Meistens können wir unsere Testgeräte einfach in eine beliebige Anlage integrieren und sie spielen lassen. Und ganz ehrlich: Ein so reibungsloser Ablauf hat etwas für sich. Manchmal aber – so auch bei der WLM-Anlage – muss man sich seinen Klang erst erarbeiten. Und glauben Sie mir: Wenn das Endergebnis stimmt, dann ist die Zufriedenheit umso größer.
Mitspieler
Plattenspieler:
Scheu Premier III mit SME 309 und Clearaudio Concept
Transrotor Dark Star Reference mit Nagaoka MP-500
Phonoverstärker:
MalValve Preamp Three Phono
Quad Twentyfour P
Zubehör:
Netzleiste, -kabel: PS-Audio, HMS
Phonokabel Furutech, Nordost, Audioquest
NF-Kabel: Van den Hul, Horn Audiophiles
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks, Basen, Unterstellfüße: SSC, Thixar, Aktyna
Gegenspieler
Verstärker:
Audiomat Aria
MalValve Preamp Three und Poweramp Three
K+T SymAsym
Lautsprecher:
Vienna Acoustics Mozart Grand
K+T 4430-Klon · Coral Beta 8
Die Wiener Lautsprechermanufaktur ist ein noch verhältnismäßig junges Unternehmen, das uns vor allem durch seine Lautsprecherkreationen abseits des Mainstreams aufgefallen ist. Genau genommen bauen die Männer von WLM seit ihrer Firmengründung genau die Boxen, die wir bei der KLANG+TON-Redaktion lieben – etwas, man möge mir verzeihen, schrullige Konzepte, wie sie schon vor langer Zeit in Mode waren und in letzter Zeit auch wieder werden. Auf Messen gab es immer wieder flüchtige Kontakte, bei denen ich zwei Dinge feststellen konnte: Zum einen sind die WLM-Lautsprecher offensichtlich liebevoll gefertigt und dementsprechend hervorragend verarbeitet – mit Hölzern und Furnier können sie umgehen in Wien.
Zum anderen sind die Messeauftritte WLMs akustisch immer ein Vergnügen – selbst in indiskutablen Räumen spielen die Lautsprecher so, wie man das gerne auch in den eigenen vier Wänden hätte. Und DAS ist schon ein Wort, wenn man sich einmal den Durchschnitt von Messevorführungen vor Ohren hält. Zu der kleinen Standbox Stella gesellt sich in unserem Kombinationstest ein ebenso schmucker kleiner Röhrenvollverstärker mit zwei EL34 in Push/Pull-Schaltung pro Seite. Und dieser Verstärker läuft – das ist die eigentliche Neuigkeit – ebenfalls unter der Flagge von WLM. „WLM Acoustics“ nennt sich die neue Firma, die wie die Lautsprechermanufaktur von Hannes Frick geleitet wird, zumindest ist er für den geschäftlichen Teil verantwortlich. Die Technik verantwortet niemand Geringerer als Sasa Cokic, ein in der einschlägigen Szene wohlbeleumundeter Konstrukteur von Röhrenverstärkern, die unter dem Markennamen Trafomatic weltweit verkauft werden – nur in Deutschland ist es mit der Bekanntheit bisher nicht so weit her. Die für WLM Acoustic gefertigten Verstärker sehen von der Aufmachung her fast genau so aus wie die Trafomatic-Geräte, besitzen aber noch minimal gefälligeres Design – die Materialauswahl und die flache Bauweise machen den Sonata Integrated zu einem Röhrenamp, der nichts mehr von der sonst üblichen Klobigkeit dieser Gerätegattung besitzt. Ach ja, und die üblichen Schwierigkeiten im Messlabor hatte er auch nicht: Frequenzgang, Fremdspannungsabstand, Kanaltrennung – anhand dieser Werte könnte man nicht feststellen, ob es sich um ein Röhren- oder Transistorkonzept handelt, sehr gute Vertreter ihrer Art, versteht sich. Gut, die erzielbare Maximalleistung gibt dann den entscheidenden Hinweis, aber auch an dieser Stelle konnte ich die eigentlich für Halbleiterverstärker gedachte Messgrenze von 0,7 % Gesamtklirr anlegen, die der Sonata erst bei 20 Watt pro Kanal erreicht; davon träumen fast alle anderen Röhren nur träumen. Darüber hinaus geht der Klirr nach oben, was sich aber mit den Herstellerangaben deckt – bei etwa 2 x 30 Watt würde ich die Obergrenze sehen. Dies waren die guten Nachrichten aus der Messtechnik... Ich stelle ganz gerne Lautsprecher, bevor ich sie mir nach dem Einspielen anhöre auf den Messplatz und sehe mir an, was mich erwartet – ganz einfach, um grundsätzliche Dinge bezüglich der Art einer Box und ihr Abstrahlverhalten zu erfahren. Um es kurz zu machen – was ich bei der WLM Stella gesehen habe, hat mir nicht gefallen. Der schmale Lautsprecher ist handwerklich ja sehr schön gemacht, mit ganz dezenter Holzmaserung unter der dunklen Oberfläche, handwerklich über jeden Zweifel erhaben. Auch die Bestückung mit einem Tieftöner mit Papiermembran und einem ebensolchen Konushochtöner hat es mir absolut angetan – solche Konzepte verfügen oft über sagenhafte Musikalität und eine völlig organische Spielweise, und so war ja auch meine bisherige Erfahrung mit WLM. Nur – dieser Frequenzgang wollte mir so gar nicht zusagen. Ein Pegelanstieg von fast 7 Dezibel vom Bass bis ein Kilohertz, danach eine tiefe Senke (je nach Einstellung des eingebauten Stufenschalters) und darüber ein Hochtöner, der noch einmal im Pegel einen draufsetzt? Grund genug, eine E-Mail mit ein paar Diagrammen und einer Nachfrage an WLM abzuschicken. Die Antwort kam schnell und vom Chefentwickler Martin Schützenauer persönlich – hatte ich insgeheim das an dieser Stelle gerne ins Feld geführte Gefasel über „Klangphilosophie“ befürchtet, sah ich mich aufs Angenehmste getäuscht: Schützenauer zielt mit seiner Abstimmung vor allem auf den Energiefrequenzgang im Hörraum ab, der im Endeffekt für das klangliche Erlebnis entscheidend ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass am Ohr nicht nur die direkt von der Box abgestrahlten Schallanteile ankommen, sondern auch die außerhalb der Hörachse abgegebenen Anteile über Reflexionen ihren Weg zum Gehör finden. Da ein Konushochtöner stärker bündelt als beispielsweise eine Kalotte, ist es also durchaus sinnvoll, ihn etwas offensiver abzustimmen, da er außerhalb seiner Abstrahlachse im Pegel recht schnell abfällt. Der langen Rede kurzer Sinn: anhören! (Und außerdem will man sich ja nicht ernsthaft mit einem ehemaligen Bobfahr-Vizeweltmeister anlegen ...) Die Empfehlung lautet ganz klar, die Stellanicht ganz auf den Hörplatz auszurichten, sondern parallel zu den Wänden aufzustellen. Mit dem Hochton-Pegelsteller kann sich jeder seine persönliche Klangbalance einstellen – je mehr Hochtonenergie ein Raum reflektiert, desto mehr nimmt man den Hochtonanteil zurück – unser recht stark bedämpfter Raum verlangte nach einer recht offensiven Einstellung. Und tatsächlich – der Messwertfetischist in mir wollte es anfangs nicht glauben –, das funktioniert. Die Stella HAT ihren eigenen Klangcharakter – an den man sich schnell gewöhnt. Danach wird man das Dauergrinsen eh nicht mehr los, wenn einen die unverschämt beschwingte Leichtigkeit der Box eine Scheibe nach der anderen auflegen lässt. Das ist weit davon entfernt, komplett universell zu sein – mit der teutonischen Schwere von Kraftwerk tut sich die zierliche Kleine beispielsweise einfach ein bisschen schwer, aber wer hört sich auch so etwas an, wenn es Frank Sinatra, Mozart oder Calexico gibt. Dem dezenten, aber durchaus dynamisch federnden Bass kann man durch wandnahe Aufstellung noch etwas auf die Sprünge helfen, uns hat er auch mitten im Hörraum schon gut gefallen. Der kräftige Mitteltonbereich verleiht der gespielten Musik eine gewisse Kernigkeit – Stimmen kommen präsent und gut verständlich herüber, so mögen wir das. Die ganz hohen Töne finden einen guten Mittelweg zwischen bissiger Präzision und sanftem Strahlen, den man gerne auch länger beschreiten möchte. Die Stella ist dabei kein Kind von Traurigkeit und verträgt durchaus eine lautere Gangart, ohne gleich nach Hilfe zu schreien. Die räumliche Abbildung kann man gut selbst dosieren – in der empfohlenen Aufstellung werden die Räume groß und besitzen viel Ambiente, während man durch eine etwas direktere Ausrichtung auf den Hörplatz präzisere Konturen gewinnt. Mit ein paar Versuchen ist die optimale Aufstellung schnell gefunden. Kombiniert mit dem Sonata-Röhrenverstärker änderte sich das Klangbild nicht grundsätzlich – und doch hatte ich das Gefühl, dass etwas richtiggehend einrastet. Mit der Röhre wurde die Sache rund: Nicht rund im Sinne von harmlos, sondern organisch, bruchlos – Musik so, wie sie klingen soll. Die letzten Schärfen weichen einem beeindruckenden Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten, die die Kombination mit Leichtigkeit wiedergibt. Man ficht hier immer noch eher mit dem Florett als mit dem Säbel – die Einsetzbarkeit ist aber mit Röhre noch universeller: Wir können eine uneingeschränkte AC/DC-Tauglichkeit attestieren. Hier muss ich noch einmal auf die Messungen zurückkommen: Der Frequenzgang der Stella erinnert mich etwas an klassische Breitbänder-Konzepte – man denke nur an die legendären Chassis von Lowther oder Coral, um nur zwei zu nennen – und die klingen bekanntermaßen am besten mit Röhrenverstärkern. Auch im Zusammenspiel mit anderen Boxen konnte der WLM Sonata punkten: Seinen hervorragenden Auftritt in allen Frequenzbereichen behält er auch an Boxen bei, deren Impedanzverlauf nicht gerade den Betrieb an einer Röhre nahelegt. Das hat Kraft, Geschmeidigkeit und Kontrolle – und obendrauf noch diesen ganz gewissen Charme, den nur ein Röhrenverstärker zu entfalten in der Lage ist. Selbst mit wirklich großen Lautsprechern, die schon am PA-Bereich kratzen, kann der Sonata ein richtiges Brett fahren, ohne vor den riesigen Schwingspulen eines 15-Zoll-Tieftöners in die Knie zu gehen. Aber sei es, wie es ist: Ich bin immer wieder gerne zu der reinen WLM-Kombination zurückgekehrt, die in den Einzeldisziplinen Tiefbass, Linearität oder Wirkungsgrad zwar hoffnungslos unterlegen erscheint, in ihrer gesamten musikalischen Souveränität aber ganz weit vorne liegt.
Fazit
Wer sich auf die etwas spezielle Abstimmung der Box einlässt, erhält mit den WLMs eine sehr wertige kleine Anlage, mit der er nach ganz kurzer Eingewöhnungszeit seinen musikalischen Frieden finden wird. Die Kombination verbreitet Spielfreude und Charme im Überfluss – trauen Sie sich!