Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Mivoc K+T MPower


Der Spaß am Pegel

Selbstbauprojekt Mivoc K+T MPower im Test, Bild 1
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Wer sich statt Kuschelsongs bei Kerzenschein lieber rüstige Altrocker in Originallautstärke gönnt, der kann mit filigranen Monitörchen nichts anfangen. Er schielt lieber in die PA-Abteilung, denn da gibt’s Pegel satt. Nur schade, dass PA immer so groß sein muss … oder etwa nicht?

Der Beschallungssektor ist vergleichsweise kompromisslos. Alles unterhalb des Zwölfzöllers (30 cm) ist ein Mitteltöner, richtigen Bass gibt’s erst oberhalb dieser Größenordnungen. Das bringt den entsprechenden Volumenbedarf mit, unter dem auf der Großveranstaltung mehr die Roadies als der verfügbare Platz leiden. Zu Hause sieht das aber schon wieder ganz anders aus. Wohl dem, der in einem Schloss wohnt, aber Wohnraum ist im Allgemeinen nun mal Mangelware. Umso besser, dass es ab und an eben doch Ausnahmen gibt, die das Leben leichter machen. Wie den lediglich 22 cm messenden WM 8 aus Mivocs PA-Abteilung.

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Kombiniert mit einem MPA-Hochtonhorn steckten wir ein Pärchen davon in eine Standbox, die nicht nur wohnraumfreundlich und angenehm preiswert ist, sondern auch Dauerbeschallung mit Monsterpegeln klaglos wegsteckt: die „Mpower“.

Bestückung


Auf den WM8 griffen wir ja bereits in Cheap Trick 239 zurück. Der Griff fällt allerdings auch leicht, bietet der Solinger doch alles, was man sich von einem pegelfesten 20er wünscht: Wirkungsgrad, Breitbandigkeit und Belastbarkeit satt, und das für nur 45 Euro pro Stück. Da tut auch der mehrfache Einsatz nicht weh. Ähnlich preiswert sind auch die beiden Hochtonhörner von MPA, die wir in Ausgabe 5/07 vorstellten. Für die MPower fiel die Wahl auf das etwas größere HPA 268 NEO mit Neodymantrieb. Es liegt mit 39 Euro in ähnlichen Regionen wie die Bässe, bietet extreme Empfindlichkeit und einen linearen Frequenzgang. Größenmäßig passt es quasi perfekt zwischen die WM 8 und bildet mit dem Duo eine ansehnliche D‘Appolito-Anordnung.

Gehäuse


Die Gehäuseform erwuchs aus der gewünschten Chassisanordnung auf der Front mit mittigem Hochtöner. Naturgemäß bündelt er durch sein Horn recht stark, er sollte deshalb recht genau auf das Ohr des zu Beschallenden zielen. Mit dem Horn auf Ohrhöre (ca. 90 cm) wäre die Box durch den darüberliegenden Tiefmitteltöner allerdings über 1,25 m hoch geworden. Angesichts des moderaten Innenvolumens eine kaum ansehnlich proportionierbare Angelegenheit. Viel besser gefiel uns eine auf deutlich unter einen Meter gekürzte Version mit geneigter Schallwand. Diese zielt mit einem Winkel von 7 Grad in 2,5 bis 3 m Hörabstand genau aufs Ohr. Problem gelöst: Box kompakt und attraktiv, Volumen verpackt! Letzteres liegt bei ca. 55 Litern, in denen sich die beiden WM 8 pudelwohl fühlen und Bass bis ca. 50 Hz hinunter liefern. Der Bau ist durch die Winkel natürlich etwas aufwendiger, allerdings sind die 7 Grad auch der einzig auftretende Gehrungsschnitt. Ansonsten ist der Aufbau unkompliziert. Die Bässe machen sich gemeinsam über das gesamte Volumen her, zwei Reflexrohre – eins vorn und eins hinten – sorgen für die passende Tieftonperformance. Ebenfalls im Doppel treten die Ringversteifungen auf, welche die größeren Flächen stabilisieren.

Frequenzweiche


Die Frequenzweiche der MPower ist angenehm einfach gehalten. Die parallelgeschalteten Bässe werden von einem 18-dB-Tiefpass steil nach oben herausgenommen. Eine speziell angepasste Korrektur des Impedanzanstiegs unterstützt sie dabei. Nur so war eine zum Hochtonhorn passende Flanke zu realisieren, in der die kleine Resonanzspitze bei 3 kHz ohne weitere Filtermaßnahmen ausreichend unterdrückt wurde. Das Hochtonhorn zeigte in der Box einen linearen, leicht fallenden Verlauf mit kleinen Einbrüchen bei 4,5 und 15 kHz, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen. Ein 12-dB-Hochpass mit rechnerisch zu kleinem Serienkondensator macht aus dem fallenden einen linearen Verlauf, ein Spannungsteiler sorgt für passenden Pegel. Das Kondensatorpärchen parallel zum Serienwiderstand liftet die obersten Höhen des Horns an, um das Klangbild mit etwas mehr Offenheit zu garnieren. Das Resultat ist ein sauberer Übergang bei knapp 3 kHz. Der kleine Einbruch unterhalb der Trennfrequenz rührt vom Pegelverlust des Horns an dieser Stelle. Der leicht zurückhaltende Hochtonpegel ist zudem Kalkül. Wie die Erfahrung gezeigt hat, spielen Hochtonhörner sich an der Seite von unbehornten Konustreibern gerne etwas in den Vordergrund. Da die MPower aber voll HiFi-tauglich bleiben und hohe Pegel angenehm gestalten sollte, war hier weniger mal wieder mehr. Optional ist die Impedanzkorrektur aus drei Bauteilen, welche den im Boxensteckbrief abgedruckten Verlauf erzeugt und vor allem im Betrieb mit Röhrenamps zu empfehlen ist. Für Transistorverstärker ist sie vernachlässigbar, wird aber nicht schaden.

Messwerte


Für die Bestückung mit Semi-Profi- Material und die simple Filterung ist die MPower überraschend linear. Naturgemäß ist die Bündelung der Chassis stärker als bei HiFi-Material, auch unter 15 Grad ist die Box aber noch problemlos genießbar. Zudem fällt der Pegel mit zunehmendem Winkel sehr gleichmäßig. Die Empfindlichkeit liegt im Mittel bei 92 dB. Technisch gesehen wäre mehr drin gewesen, allerdings entwickeln wir die Lautsprecher ja nicht zum Messen, sondern zum Hören. Der linearisierte Impedanzverlauf weist außer den obligatorischen Tiefton-Spitzen eine nur noch geringe Schwankungsbreite auf, das Minimum liegt über 4 Ohm und ist damit unkritisch. Klirr glänzt durch Abwesenheit, vor allem K3 hält sich sehr zurück. Hochtonhorn-typisch geht beim HPA 268 NEO die K2-K3-Schere mit steigendem Pegel weiter auf. K2 erreicht bei 95 dB ca 0,5 %, dafür verschwindet K3 im Nirvana der Messgrenze. Das Wasserfalldiagramm zeigt die außergewöhnliche Sauberkeit der MPower, nur minimale Verzögerungen zeigen sich hier und da in einem ansonsten sehr sauberen Spektrum.

Klang


Ein wesentlicher Eckpfeiler der Entwicklung war, dem Hochtöner seinen „hornigen“ Sound abzuerziehen – Kritikpunkt Nummer eins vieler HiFi-Fans. Das ist bei der MPower hervorragend gelungen. Ohne die Hochtondynamik abzulegen, bietet das HPA einen sauberen, neutralen Klang ohne die gefürchtete „Trötigkeit“. Im Mittelton steht es seinen konusbewehrten Partnern gleichberechtigt gegenüber, sie steuern die nötige Würze zur Offenheit des Horns bei. Vom druckvollen Bassbereich bis zum Anschluss an den Tweeter spielen sie knackig und doch ausgewogen auf. Eine ganz wichtige Eigenschaft ist die Lust auf Pegel. Fast egal wie laut es ist, die MPower animiert ständig dazu, noch weiter aufzudrehen. Das Hochtonhorn ist durch die starke Pegelreduktion vor Schäden sicher, die Tiefmitteltöner schützt die clevere Auslegung: ihre Aufhängung wird mit zunehmender Auslenkung härter. Sie gehen irgendwann zwar in die mechanische Kompression, sind damit aber gut vor Beschädigung geschützt. Sofern man nicht gerade das Olympiastadion beschallen möchte, ist die MPower damit fast unzerstörbar. Mit diesem Hintergedanken lege ich „Rage Against The Machine“ auf, gebe dem Preamp reichlich Rechtsdreh und lasse mich „berieseln“. Selten saß ich einer Box gegenüber, die Extrempegel so angenehm vermittelt. Gleichzeitig staune ich über den Detailreichtum, den sie trotzdem noch bietet. So sucht sie den Huster in Reihe 73 zwar nicht mit der Lupe, unterschlägt andererseits aber auch keinerlei Informationen, die das Erlebnis maßgeblich steigern würden. Und das liegt ohnehin in der Lautstärke, welche die MPower zu erzeugen vermag.

Aufbauanleitung


Einzig die Winkel erschweren den Aufbau ein wenig, ansonsten ist dieses Projekt schnell bewältigt. Jene Winkel, stets 7 Grad, werden vor dem Beginn des Zusammenbaus an die Platten gesägt. Auch die Ausschnitte in den Versteifungen werden jetzt schon gemacht. Dann beginnt der Zusammenbau mit dem Deckel und einer Seitenwand, die beide auf die liegende Rückwand geleimt werden. Danach sind die beiden Versteifungen und der Boden dran. Anschließend kommt die zweite Seitenwand, die Front verschließt das Gehäuse vorerst. Nun werden eventuelle Überstände plan geschliffen. Danach werden die Löcher für Chassis, Rohre und das Anschlussterminal gesägt. Dank flach auslaufender Körbe erübrigt sich das Einfräsen. Nach dem letzten Feinschleifen erfolgt der Auftrag des Gehäusefinish nach Belieben. Während Selbiges trocknet, wird die Frequenzweiche aufgebaut. Sie findet Platz auf der Rückwand unterhalb des hinteren Reflexrohres. Nach dem Verlegen der Kabel im Gehäuse werden die sechs Matten Dämmwolle gleichmäßig im Volumen verteilt. Zum Abschluss werden die Reflexrohre eingepresst, die Chassis und das Terminal angelötet.

Holzliste pro Box


19-mm-MDF:

1 x 93,7 x 26,0 cm Front
1 x 93,0 x 22,2 cm Rückwand
1 x 23,4 x 22,2 cm Deckel
1 x 26,3 x 22,2 cm obere Versteifung
1 x 31,6 x 22,2 cm untere Versteifung
1 x 34,6 x 22,2 cm Boden
2 x 93,0 x 36,5 cm Seitenwände


 

Zubehör pro Box


1 x Terminal AT 105 S; Lieferant: Speaker Trade, Solingen 
3 x Sonofil schwarz;  Lieferant: Intertechnik, Kerpen
2 x Reflexrohr HP 70; Lieferant: Intertechnik, Kerpen

Fazit

Die MPower ist eine uneingeschränkt HiFi- und wohnzimmertaugliche Box; hochbelastbar, sehr dynamisch und knackig, und dabei ausgewogen und sehr bezahlbar – so soll es sein.

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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Mivoc K+T MPower

Preis: um 210 Euro

3/2010
 
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Autor Christian Gather
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Datum 12.03.2010, 13:37 Uhr
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