Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Vienna Acoustics Haydn Grand + Velodyne Micro Vee


Die Schöne und das (kleine) Biest

Lautsprecher Stereo Vienna Acoustics Haydn Grand +  Velodyne Micro Vee im Test, Bild 1
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In der Hauptstadt unseres Nachbarlands Österreich mit seiner langen musikalischen Tradition hat der Lautsprecherspezialist Vienna Acoustics seinen Firmensitz. Ob sich die „alten Meister“ aus Wien mit dem jungen Velodyne- Musikanten aus dem fernen Kalifornien verstehen und zu gemeinsamer Harmonie finden, wird unser Test ausführlich klären.

Die Haydn Grand ist eine prachtvoll verarbeitete Zweiwege-Monitorbox, die sich mit ihrem wohlproportionierten kompakten Gehäuse selbstbewusst zur Schau stellt. Über drei Zentimeter starke Holzwände sorgen für ein sehr stabiles und resonanzarmes Kabinett, in dem die Lautsprecherchassis bestens aufgehoben sind. Der 15-cm-Tiefmitteltöner mit stabilem Aluminium-Druckgusskorb vertraut bei der Schallerzeugung auf eine transparente Membran aus dem Kunststoff X3P, die sich durch hohe innere Dämpfung und große Steifigkeit auszeichnet.

Lautsprecher Stereo Vienna Acoustics Haydn Grand +  Velodyne Micro Vee im Test, Bild 2Lautsprecher Stereo Vienna Acoustics Haydn Grand +  Velodyne Micro Vee im Test, Bild 3Lautsprecher Stereo Vienna Acoustics Haydn Grand +  Velodyne Micro Vee im Test, Bild 4Lautsprecher Stereo Vienna Acoustics Haydn Grand +  Velodyne Micro Vee im Test, Bild 5Lautsprecher Stereo Vienna Acoustics Haydn Grand +  Velodyne Micro Vee im Test, Bild 6
Von der invertierten Gummisicke verspricht sich Vienna Acoustics weniger Kantenreflexionen und ein besseres Dämpfungsverhalten. Im Hochtonbereich spielt eine handbeschichtete Gewebekalotte mit 28-mm- Membrandurchmesser, die in einem Ferrofluidbad ihr Mütchen kühlen darf und im Zentrum des Bassreflexkanals auf einer Trägerplatte aus Aluminium- Druckguss sitzt. Trotz kompakter Chassisanordnung kann so auf ein oft bei Regalboxen rückseitig vorzufindendes Reflexrohr verzichtet werden, was zum einen das Aufstellen der Lautsprecher im Regal vereinfacht und zum anderen Vorteile beim Phasenverhalten mit sich bringt. Auf der Rückseite der Haydn Grand befindet sich eine in das Gehäuse eingelassene Metallplatte mit besonders gut zupackenden Terminals aus einer Silber-Gold-Legierung, welche alle Anschlussarten außer Biwiring ermöglichen. Breite Kupferbahnen auf der Frequenzweichenplatine lassen den Strom bestmöglich fließen und bieten ideale Arbeitsbedingungen für die hochwertigen Bauteile. Vienna Acoustics schwört auf verlustarme Luftspulen, Folienkondensatoren und Metallfi lmwiderstände. Auch bei der Verkabelung haben sich die Wiener Gedanken gemacht und vertrauen auf eigens entwickelte verdrillte Massivkupferkabel, die exakt abgelängt sind und eine genau definierte Anzahl von Windungen aufweisen. Das Austattungspaket komplettieren die magnetische Abschirmung und das Frontgitter, mit dem sanft in das Abstrahlverhalten des Lautsprechers eingegriffen werden kann.

Tradition und Moderne

In unserem Testfeld übernimmt das Vienna Acoustics Duo den Part des Traditionalisten, da es auf den ersten Blick mit Holzgehäuse, Gewebekalotte und Kunststofftieftöner eher konservativ aufgebaut scheint. Der Velodyne Subwoofer hingegen bedient sich modernster Materialien und Bauweisen, was sein Aluminium-Minigehäuse, der extrem langhubige Tieftontreiber aus ebensolchem Material und die 1.200 Watt starke Digitalendstufe nachdrücklich unter Beweis stellen. Gerade einmal eine Kantenlänge von etwa 23 Zentimetern besitzt der Aktivwoofer und dürfte somit niemanden vor Integrationsprobleme in den heimischen Wohnraum stellen. Aufgrund der Größe ließe er sich ideal verstecken, doch das schmucke Kistchen, das derzeit in Schwarz oder Weiß erhältlich ist, wird man(n) nicht zu verstecken brauchen, da es bei den allermeisten Lebensgefährtinnen wohl ebenfalls Gefallen finden wird. Bei solch einem kleinen Gehäuse lässt sich unmöglich ein Bassreflexrohr zum Erweitern des Frequenzbereichs integrieren, da die Portlänge größer wäre als die Tiefe oder Breite des gesamten Woofers. Zwar könnten die Techniker den Rohrdurchmesser verringern und damit den Kanal kürzen, aber hierdurch steigt die Gefahr von Strömungsgeräuschen am Reflexrohr. In die Bresche springen in diesem Fall die beiden Passivradiatoren, die jeweils seitlich des Gehäuses sitzen und die Arbeit eines Helmholtzresonators übernehmen. Auch bei hohen Lautstärken funktionieren die Passivmembranen ohne jegliche Störgeräusche und sind genau das Richtige, um einen solch leistungsfähigen Mini-Subwoofer im Tiefbass zu unterstützen. Das profilierte Aluminiumgehäuse hält auch den immensen Schalldrücken im Inneren stand und erfüllt zudem den Zweck der Wärmeableitung, sollte die Digitalendstufe mal ins Schwitzen kommen. Damit der kleine Tieftontreiber mit 50-mm-Doppelschwingspule nicht vorzeitig in die ewigen Jagdgründe eingeht, integriert Velodyne einen Überlastschutz und ein Verzerrungen reduzierendes „Dynamic Drive Control System“, kurz DDCS genannt. Dem sehr gut ausgestatteten Velodyne MicroVee fehlt eigentlich nur noch eine Fernbedienung, damit das gesamte System perfekt vom Hörplatz eingepegelt werden könnte.

Klang

Sowohl Satelliten als auch Subwoofer müssen sich, wie in unserer Redaktion üblich, vor dem Hörtest einer langen Einspielprozedur unterziehen. Den kleinen Basswürfel quälen wir gar 48 Stunden am Stück mit tieffrequentem Musikmaterial, damit sich die doch recht hart eingespannten Membranen in Form bringen können. Auf passenden Standfüßen finden die aufstellungsunkritischen Haydn Grand im klassischen Stereodreieck den idealen Stellplatz, wobei sie mit großem Abstand zu den Hörraumwänden positioniert und nicht auf den Sitzplatz ausgerichtet werden. In unserem doch recht großen Testraum darf der Velodyne mit etwas Wandfläche im Rücken Platz nehmen, damit er breitbandiger und mit mehr Nachdruck im Tieftonbereich aufspielen kann. Nach einigen Hörversuchen ist auch die zu den Satelliten passende Lautstärke gefunden, so dass unser Test nun beginnen kann. Die Vienna Acoustics Haydn Grand muss sich aber erst einmal als Solist beweisen und auf den unterstützenden Subwoofer verzichten. Bereits so weiß die kleine Monitorbox durchaus sehr gut zu gefallen, da sie ihr sehr offenes und lebendiges Klangbild auf einem stabilen Bass- und Grundtonfundament aufbaut, das so manch ausgewachseneren Lautsprechern gut zu Gesicht stünde. Trotz der in unseren Messungen zu erkennenden Betonung des Präsenzbereiches bleibt die Haydn Grand angenehm relaxt bei der Reproduktion kritischer Frauenstimmen und nervt auch nicht durch aufgesetzt wirkende Percussion- oder Schlaginstrumente. Sehr beeindruckend ist der Raum, den die kleinen Lautsprecher auffächern und gekonnt vor allem in der Tiefe mit Leben füllen. Bei komplexeren Stücken bleibt die Wiener Box in der Lage, Musik herrlich entspannt fließen zu lassen, jederzeit angenehm zu klingen, ohne zu schönen. Jetzt ist es an der Zeit, den Velodyne-MicroVee- Basswürfel ins Spiel zu bringen, damit dieser zeigen kann, aus welchem Holz (na ja, eigentlich Alu) er geschnitzt ist. Mit seiner unaufdringlichen und präzisen Art setzt er sich gekonnt in Szene und stellt sich während der Hörsession als idealer Spielpartner für die Haydn Grand heraus, da er akustisch mit den weißen Schönheiten geradezu verschmilzt. Um eine volle Oktave im Frequenzbereich nach unten erweitert, bietet die Kombination jetzt ein deutliches Mehr an Hörvergnügen, das auch dann nicht abnimmt, wenn mit sehr großen Lautstärken Musik genossen wird. Der schnuckelige Velodyne zeigt sich als souveräner Basskünstler, der zu weit mehr fähig ist, als man ihm auf den ersten Blick zutrauen würde. Nicht abgrundtief, aber immer präzise und mit dem nötigen Nachdruck unterstützt er die beiden Satelliten. Erst als er wieder deaktiviert ist, fällt uns auf, wie sehr das Klangbild ergänzt und nicht nur im Tieftonbereich mit musikalischen Informationen erweitert wird.

Labor

Der MicroVee von Velodyne verblüfft durch eine sehr tiefe Grenzfrequenz, die wir dem Subwoofer per Augenschein so nicht zugetraut hätten. Ab 50 Hertz ist er in seinem Element und kann auf Wunsch bis etwa 150 Hertz aufspielen. Seine steilflankig wirkenden Filter gestalten die Ankopplung an die Satelliten von Vienna Acoustics sehr einfach. Diese sind von den Entwicklern nicht auf extreme Linearität getrimmt, und so kommt es, dass der Frequenzgang sehr unruhig wirkt, mit einer Betonung des Bereiches um 1.000 Hertz und einer darauf folgenden Senke bis etwa 8.000 Hertz. Die obersten Lagen wiederum sind im Pegel angehoben, was für eine Extraportion Frische im Klangbild sorgt. Nicht abgebildet haben wir das Klirrfaktor-Diagramm, bei dem die Haydn Grand durch extrem niedrige Klirrkomponenten ab 2 kHz auffällt.

Fazit

In unserem Hörraum verschmelzen die Vienna Acoustics Haydn Grand und der MicroVee von Velodyne zu einer akustischen Einheit, die souverän gut unterhält und dank exzellenter Verarbeitung und elegantem Auftritt auch hohe Designansprüche zu befriedigen weiß. Umso schöner, dass diese Qualität zu einem vergleichsweise bescheidenen Preis feilgeboten wird.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Vienna Acoustics Haydn Grand + Velodyne Micro Vee

Preis: um 2000 Euro

2/2012
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