Ja, der DAC ist für viele langsam, aber sicher auf dem Weg, die neue Vorstufe zu werden. Wer eh nur digitale Zuspieler einsetzt, ist gut bedient, sich einen Wandler mit Lautstärkereglung zu schnappen und Endstufen direkt anzusteuern. Ein Beispiel hätte ich hier.
Peripherie:
Streaming-Client HFX Zonee
Apple MacBook Pro, OSX 10.8.3, iTunes 11, Channel D Pure Music
Apple MacBook Pro, Windows 7 Home, JRiver Media Center 18
Lautsprecher: Speaker Heaven Network Edition 30, Klang+Ton „Nada“
Naims aktuelle Modellpalette umfasst neben ganz vielen Streamern, Netzteilen, Verstärkern und (nicht zu vergessen) einwandfreien CD-Playern nun auch „Halb- DIN“-Geräte, die in schnuckeliges Wohnambiente oder neben den Computer gestellt werden sollen. Die Kombi, die dieses Jahr auf der CES Premiere feierte, besteht aus einem DAC mit eingebauter Vorstufe und einer Stereoendstufe, beide zusammen sind zirka so breit wie ein „normales“ HiFi- Gerät.
Über grüne Logos und schwere, schwarze Gehäuse lasse ich mich diesmal gar nicht aus, das ist wie immer fertigungstechnisch top. Was mir als Computer-Audio-Fanatiker erst mal wichtiger ist: Der DAC V1 getaufte D/A-Wandler kommuniziert, das dürfte Naims Premiere in dieser Hinsicht sein, über USB mit einem Computer. Für die USB-Anbindung haben sich die Engländer kompetente Hilfe ins Haus geholt. Sehr, sehr kompetente. Ich erinnere mich nämlich noch sehr gut an einen kleinen USB-auf-S/ PDIF-Konverter der Marke Audiophilleo, der mir vor geschätzten zwei Jahren extrem viel Freude bereitet hat. Der ging das Thema USB-Anbindung extrem gewissenhaft an und lieferte extrem jitterarme und saubere Signale. Mit den Machern dieses Meister-Konverters hat sich Naim zusammengetan, um die Audiophilleo-Technik in ihren neuen DAC zu verfrachten. Das war eine ganz wunderbare Idee, denn so garantiere ich Ihnen, mit die beste Computeranbindung für D/A-Wandler in diesem Paket zu haben. Asynchroner Modus ist klar, was anderes hatte ich nicht einmal im Hinterkopf. Das machen andere auch. Und doch gibt es hier ein wenig mehr zu erzählen. Um den feierlichen Empfang der USB-Daten kümmert sich ein Prozessor (Amtel AT91SAM9R, ein auf ARM9 basierender Prozi mit allen möglichen Schikanen wie eben auch USB Host), der seinerseits die Musik in einen weiteren Analog-Devices- Prozessor weiterleitet, der sich dann um Jittereliminierung und die digitalen Filter kümmert. Das kennt man ja von Naim, deren 16-fach-Oversampling- Behandlung und Signalbereinigung funktioniert ja in Markengeschwistern immer exzellent. Die Windows-Treiber für die USB-Strecke findet man recht schnell auf der Internetseite des Naim-Vertriebs Music Line, wie immer können Mac- und Linux-Nutzer ohne Softwareunterstützung sofort loslegen. Um sichergehen zu können, dass die Abspielsoftware richtig konfiguriert ist, kann man am V1 einen Test durchführen, der auf bitgenaue USB-Ausgabe prüft. Dazu müssen Testdateien abgespielt werden, die dann analysiert werden. Gut, schließlich will man ja sicherstellen, dass ein Wandler dieses Kalibers auch die Signale abbekommt, die ihm zustehen. So ist also aus der USB-Anbindung ein ganz besonderes Schmakerl geworden. Bis 384 kHz bleibt die Computerstrecke am Ball, damit ist man gerüstet für Zukunft. Wer ein paar DXD-Files auf dem Rechner hat kann diese also ohne Downsampling wiedergeben. Klar, momentan gibt es nur ganz wenige Aufnahmen in eben dieser Auflösung, doch es werden zukünftig mehr und so muss der Nutzer keine Einschränkungen hinnehmen und kann diese Dateien nativ aus dem Computer jagen. Und noch etwas wurde implementiert, wenn es auch hauptsächlich dem Komfort dient: Die Lautstärkeregelung kann so eingerichtet werden, dass sie auf die Pegelstellung des Abspielprogramms hört und entsprechend einstellt. Es wird also nicht die digitale Anwendungslautstärke, sondern nur die Information über „lauter“ oder „leiser“ genutzt und im DAC V1 eingestellt. Gerade für diejenigen, die einen „kopflosen“ PC als Medienserver einsetzen und per Tablet-PC steuern, ist das sehr komfortabel, denn so können sie am Tablet an der Lautstärke drehen und sicher sein, keine Auflösungsverluste hinnehmen zu müssen, da ja der V1 direkt damit gesteuert werden kann. Auf der anderen Seite kann man auch die Fernbedienung nutzen, um Titelsprung und „Pause“ auszuführen. Das können auch nicht alle über USB anbieten und das funktioniert natürlich auch, wenn der Musik abspielende Computer außer Reichweite der Fernbedienung ist; die Befehle werden schließlich über USB in den Rechner gesendet. Egal, was digital reinkommt, es durchläuft Naims exzellenten DAC, der in ähnlicher Form in anderen, hervorragend beleumundeten oder von EINSNULL für gut befundenen Produkten steckt. Das heißt, dass sich ein Burr- Brown PCM1791A um die schlussendliche D/A-Wandlung kümmert. Das ist ein richtig schön klassischer DAC ohne großeartigen Schnickschnack wie Digitalfilter oder sonstigen Kram. Das macht Naim nämlich ausgangsseitig schön diskret. Mit der digital geregelten, analog arbeitenden Vorstufe und der Vielzahl an Eingängen (zweimal Toslink, zweimal koaxial und noch einer BNC-Buchse) ist hier ein Wandler auf meinem Tisch, der ein so komplettes und intelligentes Paket darstellt, dass man die aufgerufenen 1.700 Euro als mehr als angemessenen Preis bezeichnen muss. Bei all den Dingen, die es über den V1- DAC zu berichten gibt, habe ich ganz vergessen, dass neben ihm noch eine kleine Endstufe steht, die wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge zum DAC-Vorverstärker passt und jetzt nicht unerwähnt bleiben soll. Technisch bietet sie gewohnte Naim-Qualitäten, der SuperUniti stand Pate für diesen Stereoverstärker mit zweimal 50 Watt an 8 Ohm. Das ist jedenfalls genug, um normale Pegel zu fahren, außerdem glänzt der kleine Amp mit gewohnt geringen Verzerrungen und geringem Rauschen. Beiden Kompagnons ist gemein, dass sie über dicke Ringkerntrafos (beim V1 mit getrennten Abgriffen für „Digitalsektion“, Wandler und analoge Vorstufe) und über die bekannten resonanzarmen Gehäuse verfügen. Neben- oder übereinander gestellt bilden die beiden jedenfalls eine optisch harmonische Anlage mit Biss. Klar wurden die beiden für die Desktop-Anwendung konzipiert, doch was ich aus unserem Hörraum berichten kann, sollte Ihnen klarmachen, dass sich dieses Duo ganz wunderbar als vollwertige Anlage im Wohnzimmer eignet. Die Endstufe musiziert erwachsen, als ob sie viel mehr Leistung hätte, und hat die im Hörraum stehenden Lautsprecherbrocken mit 12-Zoll-Bässen problemlos im Griff . Und was der V1 mit einem Computer im Nacken dazugibt, ist bemerkenswert. Jedes Detail kommt absolut authentisch, federleicht, wie locker aus dem Ärmel geschüttelt herüber, die räumliche Staffelung ist punktgenau. Und was Naim eigentlich immer kann, ist Dynamik und die Fähigkeit, bei Bedarf das Bein mitwippen oder die „Pommesgabel“ gen Himmel schnellen zu lassen. Das ist modernes HiFi, wie ich es mir wünsche. Durchdacht, klanglich erstklassig und technisch auf dem allerneuesten Stand. Da haben die „Grünen“ mal wieder mächtig zugeschlagen.
Fazit
Die beiden „kleinen“ Neulinge von Naim sind derzeit in ihrem Preisumfeld die fortschrittlichsten, wenn es um kompaktes HiFi für überschaubares Geld geht. Sauber.