Dr. Christian Feickert hat mit dem Blackbird einen Plattenspieler auf die Zarge gestellt, der sich fast überhaupt nicht vom kleineren Woodpecker unterscheidet. Aber eben nur fast: An entscheidenden Stellen hat man sich zur Sicherheit verdoppelt
Mitspieler
Tonarme:
DCF 12-Zoll-Tonarm
SME 3500
Tonabnehmer:
Transfiguration Phoenix
Phase Tech P-3G
Nagaoka MP-500
Phonoverstärker:
Quad 24P Phono
MalValve Preamp Three Phono
PS Audio GCPH modifiziert
Verstärker:
Malvalve Preamp Three Line und Power Amp Three
SAC
Lautsprecher:
K+T Titania
Audio Physic Scorpio 25
Gegenspieler
Plattenspieler:
Scheu Premier III mit SME 309
Transrotor Fat Bob mit SME 3500
Den Woodpecker (Test in LP 6/2009) habe ich vor zwei Jahren als optisch zurückgenommenen und dabei extrem attraktiven Plattenspieler wahrgenommen – technisch ausgefuchst und klanglich ganz vorn dabei. Quasi aus derselben Serie stammt der größere Blackbird, der auf den allerersten Blick nur ein um eine Tonarmbasis erweiterter Woodpecker zu sein scheint.
Und für mich persönlich ist diese zweite Tonarmbasis tatsächlich auch ein entscheidendes Ausstattungsmerkmal: Als alter Tonarmsammler habe ich schon am kleinen Laufwerk die Möglichkeit geschätzt, die Tonarmbasis blitzschnell zu wechseln und den Montageabstand mit nicht mehr Werkzeug als einem Inbusschlüssel problemlos zu verstellen. Der Blackbird bietet zwei dieser Schlitten – einen, der zwischen 9 und 10,5 Zoll und einen, der zwischen 9 und 12 Zoll alles an Tonarmen aufnimmt. Die Basen werden mit zwei Maschinenschrauben auf der Deckplatte des Drehers über zwei Langlöcher in Kontermuttern befestigt, die beim Verschieben der Basis mitlaufen. Christian Feickert hat die gängigsten Tonarmbasen bereits vorrätig, alle anderen werden nach Kundenangaben gerne angefertigt. Wie der Woodpecker steht der Blackbird auf höhenverstellbaren Alufüßen mit einer leicht dämpfenden Schicht. Die Zarge besitzt eine aufwendige Schichtbauweise aus einer Aluminium- und einer getemperten MDF-Platte, die mit Maschinenschrauben bombenfest miteinander verbunden sind. Optional gibt es eine nahezu identisch aufgebaute Platte, die einfach flach unter dem Laufwerk als Basis platziert wird. Das invertierte Lager sitzt auf einer eigenen Platte aus solidem Stahl, die in einer großen Aussparung der Deckplatte ebenfalls mit der inneren MDF-Platte verschraubt ist. Der Edelstahldorn durchmisst 16 Millimeter und läuft nach oben in einer ziemlich flache konischen „Spitze“ aus. Die Lagerbuchse besteht ebenfalls aus gehärtetem Edelstahl – eine immer noch recht seltene Kombination. Das sehr eng tolerierte Lager wird mit einem Spezialfett mit einem hohen Anteil an Molybdänsulfid geschmiert, so dass die Antriebseinheit auf einen definierten Reibungswiderstand arbeiten muss – dies führt mit dem richtigen Antrieb zu exzellenten Gleichlaufwerten. Und am Antrieb wurde gegenüber dem schon hervorragenden Woodpecker noch eins daufgesetzt. Gleich zwei Pabst-Gleichstrommotoren sitzen verborgen im Zargeninneren – lediglich die hochpräzise gedrehten Pulleys, erheben ihre Köpfe über die Zarge. Die Motoren sind in stark dämpfenden Aufhängungen verankert, die sie von den empfindlichen Stellen des Plattenspielers entkoppeln. Die Motoren stehen sich genau gegenüber und reduzieren durch den fast tangentialen und symmetrischen Riemenzug Taumelbewegungen des Tellers auf ein absolutes Minimum. Zwei Geschwindigkeiten lassen sich per Taster ein- und ausschalten. Eine dritte Taste ist erst mit einem Upgrade-Netzteil mit einer Funktion versehen – die optionale 78er Geschwindigkeit. Beim tiefschwarzen Teller ist Polyoxymethylen, oder kurz – POM, das Mittel der Wahl - ein Kunststoff mit fast idealem Resonanzverhalten, sprich fast keinen Resonanzen. Die Aussparung mit dem Durchmesser eines Plattenlabels samt aufschraubbarem Puck lässt fast jede verwellte Platte plan aufliegen. Leider war zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Artikel der neue Feickert-Puck noch nicht fertig, so dass wir unsere Bilder ohne ihn gemacht haben. Mit einem Transfiguration Phoenix (Test in LP 01/2009) an dem hauseigenen 12-Zoll- Tonarm und einem SME 3500 ging es in den Hörtest. Auch wenn der kleinere Woodpecker im direkten Vergleich nicht mehr zur Verfügung stand, lehne ich mich mal so weit aus dem Fenster, dass der „doppelte“ DCF Blackbird in puncto Basstiefe und -wucht noch einen draufsetzt. War das kleinere Laufwerk noch kein rechter Gegner für unseren großen Transrotor Fat Bob mit Drei-Motoren-Antrieb, so kann der Blackbird mit seinem Zwei-Motoren-Konzept wahrlich gut mithalten: Eine wahre Freude, wie das Laufwerk auch bei gemeinen Bassimpulsen durchzieht. Und noch mehr Freude beim Hören kommt auf, wenn man nach und nach feststellt, dass die Autorität in den tiefen Lagen nicht auf Kosten der Eleganz in den anderen Bereichen geht. Im Gegenteil: Die Feinauflösung gelingt auf einer soliden Basis noch etwas filigraner, die räumliche Abbildung gewinnt in allen Richtungen an Tiefe und Genauigkeit. Dabei behält der DCF seinen eigenen Charakter. Gegenüber dem Fat Bob besitzt er eine etwas freundlichere, verbindlichere Art der Musikwiedergabe – ich denke, das hat vor allem mit den verwendeten Materialien zu tun. Trotz seiner weitaus weniger imposanten Erscheinung ist der Blackbird ebenso souverän wie der deutlich massigere Fat Bob – gerade mit der speziell auf ihn abgestimmten Basisplatte überzeugt der DCF durch eine absolut ruhige Spielweise, selbst, wenn er nicht auf einem absoluten Top-HiFi-Möbel steht. Gegenüber dem Dark Star von Transrotor, der ja dem Woodpecker noch auf Augenhöhe begegnet ist, kann der Blackbird seinen verbesserten Antrieb in die Waagschale werfen und trägt einen Punktsieg in Sachen Wucht und Präzision davon, während sich die klangliche Balance beider Laufwerke weitgehend ähnelt. Wie schon der Woodpecker imponiert der Blackbird durch seine zurückhaltende Neutralität, die es dem Benutzer ermöglicht, ihn entweder als Spielwiese für alle nur erdenklichen Tonarm-Tonabnehmer- Kombinationen zu nutzen oder ein Setup festzulegen, bei dem der schnelle Wechsel zwischen zwei Kombinationen möglich ist, die verschiedene Musik- und Klangrichtungen abdecken. Falls dann doch noch Wünsche offenbleiben sollten, kann es am Laufwerk nicht liegen.
Fazit
Nein, doppelt so gut wie der Woodpecker ist er nicht. Aber die Erweiterungen an den entscheidenden Stellen machen den DCF Blackbird zu einem der vielseitigsten Laufwerke, die man heutzutage bekommen kann.