Die Norddeutschen HiFi-Tage finden 2025 im Hotel Le Méridian Hamburg direkt an der Alster statt. Am 01.02.2025, von 10–18 Uhr und am 02.02.2025, von 10–16 Uhr können Interessierte bei freiem Eintritt durch die Vorführungen und Showrooms schlendern.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: YG Acoustics Carmel 2
Lückenlos
Eigentlich geht´s hier nur um eine recht kompakte Zweiwege-Standbox. Tatsächlich aber um Begabung, Visionen und eiserne Disziplin
Hübsch ist sie zweifellos, die Carmel 2 von YG Acoustics. Sie hat dieses zeitlos unaufdringliche, das gelungenes Design von marktschreierischem Getue unterscheidet. Und genau so will der Hersteller sie auch wahrgenommen wissen: als zeitloser kommender Klassiker, dessen wahrer Wert sich nicht unmittelbar erschließt. Mit einem Paarpreis von 33000 Euro zählt sie zweifellos zu den preislich extremsten Vertretern dieser Gattung Lautsprecher, bei ihren konstruktiven und klanglichen Qualitäten aber auch. Hinter solch extremen Dingen steckt meist ein ebensolcher Geist. In diesem Falle ist er gebürtiger Israeli, heißt Yoav Geva und ist noch keine 40 Jahre alt. Gegründet hat er das Unternehmen, das seine Initialen trägt bereits 2002 in Denver, Colorado.
Will sagen: mit Mitte 20. Als jemand, der im zweiten Leben ebenfalls mit der Entwicklung von Lautsprechern befasst ist traue ich mich, „YG“ in eine sehr spezielle Schublade zu stecken, nämlich die mit den Irren. Das meine ich selbstredend nicht negativ; die Irren sind die Leute, die beim Streben nach ihrem Ideal keinerlei Kompromisse dulden und willens sind, alles andere diesem Ziel unterzuordnen. In dieser Schublade gibt´s noch ein paar Lautsprecherleute, aber ich komme nicht mal auf eine Handvoll. Die Carmel 2 ist das kleinste von gegenwärtig vier Modellen des Herstellers; die grundlegenden Konstruktionsprinzipien finden sich auch beiden größeren Modellen wieder. Das auffälligste Merkmal jeder YG-Box ist ihr Gehäuse. Es besteht aus miteinander verschraubten und intensiv verstrebten Aluminiumplatten. Keine gerade Bleche – an YG-Boxen ist so ziemlich nichts gerade – sondern aus maximal aufwändig aus großen Blöcken herausgefrästen Formteilen. Yoav Geva setzt dabei auf feinste deutsche Maschinenbaukunst und legt bei der Steuerung und CNC-Programmierung immer noch selbst Hand an: Bei bestimmten Dingen hat er noch ein paar Ideen, die garantiert noch nie so realisiert wurden. Das Ergebnis ist eine organisch wirkende, konkurrenzlos stabile und akustisch genau den Vorstellungen des Entwicklers entsprechende Behausung für zwei Treiber, die kaum weniger extrem als die Gehäuse sind, in die sie eingebaut werden. Dazu bezieht YG Teile vom dänischen Treiberhersteller Scan Speak und auch aus Krefeld, wo mit der Dr. Kurt Müller GmbH der bestbeleumdete Zulieferer für Lautsprecherteile überhaupt residiert. Dann gibt´s da noch die Tieftönermembran: YG fräst sie aus einem massiven Aluminiumblock, was bei dem gewünschten niedrigen Endgewicht eine maschinenbauerisch äußerst anspruchsvolle Aufgabe ist. Nur so jedoch kann er seinem Bass jene Qualitäten anerziehen, die für seine Lautsprecher unabdingbar sind. Gepresste Alumembranen gibt´s an jeder Straßenecke, deren Gefügestruktur hält YG aber für nicht optimal – es gibt kein Alternative zum Fräsen. Beim Hochtöner, im Kern eine Einzoll-Gewebekalotte, belässt er wenigstens die Originalmembran an Ort und Stelle, fräst jedoch ein komplett neu Schallführung und modifiziert auch den Antrieb tiefgreifend. Ein paar Worte zum Bassprinzip: Eine Reflexöffnung sucht man an der Carmel 2 vergeblich, eine simple geschlossene Konstruktion ist die jedoch auch nicht. Vielmehr handelt es sich um eine besondere Bauform des „GHP“-Prinzips. Die Abkürzung steht für „geschlossen hochpassgefiltert“ und sieht vor den Bass in ein eigentlich zu kleines Gehäuse einzubauen, ihn auf eine bestimmte Art passiv nach unten zu filtern – also gewissermaßen seinen Tiefgang in Bereichen zu begrenzen, in den er eh keinen Schall mehr abstrahlt. Richtig angewandt, ergibt dass ein recht kompaktes Gehäuse mit tieferer Grenzfrequenz, als es ohne diesen Kunstgriff möglich wäre. YG hat eine eigene Variante des Konzeptes ersonnen – war ja klar. Im Gehäuse gibt es fast kein Dämmmaterial, was Energiespeichereffekte zu verhindern hilft. Unvermeidliche Resonanzen werden mit ein paar Methoden eliminiert, die der Hersteller nicht an die große Glocke gehängt wünscht – das ist okay. Ich kann Ihnen versichern: simple Physik, keinerlei Voodoo-Verdacht. Die Frequenzweiche der Carmel 2 ist eine ziemlich aufwändige Konstruktion. Ein Großteil der Bauteile kommt vom Kölner Spezialisten Mundorf, bei ein paar Spulen jedoch setzt YG auf eigenes Know-How: „ToroAir“ hört sich hochtrabend an, ist aber eigentlich eine ganz banale und gute Idee: Man wickelt besonders streufeldempfindliche Spulen auf einen Ringkern aus Kunststoff. Die Anordnung ist viel weniger anfällig für Einkopplungen von anderen Induktivitäten, das Fehlen eines magnetischen Kerns macht die Anordnung de facto zu einer extrem verzerrungsarmen Luftspule. Gute Idee das. Neben diesen Schlüsseltechnologien gibt es eine Vielzahl weiterer Aspekte an dieser Box, die sonst nirgends gibt: Das beginnt bei den ebenfalls in Eigenregie hergestellten Lautsprecherterminals, erstreckt sich über eine Unzahl von Einzelteilen, die komplexe Konstruktion überhaupt erst ermöglichen und endet noch lange nicht bei der ausschließlichen Verwendung von besonders harten (10.8) Schrauben, die all das zusammenhalten. Ich kann ruhigen Gewissens behaupten, noch nie einen Lautsprecher in den Händen gehabt zu haben, bei dem so konsequent nichts dem Zufall überlassen worden ist und jedes noch so kleine Detail bis zum Exzess optimiert wurde. Jetzt bleiben wir mal auf dem Teppich. Bei allen Superlativen ist das hier immer noch ein passiver Zweiwegelautsprecher mit Achtzehn-Zentimeter-Tiefmitteltöner und Hochtonkalotte. Das kann keine Maßstäbe bei der Musikwiedergabe verschieben. Was es aber kann: Die Grenzen eines solchen Konzeptes dehnen. Und das tut es. Einfach mal so hingestellt und angeklemmt, ist die YG ein klasse Lautsprecher. Es dabei zu belassen hieße aber, rund 30000 der 33000 Euro Einstandspreis aus dem Fenster zu werfen. Jetzt nämlich muss man ihr immenses Potential freilegen. Mit einer entsprechenden Ansteuerung, mit viel Sorgfalt bei der Positionierung, mit Sinn für die Details. Wenn Kabelklang bislang für Sie kein Thema war – nach einer Begegnung mit diesen Preziosen wird das anders sein. Die Details entscheiden über gut, sehr gut und atemberaubend. Ich habe nichts gefunden, was die YG nicht hätte hörbar machen können, keine Änderung versucht, die sie nicht unmissverständlich klanglich quittiert hätte. Wo genau das zum Schluss landet ist gar nicht leicht zu sagen, weil der Lautsprecher in erstaunlichem Maße als Variable herausfällt. Ihren persönlichen Sound müssen Sie mit dem Drumherum generieren und ich verspreche Ihnen, dass diese Box in der Lage ist, Ihre Vorstellungen umzusetzen. Völlig außer Frage steht, warum PIA HiFi YG Acoustics als Produkt neben Accuphase vertreibt, die außergewöhnlichen japanischen Verstärker und die nicht minder einzigartigen Lautsprecher haben sich gesucht und gefunden. Ja, aber wie klingt´s denn jetzt? Wenn ich eine Accuphase A-70 als Endstufe verwende, eine C-3800 als Vorstufe und ein gutes analoges Front End anstecke, dann lässt die YG den Wunsch nach größeren Lautsprechern vergessen. Sie kann ein enorm stabiles und souveränes Fundament liefern, das wirklich schwer zu erschüttern ist. Sie deckt genau den Bereich ab, der musikalisch wichtig ist, was auch am oberen Ende des Spektrums gilt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob mir die Berylliumkalotte in unserer Nada nicht irgendwie besser gefällt als der Gewebehochtöner in der YG, aber die Frage ist müßig: Der Hochtonbereich passt denkbar perfekt zum Gesamtkunstwerk und ich würde einen Teufel tun, an der Abstimmung dieses Lautsprechers auch nur ein Jota zu verändern – das hätte nämlich sofort irgendeine Form von Färbung zur Folge. Tatsächlich kann ich Ihnen auch nach Monaten der Beschäftigung immer noch nicht sagen, wo die Grenzen dieser Konstruktion liegen. Weit draußen, soviel steht fest.Fazit
YGs Carmel 2 ist ein in jeder Hinsicht extremer Lautsprecher. Er spielt immer gut, bei sorgsamem Umgang jedoch verschiebt er die Grenzen des Systems „kompakte Standbox“ auf eine neue Ebene.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: YG Acoustics Carmel 2
Preis: um 33000 Euro
Für die Älteren unter uns gehören diese Lautsprecher zu den ersten jugendlichen Audiowunschträumen, wie zum Beispiel das Klipschorn oder die Electro Voice Sentry III. Für alle anderen könnte dieser besondere Lautsprecher eine echte Überraschung werden.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenPaarpreis | 33.000 Euro |
Vertrieb | P.I.A. HiFi, Weiterstadt |
Telefon | 06150 50025 |
Internet | pia-hifi.de |
B x H x T (in mm) | 310/1030/390 |
Gewicht (in Kg) | 34 |
Garantie (in Jahre) | 5 |
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