Kategorie: D/A-Wandler

Einzeltest: Chord Qutest


Ach, wie süß

D/A-Wandler Chord Qutest im Test, Bild 1
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Aufwendige Technik und hochwertige Verarbeitung zeichnen die Produkte von Chord aus. Daran orientieren sich auch die Preise der Geräte. Der neueste DAC der Firma ist nun merklich günstiger, doch was sind die Auswirkungen des Sparkurses?

Die britische Firma Chord Electronics ist ein echter High-End- Hersteller, das steht außer Frage. Egal ob CD-Transports, Endstufen, mobile Kopfhörerverstärker oder D/A-Wandler, alle Produkte sollen dem Kunden hervorragende Qualität bieten. Ausgefeilte Technik, elegante Designs, hochwertige Materialien und selbstverständlich tollen Klang sollen die Geräte mitbringen und damit Leute ansprechen, die an genau so etwas ihren Spaß haben und dabei auch gewillt sind, sich diesen Spaß etwas kosten zu lassen. Nicht dass die Produkte von Chord zu den teuersten auf dem Markt gehören würden, denn davon sind sie noch weit entfernt.

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Dennoch sind die aufgerufenen Preise aufgrund der angesprochenen Schwerpunkte der Produkte eben nicht unbedingt für jeden erschwinglich. Hier befindet man sich ganz klar im Premiumbereich, wobei dazu gesagt sein sollte, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis der Komponenten von Chord trotz der vermeintlich hohen Zahl auf der Rechnung stets wirklich gut ist. Mit ihrem neuesten Produkt, dem kompakten D/A-Wandler namens Qutest, stößt Chord nun aber preislich in die Mittelklasse oder zumindest die Oberklasse vor. Dabei ist es unwahrscheinlich, dass sich die Firma von ihren Fokuspunkten verabschiedet, nur um irgendwie ein günstigeres Gerät zu schaffen. Schließlich hat man ja einen Ruf zu verlieren. Und auch wenn man den Qutest, zu Deutsch „der oder die Niedlichste“, dann in der Hand hat, weiß man immer noch nicht so richtig, an welchen Enden hier gespart worden sein soll. Zwar ist der Digital-Analog-Wandler erstaunlich klein, dafür aber mit 770 Gramm Eigengewicht keineswegs leicht. Grund dafür ist das Aluminiumgehäuse, das in zwei Teilen aus massiven Metallblöcken gefräst wurde. Dank seiner massiven Bauart und einer Reihe an rutschfesten Füßen an der Unterseite steht der Qutest trotz der geringen Abmessungen sehr stabil. Das ist wichtig für ein so kleines Gerät, denn durch schwere oder sehr starre Kabelverbindungen, kommt es andernfalls bei dieser Gerätekategorie schon einmal vor, dass der Wandler angehoben wird. An Material und Verarbeitungsqualität hat man bei Chord also keineswegs gespart. Auch das Designteam hat sich durchaus Mühe gegeben, um den Wandler als Chord erkennbar zu machen. Die Grundform, die man getrost als klotzig beschreiben könnte, wird durch bekannte Stilelemente der Marke aufgelockert. Das prominenteste Feature ist sicher das Fenster an der Geräteoberseite, durch das man einen Blick auf die Platine im Innern werfen kann. Beim Abspielen von Musik wird das Glas außerdem von einer LED angestrahlt, die mit ihrer jeweiligen Farbe die momentan genutzte Abtastrate anzeigt. Auch die beiden Bedientasten, die in sanft abgerundete Aussparungen an der vorderen Gerätekante eingelassen sind, leuchten je nach Funktion in unterschiedlichen Farben. Genau wie bei Hugo und Mojo dienen im Qutest Glaskugeln als Tasten, die mit einer angenehmen Haptik und gutem Druckpunkt aufwarten. Einzigartig und mit einem Schuss Extravaganz bei gleichzeitiger Zeitlosigkeit. Keine leichte Aufgabe für einen Designer, aber insgesamt ist der Name des DACs richtig gewählt. Irgendwie muss man ihn einfach niedlich finden, den Kleinen. Gleichzeitig zeigte sich auch hier nicht unbedingt Sparpotenzial. Zwar verzichtete man auf Chromleisten, Displays oder sonstige Features, doch erstens folgt man damit der Designsprache des Herstellers und zweitens sind auch die wenigen genutzten Materialien von so guter Qualität, dass der Preis damit kaum gedrückt werden kann. Erst beim Blick auf die Rückseite offenbaren sich erste Anzeichen einer Sparkur. Wie es sich für einen modernen D/A-Wandler gehört, verfügt der Qutest natürlich über einen USB-BPort für den Anschluss von Musikcomputern, Servern oder Streamern. Dazu kommt noch ein zusätzlicher Micro-USB-Port. Hier können jedoch keine Daten übertragen werden, denn Chord nutzt den Anschluss als Stromzufuhr. Das Steckernetzteil des Qutest überträgt die fünf Volt der USB-Verbindung an das Gerät, das damit die nötige Energie für seine Arbeit erhält. Gerade im Kompaktbereich ist dies heute völlig normal, aber eben auch deutlich günstiger als ein internes Netzteil oder gar eine aufwendige lineare Stromversorgung. Neben USB verfügt der Qutest außerdem über einen optischen Eingang, mit dem PCM-Signale bis zu 192 kHz bei 24 Bit und DSD64 übertragen werden können. Mehr als die standardmäßge Spezifikation des Anschlusses und erneut ein Hinweis auf die Qualitätsansprüche bei Chord. Elektrische S/ PDIF-Signale hingegen nutzen hier nicht den üblichen koaxialen Eingang mit RCA-Buchse. Stattdessen verwendet man zwei BNC-Anschlüsse. Diese können entweder einzeln genutzt werden, um Signale bis zu 384 kHz zu übertragen, oder man verwendet die Stecker mit dem eher unüblichen Dual-Data-Mode, so dass Signale mit bis zu 768 kHz übertragen werden können. Das ist durchaus beeindruckend, aber in Anbetracht der nur wenigen kompatiblen Quellgeräte eher eine Eigenheit des Herstellers. Zur Übertragung der gewandelten Daten an eine Vorstufe oder einen Vollverstärker dient dann ein klassischer unsymmetrischer Ausgang mit einem paar RCA-Buchsen. Auch hier erlaubt sich Chord ein besonderes Feature einzubauen, denn die Ausgangsspannung des Anschlusses kann vom Nutzer selbst eingestellt werden. Durch gleichzeitiges Drücken der Filter- und Input-Taste beim Startvorgang des Gerätes kann der Ausgang mit einem, zwei oder drei Volt betrieben werden. Eine schöne Idee, um den Wandler besser auf den angeschlossenen Verstärker abzustimmen und die Lautstärke angenehmer justieren zu können. Trotz toller Verarbeitung und interessanter Features ist aber der eigentliche DAC stets der Fokus eines D/A-Wandlers. Gerade hier kann man Chord absolut keine Zurückhaltung unterstellen, denn auch im kompakten Qutest kommt die berühmte FPGAPlattform des Herstellers zum Einsatz, die Rob Watts über einen Zeitraum von Jahrzehnten entwickelt und immer wieder verbessert hat. Hier handelt es sich um eines der technisch aufwendigsten DAC-Konzepte überhaupt, bei dem die Entwicklungskosten sich eben auch im Preis der jeweiligen Geräte widerspiegeln. Normale DACs sind eine Modullösung, bei der die komplette Umsetzung in einem vorgefertigten Chip stattfindet, der vom Gerätehersteller eingesetzt wird. Beim Field Programmable Gate Array hingegen, wird der Chip für jedes Gerät eigens konzipiert. Rob Watts nutzt in seinem Chip ein enormes Oversampling, das eine besonders akkurate analoge Abbildung der digital gespeicherten Musik generieren kann. So bietet Chords FPGA-Chip etwa 500-mal so viele Rechenvorgänge wie ein üblicher Delta-Sigma-DAC. Gleichzeitig ist das Signal weniger anfällig für Störungen und schafft es außerdem, das übliche Grundrauschen praktisch zu eliminieren. Chord hat hier ein echtes DAC-Ungetüm geschaffen, das vor keiner Abtastrate Angst haben muss. PCM bis 768 kHz bis zu 32 Bit sind per USB möglich. Dazu kommt eine DSD-Kompatibilität bis zu 11,2 MHz per DoP und sogar bis zu nativen 22,4 MHz per Windows-ASIO-Treiber. Von der realen Anwendbarkeit solcher enormen Abtastraten einmal abgesehen ist die Technik dahinter einfach beeindruckend, und sollte Musik in solchen Auflösungen zukünftig doch an Beliebtheit gewinnen, ist man mit dem Qutest bereits heute bestens ausgerüstet. Doch die aufwendigste Technik nützt wenig, wenn der Klang des DACs den Aufwand nicht aufzeigen kann. Beim Qutest machen sich die zwanzig Jahre Entwicklungszeit allerdings deutlich bemerkbar. Bereits bei Musik in CD-Qualität liefert der kleine DAC eine wahnsinnige Detailfülle und bringt Facetten an die Oberfläche, die man auf bekannten Alben zuvor nur erahnt hatte. Dazu strotzt das Spiel mit Dynamik, die gerade bei der Verwendung des neutralen, mit weiß gekennzeichneten Filters enorm ist. Ich persönlich bin großer Fan solcher extrem dynamischen, mitreißenden Inszenierungen, doch auch ich muss hier eingestehen, dass manch einer besser zu einem der anderen drei Modi greift, um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen. Mit HF-Roll-off bleibt der lebendige Charakter gut erhalten, rundet das Spiel aber etwas ab, während die warmen Filter mit oder ohne Roll-Off einen angenehmen Flow in das Signal bringen. Durch den direkten Einbezug in die Wandlung ist die Filterwahl gut integriert und ermöglicht eine gute Anpassung des Spiels an die eigenen Vorlieben. Unabhängig davon liefert der Qutest stets die angesprochene Detailfülle und eine exzellente Räumlichkeit. Ein ums andere Mal erwischte ich mich dabei, wie ich dem Drummer von Wolfmother mit dem Kopf über sein Arbeitsgerät folgte, während er seine Sticks präzise über die verschiedenen Drums lenkte. Enorm tiefer, kräftiger Bass und feine filigrane Höhen bei Johann Strauss‘ „Unter Donner und Blitz“ erklärten schön die Namenswahl des Komponisten für sein Stück, und bei jeder Art von Musik fiel zusätzlich der enorm dunkle Hintergrund auf, vor dem sich die Musik sehr plastisch darstellen konnte. Wie auch immer Chord den Qutest kalkuliert hat, als Musikfan kann man sich über einen solchen DAC zu einem solchen Preis nur freuen.

Fazit

Chords Qutest ist ein absolut hervorragender DAC. Die ausgefeilte FPGA-Technik führt zu herausragenden klanglichen Ergebnissen und auch in Sachen Verarbeitung bleibt der Qutest ganz Chord. In Anbetracht des absolut fairen Preises muss man den Kleinen fast schon lieben.

Kategorie: D/A-Wandler

Produkt: Chord Qutest

Preis: um 1550 Euro

10/2018
Ausstattung & technische Daten 
Preis: um 1.550 Euro 
Vertrieb: G8 & friends, Düsseldorf 
Telefon: 0211 97176091 
Internet: www.g8friends.de 
B x H x T: 160 x 41 x 72 mm 
Eingänge: 1 x USB-B, 2 x S/PDIF BNC, 1 x Toslink optisch 
Unterstützte Abtastraten: PCM bis 768 kHz, 32 Bit DSD, bis DSD512, 22,4 MHz, 1 Bit 
Ausgänge: 1 x RCA Stereo 
checksum: Chords Qutest ist ein absolut hervorragender DAC. Die ausgefeilte FPGA-Technik führt zu herausragenden klanglichen Ergebnissen und auch in Sachen Verarbeitung bleibt der Qutest ganz Chord. In Anbetracht des absolut fairen Preises muss man den Kleinen fast schon lieben. 
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