Für die Älteren unter uns gehören diese Lautsprecher zu den ersten jugendlichen Audiowunschträumen, wie zum Beispiel das Klipschorn oder die Electro Voice Sentry III. Für alle anderen könnte dieser besondere Lautsprecher eine echte Überraschung werden.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Qln Prestige Three
Standlautsprecher Qln Prestige Thr
Sie kennen die Heilige Lucia nicht? Zur Aufklärung: In Schweden feiert man jedes Jahr Mitte Dezember das Lichterfest, bei der besagte Heilige mit einer Kerzenkrone geehrt wird. Die im 2. Jahrhundert als Christin verfolgte Sizilianerin setzte sich der Legende nach einen Lichterkranz auf ihr Haupt, um in der Dunkelheit den Weg zu ihren verfolgten Glaubensgenossen zu finden und ihnen mit beiden Händen Lebensmittel zu bringen. Als ähnlich erleuchtend und nobel erweist sich die Beschäftigung mit der brandneuen Qln Prestige Three, von der es bisher genau ein Paar in Deutschland gibt – doch das dürfte sich sehr bald und sehr nachhaltig ändern.
Hmmmmm. Da stehen zwei äußerst kompakte, klar gezeichnete Lautsprecher in klassischer Zwei-Wege-Bestückung für voraussichtlich um 7.500 Euro vor mir: Im Hochton spielt eine 2,5-cm-Kalotte mit Seidenmembran, und ein 18-Zentimeter- Konus für den Tief-Mittelton ist auch eher Standard.
Aber wie so oft trügt der Schein, denn der Aufwand, den die Schweden bei der Prestige Three betreiben, ist beträchtlich. Zum einen handelt es sich bei den Tiefmitteltönern nicht um irgendwelche Allerweltstreiber, sondern um nach Qln-Spezifikation hergestellte Scan-Speak-Modelle mit Kevlar-Membran und ins Magnetsystem eingebautem Kupferring, der den Antrieb exakt symmetrisch bewegen und so die Dynamik steigern und Verzerrungen minimieren soll. Die 19-mm-Schwingspule erlaubt recht heftige Auslenkungen, die dem Woofer in Verbindung mit dem Bassreflexsystem zu einer unteren Grenzfrequenz von 28 Hz (-3 dB) bei beachtlicher Belastbarkeit verhilft. Im Hochton setzt Qln ebenfalls auf ein Scan-Speak-Modell und ein proprietäres Magnetsystem aus sechs kreisförmig angeordneten Neodymmagneten mit dem schönen Namen AirCirc, bei dem der Luftfluss hinter dem Hochtöner möglichst frei gestaltet wird, und das im Zusammenspiel mit einer speziellen Kammer hinter dem Hochtöner Reflexionen und Resonanzen eliminieren soll. Der Lautsprecher ist zum Zwecke der zeitrichtigeren Wiedergabe stark nach hinten geneigt und steht auf vier massiven Edelstahlauslegern mit Kegelspikes und dicken, aus POM gefertigten Spiketellern. Die Kanten des oberen Gehäuseabschnitts wurden leicht nach innen abgeschrägt, was stehende Wellen im Gehäuse eliminieren und im Zusammenspiel mit der Satinauflage um den Hochtöner die Reflexionen am Gehäuse effizient minimieren soll. Das gesamte Gehäuse der Prestige Three basiert auf der hauseigenen Qboard-Technologie, die zwei Lagen eines hochdichten Werkstoffs mit einer Lage eines viskoelastischen Materials verbindet, was laut Hersteller in einer fast idealen Kombination aus Dämpfung und Steifigkeit bei akzeptablem Gewicht resultiert. In der Tat sind die Prestige Three mit 27 Kilogramm schwerer, als ihr graziles Äußeres vermuten lässt. Die Basis für guten Klang ist also gelegt, jetzt muss nur noch die Frequenzweiche „mitspielen“. Diese wurde mit nichtinduktiven Kondensatoren für den Hochtöner und ölgefüllten Kondensatoren für den Woofer sowie qualitativ höchstwertigen Flachdrahtspulen bestückt. Natürlich werden alle Bauteile sorgfältig gemessen und selektiert sowie paarweise gematcht. Nach der Bestückung werden die Weichenbauteile verklebt oder verbacken, um jegliche Resonanzen von vorneherein auszuschließen. Intern verbunden wird das alles von proprietären Solidcore-Kupferkabeln, die um einen Polypropylen-Blindkern gewickelt sind. Eingang in die Laut sprecher findet das Musiksignal über WBT-Nextgen- Klemmen aus Kupfer und Silber. All das soll laut Qln dazu dienen, Resonanzen soweit wie nur irgend möglich zu reduzieren, und zwar von den Kabelklemmen über die Frequenzweiche bis hin zum Gehäuse und der Verbindung zum Fußboden. Denn, so Mats Anders, Chefentwickler und Besitzer von Qln, nur so könne man störende Verzerrungen minimieren, was wiederum der Dynamik und dem berühmten „schwarzen Hintergrund“ zugutekomme. Okay, dann hören wir mal …Klang
Dass man von einem so kompakten Zwei- Wege-Lautsprecher keine Basswunder erwarten kann, ist gesetzte HiFi-Binsenweisheit. Nein, jetzt kommt kein Twist à la „… die Qln zeigen uns entgegen allen Erwartungen, wo der schwere Hammer hängt!“, denn auch in diesem Fall setzt die Physik dem Wunschgedanken gewisse Grenzen. Doch Obacht: Diese Grenze liegt bei den Qln Prestige Three deutlich, deutlich höher, als ihre zierliche Physis es vermuten ließe. So kommt in „Flygel og Synth“ von Lynni Treekrems „Haugtussa“ der tief durchziehende Synthbass mit einer perfekt ausbalancierten Mischung aus Kontur und Druck rüber, und im folgenden „Det Syng“ besitzen die Trommeln Punch und Präzision, stehen tief und frei im Raum hinter der Stimme von Frau Treekrem und beeinfl ussen in keiner Weise den Mitteloder Hochtonbereich. Der angesprochene Hammer kommt dann doch noch: Eines der wahrscheinlich abgenudelsten HiFi- Teststücke überhaupt dürfte der Titeltrack von „Haugtussa“ sein – und wenn ein Lautsprecher es vermag, mir damit noch einen Gänsehautschauer vom Nacken bis in die kleinen Zehen zu verschaffen, dann ist das ein echtes Wunder: Schon mit dem ersten Bassdrum-Kick steht mir der Mund offen, und die große Trommel gegen Ende des Stücks, die so manchen Mini-Lautsprechern den vorzeitigen Exitus beschert haben dürfte, besitzt ein Maß an Kontrolle und Präzision UND Präsenz, dass ich ehrlich gesagt ein wenig baff bin. Kann das sein? Die Antwort ist eindeutig ja. Hier materialisiert sich der Bass eines ausgewachsenen Standlautsprechers mit gefühlt mindestens der doppelten Bassbestückung. Umso erstaunlicher ist das, weil dabei keine Bläh-Effekte auftreten, es zu keinem irgendwie gearteten Dröhnen kommt. Die Qln Prestige Three erarbeiten sich ihre Basskompetenz auf einem ehrlicheren Weg, und der deduktive Beweis dafür ist, wie sauber und klar sie den Mittelton durchzeichnen und wie wenig sich die weiteren Klangkörper in der Lautstärke oder in der Größe der Abbildung von dynamischen Großtaten des Woofers beeindrucken lassen. Selbst die Balance von Impuls und Körper bei Trommeln und hart gezupften Basssaiten bleibt jederzeit intakt – ich vermeine sogar im direkten Vergleich zu ähnlich eingepreisten Kompaktlautsprechern mit Horn(!)-Hochtöner eine gewisse Überlegenheit in der ganzheitlichen Attacke von Impulsen und feindynamischen Nuancen auf dem feinsten Level wahrzunehmen. Die schwerelose Dynamik dieses Lautsprechers steht dabei fast schon im direkten Widerspruch zur erdverbundenen Schwere, die er im Bassbereich vermitteln kann. Bei einer so klaren Transientenwiedergabe besteht manchmal die Gefahr, dass diese Qualität mit einer Überbetonung im Präsenzbereich erkauft wird, doch das scheint sich zumindest beim perfekt produzierten „Haugtussa“-Album nicht zu bewahrheiten, denn egal bei welcher Lautstärke: Weder die Stimme der Sängerin noch die Instrumente besitzen eine nervige Qualität oder bringen meine Ohren zum „Clipping“. Quercheck mit dEUS’ „In a Bar, under the Sea“. Diese Scheibe sprüht nur so vor skurriler Kreativität und ist für ein Rockalbum eher dynamisch und offen aufgenommen, inklusive der teilweise doch schon recht schraddeligen Gitarren. Wenn ein Lautsprecher im oberen Mittelton zu viel des Guten tut, dann wird das mit dieser Aufnahme direkt offensichtlich. Und die Qln Prestige Three passieren auch diesen Härtetest mit Bravour. Ja, die Gitarren sind maximal offen, lassen nichts an aggressivem Biss vermissen, bewegen sich aber nie in einen unangenehmen oder gar nervigen Bereich. Dies deutet auf eine ausgewogene Tonalität und eine enorm saubere Wiedergabe hin – und beides lässt sich mit keinem Musikstück, mit dem ich die Qln belästige, widerlegen. Und das waren so einige, die ich ohne die geringsten Ermüdungserscheinungen durchgehört habe: Nathalie Merchants selbst produziertes Album „The House Carpenter’s Daughter“ und das selbstbetitelte Solodebüt von Ex-Talk-Talk-Sänger Mark Hollis sind (übrigens genauso wie „Haugtussa“ von Lynni Treekrem) im Stimmenbereich sehr kritisch aufgenommen, sie besitzen keinen nennenswerten Limitereinsatz im Stimmenkanal und können daher bei unvorsichtigem Umgang mit dem Lautstärkeregler schnell zum Clipping schwachbrüstiger Endstufen führen. Das bedeutet Schwerstarbeit für die Treiber eines Lautsprechers, denn das menschliche Ohr quittiert Fehler wie Kompression oder Verzerrungen in diesem Frequenzbereich besonders schnell mit einer Roten Karte. In allen Fällen, auch bei gehobenen Pegeln, besteht die Qln Prestige Three den Test mit wehenden Fahnen. Und mehr als das: Sie vermeidet nicht nur klangliche Unbill, sondern zaubert eine Emotionalität in die Wiedergabe, die ich selbst bei deutlich teureren Lautsprechern oft vermisse. Das liegt meines Erachtens primär an der rasanten Dynamik, dem fantastischen Auflösungsvermögen und der freien, holografischen Abbildung. Ich lüge nicht: Wenn Lynni Treekrems Stimme mit größter Leidenschaft und Energie anschwillt, gesellt sich zur Gänsehaut spontan ein Tränchen der Verzückung – Wahnsinn! Und in was für einem Raum die Qln Prestige Three dieses Schauspiel gibt: Breit, richtig tief hinter den Lautsprechern aufgespannt und ohne selbst auch nur im Ansatz als Schallquelle auf die Bühne zu treten. Dass die Bühne nicht allzu weit in den Raum über die Lautsprecher aufgespannt wird, geschenkt. Denn selten habe ich einen so kompakten Lautsprecher gehört, der tonal und dynamisch so vollständig und emotional so echt spielt wie diese leckeren Schwedenhappen.
Fazit
„Großes entsteht immer im Kleinen“? Was beim saarländischen Marketingslogan noch irgendwie halbpeinlich wirkt, ergibt mit den Qln Prestige Three wirklich Sinn: Mehr Klang aus weniger Gehäuse geht kaum. Absolut den Preis wert.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: Qln Prestige Three
Preis: um 7490 Euro
„Großes entsteht immer im Kleinen“? Was beim saarländischen Marketingslogan noch irgendwie halbpeinlich wirkt, ergibt
Qln Prestige Three
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Gewicht | 27 kg |
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