Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Gauder Akustik Berlina RC8


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Lautsprecher Stereo Gauder Akustik Berlina RC8 im Test, Bild 1
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Ja, das Design kommt Ihnen bekannt vor. Richtig, von den großen Isophon-Boxen. Aber was ist dann das hier?

Es soll ja Zeitgenossen geben, zu denen sich die gar nicht mehr so neue Neuigkeit noch nicht herumgesprochen hat, deshalb in gebotener Kürze: Isophon heißt nicht mehr Isophon, sondern Gauder Akustik. Isophon war auch schon vorher Gauder Akustik – was am Chef Dr. Roland Gauder liegt – und seit geraumer Zeit folgt die Nomenklatur auch den Fakten. Weitaus aktueller als das ist der jüngste Sprössling der hauseiegenen „Berlina“- Baureihe, die RC8. Hierarchisch zwischen – wie überraschend – RC7 und RC9 einzusortieren, erinnert die RC8 tatsächlich im einen oder anderen Punkt mehr ans hauseigene Flaggschiff Berlina RC11 als alle anderen Lautsprecher der Reihe. Die schlechte Nachricht zuerst – die betrifft den Preis: Bei 62.000 Euro pro Paar geht‘s los. Wer den optionalen Diamanthochtöner will, der muss nochmal 6.000 Euro drauflegen.

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Und Sie wollen den Diamanten, der macht den Kohl jetzt auch nicht mehr fett. Und ja, in unserem Testpärchen ist er auch eingebaut. Inwieweit der Umstand, dass die RC11 nochmals mehr als doppelt so teuer ist (160.000 Euro), die RC8 zu einem Sonderangebot macht, müssen Sie für sich selbst entscheiden. Alle Berlina-Modelle setzen auf eine ganze Reihe von Schlüsseltechnologien, da macht die RC8 keine Ausnahme. Was ein wenig überrascht, ist ihre Bassbestückung: Neunzoll-Tieftöner mit ultraharter Keramikmembran, wie alle Treiber vom deutschen Zulieferer Accuton beigesteuert, waren bislang dem Topmodell vorbehalten. In der RC8 gibt‘s gleich drei Stück davon, was für die tiefen Lagen einiges erwarten lässt. Noch ein anderes Merkmal erinnert ans ganz große Besteck: das zumindest dem Anschein nach mehrteilige Gehäuse. Mittel- und Hochtöner stecken in einer in Tiefe und Breite nicht so ausladenden Behausung wie die der drei Tieftöner – klar, die Bässe brauchen Luft. Sie arbeiten auf zwei große Reflexrohre, die an der Gehäuseunterseite austreten. Überhaupt, das Gehäuse, sicherlich eines der Highlights der ganzen Baureihe. Der schwäbische Hersteller nimmt nicht etwa schnödes Plattenmaterial und biegt‘s in die passende Form, sondern setzt vielmehr auf eine konsequente Segmentbauweise. So besteht das Gehäuse der RC8 aus 24 gefrästen Rippenprofilen, einer Boden-, einer Deckelplatte und der Front. Alle Teile sind über hochdämpfende Zwischenlagen miteinander verklebt. Das ist eine extrem aufwendige Art, Lautsprechergehäuse zu bauen, hat aber auch ein paar handfeste Vorteile: Die Formgebung der Box ist in allen drei Raumdimensionen weitgehend frei wählbar, und das auch auf der Innenseite. Zudem ist‘s sehr stabil und dank der eingebauten Dämpfungslagen mit sehr wenig akustischem Eigenleben gesegnet. Die RC8 ist, wie alle Berlina-Modelle, standardmäßig mit schwarzer oder weißer Hochglanzlackierung lieferbar (Sonderwünsche sind natürlich machbar). Die weiße Variante verfügt über eine schwarze Front, die sich die drei Bässe mit einem 17 Zentimeter durchmessenden Mitteltöner und besagtem Diamanthochtöner teilen. Hier kommt die mit 20 Millimeter Durchmesser kleinste Version des Edeltreibers zum Einsatz. Den Kunstgriff, das gute Stück mit dem verhältnismäßig großen Mitteltöner zu verheiraten, hat „Dr. Roland“ schon öfter fertiggebracht, und das klappt nur mit seiner einzigartigen Art, Frequenzweichen zu bauen. Gauder- Filter sind mit 50 bis 60 Dezibel pro Oktave nämlich extrem steilflankig und teilen die Arbeitsbereiche der Treiber erheblich rigoroser auf, als das bei so ziemlich allen anderen Lautsprecherherstellern der Fall ist. Die Filterentwicklung funktioniert dafür anders als bei klassischen Lösungen mit großen Überlappungsbereichen zwischen den einzelnen Chassis: Gauders Filter sind mit komplexer Mathematik und viel Rechenleistung auf den Punkt berechnet. „Trial and Error“ klappt hier gar nicht, bei klassisch flachen Filtern hingegen ist das Pflicht. Außerdem filtert Gauder symmetrisch, will sagen: er teilt die Filterbauteile so auf, dass sowohl in der „heißen“ Signalleitung als auch in der Masseleitung gleichermaßen gefiltert wird und die Treiber an beiden Anschlüssen elektrisch exakt gleiche, aber phasengedrehte Verhältnisse vorfinden. Gefiltert wird übrigens auch der Bass, und zwar nach unten: Hochpassfilterung für Tieftöner ist ein probates Mittel, Volumenbedarf für die Tieftöner einzusparen und nur moderat bei der unteren Grenzfrequenz zu verlieren. Dass Gauder das Kunststück geschafft hat, den Lautsprecher trotzdem bis unter 30 Hertz spielen zu lassen, spricht für seine Fähigkeiten als Entwickler, und wenn‘s bei der RC8 eines nicht gibt, dann irgendwelche Mangelerscheinungen im Tieftonbereich. Dafür aber ein Steckfeld mit drei Positionen, über das sich der Pegel des Hochtöners an Raumakustik und persönlichen Geschmack anpassen lässt. Wenn man so davor sitzt, dann ist der optische Eindruck gar nicht so dominant, wie man meinen sollte. Das mit der schmalen schwarzen Front funktioniert, der ausladende weiße Korpus drängt sich nicht in den Vordergrund. Etwas anders sieht’s akustisch aus: Die tiefen Register der Gauder machen nämlich mächtig auf sich aufmerksam. Unser Hörraum ist wahrlich nicht klein, bestens bedämpft und verträgt untenherum schon eine ordentliche Schippe Kohlen. Eine für die RC8 geeignete Räumlichkeit muss diese Voraussetzungen mitbringen, sonst wird’s zu viel. Aber wie. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal ein so perfekt abgestimmtes Bassreflexsystem vor den Ohren gehabt zu haben. Es tönt extrem farbig, bestens differenziert und ist meilenweit weg von dem typischen „Single Note Bass“, den man dieser Technik so gerne attestiert. Auf dem Plattenteller liegt das unzerstörbare „Communiqué“ von den Dire Straits, und schon der Klassiker „Once Upon a Time in the West“ lenkt die Aufmerksamkeit unüberhörbar auf die tiefen Register. Der Mann, der hier die vier Saiten für die Tiefen höchst präzise bedient, heißt John Illsley – ich musste auch nachsehen, weil er mir vorher gar nicht so aufgefallen war. Die absolute Präzision zieht sich nahtlos durch den ganzen Mittenbereich. Knopflers unverwechselbare Gitarrenarbeit ist bis in die letzte Ecke bestens ausgeleuchtet und tönt dabei sanft und unaufdringlich. Mindestens ebenso fein und zurückhaltend geht’s darüber weiter: Für mich steht außer Frage, dass der kleine Diamanthochtöner der beste aus der ganzen Reihe ist, was er hier höchst eindrucksvoll beweist: Diese Kombination aus Präzision und feiner Zurückhaltung ist praktisch nicht zu schlagen. Der Anschluss an den großen Mitteltöner gelingt völlig perfekt, die Sitzposition ist dabei immerhin im Bereich eines knappen Meters variabel – bei größeren Hörabständen sicherlich noch weiter. Die RC8 beherrscht alle audiophilen Kabinettstückchen aus dem Effeff. Sie sortiert das Geschehen höchst genau zwischen den Lautsprechern und weit darüber hinaus, kann Stimmen direkt vor Ihrer Nase oder ganz weit draußen ertönen lassen. Sie klingt dabei niemals auch nur im Ansatz scharf oder unangenehm. Geradezu dramatisch gut funktioniert das mit dem ersten (unbetitelten) „The-XX“-Album. Dessen ruhiger und reduzierter Tenor über die RC8 zu einem bestens temperierten Schaumbad in allen nur erdenklichen klanglichen Tugenden wird. Mit Kerzenschein im Bad. Das ist kein Lautsprecher mit Haken und Ösen; keiner, der entdeckt oder erobert werden will: Wenn die Ansteuerung qualitativ passt – die Accuphase A-47 dürfte hier schwer zu schlagen sein –, dann steht das Tor zum Wohlklang-Nirvana weit offen.

Fazit

Traumhaft gut: Gauder hat seine Berlina RC8 rundherum auf Wohlfühlen abgestimmt und versüßt das Musikhören mit einem Weltklasse-Bass und gewaltiger Detailauflösung.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Gauder Akustik Berlina RC8

Preis: um 62000 Euro

7/2017
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis ab 62.000 Euro 
Vertrieb Gauder Akustik, Renningen 
Telefon 07159 920161 
Internet www.gauderakustik.info 
Garantie 2 Jahre 
B x H x T 36 x 142 x 65 cm 
Gewicht: ca. 85 kg 
Unterm Strich... Traumhaft gut: Gauder hat seine Berlina RC8 rundherum auf Wohlfühlen abgestimmt und versüßt das Musikhören mit einem Weltklasse-Bass und gewaltiger Detailauflösung. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 08.07.2017, 09:54 Uhr
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