Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Tannoy Kensington SE


Stimmwunder

Lautsprecher Stereo Tannoy Kensington SE im Test, Bild 1
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Will man bei Tannoy das gesamte Spektrum von 86 Jahren Lautsprechergeschichte mit allen Sinnen am eigenen Leib erfahren, führt kein Weg an der Prestige-Serie vorbei. Wir luden die „größte kleine“ Prestige zum Test – die Kensington SE

Mitspieler

Plattenspieler:

Acoustic Solid Machine mit SME M2-12 und Clearaudio Goldfinger


Phono-Vorverstärker:

Mal Valve Preamp Three Phono


Vorverstärker:

Mal Valve Preamp Four Line


Endverstärker:

Accustic Arts AMPII MK2

Vollverstärker:

Quad II Classic Integrated


Zubehör:

Netzleiste: HMS
Stromkabel: Silent WIre
NF-Kabel: Van den Hul
Phonokabel: Van den Hul
Lautsprecherkabel: Intertechnik
Racks: Copulare
Plattenwaschmaschine: Clearaudio


Gegenspieler


Audio Physic Scorpio 25
Dynavox Impuls III
Teufel Ultima 800 Mk 2

Nur wenige Produkte versprühen den Charme eines über die Jahre konsequent modellgepflegten, ansonsten aber originär erhaltenen Klassikers so intensiv wie die Lautsprecherdickschiffe aus Schottland. Nehmen wir das Flaggschiff der Reihe als Exempel: Westminster Royal SE.

Lautsprecher Stereo Tannoy Kensington SE im Test, Bild 2Lautsprecher Stereo Tannoy Kensington SE im Test, Bild 3Lautsprecher Stereo Tannoy Kensington SE im Test, Bild 4Lautsprecher Stereo Tannoy Kensington SE im Test, Bild 5
Allein der Name ist mindestens so beeindruckend wie die Box selber. Die Stirnfläche eines Wandschranks, über 500 Liter umbauter Raum, dazu ein stattliches 38-Zentimeter- Exemplar der berühmten Dual-Concentric- (DC-)Treiber. Feinstes Walnussholz in großer Fläche und verspielte Details, wohin das Auge blickt. Das gleichermaßen großformatige wie güldene Typenschild prangt stolz auf der Front, gibt Auskunft über den Modellnamen und ermöglicht über spleenig-sympathische Einschraub- Brücken die Beeinflussung des Frequenzgangs.

Das alles ist so weit entfernt vom aalglatten Hochglanzchic des neuen Jahrtausends, dass eine Westminster im lichtdurchfluteten Energiespar-Architektenloft so deplaziert wirkt wie der matschtapezierte Land Rover beim Sektempfang der oberen Zehntausend. Doch das ist genau die Botschaft, die eine Tannoy Prestige vermitteln will. Sie ist ein Statement, das der Besitzer über sich macht: „Jawohl, ich höre gerne Musik, und das am liebsten genauso bewusst wie laut.“ Das gilt für eine Westminster Royal SE genauso wie für die hier getestete Kensington SE. Die ist zwar gleich eine ganze Reihe Nummern kleiner als das Flaggschiff und mit 10.000 Euro auch deutlich günstiger, besitzt wie alle Prestige-Modelle jedoch eindeutige optische und technische Parallelen nach oben. Mit dem „nur“ 25 Zentimeter messenden Dual-Concentric- Chassis und den deutlich mehr nach Lautsprecher aussehenden Abmessungen ist sie so etwas wie der gesunde Kompromiss aus relativer Kompaktheit und der Erfüllung des Traums von einer ausgewachsenen Tannoy. Obwohl die DC-Technik mehr oder weniger festgeschrieben zu sein scheint, gibt es im Detail doch eine ganze Menge Unterschiede. Die Kensington SE kommt in den Genuss der besten Zutaten, welche die Briten zu bieten haben. Die Fasergemisch-Papiermembran wird von einer getränkten Gewebesicke eingefasst, wie man sie sonst nur in der Beschallungstechnik sieht. Ihre Form – und das ist der Kern der DC-Idee – bildet einen Großteil des Hornverlaufs für den im Zentrum sitzenden Druckkammertreiber. Dort geht sie nahtlos in den PepperPot WaveGuide über. Der verdankt seinen Namen der Optik: Seine vielen kleinen Öffnungen erinnern an einen Pfefferstreuer. Seine Kompression ist im Gegensatz zur Beschallungstechnik eher gering, da es beim DC-Hochtöner weniger um das letzte Dezibel Wirkungsgrad als viel mehr um guten Klang und problemlose Ankoppelbarkeit an den Tiefmitteltonkollegen geht. Angetrieben werden beide Chassis per AlNi- Co, einer Legierung, die neben den namensspendenden Zutaten Aluminium, Nickel und Kobalt aus Eisen und Kupfer besteht.

Das Magnetmaterial besitzt ein besonders gutmütiges Verzerrungsverhalten und wird wegen seines feinen Klangs gerne für besonders hochwertige Lautsprecherchassis genutzt. Der hohe Preis sichert die Exklusivität des Materials, anzutreffen ist es deshalb nur in den besten Kreisen. Die goldene Optik des PepperPots, des Chassiskorbs und auch aller anderen Metallteile ist natürlich kein Zufall, sondern Teil der althergebrachten Optik. Dieselbe Sprache spricht auch die mitgelieferte Abdeckung mit ihrem grobmaschigen und robusten Stoff. Sie wird am oberen Ende der versenkten Schallwand eingehakt und unten in federnd gelagerte Kugeln geklickt. Den dazu passenden „Abzieher“ findet man in Form einer weiteren der bereits erwähnten Schraubbrücken auf der Rückwand der Box. Das sich mit 37 Kilogramm als sehr proper präsentierende Gehäuse ist vielfach versteift. Die Flächen sind mit lackiertem Mahagonifurnier beschichtet, alle Kantenhölzer bestehen aus solider Walnuss. Die Reflexöffnungen der gut 100 Liter fassenden Standbox sind unauffällig in den Schlitzen der Schallwandkanten untergebracht. Diese ganze Pracht wird selbstverständlich ausschließlich von Hand gefertigt. Innen geht der Luxus weiter. Verkabelung, Spulen, Kondensatoren und Widerstände – alles handverlesene Qualitäten. Das großformatige Typenschild auf der Front ermöglicht gezielte Eingriffe in die Hochtonabstimmung. Zwei Optionen sind verfügbar: das Ändern des Gesamtpegels ab 1 kHz um gut 5 dB und das Linearisieren des Hochtonverlaufs ab 3 kHz. Was am besten passt, bestimmen viele Faktoren: der Verstärker, der Raum und die Position der Lautsprecher darin, die gehörte Musik und am Ende auch der persönliche Geschmack. Die zu Recht als exzellent bekannten WBT-Terminals kommen zwecks Anschluss gleich fünffach zum Einsatz. Zwei Paare stehen für den getrennten Tiefmittel- und den Hochton zur Verfügung, die fünfte Klemme ist mit dem Chassiskorb verbunden und reicht unfreiwillig eingefangenen Elektromagnetismus an die Erdungsklemme des Verstärkers weiter.

Dafür braucht man natürlich eine weitere Strippe, selbstverständlich hält Tannoy auch passend fünfadrige Kabel bereit. Ob sich der Anschluss und auch die Option Bi-Wiring oder -Amping lohnen, unterliegt der individuellen Situation, ausprobieren lohnt sich allerdings in jedem Fall. Ich sag‘s mal so: Wenn Sie die Tannoy schon erworben haben, dann wollen Sie ja sicherlich auch das Mögliche an Performance extrahieren. Da können ein paar Kabelexperimente nicht schaden, und die Box gibt mögliche Unterschiede dank der fein auflösenden Treiber sicherlich her. Die mussten ihr Können am Ende noch vor meinen Ohren unter Beweis stellen. Das tut der Lautsprecher nach der reichlichen Einspielzeit von mehreren Tagen, an denen sich die anfängliche Verspannung komplett löste, in beeindruckender Manier. Dabei geht es nicht mal um Lautstärke, im Gegenteil: die Kensington ist eine hervorragende Leisetreterin. Der Hochton kommt mit viel Gespür für feine Details, aber mit der horntypischen Dynamik, die auch bei geringen Lautstärken voll zur Geltung kommt. Jedes Geräusch mit einem gewissen Hochtonanteil besitzt diese anspringende Mikrodynamik, die Kalotten in Ermangelung einer effizienteren Kopplung an die Luftschlicht nicht beherrschen. Der Tiefton steht dem weder in der Qualität, noch in der Eignung für geringe Lautstärken nach. Die Aufhängung des Woofers ist nicht so straff, dass es hohe Pegel braucht, um ihn in Wallung zu bringen. Sein Bass ist „auf den Punkt“. Soll heißen: keine ungestümen Übertreibungen, aber auch keine übertriebene Askese. Die Dosis stimmt im Freifeld und kommt auch mit Wandnähe klar. Seine Art: trocken, knackig, rund und flüssig, im Vergleich zum hautnah-direkten Lautsprecher Test 63 Mittelton schon fast unauffällig, bei Bedarf dann aber doch vollzählig angetreten. Letzterer ist aber eindeutig die Paradedisziplin der Tannoy. Die Edelversion des DC-Chassis bietet einen hervorragend auflösenden und extrem natürlichen Stimmbereich völlig ohne Schärfe, der auch bei vom Hörplatz weggedrehten Lautsprechern wie festgenagelt in der Mitte verharrt und die Interpreten zum Anfassen realistisch in den Hörraum zaubert. Jene Echtheit vereitelt nicht, dass die Britin viel Schmelz in die wiedergegebenen Organe zaubert und sie mit satten Klangfarben versieht.

Der AlNiCo-Antrieb rundet die Performance mit seiner typischen Kombination der Gegensätze Sanftheit und Präzision ab. Darüber hinaus ist die Symbiose der beiden Chassistypen perfekt gelungen. Der Mittelton ist absolut aus einem Guss, meine Ohren können die Probanden auch bei höchster Anstrengung nicht voneinander trennen. Das Ganze präsentiert die Kensington dann noch überaus luftig und frei, mit überbordender Spielfreude und einer exzellent sortierten und sehr glaubhaften Räumlichkeit. Dinge wie Lautstärke und Dynamik sind natürlich mit an Bord, treten angesichts dieser verzaubernden Performance aber komplett in den Hintergrund. So paradox es ist: Diese große Standbox ist der Traum für Leise- (und Laut-)Hörer!

Fazit

Ein zu Recht lange und viel gepflegter Klassiker. Die in Größe und Preis handhabbare Kensington SE ist eine Spezialistin für Gesangsstimmen: glasklar und zum Anfassen realistisch stehen sie im Raum, umrahmt von trockenem Tiefton und mikro- wie makrodynamisch exzellenten Höhen. Dual- Concentric at its best, mehr „live“ gibt’s nur noch weiter oben im Prestige- Segment von Tannoy.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Tannoy Kensington SE

Preis: um 10000 Euro

6/2012
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 10000 
Vertrieb TAD-Audiovertrieb GmbH, Aschau Im Chiemgau 
Telefon +49 (0)8052 / 9573273 
Internet www.tad-audiovertrieb.de 
B x H x T (in mm) 406/1100/338 
Gewicht (in Kg) 37 
Garantie (in Jahre)
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Autor Christian Gather
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Datum 22.06.2012, 09:25 Uhr
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