Neben der „richtigen“ Anlage hat der eine oder andere sicher noch Bedarf an einer kleinen Lösung für den Hobbyraum oder fürs Arbeitszimmer. Hier müssen es nicht immer hochpreisige Verstärker und Boxen sein. Eine kleine, praktische Lösung hat Calyx seit Neuestem im Programm.
Peripherie:
Quellen:
Notebook HP Compaq 6715s
Smartphone HTC Desire
D/A-Wandler:
HRT Music Streamer II
Es ist keine Schande, wenn man von Calyx-Lautsprechern noch nie gehört hat. Die koreanische Firma hat erstens eher etwas mit Elektronik als mit Schallwandlern am Hut und fertigt zweitens zum Broterwerb für andere Namen anstatt eine eigene Produktpalette anzubieten.
Genau dies ist jedoch kürzlich dennoch geschehen, so dass wir in den Genuss einiger erlesener Elektronik kommen. Der DAC 192/24 dürfte regelmäßigen Lesern noch aus dem Heft 1/2011 in Erinnerung sein. Und es begab sich, dass beim Essener Vertrieb Higoto ein schnuckeliges Pärchen feuerroter Aktivlautsprecher auf seine Entdeckung wartete, das ebenfalls der Name Calyx zierte. Günstig sollten sie sein, die ideale Lösung für unbürokratisches HiFi ohne großen Gerätepark – notfalls sogar im Büro. Für gerade mal 300 Euro gibts das Pärchen Calyx AL und ein Verstärker ist auch schon drin. Die gesamte Elektronik findet in einer Box Platz, die zweite Passivbox wird quer verkabelt. Es handelt sich um sauber lackierte Kistchen aus solidem MDF, da gibt es überhaupt nichts dran zu meckern. Auf der Rückseite sitzt hinter dem Hochtöner ein Bassreflexrohr, das den Tieftonbereich etwas aufpäppeln soll. Der Hochtöner ist genau das, was man so nimmt für eine günstige Box, nämlich eine 25-Millimeter-Gewebekalotte. Die ist hübsch in die Schallwand eingelassen mit ihrer Schallführung, die als kurzes Hörnchen ausgebildet ist. Das hilft unerwünschte Reflexionen zu vermeiden und sorgt nebenbei für eine relativ zielgerichtete Abstrahlung, gut für Wirkungsgrad und nicht das Verkehrteste bei Aufstellung auf einem (üblicherweise nicht leeren) Schreibtisch. Als Tieftöner mischt ein 13er mit Fasermembran mit, auch hier das Mittel der Wahl, das eine knackige, klanglich aufgeweckte Lösung verheißt. Beide Chassis sind übrigens magnetisch geschirmt, so dass auch die Nähe zu Röhrenmonitoren kein Problem ist. Im Gegensatz zu den ausgeklügelten D/A-Wandlern des Hauses ist das kleine Boxenpärchen ein Produkt, bei dem man das Rad nicht neu erfinden muss. Das muss man in der Tat nicht, denn Calyx hat reichlich Erfahrung mit der Entwicklung und Fertigung von Verstärkerschaltungen aller Art. In der einen Box des Pärchens befindet sich eine ganz klassische analoge Zweikanalendstufe. Hier wurde nicht gespart: Ein vertrauenerweckend dicker Ringkerntrafo sowie ein großer Kühlkörper schinden absolut Eindruck. Und die Zweikanalendstufe kann sich auch messtechnisch sehen lassen. 90 dB Rauschabstand, extrem niedrige Verzerrungen im 0,01 %-Bereich und anständige 2 x 50 Watt wissen sehr zu gefallen. Alles sehr in Ordnung also. Ein mindestens genauso erfreuliches Kapitel ist das der Ausstattung. Hier zeigt sich, dass die Calyx-Jungs gut mitgedacht haben. Neben Spannungsversorgung und dem Ausgangsterminal für die zweite Box finden sich auf der Rückseite der Aktivbox zwei Sorten Eingänge, nämlich ein Paar Cinchbuchsen für HiFi-Quellen und ein 3,5-mm-Stereoklinkenbuchse. So lässt sich ein MP3-Player genauso unbürokratisch anschließen wie ein CD-Player. Die Eingänge sind in ihren Empfindlichkeiten dafür ausgelegt: Die RCA-Buchsen fressen alle Hochpegelquellen bis 2 Volt, während der Klinkeneingang mit 0,4 Volt ausgesteuert ist – perfekt für den Kopfhörerausgang von iPhone & Co. Eine Nettigkeit für Smartphones ist die USB-Buchse der Calyx, die die übliche 5-Volt-Ladespannung bereitstellt – sehr praktisch gedacht. Das Hörsetup bestand aus meinem Arbeitslaptop, der im Prinzip schon ausreicht, um mit der Calyx AL eine funktionierende Anlage aufzubauen. Ich gönnte mir jedoch noch mit dem gerade bereitliegenden HRT Music Streamer II einen USB-DAC aus dem aktuellen Testfuhrpark, mit dem es dann auch richtig losgeht! Ganz kurz erwähnt sei an dieser Stelle noch der Lautstärkeregler der Calyx AL, der es auch mit dem DAC ohne Lautstärkeregelung und mit deaktivierter Laptop-Lautstärkeregelung erlaubt, komfortabel Musik zu machen. Doch die kleine Calyx ist nicht nur praktisch, sie klingt auch gut. Sie macht sofort einen frischen Eindruck, ist auf keinen Fall ein Kind von Traurigkeit. Das liegt an ihrem sehr dynamischen Spiel, von dem sich der Hörer gerne mitreißen lässt. Tonal sollte man nicht alles auf die Goldwaage legen – so ein Böxchen für 300 Euro inklusive Verstärker kann und will natürlich nicht mit viel teureren Lautsprechern konkurrieren. Aber die Stimmen passen und für Rock, Charts & Co. ist die Calyx richtig gut. Sie schreckt zwar nicht vor schwierigen Instrumenten wie Flügelhorn zurück, das sie vollkommen ok wiedergibt, doch um das Gras wachsen zu hören, fehlt ihr doch der Rest Feingefühl. Auch sollte man keinen tiefen Bass erwarten; unsere Messung zeigt, dass bei 70 Hz Schluss ist. Das ist jedoch kein Nachteil. Wir haben die Calyx bestimmungsgemäß auf den Schreibtisch gestellt und sie spielte straff und sauber. Kein Dröhnen durch die Nähe zur Tischplatte, wie es Fullrange-Boxen zu tun pflegen. Dafür ist ja der Subwooferausgang am Endstufenmodul. Ein kleiner Woofer unter dem Tisch macht sich bei einem Schreibtischsetup deutlich besser als Fullrange-Boxen obendrauf. Daher erfreue ich mich am knackigen Sound der Calyx, die übrigens reichlich Reserven in Sachen Lautstärke vorweisen kann. Durch die satte Endstufenleistung geht die kleine Box ordentlich zur Sache, was ja auch mal Spaß machen kann. Alles in allem ist die Calyx AL ein empfehlenswertes Paket. Praxisgerecht gemacht, kompakt und mit gutem Sound kann man kaum ein Haar in der Suppe finden.
Fazit
Hübsch, praktisch und nicht zu teuer – die kleine Calyx AL ist genau das Richtige, wenn es darum geht, unbürokratisch Sound zu machen. Der ist erfreulich gut, so dass die Calyx eine dicke Empfehlung bekommt.