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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Spendor Classic 200
So sehen Träume aus
HiFi hat viel mit Träumen zu tun. Manche Träume scheinen unerreichbar, andere muss man sich einfach erfüllen. Wie wäre es mit einer Spendor Classic 200?
Mittwoch, 30. Oktober 2019. An einem schönen Herbsttag stehen drei Männer im besten Alter auf dem Hof einer ehemaligen Schule in Duisburg-Obermeiderich, um einen ziemlich großen Hänger herum. Gleich werden sie ein Paar echte Männerlautsprecher in den Hörraum des Brieden Verlags wuchten. Geschickt eingepackt, sind sie schnell ausgepackt und trotz ihres beachtlichen Formats gut manövrierbar. Eigentlich sollten sie jetzt mal 24 Stunden eingespielt werden, aber sobald die ersten Töne über die Spendor Classic 200 zu hören sind, setzen sich zwei der drei Männer auf das Hörsofa – mehr haben dort keinen Platz. Und sie wundern sich nicht schlecht, was jetzt schon an raumgreifendem, involvierendem Klang zu hören ist.
Das wird Spaß machen, raune ich dem Kollegen Barske zu, und als ich tags drauf vor diesen herrlichen Objekten sitze, bekomme ich mein Grinsen kaum noch aus dem Gesicht.Die Classic 200 ist ein großer Lautsprecher, der größte aus der Classic-Linie von Spendor und wenn man die Gesamtgeschichte der Firma betrachtet, so etwas wie der Nachfolger der legendären Spendor-BC-3-Monitore. Und die Historie geht weiter, denn Terry Miles, der schon 1975 bei Spendor angefangen hat, als die BC3 noch produziert wurde, ist für die technische Umsetzung der neuen Classic 200 verantwortlich. Dazu passt eine schöne Geschichte, die mir Spendor-Chef Philip Swift erzählt hat. Als Student teilte er sich mit zwei Mitbewohnern und Audiofreaks ein Paar BC3 mit den Seriennummern 1 und 2. Die Classic 200 ist also auch für ihn ein sehr persönliches Modell. Hausintern folgt sie auf die SP200 und lehnt sich an die kleinere Classic 100 an. Die SP200 wurde zwischen 2014 und 2015 entwickelt und ein Jahr später vorgestellt, während die Classic 200 erst 2019 auf der High End in München das Licht der Audiowelt erblickte. Das ist fast schon ein rasanter Entwicklungssprung, denn gerade die Modelle der Classic-Linie haben lange Produktionszyklen. Andersherum ausgedrückt: Mit Lautsprechern von Spendor wie auch mit denen von Quad wird man alt, kann aber gleichzeitig jung bleiben, weil sie so viel Spaß machen. Wie alle Spendor-Lautsprecher wird auch die Classic 200 komplett in England entwickelt und gebaut.
Das sollte man bei ihrem Preis, neben ihrem grandiosen Klang, zu dem ich noch komme, berücksichtigen. Dabei hilft es zu wissen, dass Spendor für viele Konkurrenten Gehäuse baut, auch namhafte englische, aber Psst, das haben Sie nicht von mir. Technisch gesehen handelt es sich um eine geschlossene Drei-Wege-Standbox mit breiter Schallwand, die um den neuen 31-cm-Bass herum entwickelt wurde. Dessen Membran ist wie bei den meisten britischen Lautsprecherherstellern nicht aus Papier, sondern aus einem Kevlarkomposit gefertigt und hat nach wie vor dasselbe Kegelprofil wie der Bass der BC3. Spendor hat die neue Membran jedoch mit einer stabilisierenden Staubschutzkappe aus Kevlar verstärkt. Sowohl der Tief- als auch der Mitteltontreiber arbeiten mit gegossenen Magnesiumkörben und sehr kräftigen Magneten. Der 18er-Mitteltöner ist ein Konuslautsprecher mit einer Membran aus dem von Spendor entwickelten EP77-Polymer und einem phasenkorrigierenden Phaseplug. Das Material ist sowohl leicht als auch steif und soll sehr wenig resonieren. Er steigt schon ab 550 Hz ein und hat damit den wichtigsten Job im Zentrum des musikalischen Geschehens. Darüber sitzt die schon von anderen Modellen bekannte, breit abstrahlende 22-Millimeter-Polyamid-Kalotte, die ab 3,8 kHz für einen ausgedehnten Hochtonbereich sorgt. 8 Ohm Nennimpedanz, 89 dB Wirkungsgrad und ein Impedanzminimum von 6,2 Ohm stellen außerdem für Verstärker eine freundliche Last dar. Die Weiche ist laut Swift eine Mischung aus zweiter und dritter Ordnung und mit sehr linearen Spulen und hoch selektierten Filmfolienkondensatoren bestückt.
Der Gehäuseaufbau folgt klassischen BBC-Prinzipien: Deckel, Boden und Seitenteile sind nur 12 mm dick, Front und Rückseite 26 mm, die Front ist massiv versteift. Innen sorgen sogenannte viskoelastische Dämpfungspolster von 6 mm Stärke unterschiedlicher Größe für die gewünschte Resonanzverschiebung in „freundliche“ Bereiche, wobei die dünnen Seitenwände im Tieftonbereich in Abstimmung mit den Basschassis schwingen sollen. Das klingt für deutsche Lautsprecheringenieure wahrscheinlich grauenhaft, funktioniert aber ausgesprochen gut und lässt sich durch gezieltes Abklopfen des Korpus bereits erahnen. Der mechanisch bedämpfte Standsockel verfügt über schmiedeeiserne Einsätze für Spikes, mit deren Hilfe die Classic 200 gut vom Unterboden entkoppelt werden kann. Über das Tri-Wiring-Terminal schweigen wir, ich habe die Brücken belassen. Es gibt so unendlich viele Lautsprecher auf dem Markt in allen erdenklichen Preisklassen. Sobald es fünfstellig wird, wird die Luft dann auch etwas dünner. Von dünner Luft kann bei der Spendor allerdings nun nicht die Rede sein. Sie scheint mir ein Lautsprecher zu sein, der verwöhnen will wie ein seidiger Rotwein, ein bequemes Sofa und Musik, die auch noch in vielen Jahrzehnten ihre Gültigkeit hat. Und was sie noch liebenswerter macht, ist der Umstand, dass sie keine fiese akustische Lupe ist, die einem nicht so toll aufgenommene, musikalisch aber lieb gewonnene Musik vermiest. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, die große Spendor ist kein Weichspüler, aber mit ihr klingt alles nach Musik, auch wenn die Quelle nicht klar und rein ist.
Es ist ein vergebender, aber alles andere als ein vertuschender oder verschleiernder Lautsprecher. Ihr Hochtonbereich ist ganz fein austariert mit einem Touch britischer Zurückhaltung auf höchstem Niveau. Angeblich ja können geschlossene Lautsprechergehäuse keinen tiefen Bass produzieren. Gehörmäßig kann ich nur den Kopf schütteln: Die können und haben durch das Prinzip den Vorteil, dass sie nah an der Wand und sogar in kleineren Räumen aufgestellt werden können. Aber natürlich stünden sie neben einem Kamin standes- und größengemäß am besten. Apropos britisch: „Whole lotta love“ habe ich neben der stupenden Fein- wie Grobdynamik selten so atmosphärisch, so detailreich und gerade im Schlagzeugbereich so differenziert gehört wie mit der Spendor. Und das Stimmenecho am Ende ist mir offen gestanden vorher überhaupt noch nie aufgefallen. Es entsteht ein wunderbarer, glaubhafter Raum, in dem das Ausklingen und das Schnarren eines Kontrabasses wie auf Isao Suzukis „Blow Up“ einfach nur wunderbar realistisch, sonor und tief befriedigend ertönt. Die Liveversion von Andrew Birds „Why“ klingt unfassbar tief ausgeleuchtet, offen, frei und groß. Ich staune ob der völlig losgelösten, unangestrengten Spannung, die mit der Spendor in der Wiedergabe entsteht. Habe ich je so tief in Ray Lamontagnes Kehle hineinhören dürfen? Seine kratzige, raue Stimme wird auf „Trouble“, das ich so oft gehört habe, noch persönlicher, noch authentischer. Und auf Cassandra Wilsons bester Einspielung „Silver Pony“ springt mich ein wunderbar farbiger, vollkommen eingebundener Detailreichtum an, der auch dieser Musik eine neue Dimension hinzufügt. Ich bin begeistert, und sollte es in diesem Leben bei mir noch zu einem Landhaus reichen, ziehen die Classic 200 mit ein.
Fazit
Das sind Lautsprecher für erwachsene Hörer: freundlich abgestimmt und zum extremen Langzeithören gedacht. Wer hier angekommen ist, muss sich nie wieder auf die Suche machen. Traumhaft.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: Spendor Classic 200
Preis: um 19900 Euro
301-2009
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Telefon | 02104-175560 |
Internet | www.bt-hifi.com |
Gewicht | 55 kg |
Garantie | 5 Jahre |
B x H x T | 377 x 1085 x 515 mm |
Fazit | Das sind Lautsprecher für erwachsene Hörer: freundlich abgestimmt und zum extremen Langzeithören gedacht. Wer hier angekommen ist, muss sich nie wieder auf die Suche machen. Traumhaft. |