Clearaudio hat‘s praktisch geschafft: Die so ziemlich gesamte Plattenspielerpalette wurde einer gründlichen Überarbeitung unterzogen, was nicht weniger als die Abkehr vom Prinzip „Synchronmotor“ bedeutet hat. Der jüngste Spross mit dem neuen Gleichstromantrieb ist der „Performance DC“
Mitspieler
Phonovorstufen:
MalValve preamp three phono
Vitus Audio RP-101
Audio Research LP1
Vorstufen:
MalValve preamp four line
Lindemann 830S
Endverstärker:
Lindemann 858
SymAsym
Lautsprecher:
Audio Physic Avantera
Klang + Ton Nada
Zubehör:
Netzsynthesizer PS Audio P10
NF-Kabel von van den Hul und Transparent
Phonokabel Transparent
Lautsprecherkabel von Transparent
Plattenwaschmaschine von Clearaudio
Gegenspieler
Plattenspieler:
Transrotor Zet3 / 5012 / Merlot Reference
Clearaudio Ovation
Kuzma Stabi M / 4point / Lyra Atlas
Er ist angenehm schlicht, passt lückenlos ins Lineup der Erlangener Analogspezialisten und gehört mit einem Komplettpreis von 2.850 Euro noch zu den halbwegs finanzierbaren Analogträumen: Der „Performance DC“ ist angetreten eine deutliche Duftmarke in der Plattenspielerlandschaft zu setzen. Gerade das Komplettpaket macht einen äußerst attraktiven Eindruck, dazu gehören nämlich neben dem Plattenspieler der magnetgelagerte Tonarm „Clarify“ und ein echtes Statement in Sachen MM-Tonabnehmer, das brandneue „Virtuoso V2 Ebony“ – das schlägt einzeln schon mit 750 Euro ins Kontor, der Arm mit 1.090 Euro.
Dazu gesellt sich nunmehr ein Laufwerk, das nun wahrlich nicht von schlechten Eltern ist und für ganz viele Leute genau der Plattenspieler ist, mit dem sie bis ans Ende aller Tage wunschlos glücklich werden können. Das liegt auch daran, dass wir es hier mit einem, wenn das Setup einmal erledigt ist, äußerst unproblematischen Gerät zu tun haben. So etwas wie Service braucht der Dreher so gut wie gar nicht, außer dem Antriebsriemen gibt‘s hier nichts zu tauschen. Okay, irgendwann ist die Abtastnadel runter, und dann ist Ersatz fällig. Kleiner Wermutstropfen bei dieser Bauform der Clearaudio-Abtaster: es gibt keinen steckbaren Nadeleinschub, den man einfach so wechseln kann. In Anbetracht des Umstandes, dass ein solcher mittlerweile bei anderen Herstellern fast den Preis eines kompletten neuen Tonabnehmers erreicht hat, ist das aber auch nicht weiter schlimm. Der Performance DC ist ein kompaktes, solides und unangenehm unaufgeregt gestyltes Laufwerk, das sich in so ziemlich jedweder Wohnumgebung gut machen dürfte. Mit einer Breite von 42 und einer Tiefe von 33 Zentimetern bewegt er sich am unteren Ende der möglichen Abmessungen für einen Plattenspieler konventioneller Bauart. Und er ist sogar noch zwei Zentimeter weniger tief als die beiden anderen ähnlich aufgebauten Modelle „Concept“ und „Ovation“. Leider hat man den Platzvorteil beim Performance DC gleich wieder verspielt und das den Antrieb speisende Steckernetzteil mit einem reichlich ausladenden Steckverbinder ausgestattet, der natürlich gerade auf der Geräterückseite eingesteckt werden will. Die Basis des Performance DC ist eine solide und akustisch risikolose Sache: Ein Sandwich aus einer HDF-Platte (hochdichte Faserplatte, deutlich härter und stabiler als MDF) und zwei schwarz eloxierten (gibt‘s auch silbern) Aluminiumblechen bildet die Montageplatte für Tellerlager, Motor und Tonarm. Sie ruht auf drei zweiteiligen Aluminiumfüßen, die über Feingewinde miteinander verschraubt sind und eine feinfühlige Höhenjustage ermöglichen. Den Abschluss nach unten bildet mal keiner der sonst obligatorischen Spikes, sondern ein kleiner Silikonfuß zur Entkopplung. Vom Antrieb des Performance DC sieht man nichts. Motor und Antriebsriemen sind unter dem Teller versteckt, der Gummi- Flachriemen arbeitet auf einen Subteller aus Aluminium. Der Motor ist ein besonders laufruhiges mit Gleichstrom betriebenes Exemplar – daher der Namenszusatz „DC“. Seit dem Modell „Innovation“ favorisiert Clearaudio diesen Antriebstyp und setzt ihn in unterschiedlichen Varianten in jedem neuen Modell ein. Ein entscheidender Unterschied zu den größeren Geräten besteht darin, dass die Regelung ohne einen „Istwert“ von der aktuellen Tellerdrehzahl auskommen muss. Ab dem Modell Ovation aufwärts gibt‘s nämlich einen optischen Sensor, der haarfeine Markierungen auf der Tellerunterseite abtastet und damit eine hochpräzise Regelung füttert; Clearaudio nennt das neuerdings „Optical Speed Control“, kurz „OSC“. Der Motor selbst macht in der Tat einen sehr laufruhigen Eindruck, sein Wirken unterhalb des Tellers ist in der Tat kaum feststellbar. Der Subteller ist lediglich eine runde Scheibe mit Rand für den Antriebsriemen und einem Loch in der Mitte. Darin steckt die Hülse des invertierten Tellerlagers. Jenes heißt in Erlangen „CMB“ für „Ceramic Magnetic Bearing“ und ist seit Jahren die von diesem Hersteller bevorzugte Methode, einen Plattenteller zu lagern. Als Achse kommt dabei ein extrem hartes und glattes Keramikteil zum Einsatz, das Gegenstück bildet eine Bronzebüchse. Reibung und Rumpeln sind für dieses Lager Fremdwörter, besonders in der hier eingesetzten kompakten Version. Hinzu kommt das Fehlen einer klassischen Vertikallagerung per Kugel: Beim CMB wird der Teller in der Vertikalen nur von einem Magnetfeld getragen, das von zwei starken Neodym- Ringmagneten erzeugt wird. Einer sitzt unten an der Lagerhülse, einer um die Achse auf der Laufwerksbasis. Befürchtungen, dass durch den nicht exakt in der Vertikalen arretierten Teller irgendwelche Nachteile entstehen könnten, hat Clearaudio schon vor Jahren ausgeräumt: „CMB“ ist beherrschte Technik und funktioniert ausgezeichnet. Der Teller selbst? Wie man das heutzutage so macht: Eine Scheibe aus dem Kunststoff POM übernimmt den Job. Eine Eindrehung an der Unterseite hilft beim Verstecken des Antriebs. Die Bedienung des Laufwerks ist denkbar einfach und elegant: Vorne links gibt es vier Taster, mit denen drei Geschwindigkeiten (ja, auch 78 u/min) angewählt werden können. Fertig. Es gibt nichts zu justieren, alle drei Drehzahlen stimmen auf den Punkt. Theoretisch kann der Performance DC mit fast beliebigen Tonarmen ausgestattet werden, und neuerdings findet sich auf der Hersteller-Website sogar ein ganzer Katalog mit unterschiedlichen Armbasen. Das Funktionsprinzip ist simpel: Eine runde Scheibe trägt den Arm, sie deckt eine große Bohrung in der Laufwerksgrundplatte ab und wird mit sechs Schrauben von unten gegen einen Ring von unten verspannt. Die Schrauben sitzen so präzise, dass sie die Position der Basis zuverlässig in der Bohrung festlegen. Eine Variation des Abstandes zwischen Tellerachse und Armdrehpunkt ist möglich, weil sich die exzentrisch gebohrten Tonarm-Montageplatten verdrehen lassen. Simpel, aber ziemlich elegant. Die Basis für den „Clarify“ hat zwei Bohrungen: eine für den Tonarmschaft, eine für das fest montierte Anschlusskabel. Den Arm kennen wir prinzipiell schon vom Test des Ovation, da war er allerdings noch namenlos und unterschied sich in zumindest einem Detail vom hier verbauten Typ. Der Arm verfügt über eine zumindest teilweise magnetische Aufhängung. An der Oberseite des Armrohres sitzt ein runder Magnet, der von einem oben im Lagerblick montierten Gegenstück angezogen wird. Dafür, dass beide nicht schlicht aneinanderkleben sorgt ein Faden, der das Armrohr auf Distanz hält und unten im Lagerblock aufgehängt ist. Mit einem Drehknopf unten am Armschaft kann man diesen Faden zudem verdrehen, womit man eine einfache wie elegante Antiskating-Einstellvorrichtung hat. Deren Bedienung ist in der Praxis allerdings ein mittelschweres Unding: Den Einstellknopf zu verdrehen, ohne dazu den ganzen Plattenspieler hochzuheben, ist fast unmöglich. Ein Faktor, auf den man als Anwender des Arms keinen Einfluss hat, ist die „Härte“ des Magnetlagers. Und die ist bei unserem Testmuster ziemlich wenig ausgeprägt, der Arm lässt sich auffällig leicht aus seiner Ruhelage bewegen. Im Clarify lassen sich Abtaster mit einer Masse zwischen 2,5 und 17 Gramm montieren, und das sind so ziemlich alle. Zur diesbezüglichen Anpassung gibt es neben dem standardmäßig montierten Gegengewicht ein zweites kleineres, das bei Bedarf zusätzlich aufgeschraubt werden kann. Die Einstellung der Auflagekraft geht komfortabel mittels eines Drehknopfes am hinteren Armende, mit dem man das Gegengewicht verschieben kann. Eine Möglichkeit zur Azimutjustage gibt‘s auch: Das Headshell ist verdrehbar. Beim Einbau des Abtasters disqualifizierte sich zunächst die beigefügte Einstellschablone des Clarify: Sie muss genau auf den Tonarmdrehpunkt ausgerichtet werden. Leider geht das nur ungefähr, weil es nur eine Line gibt, die in diese Richtung zeigt. Damit ist kein Staat zu machen, zumal ein paar Grad der unvermeidlichen „Schätzfehlers“ die Präzision der Einstellung gründlich ruinieren. Ich empfehle, hier auf ein entsprechendes Zubehörprodukt zurückzugreifen; der Arm ist mit allen gängigen Modellen einstellbar. Bleibt der Abtaster, ein echtes Prachtexemplar von Moving-Magnet-Tonabnehmer: In seiner nagelneuen „V2“-Version steckt das Virtuoso in einem massiven Ebenholzgehäuse und darf sich über stärkere Magneten freuen, was für eine noch dynamischere Spielweise sorgen soll. Dessen Montage war (mit einer entsprechenden Schablone) kein Problem und es fühlte sich in seiner Arbeitsumgebung hörbar wohl. Gehen wir den Hörtest ganz entspannt an. Mit Neil Youngs fantastischer „Psychedelic Pill“ und dem großartigen Sechzehnminüter „Ramada Inn“. Der Groove, der Drive – alles da. Und sieh mal einer an – das Clearaudio-Paket offenbart sogar so etwas wie Charakter. Youngs Les Paul klingt betont sahnig, gar nicht so kratzig wie üblich, vielmehr sehr flüssig und entspannt. Jawohl, das kann man „Wärme“ nennen – ein Charakterzug, den man Komponenten aus Erlangen bislang nur sehr bedingt zuschreiben konnte. Hier aber ist der Hang zum Angenehmen nicht zu leugnen, und das ist auch völlig in Ordnung so. Zumal das nicht auf Kosten der Präzision geht: Der Performance DC sortiert das Geschehen prima auseinander, bringt die netten Raumabbildungs-Gimmicks auf dem Album überzeugend zu Gehör. Der große Bruder Ovation zeichnet noch ein bisschen größer und energischer – das sollte er in Anbetracht der Preisdifferenz auch. Ein bisschen mehr „Knack“, ein bisschen weniger Schöngeist? Jawohl, das geht. Wenn man den Tonarm mit dem Zusatz- Gegengewicht ausstattet, lassen sich die gewünschten 2,4 Gramm Auflagekraft noch problemlos einstellen. Das hat zwei Dinge zur Folge: Die effektive Masse des Tonarms steigt, und das Gegengewicht rückt deutlich näher an den Drehpunkt heran. Eben das verkürzt den Hebel, auf den das Gegengewicht wirkt und macht den Arm schlicht stabiler. Mir gefällt‘s so besser, wie das Chuck Mangione Quartet deutlich hörbar beweist: Nicht ganz so sanft und gefällig, aber mit besserem Timing und mehr Attacke. Den grundsätzlich entspannten und geschlossenen Charakter des neuen Clearaudios ficht das nicht an. Schöner Plattenspieler, und die paar monierten Kleinigkeiten stellt der Hersteller bestimmt in Windeseile ab.
Fazit
Clearaudios neuer Dreher residiert komfortabel zwischen „Concept“ und „Ovation“ und ist ein rundes Paket mit exzellenten klanglichen Qualitäten und einem betont runden, warmen Charakter.