Kategorie: D/A-Wandler

Einzeltest: Metrum Acoustics NOS Mini DAC


Frechheit

D/A-Wandler Metrum Acoustics NOS Mini DAC im Test, Bild 1
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D/A-Wandler gibt es seit geraumer Zeit wieder wie Sand am Meer. Mal sind sie groß und hübsch, mal mit USB oder FireWire. Und manchmal sind sie einfach nur – anders.

Vor zwei Monaten sind interessante Dinge passiert. Jörg Klein, Vertriebsmann exklusiver High-End- Marken, war bei uns im Verlag, um mir seinen Über-Musikserver Aurender S10 für einen Test in die Hand zu drücken. Gemeinsam arbeiteten wir uns durch diverse Alben, gaben dem verwendeten D/A-Wandler ordentlich was zu tun. Und so ganz nebenbei holte Herr Klein zwei kleine Kartons heraus und bat mich, den sich darin befindlichen D/A-Wandler doch einfach mal auszuprobieren. Ich habe zugegebenermaßen schräg geguckt, denn nicht nur war mir die Marke gänzlich unbekannt, auch die D/A-Wandler selbst wirkten jetzt nicht unbedingt so bahnbrechend, wie ich es von einem Mann mit so anspruchsvollen Ohren erwartet hätte. Doch wie oft habe ich schon Bauklötze gestaunt, deswegen bin ich auch sofort mit dem nötigen Ernst an die Sache herangetreten.

Das Gehirn hinter diesem Wandler kommt aus den Niederlanden und heißt Cees Ruijtenberg.

D/A-Wandler Metrum Acoustics NOS Mini DAC im Test, Bild 2D/A-Wandler Metrum Acoustics NOS Mini DAC im Test, Bild 3D/A-Wandler Metrum Acoustics NOS Mini DAC im Test, Bild 4D/A-Wandler Metrum Acoustics NOS Mini DAC im Test, Bild 5
Und der Mann hat Anspruch. Cees hat nicht etwa bewährte Wandlerchips genommen, einen DAC daraus gebaut und in ein Gehäuse gesteckt, er hat sich Gedanken gemacht. Das Resultat seiner Denkarbeit ist ein Digital/Analog-Umsetzer, der mal komplett andere Wege geht. Cees ist ursprünglich Elektronikentwickler aus dem Marine-Bereich, hat seine Erfahrungen also mit Radargeräten und ähnlichen Dingen gesammelt. Das Wissen aus audiofremden Industriezweigen half ihm sehr bei der Entwicklung eines HiFi-Wandlers; es ist immer gut, auch die Welt jenseits des Tellerrands zu kennen. Zwei separate Kisten bekommt der Käufer des, jetzt nenne ich endlich mal den Namen, NOS Mini DAC. Eins der beiden Gehäuse beherbergt die Stromversorgung, das zweite Kistchen ist für die eigentliche Wandlereinheit da. Um Kosten nicht der reinen Kosmetik halber in die Höhe zu treiben, sehen die beiden Alu-Gehäuse so aus wie sie aussehen: grau, schlicht, aufs Wesentliche reduziert. Ich persönlich finde so was nicht schlimm, denn schließlich sind schon andere in Schönheit untergegangen, da ist das Konzentrieren auf das klangliche Ergebnis der richtige Weg. Und wenn‘s schön klingt schließt man eh die Augen, um besser genießen zu können, richtig? Die Voraussetzungen schafft das Netzteil jedenfalls. Es handelt sich um ein ganz reguläres, sauber aufgebautes analoges Netzteil mit ordentlichen Ringkerntrafos. Es verbindet sich per Systemstecker mit dem DAC, die sekundärseitige Gleichrichtung und Siebung findet erst dort statt. Durch den getrennten Aufbau ist schon mal sichergestellt, dass die empfindliche DAC-Elektronik nicht von der Netzspannung gestört wird. Das wäre nämlich schade, denn der Wandler ist etwas ganz Besonderes. Auf Upsampling und digitale Filter verzichtet er komplett, er verarbeitet das eingehende digitale Signal genau so, wie es angereicht wird. Das kann übrigens in bis zu 176,4 kHz in 24 Bit erfolgen, Sampling-Raten der kompletten 44,1er-Familie sind absolut kein Thema. Das ist ein D/A-Wandler, nicht mehr und nicht weniger. Puristischer geht’s nicht. Insgesamt ist der NOS mit acht Wandlern bestückt, wobei jeweils vier
im Parallelbetrieb auf einen Kanal arbeiten. Wie bereits erwähnt, handelt es sich nicht um Standardwandler-Chips, sondern um sogenannte Ladder- DACs, die im HiFi-Bereich eher selten Anwendung finden. Der einfache Grund dafür ist der Kostenfaktor. Diese exklusiven Bauteile sind ein gutes Stück teurer als Wandlerchips aus dem Texas-Instruments-, Analog-Devicesoder Cirrus-Katalog. Ladder-DACs sind, ganz grob betrachtet, recht simpel aufgebaute Wandler; die entscheidenden Bauelemente sind ganz einfache Widerstände. Obwohl, Vorsicht, ganz einfach können die Widerstände ja nicht sein, steigt die Anforderung an die Genauigkeit ihres Widerstandswertes doch extrem mit der Anzahl der Bits, die sie verarbeiten müssen. Und bei heute erforderlichen 24 Bit müssen das schon ziemlich präzise Teile sein. Und so etwas findet man auch nicht in jedem Bauchladen. Diese Genauigkeit kann zwar durch den Aufbau als R-2R-DAC minimiert werden (in dem nur zwei Widerstandswerte überhaupt von Interesse sind), ist jedoch für optimale Ergebnisse immer noch nennenswert hoch. Was für Wandler das genau sind, will Cees nicht verraten. Er petzt lediglich, dass man diese Chips nicht in der Kategorie „Audio-DAC“ suchen darf, sie entstammen einem anderen Industriezweig. Die Suche nach den passenden Chips für diesen DAC stellte sich übrigens als erstaunlich schwierig dar. Cees hat sich jahrelang alle potentiellen R-2R-DACs genau angesehen und studiert, alle schienen aufgrund ihrer technischen Daten absolut geeignet zu sein für einen Audiowandler. Schließlich ließ er sein Ohr entscheiden, welcher genommen wird. Normale Wandler liefern einen symmetrischen Ausgangsstrom, der per Differenzverstärker in eine Spannung überführt werden muss. Passend zum puristischen Aussehen fällt das hier schon mal komplett weg, die verbauten DAC-Chips lösen diese Aufgabe bereits intern (da auch in einem R-2R-Ladder-DAC ein diskreter STROM erzeugt wird), weshalb die analoge Ausgangsstufe hier komplett entfällt. Und wo nichts ist, kann nichts beeinflusst werden, Bauteile im Signalweg können den Klang nun mal nicht verbessern, sondern höchstens so wenig, wie es geht, stören. Da gleich vier Wandler pro Kanal zur Verfügung stehen, reicht die erzeugte Ausgangsleistung aus, um direkt eine Vorstufe ansteuern zu können. Kürzer können Signalwege gar nicht sein. Das Resultat dessen ist ein Zeit- und Impulsverhalten, das seinesgleichen sucht. Der NOS produziert keine Überschwinger (er bügelt förmlich das Gibb‘sche Phänomen glatt) und zeigt eine nahezu perfekte Impulsantwort, ohne Pre- Ringing und Schwingungen im Ausschwingvorgang. Absolute Sahne! So richtig billig ist dieses Vergnügen natürlich nicht. Bis zum 31.12.2011 gibt es den NOS beim Vertrieb Hörgenuss Jörg Klein zum Einführpreis von knapp 800 Euro, ab dem nächsten Jahr kostet er dann 125 Euro mehr. Das ist schon eine Menge Geld, allerdings bekommt man dafür auch ein Stück HiFi-Kunst, das absolut eigenständig und meines Wissens nach einzigartig ist. Das nützt einem HiFi-Baustein nur herzlich wenig, wenn das klangliche Ergebnis nicht das hält, was die exklusive Technik verspricht. Aber das lässt sich leicht prüfen. Klang Zugegeben, die beiden kleinen Kistchen wirkten etwas verloren neben der mächtigen Vorstufe und den verbundenen Lautsprechern, sie pumpten sich vor meinem geistigen Auge ganz schnell zu prachtvollen Bausteinen auf. Das punktgenaue Platzieren der Musik war das, was mir am schnellsten aufgefallen ist. Der NOS tupft Musik nicht in den Raum, er tackert sie fest. Keine Grobschlächterei, sondern hochdynamisches Arbeiten, das ist wohl die passende Bezeichnung. Und noch etwas zeichnet diesen DAC aus wie kaum einen anderen: Er klingt absolut neutral und einfach nur echt. Man vergisst jedenfalls völlig, dass es sich um ein digitales Produkt handelt, so unglaublich echt und „analog“ werden die Töne umgesetzt. Er erzeugt eine derart hohe Plastizität und einen spürbaren Realismus – wirklich wunderbar! Der direkte Vergleich zu einem zeitgleich im Hörraum aufgebauten Full- Size-Wandler offenbarte Erschreckendes. Der Metrum-DAC war fast auf Augenhöhe, ließ vielleicht ein wenig an Feinzeichnung vermissen. Aber wir reden hier vom klanglichen Vergleich zu einem Wandler, der – Achtung – zehnmal so viel kostet. Absolut betrachtet arbeitet der NOS scharfsinnig mit viel Verständnis fürs Filigrane und kleinste Details aus dem Musiksignal. Ich war ob seiner klanglichen Leistung so ziemlich aus dem Häuschen, denn einem Wandler, der a) unter 1.000 Euro kostet und b) kaum größer als eine Zigarettenschachtel ist. traut man das spontan nicht zu. Tja, man ist ja lernfähig. Das ist jedenfalls ein absoluter Geheimtipp, fast schon ein als frech zu bezeichnendes Angebot. Wenn es Ihnen vornehmlich um gnadenlos gute und unbestechliche Klänge geht, sind Sie hier richtig. Und wenn‘s hübsch sein soll, stellen Sie halt eine Kerze daneben.

Fazit

Wahnsinn, was so ein winziges Wandlerpaket an klanglichen Ergüssen liefern kann. Das ist genau genommen sogar so gut, dass selbst die 925 Euro, die dieser Wandler nächstes Jahr kosten wird, als günstig zu bezeichnen sind. Und wenn Sie jetzt zuschlagen, bekommen Sie ein echtes Schnäppchen

Kategorie: D/A-Wandler

Produkt: Metrum Acoustics NOS Mini DAC

Preis: um 800 Euro

5/2012
Ausstattung & technische Daten 
Preis: um 800 
Vertrieb: Höörgenuss Jörg Klein, Frankfurt 
Telefon: 069 40 32 62 92 
Internet www.hgfa.de 
Abmessungen (B x H x T in mm) 240/103/31 
Eingänge 1 x S/PDIF RCA (bis 176.4 kHz, 24 Bit)/1 x S/PDIF TosLink (bis 96 kHz, 24 Bit)// 
Ausgänge: 1 x analog RCA (2V)/ 
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Christian Rechenbach
Autor Christian Rechenbach
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Datum 24.05.2012, 10:57 Uhr
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