Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Wiener Lautsprecher Manufaktur Rudolf


Thronfolger

Lautsprecher Stereo Wiener Lautsprecher Manufaktur Rudolf im Test, Bild 1
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Man bleibt sich treu bei der Wiener Lautsprecher Manufaktur.  Alle großen Boxen sind der K.u.K-Monarchie des ausgehenden  19. Jahrhunderts namentlich verpflichtet – unser aktuelles Testmodell allerdings dem glücklosen Kronprinzen Rudolf, dessen  Schicksal, so sind wir überzeugt, sie nicht teilen wird

Was genau in jener Schicksalnacht  in Schloss Mayerling passiert ist,   darüber streiten sich die Interessierten bis  heute – Fakt ist jedenfalls, dass der Kronprinz und seine Geliebte leblos aufgefunden wurden. Der Fall wurde offiziell als gemeinschaftlicher Selbstmord aufgrund einer Geistesstörung Rudolfs abgehakt. Einige Unstimmigkeiten blieben jedoch, so dass sich natürlich bis zum heutigen Tag jede Menge Verschwörungstheorien gehalten haben. Der Schöpfer des Lautsprechers, Martin Schützenauer, muss also ein beinharter Monarchist sein, um seine Kreation nach einem Familienmitglied zu benennen, das aus heutiger Sicht nicht ganz mit den Lichtgestalten Franz und Elisabeth mithalten kann.

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Apropos Elisabeth und Lichtgestalt – Sie erinnern sich? Vor einiger Zeit haben wir eine elegante Standbox ganz in Weiß getestet, die der heutigen Testbox zum Verwechseln ähnlich sieht, könnte man zumindest meinen. Stünden die beiden nebeneinander, dann würde man Rudolf für eine maßstabsgerechte Verkleinerung der Elisabeth halten. Das heißt aber nicht, dass es sich bei Rudolf um einen niedlichen kleinen Lautsprecher handelt – der „Kronprinz“ ist immer noch ein gut meterhoher Standlautsprecher – das recht schmale Gehäuse verjüngt sich noch nach vorne und hinten. Das helle Echtholz ist eine Sonderanfertigung, die nur auf Sonderwunsch angefertigt werden kann – im Normalfall wird man auch aus technischen Gründen bei der Fertigung auf furniertes MDF setzen. Wie bei den unkonventionellen WLMKreationen üblich, stammen die Treiber, die auf der Schallwand sitzen, vom französischen Spezialisten Davis – bei den Tiefmitteltönern handelt es sich um 14-Zentimeter- Treiber mit einer extrem steifen und leichten Kevlar-Membran, während der Hochtöner ein ganz besonderer 50-Millimeter- Konustreiber mit einem großen Phase-Plug und grafitbeschichteter Membran ist. Vor allem dieser Hochtöner ist ein außergewöhnliches Design, das zwar auf den Konus-Tweetern klassischer Vorbilder basiert, aber durch inzwischen schon jahrzehntelange Entwicklung zu einem ganz eigenständigen Produkt gereift ist. Mit diesem Chassis-Trio ist es aber noch nicht getan – an der Unter- und der Oberseite der Box sind zwei Tieftonspezialisten montiert, die den Bass an den Raum ankoppeln und die Schallenergie sehr gleichmäßig abgeben. Zwei Bassreflexrohre geben weitere Tieftonenergie nach hinten ab. Im Inneren der Box sorgen wie bei der Elisabeth aufwendig gefaltete Schallführungen für die Laufzeit des rückwärtigen Schalls, die in die Reflexrohre münden. Wegen des Downfire-Tieftöners muss die Box auf hohen Spikes stehen, die an sehr stabilen Auslegern befestigt sind. Das unten mündende Reflexrohr, das in den vorderen Ausleger integriert ist, sorgt für die Belüftung der beiden Front-Tiefmitteltöner. Dezente Abdeckungen mit Akustikstoff verbergen die etwas martialische Optik des oberen Tieftontreibers, der bedingungslos auf maximale Leistungsfähigkeit getrimmt ist. Ein Regler zur Anpassung des Hochtönerpegels findet sich oberhalb des Bi-Wiring-Terminals – wie ich finde, eine schöne Sache zur Anpassung des Lautsprechers an die eigenen Hörgewohnheiten. Wie bei der Elisabeth letztes Jahr haben wir in Sachen Messungen einiges von WLM gelernt, nämlich, dass hier eine durchaus nicht schnurgerade Abstimmung ausgesprochen gut klingen kann – wenn die Box nicht auf dem Prüfstand, sondern im Hörraum steht. In Sachen Tieftonwiedergabe steht Rudolf der Elisabeth in (fast) nichts nach – die Bässe reichen wirklich abgrundtief hinab und überzeugen durch ein rabenschwarzes Fundament. Es liegt in der Natur einer Transmissionline, dass der kompromisslose Punch einer Bassreflexbox hier etwas abgemildert wird – dafür gibt’s wie gesagt deutlich tiefere Frequenzen, in denen man schwelgen kann. Der Mitteltonbereich sorgt mit seiner definierten Klarheit für eine sehr gute Sprach- und Textverständlichkeit – auch die Obertöne von Streichund Blasinstrumenten werden sehr schön herausgearbeitet. In Sachen Grob- und Feindynamik lassen die beiden Davis- Mitteltöner nichts anbrennen – hier kann genauso heftig zugelangt wie sensibel abgestuft werden – und das resonanz- und verfärbungsfrei, auch, wenn man es mal krachen lässt. Durch die  Abstimmungsmöglichkeit des  Hochtöners kann man gut mit Rudolf   arbeiten: Am besten, man stellt den Pegel  im Hochton mithilfe des Potenziometers  auf der Rückseite so ein, dass im Raum  genügend Hochtonenergie vorhanden ist.  Danach winkelt man den Lautsprecher  so ein, dass das Maß des am Ohr eintreffenden Schalls das richtige ist – fertig. Durch die D’Appolito-Anordnung der drei frontseitigen Treiber bündelt die WLM vertikal recht stark – der große Hochtöner tut ein Übriges dazu. Der Nachteil – ein relativ begrenzter Sweet-Spot – wird mehr als wettgemacht durch die beeindruckend plastische und präzise räumliche Abbildung, von der exakten Positionierung bis hin zur glaubhaft aufgespannten Abbildung der Bühne. Das gilt für die kleine Besetzung genauso wie für großorchestrale Klassik oder aufwendig arrangierte Pop-Produktionen. Miles Davis oder Wiener Philharmoniker – die WLM Rudolf ist in jeder Stilrichtung in ihrem Element.

Fazit

Die Idee, der Elisabeth eine kleineres Modell  derselben Bauweise zur Seite zu stellen, war  die Richtige: Rudolf spielt mit einer  ebenso beeindruckenden Bandbreite wie die große Schwester und absolut auf den Punkt.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Wiener Lautsprecher Manufaktur Rudolf

Preis: um 11900 Euro

5/2016
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis um 11.900 Euro 
Vertrieb WLM, Wien 
Telefon +43 664 282 8792 
E-Mail: info@wlm-audio.com 
Internet www.wlm-audio.com 
Garantie (in Jahre) 5 Jahre 
B x H x T (in mm) 190/980/340 
Gewicht (in Kg) 25 kg 
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 03.05.2016, 10:01 Uhr
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