Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Burmester 175


Schwergewichts-Champion

Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 1
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Vierzig Jahre Firmenhistorie hat´s gebraucht, um dieses Gerät hervorzubringen: den Plattenspieler von Burmester. Das Warten hat sich gelohnt

Dieter Burmester hat nie einen Plattenspieler im Portfolio seines Unternehmens gewollt, das ist mir klar. Er sah sich immer an vorderster technologischer Front und wollte Geräte bauen, die diesem Anspruch gerecht werden. Er stand der Schallplatte immer offen, aber auch ein wenig skeptisch gegenüber: Zwar würde er die Faszination für das Medium verstehen, auch den klanglichen Reiz, aber dafür brauche er die Platte selbst nicht, er könne den dazugehörigen Sound nachbauen. Das Ergebnis dieser Bemühungen hat er mir mal in einer seiner Car-Audio-Installationen vorgeführt und ich war durchaus angetan. Nun ist die Schallplatte aber wieder wer im Musikhörzirkus. Und so gut blank polierte Vollmetall-Dreher von Transrotor und Co.

Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 2Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 3Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 4Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 5Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 6Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 7Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 8Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 9Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 10Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 11Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 12Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 13Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 14Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 15Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 16Plattenspieler Burmester 175 im Test, Bild 17
auch zu edler Burmester-Elektronik passen, der Wunsch nach einem eigenen analogen „Front End“ war da. Man hat sich in Berlin viel Zeit mit der Konstruktion der Antwort auf diese Anfragen gelassen, die Fertigstellung des Gerätes wurde nicht zuletzt vom zwischenzeitlichen Tod des Firmengründers verzögert. Umso mehr freuen wir uns, dass nun endlich Fakten geschaffen wurden und man den Burmester-Plattenspieler unter der typisch reduzierten Typenbezeichnung „175“ kaufen kann.

Der Hersteller hat denn auch gleich aus dem Vollen geschöpft und sortiert die Maschine in die prestigeträchtige „Reference Line“ ein. Es gibt ihn in zwei Versionen, nämlich mit oder ohne Tonabnehmer. Vornehme Zurückhaltung bei der Preisgestaltung war nicht unbedingt zu erwarten und findet auch nicht wirklich statt: Ohne Abtaster kostet der 175 29.800 Euro, mit 31.800. Dafür gibt´s ein äußerst gewichtiges zweiteiliges Ensemble im klassischen Burmester-Look: den Plattenspieler selbst und ein separates Speiseteil. Beide mit verchromter Front und ansonsten mattsilbern eloxierten Aluminiumteilen; genau so macht man das in Berlin seit den Achtzigern. Eine Integration des Gerätes auch in schon etwas betagtere Burmester-Setups ist also nahtlos möglich. Das Laufwerk selbst beziffert der Hersteller mit einem Gewicht von gewaltigen knapp 61 Kilogramm, das Netzteil macht mit achteinhalb Kilogramm dagegen einen sehr bodenständigen Eindruck. Zum Paket gehört in jedem Falle ein neun Zoll langer Burmester-exklusiver Drehtonarm und optional ein MC-Abtaster, ebenfalls mit Burmester-Label versehen. Größere Experimente in Sachen Bestückung sind bei der angepeilten Klientel für das Gerät eher nicht zu erwarten, von daher war es sicherlich klug, eine Komplettlösung anzubieten, die keine markenfremden Komponenten mehr erfordert.

Einen separaten Phonovorverstärker braucht´s übrigens auch nicht, das Gerät verfügt über eine potente eingebaute Lösung für Verstärkung und Entzerrung der Signale von MC-Abtastern. Beginnen wir mit der zentralen Komponente, dem Laufwerk selbst. Es wurde so gestaltet, das es sich optisch nahtlos in einer Reihe mit anderen Reference-Line- Komponenten integriert, der CD-Player 069 und der Vorverstärker 077 haben genau das gleiche „Gesicht“. Allen gemein ist auch der mitgelieferte Unterbau in Gestalt einer massiven Aluminiumplatte mit Aussparungen für die in diesem Falle höhenverstellbaren Gerätefüße. Auf der Front gibt´s einen Drehknopf zur Geschwindigkeitswahl, zur Verfügung stehen 33 1/3 und 45 Umdrehungen, man kann den Antrieb auch abschalten. Hinzu gesellt sich der Kippschalter rechts zur Inbetriebnahme. Er funktioniert Burmestertypisch nach oben hin tastend: In der Mitte ist die neutrale Standby-Stellung, mit einem kurzen Lupfer nach oben wird das Gerät in Betrieb genommen. Warum aber ist der 175 so unfassbar schwer? Das liegt an seiner ziemlich kompromisslosen Konstruktion: Der Gerätekorpus ist ein gewaltiger Aluminiumblock, in dem ein Fräsautomat die Aussparungen für die erforderlichen Komponenten geschaffen hat. Hinzu gesellt sich eine Plattentellerkonstruktion, bei der Masse ebenfalls eine zentrale Rolle spielt: Die optisch eigentlich gar nicht so beeindruckende Scheibe scheint am Boden festgeschraubt zu sein, wenn man sie hochheben will. Was daran liegt, dass sie aus einem Sandwich aus zwei Lagen Aluminium und einer zentralen Messingplatte besteht. Zusammen mit einer rückseitigen Bitumenbeschichtung ergibt das ein Gewichtsproblem mit genau den gewünschten Dämpfungseigenschaften.

Der Antrieb erfolgt von außen unsichtbar über einen kleinen Subteller, auf dem der Plattenteller mittels eines großen Konus zentriert wird. Fürs Handling liegt dem Gerät ein Griff mit zwei Saugnäpfen bei, mit dem man den Teller erstaunlich gut manövrieren kann. Die Schallplatte liegt im Betrieb nicht direkt auf der Metalloberfläche, sondern auf einer Matte mit Carbon-Oberfläche. Vermutlich verrate ich kein Geheimnis, wenn ich darauf tippe, dass es sich um eine sonderangefertigte Millennium-Matte handelt. Besagter konischer Subteller wird von gleich vier Antriebsriemen in Rotation versetzt. Jeder davon umspannt die Pulleys von zwei Motoren und den Außenrand des Konus. Folgerichtig obliegt der Antrieb des Tellers gleich vier Motoren, die symmetrisch im Quadrat angeordnet wurden. Dabei dürfte es sich um gemeinsam gesteuerte Synchronmotoren handeln, weil die konstruktiv bedingt alle exakt gleich schnell drehen. Das mit den vier Motoren macht hier durchaus Sinn: Die symmetrische Anordnung verhindert eine ungleichmäßige Lagerbelastung, außerdem generiert die Anordnung ordentlich Drehmoment. Das ist hier zum einen wegen des schweren Tellers, andererseits wegen des durch die Anordnung weit innen geringen Übersetzungsverhältnisses des Riemenantriebs absolut erforderlich. Der Lohn der Mühe ist eine ordentlich fixe Hochlaufzeit des Tellers. Auch wenn Burmester den Plattenspieler als vollkommen wartungsfrei bezeichnet (auch das Tellerlager) wage ich zu behaupten, dass die vier Gummi-Vierkantriemen hier und da mal getauscht werden müssen, da sie beim Start erheblicher Belastung ausgesetzt werden. Beim Tonarm können wir spekulieren, welchen Analogspezialisten die Berliner mit der Entwicklung betraut haben, müssen wir aber nicht: Es ist eine pragmatische und eigenständige Lösung geworden, die ihren Job ausgezeichnet macht. Das kardanisch geführte silberne Kohlefaserrohr steckt hinten in einem massiven quadratischen Lagerblock. Die Führung übernehmen Stahl-/Keramik-Hybridlager. Die Skatingkompensation ist per Drehknopf einstellbar, der Tonarmlift mit seinem kurbelförmigen Griff ist eine hübsche Detaillösung.

Der Abtaster wird unter ein solides Aluminium-Headshell mit integriertem Griff geschraubt. Das macht alles einen sehr robusten Eindruck und funktioniert völlig makellos. Angaben zu geometrischen Daten und effektiver Masse muss ich Ihnen schuldig bleiben, in aller Regel dürfte hier aber eh der hauseigene MC-Abtaster zum Einsatz kommen, über den auch nicht allzu viel bekannt ist außer seinem „Business End“: Am Ende eines Saphir-Nadelträgers sitzt ein Diamant mit Shibata-Schliff. Der Generator steckt in einem farblich natürlich perfekt zum Plattenspieler passenden Metallgehäuse. Er liefert eine Ausgangsspannung von nominell 0,35 Millivolt, die Nadelnachgiebigkeit beträgt mittelharte 14 µm/mN. Damit liefert er genau die richtige Kost für den eingebauten Phonozug. Dabei handelt es sich um ein Extrakt der hauseigenen Phonovorstufe „100“, von deren Qualitäten wir uns auch schon vor vielen Jahren überzeugen durften. Die Signalverarbeitung ist die gleiche wie bei der externen Lösung, es wurden lediglich die Features aufs notwendige Minimum reduziert. Die Bedienung beschränkt sich auf einen rückseitigen Drehschalter zur Wahl der Tonabnehmer- Abschlussimpedanz, zur Wahl stehen sechs Werte zwischen 100 Ohm und 4,7 Kiloohm – das ist praxisgerecht. Die Ausgangssignale dürfen per symmetrisch beschalteter XLR-Anschlüsse abgeholt werden, ein kleiner Schalter erlaubt die Wahl der absoluten Phase. Das ist Burmester-Standard in dieser Klasse und passt bestens zu den anderen Komponenten. Die Netzteilkonstruktion ist ebenfalls eine, die wir von Burmester schon seit Jahrzehnten kennen. Zwei Ringkerntrafos liefern das Rohmaterial für zahlreiche Regelschaltungen, die letztlich die Versorgungen für die Elektronik und die Motoren erzeugen. Das geschieht mit umfangreicher Filterung und Siebung – so macht man das in dieser Klasse. Alles in allem ist der 175 eine kompromisslose, aber auch sehr pragmatische Konstruktion, ein Plattenspieler alter Schule ohne Experimente.

Genau das dürfte eine Maxime bei der Konstruktion gewesen sein, gepaarte natürlich mit exzellentem Klang: Den liefert das Gerät mit absoluter Souveränität und Leichtigkeit. Einen ersten Beweis dafür trat er mit dem großartigen Massey-Hall-Auftritt von Neil Young im Jahre 1971 an und qualifizierte sich binnen Sekundenfrist als Spitzenkönner seines Fachs: Bei den ersten Geräuschen aus dem Publikum geht der Raum auf, die Atmosphäre ist sofort da, der Applaus des Publikums klingt toll realistisch. Neil Youngs Akustikgitarre tönt energisch und präzise, die Stimme jugendlich-leicht und kräftig. Klasse, genau so muss das. Ich bin übrigens bei einer Abschlussimpedanz von 100 Ohm für den hauseigenen Tonabnehmer gelandet, dann tönt‘s am geradlinigsten und kernigsten – ich mag das so. Da der Hersteller freundlicherweise selbst eine Schallplatte beilegt, die neben Signalen zur Abtasterjustage auf einer Seite auch Musik beherbergt, durfte Friedemanns bekannter „Saitensprung“ den Burmester fordern. Der Dreher macht das mit Bravour, die Aufnahme klingt warm und seidig, liefert aber eine tolle Dynamik und Transparenz. „Stepping Stone“ von Cecille Norby demonstriert eindrucksvolle Fähigkeiten im Frequenzkeller, Blueser Hans Theessink knarzt genau so überzeugend, wie sich das gehört. Der Burmester bleibt auch bei heftigerem Material wie der Berliner Band Rotor völlig gelassen in der Spur, kann dabei sogar ein bisschen „dreckig“, wie sich das für solche Musik gehört. Kompliment, das Komplettpaket passt, der 175 ist eine rundum gelungene Konstruktion.

Fazit

Burmesters erster Plattenspieler liefert exakt jenen souveränen und makellosen Auftritt, der von dem Gerät zu erhoffen und auch zu erwarten war. Er kann´s frisch, lebendig und überzeugt ebenso mit Stabilität und Tiefgang – zweifellos ein echter Spitzenkönner.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Burmester 175

Preis: um 29800 Euro

9/2019
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Burmester, Berlin 
Telefon 030 7879680 
Internet www.burmester.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 450 x 250 x 395 mm (Plattenspieler) 450 x 97 x 316 mm (Netzteil) 
Gewicht (in Kg) ca. 60,75 / 8,5 kg 
Unterm Strich ... » Burmesters erster Plattenspieler liefert exakt jenen souveränen und makellosen Auftritt, der von dem Gerät zu erhoffen und auch zu erwarten war. Er kann´s frisch, lebendig und überzeugt ebenso mit Stabilität und Tiefgang – zweifellos ein echter Spitzenkönner. 
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Datum 23.09.2019, 09:59 Uhr
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