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Wirkungsgradstarke Standbox mit Hochtonhorn
Eine kleine Wette gegen mich selber? Ist es bei gestiegenen Preisen immer noch möglich, ein Paar laute Standboxen für um die 300 Euro zu bauen, mit Chassis, die ich nur aus dem Katalog kenne und die dann auch noch gut klingen? Ja, ist es.
Ein Hornhochtöner ist mir auf der Monacor-Webseite aufgefallen, mit dem wir tatsächlich noch nie etwas gemacht hatten. Dazu gab es einen preislich passenden Bass, der zwar auch schon uralt ist, aber im Moment dummerweise nicht lieferbar ist. Trotzdem Glück gehabt: Die ersten Exemplare des nachproduzierten Modells waren eben in Bremen eingetroffen und konnten der Klang+Ton zur Verfügung gestellt werden.
Technik
SP-250P heißt das 10-Zoll-Chassis, das die inzwischen klein gewordene Region zwischen Hifi - und PA-Treiber repräsentiert: Stabile Papiermembran, recht kräftiger Antrieb und der typische Stahlblechkorb mit dem dicken Rand, den man auch heute noch bei günstigen Beschallungs- und Gitarrenlautsprechern sieht. Geführt wird die Membran allerdings in einer Schaumstoffsicke, die Hoffnung auf eine tiefe Resonanzfrequenz macht und damit eine profunde Tieftonwiedegabe.
Der Frequenzgang ist bei so einem Treiber natürlich nicht high-end-verdächtig, aber für den geplanten Einsatzzweck in Ordnung. Die angedachten 2 Kilohertz erreicht der Treiber, dann muss aber dringend getrennt werden, denn darüber wird es echt unruhig.
Das kleine Hochtonhorn MHD-55 von IMG Stageline ist eine All-in-One-Lösung: Treiber und Horn bilden eine Einheit, die wohl für kleine Beschallungsaufgaben und Monitoring gedacht ist, das Ganze in Kombination mit einem Chassis zwischen 25 und 30 Zentimetern Durchmesser. Die für PA-Zwecke empfohlenen 3000 Hertz Trennfrequenz ignorieren wir einfach mal, weil wir ja keine Lautstärkerekorde brechen wollen, sondern einfach mal etwas lauter Musik hören.
Die beiden Treiber kosten übrigens, wenn man ein bisschen sucht, zusammen unter 140 Euro, wenn man Glück hat, sogar nur knapp über 100.
Gehäuse
Ein Old-Style-Tieftöner braucht ein Old-Style-Gehäuse mit ordentlich Volumen. Das ergibt sich bei einer Standbox schon durch die Höhe und die Breite des Chassis, das übrigens nicht unbedingt eingefräst werden muss.
Das 7-Zentimeter-Reflexrohr ist vorne montiert und stammt von Visaton – es ist günstig und kann durch seinen schmalen Kragen sehr nah am Chassis montiert werden.
In Sachen Bedämpfung stopft man etwas Polyesterwatte unter den Gehäusedeckel und unter das Reflexrohr – der Raum hinter und neben dem Treiber wird mit Noppenschaumstoff belegt und dann mit etwas locker gezupfter Watte aufgefüllt – etwa 4 Matten pro Box reichen völlig. Wer es ganz richtig machen will, gibt dem Hochtöner ein eigenes Gehäuseabteil, so dass das Kunststoffhorn keinem Luftschall vom Tieftöner ausgesetzt ist.
Frequenzweiche
Hier muss ich um Entschuldigung bitten – bei der Dokumentation der einzelnen Entwicklungsschritte habe ich aufgrund zahlreicher kleiner Änderungen etwas den Überblick verloren und sie nicht korrekt abgespeichert, weswegen es hier nur ein Diagramm des Resultats zu sehen geben wird.
Das Hauptproblem – so dachte ich – war eine Überlagerung zweier Buckel von Tief- und Hochtöner knapp oberhalb der Trennfrequenz, die in der Summenbildung zu einer ausgeprägten Spitze wurden. Letztlich wurde es für den Tieftöner ein Filter dritter Ordnung und für den entsprechend verpolten Hochtöner ein Filter zweiter Ordnung. Zur Pegelanpassung des Hochtöners und gleichzeitiger Frequenzgangkorrektur gibt es noch einen Vorwiderstand vor dem Filter, der mit einem kleinen Kondensator gebrückt wird, um im Superhochton noch etwas nachzuhelfen.
Wir sehen eine saubere Übernahme bei knapp über 2 Kilohertz mit einem zum Hochton hin leicht ansteigenden Pegel. Die Phasenrichtigkeit ist angesichts der günstigen Treiber sehr erfreulich, aber eben auch den steilen Flanken zu verdanken.
Messwerte
Wir sehen bei der Frequenzgangmessung ein paar recht erfreuliche Dinge: Das Drama mit dem Buckel im Präsenzbereich war gar nicht so groß, weil dieser unter Winkeln mehr und mehr verschwindet, wie auch der leicht ansteigende Frequenzgang. Zwischen 15 und 30 Grad ergeben sich die linearsten Frequenzgangverläufe, so dass die Box, wenn überhaupt, nur ganz leicht eingewinkelt werden sollte. Erfreulicherweise erweist sich auch der Hochtonfrequenzgang unter Winkeln als breitbandiger als auf Achse – die 20 Kilohertz werden hier erreicht, wenn auch als wilde Berg- und Talfahrt.
Der Tieftöner schafft im Bass im Freifeld 88 Dezibel, was sich im Hörraum mit Raumunterstützung zu über 90 Dezibel aufaddiert. Hier ist dann auch eine untere Grenzfrequenz von unter 40 Hertz realistisch.
Angesichts des Wirkungsgrads habe ich eine einfache Impedanzlinearisierung eingebaut, die zwar nicht perfekt aussieht, aber den Verlauf auf eine Schwankungsbreite zwischen 7 und 10 Ohm reduziert.
Hörtest
Und tatsächlich macht CT321 im Hörraum genau das, was man von so einer großen Box erwartet: Sie performt, wie man auf Neudeutsch so schön sagt. Im Bass gibt es Wucht und Fülle und auch mal den einen oder anderen Tritt in die Magengrube. Tonal ist die Box erstaunlich ausgewogen – ich würde ihr durchaus das eine oder andere Klassikstück anvertrauen (habe ich auch gemacht, geht gut!). Und dennoch ist natürlich Pop- und Rockmusik mit Gitarre und ein bisschen schmutziger Blues die große Stärker des Cheap Trick 321, der es meisterhaft versteht, die verschwitzte Live- Atmosphäre ins Wohnzimmer zu holen und das auch (fast) so laut, wie auf dem Konzert selbst.
Aufbauanleitung
Auf einem liegenden Seitenbrett werden nacheinander Boden, Rückwand und Deckel aufgeleimt Die Frontplatte folgt als letztes. Die Chassis werden auf Wunsch eingefräst, danach sägt man die entsprechenden Löcher für Treiber und Reflexrohr.
Der Noppenschaumstoff bedeckt die Rückwand und den Boden der Box, um das Reflexrohr legt man eine aufgerollte halbe Matte Sonofil, den Rest links und rechts des Tieftoners. Nach dem Anschließen der Weiche an die Polklemmen und die Chassis ist die Box spielfertig.
Holzstückliste pro Box
19 mm Multiplex
2 x 93 x 24,9 cm Seiten
2 x 24,9 x 24,2 cm Deckel, Boden
1 x 93 x 28 cm Front
1 x 89,2 x 24,2 cm Rückwand
Zubehör
Noppenschaumstoff
4 Matten Sonofil
2 Polklemmen
1 Reflexrohr 15.34
Holzschrauben
Lautsprecherdichtband
Kabel 1m 2x1,5qmm
Lieferant: Monacor, Visaton
Weichenbestückung:
L1 = 2,2 mH Luftspule, 1,4mm
L2 = 0,56 mH Luftspule, 1 mm
L3 = 0,27mH Luftspule, 0,7 mm
C1 = 8,2 uF MKT
C2 = 1 uF MKP
C3 = 3,9 µF MKP
R1 = 18 Ohm MOX 10 Watt
Clin = 33 µF
Rlin = 15 Ohm
Fazit
Cheap Trick 321 ist ein gestandener Lautsprecher, der Musik und Pegel meisterhaft beherrscht.Kategorie: Lautsprecherbausätze
Produkt: Monacor K+T Cheap Trick 321
Stückpreis: um 150 Euro
262-2259
hifisound Lautsprechervertrieb |
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenTechnische Daten | |
Chassishersteller: | IMG Stageline, Bremen |
Vertrieb: | Monacor |
Konstruktion: | Thomas Schmidt |
Funktionsprinzip: | Bassreflex |
Bestückung: | 1 x IMG Stageline SP-250P, 1 x IMG Stageline MHD-55 |
Nennimpedanz in Ohm: | 8 Ohm |
Kennschalldruckpegel 2,83V/1m | 89dB / 2,83V / 1m |
Abmessungen (B / H / T in cm): | 28/93/26,8 |
Kosten pro Stück: | ca. 150 Euro + Gehäuse |