Manch einer macht sich in seinem stillen Kämmerlein einen Namen dadurch, dass er Dinge kann, die bemerkenswert sind. Das war und ist bei einem kleinen D/A-Wandler aus Holland schon seit seinem Bestehen so. Unscheinbar, wenig stylisch, aber hoch musikalisch sind auch seine Nachfolger.
Peripherie:
Apple MacBook Pro, Windows 7 Home, JPLAY, RipNAS Z500, JPLAY
CD-Player Ayon CD-1s
iPod-Dockingstation Cambridge iD100, Apple iPod Classic 160GB
Vorstufe: Rogue Audio MalValve preamp four line
Endsufte: Dayens Ampino
Lautsprecher: Klang+Ton „Nada“, Kontrast Audio Monitor
Vor ungefähr einem Jahr hatte ich es mit einem Wandler zu tun, der mich zutiefst beeindruckt hat. Mehrere Dinge waren dafür verantwortlich.
Zum einen erfrischte er mich dadurch, dass er etwas anders arbeitete als die meisten DACs, die so auf meinem Schreibtisch liegen, zum anderen mündete sein Funktionsprinzip in einen Klang, der, wenn man die richtige Signalquelle einsetzt, absolut atemberaubend ist. Ich rede vom Octave- DAC von Metrum Acoustics. In vielerlei Hinsicht sind sich die Metrum-Entwickler treu geblieben, eine davon betrifft das Gehäuse. Um einen vernünftigen Preis realisieren zu können, ist das nämlich eher zweckmäßig und kommt im eher schlichten Grau (alternativ auch Schwarz) ohne Design-Firlefanz. Mir persönlich ist so etwas recht, denn mich interessiert eher, was ich in technischer und klanglicher Hinsicht geboten bekomme. Hübsche Sachen für die Wohnung kaufen überlasse ich der Chefin des Hauses. Mit dieser Einstellung hat sich der Ur-Octave-DAC schon einen echten Geheimtipp-Status weltweit erspielt, und seine beiden Nachfolger schicken sich an, das nochmal zu toppen. Geblieben ist zunächst auch seine grundsätzliche Arbeitsweise. Anstatt sich im scheinbar unerschöpflichen Chip-Katalog einschlägiger DAC-Hersteller zu bedienen, setzt Metrum auf Industriewahre, der Audio-Gene anerzogen wurde. Es hat halt Vorteile, wenn man einen Entwickler hat, der früher Schiffsnavigationssysteme und später Audiosysteme konzipieren durfte und sich des geballten Wissens aus beiden Welten bedienen kann. Die hier eingesetzten R2-R-DACs stellen beileibe nicht die billigste Lösung für das Wandeln digitaler in analoge Signale dar, doch war ich klanglich bisher immer von diesen sogenannten Ladder-DACs angetan. Welche es hier sind, war nicht in Erfahrung zu bringen. Nur so viel: Die vier (beziehungsweise acht beim HEX-DAC) parallel laufenden DAC-Chips treiben in dieser Konfiguration problemlos direkt Vorstufen oder Vollverstärker. Strom/Spannungswandlung und analoge Treiberstufe sind hier überflüssig. Weiter geht’s mit Sachen, die ich ganz prima finde: Das NOS im Namen steht für Non Oversampling. Das und digitale Filterung finden hier nicht statt, das nenne ich mal kurze Signalwege und direkte Ansteuerung. Der kleine Nachteil liegt in der potenziellen Anfälligkeit gegen stark jitterbehaftete Quellgeräte. Andersrum: DACs, die dem Signal durch Up- oder Oversampling eh einen neuen Takt verpassen, sind in der Lage, den von der Quelle angereichten Jitter weitgehend zu eliminieren. Hier wird er annähernd durchgetragen. Wenn man allerdings eine saubere Quelle, die ein schön zeitstabiles Digitalsignal liefert, einsetzt, dann kann der Wandler sein extrem hohes Klangpotenzial entfalten und dann hat man die Chance, musikalisch in sonst nur schwer zu erreichende Sphären aufzusteigen. Der Ur-NOS-DAC hatte noch keine direkte Anschlussmöglichkeit für Computer, in dieser Hinsicht ist man jedoch jetzt bestens vorbereitet. Ein die USB-Daten entgegennehmender Xilinx-FPGA steckt hier im Eingang und stellt, unter anderem bedingt durch die asynchrone Übertragungsweise der Daten, eine für den Metrum-DAC einwandfreien und höchst geeigneten Signaleingang dar. Prinzipiell hat man den USB-Eingang vom anerkannten italienischen Hersteller M2Tech als OEM-Version entliehen, die ja in Sachen Computer-Anbindung absolute Top-Spezialisten sind und dies schon oft mit ihren HiFace-Produkten unter Beweis gestellt haben. Metrum modifizierte diese Platinen noch, da man die USB-Stromversorgung des HiFace nicht hinnehmen wollte. Hier kann schießlich HF-Rauschen in die Kiste kommen. Und so arbeitet im NOS (und auch im großen Bruder HEX) ein HiFace-Gerät im Eingang, das jedoch von innen mit einer separaten Energiequelle versorgt wird. Dank dieser fürstlich umgesetzten Schnittstelle ist’s, passend zum Rest des Wandlers, am Computer wieder etwas anders als gewohnt: Selbst Macintosh-Nutzer müssen Treiber installieren, was darauf schließen lässt, dass man sich auf mehr als nur reine USB-2.0-Kompatibilität stürzte, um die Computerverbindung wirksam zu machen. Nur genau das mag manchen weniger wichtig sein. Viele ziehen es vor, ihre Musik von einem CD-Transport oder Streaming-Client zuzuspielen und können demzufolge auf USB-Dosen pfeifen. Für die hat Metrum Acoustics eine günstigere Variante ohne USB im Programm, das entsprechende Modul kann jedoch jederzeit nachgekauft werden. Ich hatte nun im Hörraum zwei Metrum-Apparate stehen, die auf Musik warteten. Zum einen natürlich die MKII-Version des Octave-DAC, zum anderen noch den großen Bruder, der prinzipiell ähnlich funktioniert, jedoch seine Sache noch etwas gewissenhafter und vor allen konsequenter angeht. In ihm arbeiten nun zwei DACs vom Octave-Kaliber, beide sauber getrennt, separat versorgt und vollsymmetrisch ausgelegt. Das bedeutet: Hier sind es nun acht Wandler pro Kanal, jeweils vier für jede Halbwelle. Und bei diesem Funktionsprinzip heißt das auch: Noch mehr Stromlieferfähigkeit an den analogen Signalausgängen. Konsequenterweise verfügt der HEX nun auch über XLR-Ausgänge, außerdem bringt er noch ein paar digitale Buchsen mehr mit. AES/EBU war aufgrund der voll symmetrischen Auslegung ein logischer Schritt und ist hier implementiert, außerdem gibt’s noch eine BNC-Buchse und gleich zwei optische Eingänge. Durch die Vollsymmetrie bietet es sich natürlich an, den Voll- oder Vorverstärker per XLR anzuschließen, obwohl das Signal auch von feinen Lundahl-Übertragern desymmetriert wird und somit an den Cinchbuchsen ein annähernd gleichwertiges Signal anliegt. Trotzdem, irgendwie ist das gegen die Philosophie des HEX-Wandlers, die direkte Kopplung von DAC an Preamp durch im Weg liegende Bauteile wieder zu verschenken, seien sie auch noch so hochwertig. Das bietet natürlich Spielraum für eine Reihe von Experimenten. Obwohl ich noch im Beisein von Jörg Klein, dem Inhaber des Vertriebs Hörgenuss aus Frankfurt, erste Eindrücke vom HEXDAC in unserem Hörraum gewinnen konnte, begann ich am nächsten Tag noch mal von vorn. Heißt: Octave- Wandler dran, einspielen lassen und loshören. Ich hatte es ja schon geahnt, und jetzt kam die Bestätigung: Das Ding spielt wie die Hölle. Auflösung, Bass, Neutralität, alles ist hundertprozentig auf den Punkt, doch was erst richtig bemerkenswert ist: Diese Musikalität, dieses Fließenlassen von Musik, das ist himmlisch. Stimmen wirken eindrucksvoll, die komplette Bühne ist absolut schlackenfrei. Nun kam die spannende Frage, wie viel mehr so ein HEX-DAC auf der Schippe hat. Und das zu beantworten geht recht schnell: viel. Das mochte ich nach dem, was der kleine Bruder abliefern konnte, kaum wahrhaben. War ich vom kleinen Octave schon begeistert, so legt der HEX in allen Kategorien noch ein paar Prozent drauf. Irgendwann zupfte ich mal einen Preamp mit sowohl symmetrischen als auch asymmetrischen Eingängen aus dem Regal, um besser vergleichen zu können. Herr Klein sollte recht behalten, tatsächlich entfernt der komplett symmetrische Abschluss noch ein paar Schleier, wirkt ganz leicht souveräner. Das ist Musikalität auf höchstem Niveau, irgendwie klingen die beiden vom Stand weg völlig anders, als man das von den vielen Delta-Sigma-Wandlern so gewohnt ist. Und was dabei wichtig ist: Es tönt wirklich himmlisch. Ich sage es Ihnen, wenn man sich mal für eine Weile darauf eingelassen hat, will man nichts anderes mehr. Zumindest nicht, wenn man in diesem Preisrahmen bleiben will, denn in ihrem jeweiligen Preisumfeld wird’s schon ziemlich schwer, etwas Vergleichbares zu finden.
Fazit
Ganz einfach: Der aktuelle Octave-NOSDAC ist ein absoluter Geheimtipp in seiner Preisklasse. Klanglich ist ihm nur mit weitaus mehr finanziellem Aufwand beizukommen. Und der große HEX-Bruder legt da noch ordentlich einen drauf. Auch er ist für sein Geld ein absoluter Knaller.