Jener wird aus einem dicken Aluminiumzylinder gedreht, das außen kegelförmige Lagergehäuse entsteht in diesem Arbeitsgang gleich mit. Innen trägt es den Lagerspiegel und zwei ringförmige Sektionen, die das Horizontallager bilden. Der untere Ring ist eine eingepresste Kunststoffhülse. Der Sinn des konischen Lagergehäuses erschließt sich, wenn man die Tellerunterseite betrachtet. Da gibt‘s nämlich das exakte Gegenstück dazu, wodurch Teller und Lagergehäuse eine sehr gut kraftschlüssige Verbindung eingehen. Bevor wir den Teller aufsetzen, muss allerdings erst der Antriebsriemen montiert werden: Der leicht transparente blaue Flachriemen zählt zu den härteren Vertretern seiner Zunft. Nunmehr: der Teller. Ein wahres Prachtstück. Ein Sandwich aus zwei je vier Zentimeter dicken Aluminiumplatten und einer dazwischen angeordneten Acrylplatte. Akustisch offensichtlich frei von jeglichem Eigenleben. Beim Aufsetzen dieses Gewichtsproblems versichert man sich am besten der Hilfe einer zweiten Person. Der Dorn zur Aufnahme der Platte hat übrigens keine direkte Verbindung zur Lagerachse, um etwaigem Ungemach an dieser Stelle keine Brücke zu bauen. Integraler Bestandteil ist die Plattenklemme, zu deren Verwendung ich unbedingt rate. Und das nicht nur, weil das auf den Mitteldorn aufzuschraubende Teil effektiv dabei hilft, verwellte Platten glatt zu ziehen, sondern in erster Linie deshalb, weil‘s mit Klemme hörbar besser klingt. Rechts neben dem Teller gibt‘s einen großformatigen rechteckigen Ausschnitt für die Armbasis. Dabei kann man auch Zwölfzöllern problemlos gerecht werden, den ausladenden Abmessungen des Laufwerks sei Dank. Der elf Zoll lange 4point jedenfalls wirkt auf dem Laufwerk schon fast zierlich, zumindest aber völlig stimmig – und wer diesen Arm schon einmal auf einem „normalen“ Laufwerk gesehen hat weiß, was das für eine Wuchtbrumme ist. Die Basis – jawohl, Aluminium, in etwa vier Zentimeter stark. Sie wird mit vier Schrauben an den Ecken sicher mit der Montageplatte verbolzt und trägt neben den Befestigungsbohrungen für den Arm noch ein Durchgangsloch für das Anschlusskabel. Ein paar Worte für den Fall, dass Sie diesen Supertonarm nicht kennen: Das immens stabile Konstrukt verfügt über eine trickreiche Lagerung mit, wie der Name verrät, vier Punkten. In der Vertikalen kippt der Arm über zwei Stahlstifte, die in zwei Lagerpfannen ruhen, in der Horizontalen sorgen ebenfalls zwei Spitzenlager für Halt: Eines sitzt oben und fängt die vertikalen Kräfte ab, ein zweites greift horizontal in eine entsprechende Kerbe der Lagerachse und „kippt“ ebenfalls. Klasse Idee, absolut spiel- und fast reibungsfrei. Der 4point ist, obwohl er weit schwerer aussieht, mit rund 13 Gramm effektiver Masse mittelschwer und ein idealer Spielpartner für eine Vielzahl von Abtastern der obersten Güteklasse. Auch für mein frisch beim Hersteller revidiertes Lyra Atlas, das klanglich mit der Kuzma-Kombi einrastete, als ob beide füreinander gemacht worden wären. Auf dem Teller rotiert die hochinteressante „falsch herum“ gepresste TACET-Einspielung von Ravels unsterblichem Bolero. Die Platte ist eine Offenbarung in Sachen Disziplin und wiedergabetechnischer Sauberkeit, aber das, was Kuzma und Lyra damit machen, das sprengt den gängigen Rahmen. Natürlich geht auch dieser Bolero eher leise und unspektakulär los, selbstverständlich explodiert das Geschehen auch hier zum Ende. Was allerdings weit über das Normale hinausgeht, ist die dynamische Spannweite, mit der diese Kombi zwischen: „Ich mach mal ein kleines Schläfchen“ und: „Vorsicht, gleicht hast du die Tieftönermembranen in der Magengrube“ navigiert. Diese Variabilität ist eine der ganz wenigen wirklich objektivierbaren Klangeigenschaften, an denen man HiFi-Komponenten messen kann. Das hier, das ist diesbezüglich der Maßstab, ganz eindeutig. Anfänglich tatsächlich ein bisschen gewöhnlich, schwingt sich die Reproduktion zum Außenrand hin zu unerhörten Höhenflügen auf. Absolut knochentrocken, markerschütternd und unfassbar stabil gelingt die Abbildung des Netherlands Philharmonic Orchestra – großartig. Die herausragende Tugend des Lyra- Abtasters besteht in seiner Fähigkeit, auf völlig untechnische Art und Weise Musik zu machen. Kommen dazu die wirklich extremen Möglichkeiten dieser Laufwerks- Armkombination in Sachen Dynamik und Analyse, dann mündet das in einen wahrhaft spektakulären Charakter, der sogar die Limitationen des Mediums Platte an sich in den Hintergrund rückt. Beispiel gefällig? Der gänzlich „unaudiophile“ Titel „Alles auf die 303“ des Elektronikduos „Turntablerocker“ aus dem vergangenen Jahr. Die beinharte Elektropopnummer zieht einem auf dieser Maschine die Schuhe aus, wie es eigentlich nur mit knüppelhart geregelten Direkttrieblern oder gar per Reibrad angetriebenen Laufwerken geht. Davon profitiert auch die 59er-Karajan- Aida. Hier kommt in den leisen Passagen noch der Umstand hinzu, dass der Kuzma ein extrem laufruhiger Plattenspieler ist, der richtig Schwärze reproduzieren kann. In Summe eine Maschine mit absolutem Anspruch, die derzeit schwer zu schlagen sein dürfte.

Fazit

Was für ein Plattenspieler: Der große neue Kuzma setzt konsequent auf die Kombination von Masse und verschiedenen Entkopplungsstrategien, um ein extrem dynamisches und gleichzeitig sehr ruhiges Klangbild zu erzeugen, das die Grenzen der Schallplattenwiedergabe vielleicht noch ein Stückchen verschiebt.

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Produkt: Kuzma Stabi M

Preis: um 15000 Euro

5/2013
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