Große Standboxen, die echte Männer glücklich machen, sind eine feine Sache, klar. Aber auch letztere müssen sich oft der lieben Gattin unterordnen und auf die kühlschrankgroßen Lautspercher verzichten. Wenn sie geschickt sind, müssen sie klanglich keine Kompromisse eingehen.
Peripherie:
Quellen:
Netbook Sony VPCW11S1E,
Windows 7 Home,
Foobar2000,
HiFace Evo
Logitech Squeezebox Touch,
RipNAS Z500
Accustic Arts Player ES
Vorstufe:
AVM V3NG
Restek MDAC+
Endstufen:
AVM M3NG
Wir mit unserem Spielkram. Viele von uns haben Streaming- Clients, D/A-Wandler und oft auch dezente Elektronik. Da braucht doch eine nennenswerte Menge Leute dazu passende Lautsprecher, die nicht unbedingt ausufernd groß sind, sondern sich hübsch in den Rest der heimischen Umgebung einfügen. Fassen wir also zusammen: hübsch sollen die Lautsprecher sein, selbstverständlich sehr gut klingen und am besten auch nicht so groß.
Und was macht man, wenn man es mal richtig fetzten lassen will? Dann braucht man zumindest im Bass tatkräftige Unterstützung. Aus diesem Grund haben wir uns von Boston Acoustics nicht nur toll anzusehende Kompaktlautsprecher, sondern auch den passenden Subwoofer dazu bestellt. Boston ist vielen als traditionsreiche Marke bekannt, die durch ihren ganz eigenen Klang bis heute eine große Fangemeinde hat. Mit der Marke verbindet mich insofern etwas, da die erste Amtshandlung in meinem Redakteurberuf der Bau und Test eines Car-Hi- Fi-Subwoofersystems mit Passivmembran eben dieses Herstellers war. So etwas merkt man sich einfach. Die hier vorgestellten Lautsprecher von Boston aus Boston entstammen der neuen Reflection-Serie, die neben schlanken Standboxen auch ein paar nette Kompakte bereithält. Schon legendären Status genießt der Hochtöner der RS 260, der in vielen Lautsprechern aus dem Hause verbaut wird. Die kleine Delle in der Mitte hat nicht etwa ein inkompetenter Redakteur zu verantworten, sondern das muss so sein. Genau zentral ist die Membran festgeklebt, das für einen Hochtöner mit viel Hub gesegnete Äußere bewegt sich also anders als bei einer normalen Kalotte nicht kolbenförmig, sondern biegt sich um den Zentralpunkt. Sicher haben Sie schon mal solche Ringstrahler (so heißen diese Hochtöner) gesehen, in der Regel sitzt bei ihnen eine Spitze in der Mitte. Den Frequenzbereich unterhalb von 2 kHz übergibt der Ringstrahler an ein ordentliches 17-Zentimeter-Chassis mit einer sehr gutmütigen, stabilen Membran. Das Material fühlt sich so an wie Papier, in der Tat handelt es sich um einen Verbund aus Kunststoff und Keramikteilen. Man merkt sofort, dass diese Membran nicht besonders schwer ist, die Form macht sie sehr stabil, eine gute innere Dämpfung sorgt dafür, dass sie sich sehr gutmütig verhält. Die Frontplatte ist oval geformt, damit der Hochtöner so nahe wie möglich an seinen Spielpartner rücken kann. Das und die Tiefe Trennfrequenz sorgen dafür, dass die beiden Chassis spielen wie aus einem Guss. Das gemeinsame Gehäuse ist hochglanzschwarz lackiert und im Verbund mit dem Bassreflexrohr auf der Rückseite auf etwa 45 Hz abgestimmt – das reicht in der Regel. Die Verarbeitung des Lautsprechers an sich ist sehr gut, eine ordentliche Schallwand, ein Bi-Wiring-Anschlussfeld und die magnetisch haftenden Frontbespannungen komplettieren den guten Gesamteindruck, den ich von den Boxen gewinnen konnte. Ohne die Abdeckungen sehen die RS 260 übrigens in meinen Augen absolut klasse aus. Die Korbränder und Schrauben sind verblendet, die schwarz-matte Oberfläche gibt den Regalboxen ein hübsches Gesicht. Auch wenn die RS 260 in der Lage sind, ansprechend tiefe Bässe und mehr als ausreichende Pegel zu reproduzieren, empfiehlt es sich für die ganz Lautstärkesüchtigen unter uns, den 17ern im Tiefbass etwas Potentes zur Seite zu stellen. Das tat in meinem Fall der RPS 1000. Der hat das Zeug, untenrum mächtig für Wirbel zu sorgen. Er ist mit einem 25er-Bass und zwei 8-Zoll Passivemembranen bestückt. Die Chassis sind extrem langhubig ausgelegt, das erkennt man schon an der breiten Sicke. Der RPS 1000 schaltet sich bei Bedarf ein, sobald ein Signal anliegt, natürlich kann er auch permanent eingeschaltet bleiben. Zwei Regler rechts daneben ermöglichen das Experimentieren mit Trennfrequenzen und Pegel – manche mögen es halt etwas basslastiger, manche eher dezent. Aber mit der möglichen Auslenkung, seiner Zwei-Zoll-Spule und dem ordentlichen Antrieb kann man irre Pegel aus dem Kerl herausholen, zumal Boston schon mal eine Sache richtig gemacht hat, die ich sonst so oft bei Subwoofern mit Passivmembranen bemängele: Die Fläche der passiv angetriebenen Membranen ist größer als die der aktiven. Dadurch verringert man die Auslenkung der Passivmembranen. Ich habe schon mal gesehen, wie ein „falsch“ konzeptionierter Woofer förmlich auseinandergeflogen ist – das wird beim RPS 1000 nicht passieren. Unabhängig davon ist ein solcher Aufbau natürlich in mehrerlei Hinsicht vorteilhaft: Zum einen erstickt man die Gefahr, Strömungsgeräusche zu erzeugen im Keim, zum anderen fallen die Gehäuse in der Regel sehr klein aus. Das ist auch in diesem Fall nicht anders, für einen ordentlichen Subwoofer ist der RPS 1000 äußerst kompakt. Angetrieben wird der Tieftöner von einem potenten Verstärkermodul, das ein halbes Kilowatt liefern kann und eine sehr gute Ausstattung mitbringt. Neben dem für Heimkino- Anwendungen wichtigen LFE-Kanal (der nicht durch die Frequenzweichen geht, da er ein bereits gefiltertes Signal abbekommt) gibt’s noch ein Paar Cinchbuchsen. Wer nicht die Möglichkeit hat, ein Niederpegelsignal zum Subwoofer zu legen, freut sich über die Hochpegeleingänge. Glücklich ist der, der an seinem Verstärker oder seiner Vorstufe die Möglichkeit hat, Subwoofer und Satelliten per Frequenzweiche voneinander zu trennen, denn dann werden die Kompaktboxen entlastet und können weitaus souveräner und natürlich auch lauter aufspielen als mit einem Fullrange-Signal. Meine Vorstufe konnte das zum Glück, und deshalb wurde es während des Hörtests auch bisweilen extrem laut. Am besten fügte sich der Subwoofer nach meinem Empfinden mit Trennfrequenz auf zirka 80 Hz und den Pegelregler in Mittelstellung ein. Das war schon großer Sport, mit einem so dezenten System (der Subwoofer stand abseits der Satelliten) so dermaßen Gas geben zu können. Ich weiß, purer Pegel ist nicht alles, deswegen soll auch nicht verheimlicht werden, was das System auch bei normalen Lautstärken kann. Tendenziell spielen die RS 260 recht frisch, stellen Mitten schon ausdrucksstark dar und vernachlässigen auch das wichtige Raumabbilden nicht. Das Auflösungsvermögen des Hochtöners ist wirklich bemerkenswert, er schält jedes Detail heraus, das ihm die signalgebende Elektronik zuspielt. Der Woofer spielt angenehm audiophil, so dass er tatsächlich für HiFi- (und nicht nur Heimkino-)Anwendungen geeignet ist. Tief hinab geht’s mit ihm allemal, seine Impulstreue ist so gut, dass er den im Oberbassbereich recht zackig spielenden Satelliten locker folgen kann. Das ist ein richtig, richtig tolles System. Die Regallautsprecher für sich sind schon klasse, im Verbund mit dem RPS 1000 als Fundamentgeber kommt noch eine gehörige Portion Spaß dazu. Ich habe schon lange nicht mehr mit 2.1-Systemen gearbeitet; diese Boston-Kombination hat dafür gesorgt, dass ich wieder Fan davon geworden bin.
Fazit
Die RS 260 ist ein mir klanglich entgegenkommender, da sehr dynamisch und tonal pieksauber spielender Kompaktlautsprecher, der obendrein auch noch toll aussieht. Tief, präzise und dabei sehr kompakt. Der RPS 1000 ist ein druckvoll spielender, sehr gut gefertigter Subwoofer für deftigen Tiefton, den man aufgrund seiner geringen Größe trotzdem unscheinbar im Raum unterbringen kann.