Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Clearaudio Master Innovation


Abspecken und auftürmen

Plattenspieler Clearaudio Master Innovation im Test, Bild 1
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Einmal mehr demonstriert Clearaudio, wie eine konsequente Produktentwicklung aussieht. Wir zeigen das neue Bindeglied zwischen „Wahnsinn“ und „Overkill“

Mitspieler


Tonabnehmer:

 Lyra Atlas
 Clearaudio Goldfinger

Tonarme:

 Clearaudio Universal
 Reed 3p
 Graham Phantom

Phonovorstufen:

 Gruensch MCS II
 Audionet PAM G2/EPC

Vorstufen:

 MalValve preamp four line

Endverstärker:

 Accustic Arts Amp2 MK2

Lautsprecher:

 Audio Physic Avantera
 Klang + Ton „Nada“

Zubehör:
 Netzsynthesizer PS Audio P10
 NF-Kabel von van den Hul und Transparent
 Phonokabel van den Hul
 Lautsprecherkabel von Transparent
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio

Gegenspieler


Plattenspieler:

 Sperling Audio M-2
 TechDas Airforce One

Da gibt’s dieses gewaltige Überlaufwerk von Clearaudio namens „Statement“, das vor Jahren auch schon den Titel eines LP-Plattenspieler-Spezials zierte. Wir erinnern uns: Das ist ein brusthohes Ungetüm von Plattenspieler, bei dem ein mächtiges Pendel das eigentliche Laufwerk in der Horizontalen stabilisiert.

Plattenspieler Clearaudio Master Innovation im Test, Bild 2Plattenspieler Clearaudio Master Innovation im Test, Bild 3Plattenspieler Clearaudio Master Innovation im Test, Bild 4Plattenspieler Clearaudio Master Innovation im Test, Bild 5Plattenspieler Clearaudio Master Innovation im Test, Bild 6Plattenspieler Clearaudio Master Innovation im Test, Bild 7Plattenspieler Clearaudio Master Innovation im Test, Bild 8Plattenspieler Clearaudio Master Innovation im Test, Bild 9
350 Kilogramm schwer. Über 100.000 Euro teuer. Aus dem Referenzmodell wurde danach eine Baureihe mit dem Namen „Innovation“ abgeleitet. Die bestand bislang aus dem „Innovation“ und dem „Innovation Compact“, die ebenfalls beide bei uns schon ihr Gastspiel hatten. Was fehlte, war ein Bindeglied zwischen dem Statement und dem Innovation. Bis jetzt. Mit dem „Master Innovation“ hat Clearaudio eben dieses geschaffen. Prototypen eines Gerätes mit dieser Typenbezeichnung habe ich in den letzten Jahren schon gesehen, die jedoch hatten wenig mit dem zu tun, was sich jetzt vor uns im wahrsten Sinne des Wortes auftürmt: Erst jetzt ist das Gerät so schlüssig geraten, wie es ob seiner Position in der Produkthierarchie sein sollte. Eine Überraschung gibt’s beim Preis, und ich bin mir der Ironie dieser Worte durchaus bewusst: Der Master Innovation ist mit 18.000 Euro preiswerter als erwartet. Er kostet damit nur einen Bruchteil des Statements und verhältnismäßig wenig mehr als der Innovation. Klar sind 18 Kilo kein Grund für Freudentaumel, jedoch hätte es durchaus deutlich schlimmer kommen können. Der Master Innovation ist ein vierzig Zentimeter hoher Trumm von einem Plattenspieler und damit ein äußerst prächtiger Vertreter der „Bohrinsel“-Fraktion. Klar, ein solches Design muss man mögen und sich seiner optischen Dominanz gewahr sein; ich sehe da den ganz pragmatischen Vorteil, dass das Gerät auch auf einem normalen Rack so hoch baut, dass man es bequem bedienen kann – man wird ja nicht jünger. Es gibt den Master Innovation, wie alle Modelle der Baureihe, in zwei Ausführungen: einmal mit blank polierten Metallteilenund naturfarbenen Holzeinlagen oder, wie bei unserem Testgerät, mitschwarzen Metallteilen und dunkel lackierten Holzplatten – hiersind lediglich die Kanten der Bleche blank poliert Ich persönlich halte diese Version für die hübschere, weil sie optisch dezenter aufträgt als die „Wood“-Variante. Und was ist jetzt die Besonderheit an diesem Laufwerk? Es kombiniert die innovative Antriebstechnologie des Innovation – daher der Name – mit der totalen Entkopplung von Antrieb und Laufwerk, wie schon beim Statement gesehen. Zum Verständnis des Ganzen betrachten wir den Aufbau des Gerätes von unten nach oben. Auf drei Spikes steht ein zweilagiges Chassis mit drei Auslegern. Dieser „Propeller“ bildet die möglichst flächenreduzierte Grundstruktur für einen Großteil aller Clearaudio-Plattenspieler. Jede der beiden Sandwichplatten besteht aus zwei Blechen, die eine Lage dämpfendes Material einschließen; auch das ist lange bewährter Standard in Erlangen. Zwei dieser Platten werden mit ein wenig Abstand übereinander montiert, was für deutlich gesteigerte Stabilität sorgt und dem mittig angeordneten Lager eine längere Führung gönnt – so kippelt’s weniger. Jenes Lager ist ein magnetisch unterstütztes Modell mit einer relativ kurzen Metallachse, die auf dem Chassis montiert ist. Diese invertierte Anordnung trägt ein Duo aus zwei Tellern: Zuunterst eine massive Edelstahlscheibe, darauf eine solche aus dem im Plattenspielerbau mittlerweile sehr beliebten Kunstsoff POM (Polyoxymethylen oder Delrin). Diese für sich schon ziemlich satte Konstruktion ruht zwar noch auf einer Lagerkugel, zwei sich abstoßende Magnetringe in Basis und Teller sorgen allerdings dafür, dass die Kugel fast nur noch führen und kaum noch tragen muss. Eine ganze Reihe hoch angesehener Plattenspieler arbeiten mit einem Tellerlager nach eben diesem Konzept. Beim Master Innovation darf die Anordnung nur die in den POM-Teller eingelassenen zylindrischen Magneten drehen. Der in einen der drei Füße eingelassene Antriebsmotor bedient per Flachriemen also die untere Einheit. Der Teller trägt keine Achse, nur die besagten Magneten. Diese bilden die einzige Kopplung zum darüber angeordneten „zweiten Stock“ des Laufwerks. Jener kommt weitgehend vormontiert aus einem weiteren der vier zum Gesamtpaket gehörenden Kartons und wird einfach über die Antriebssektion gestülpt. Zwei Stifte arretieren diese unverrückbar in darunterliegenden Bohrungen im Antriebsblock. Die eigentliche Laufwerkssektion ist wiederum ein mehr oder weniger kompletter Plattenspieler, dem nur ein entscheidendes Detail fehlt: der Antrieb. Dafür gibt’s an der Unterseite einen weiteren POM-Teller, wiederum mit Magneten bestückt. Dieser bildet den Gegenpol zur „Antriebsscheibe“ auf dem Erdgeschoss des Laufwerks. Die Achse dieses zweiten Magnettellers geht bis oben zum eigentlichen Tellerlager des Laufwerksblocks. Dieses Lager ist von seinen Dimensionen her ein „richtiges“ Tellerlager und kommt ohne vertikale Unterstützung durch eine Kugel aus: Der Teller, wiederum ein Sandwich aus einer massiven Edelstahlscheibe und einem POM-Teil schwebt komplett auf einem Magnetfeld. Fast ein Clearaudio-typisches CMB-Lager, leidiglich das „C“ aus „Ceramic Magnetic Bearing“ fehlt: Die Erlangener setzen an dieser Stelle auf eine Stahlachse. Zu justieren gibt’s an der ganzen Geschichte – gar nichts. Mit dem Aufeinandersetzen von Antriebs- und Untertassensektion (Verzeihung: Laufwerkssektion) stimmt der Luftspalt zwischen den beiden Magnettellern exakt, die Kopplung zwischen beiden ist genauso hart, wie der Hersteller das beabsichtigt hat. Noch mal zur Verdeutlichung: Die Verbindung des Antriebsstranges zwischen unterer und oberer Hälfte des Plattenspielers erfolgt nur und ausschließlich über das Magnetfeld zwischen den beiden unteren Tellern. Sollte der Antrieb also noch irgendwelche Reste von Polrucken oder anderen unschönen Dingen über den Riemen transportieren, spätestens nach dieser elastischen Kupplung sollten diese Dinge Geschichte sein. Abgesehen davon sollte der untere Tellersandwich, der ja alleine praktisch schon einen Teller des exzellenten „Innovation“-Laufwerkes darstellt, mit seiner Masse, seiner Dämpfung und seinem Trägheitsmoment schon alles wegfischen, was da noch kommt. Was in Anbetracht des extrem leise und ruhig laufenden Motors ungefähr gar nichts sein dürfte. Dieser Motor bildet das Herzstück der Innovation-Baureihe. Es handelt sich nicht, wie bei anderen Clearaudio-Laufwerken, um einen über die Frequenz der anliegenden Wechselspannung gesteuerten Synchronmotor, sondern um einen geregelten Gleichstromtypen. Motor und Regelung sind gut vor neugierigen Blicken geschützt ins Laufwerk integriert, eine externe Versorgungsbox braucht’s nicht. Die Information ob der aktuellen Tellerdrehzahl kommt von einer Lichtschranke auf dem Chassis des Antriebsblocks, über der eine hauchfeine Markierung auf der Tellerunterseite rotiert. Dadurch gibt’s sehr fein aufgelöste Drehzahlinformationen, mit deren Hilfe man eine beliebig genaue Regelung auf die Solldrehzahlen realisieren kann – es gibt derer drei, das Gerät kann auch 78 Umdrehungen. Bei der Versorgung des Antriebes darf ein erstaunlich unspektakuläres Steckernetzteil ran. Definitiv ein Schaltnetzteil der besseren Art, ein bisschen juckt mich der Gedanke, diese Trutzburg mal aus Akkus zu versorgen, allerdings schon. In Anbetracht des Umstandes, dass beim Master Innovation der Motor unten sitzt, hat man oben Möglichkeiten zur Montage von drei Tonarmen – ein für manche Interessenten sicherlich interessanter Vorteil gegenüber den anderen Modellen der Baureihe. Der Hersteller schickte für unser Testgerät zwei Arme mit: Das aktuelle Drehtonarm- Spitzenmodell „Universal“ in der Neunzoll-Version leistet bei uns seit Jahren hervorragende Arbeit und ist eine gern gesehene und perfekt passende Ergänzung zu diesem Laufwerk. Dann schälte sich noch eine Vielzahl von Teilen aus der Verpackung, die zu einem Tangentialtonarm namens „TT2“ gehören. Nach kurzer Inaugenscheinnahme reifte der Entschluss: Den frühstücken wir hier nicht mal eben zusammen mit dem Laufwerk ab, der bekommt demnächst größere Aufmerksamkeit in Form eines separaten Testberichtes. Und so durfte der Universal das hünenhafte Laufwerk ganz alleine für sich beanspruchen und sah da so ganz allein tatsächlich ein bisschen verloren aus. Dieser Umstand trat schlagartig in den Hintergrund, als sich die Nadel des Lyra Atlas erstmals in die Rille senkte. Es war der Anfang der neuesten Inkarnation von Patricia Barbers „Café Blue“ (Premonition Records, zweimal 180 Gramm, Bob Ludwig und so). Das Album ist angenehm dezent gemastert, der Clearaudio lässt es sich jedoch nicht nehmen, ein paar Dinge spektakulär richtig zu machen: Der Bass ist auffällig tief, perfekt definiert und durchhörbar. Trotzdem geht’s warm und wohlig zur Sache – das trifft genau den typisch „analogen“ Ton. Frau Barber steht superscharf umrissen auf der imaginären Bühne und singt mit ihrem unverwechselbaren Timbre – sanft, ausdrucksstark und sehr „sahnig“. Der Master Innovation baut ein sehr intensives, dennoch intimes Klangbild auf und schafft ein schwieriges Kunststück. Das geht auch ganz leise ohne Einbußen: Die Bühne steht auch bei Minimallautstärken perfekt stabil, die Details bleiben, die Atmosphäre ist immer noch präsent. Meiner Meinung nach zeigen sich gerade bei solchen Dingen die Vorteile eines so radikal entkoppelten Antriebes. Gossips „A Joyful Noise“ demonstriert, wie locker und mühelos der Erlangener auch gröberes Material aus dem Ärmel schüttelt. Auch dabei behält er eine minimal sanfte, eher der Auflösung denn der Brachialdynamik geschuldeten Note; sehr lässig, sehr entspannt und detailliert – so richtig Vinyl eben. Vielleicht ist das das Erstaunlichste an diesem fantastischen Plattenspieler: Er klingt komplett anders, als die Optik vermuten lässt. Vielleicht braucht es derart großen Aufwand, um die ganz kleinen Dinge klanglich zu würdigen zu können.

Fazit

Clearaudios neuester Streich in Sachen Laufwerks-Großtaten hat sicherlich einen der denkbar perfektesten Antriebe. Das Resultat: ein superfein aufgelöstes Klangbild auch bei geringen Pegeln und eine betont „analoge“ Diktion – absolut großartig.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Clearaudio Master Innovation

Preis: um 18000 Euro

10/2012
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Clearaudio, Erlangen 
Telefon 09131 59595 
Internet www.clearaudio.de 
Garantie (in Jahre)
B x H x T (in mm) 480/425/485 
Gewicht (in Kg) 60 
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Autor Holger Barske
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Datum 16.10.2012, 15:24 Uhr
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