Kategorie: D/A-Wandler

Einzeltest: Audioquest DragonFly


Universalreiniger

D/A-Wandler Audioquest DragonFly im Test, Bild 1
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Audioquest kennt man sehr gut als Hersteller von ganz wunderbaren Audiokabeln. In die Elektronik-Ecke steckt man das Unternehmen eher weniger.

Peripherie:


 Quellen: Apple MacBook Pro, OSX 10.7.3, iTunes 10, Channel D PureMusic 1.86, Decibel 1.2.8 Apple MacBook Pro, Bootcamp mit Windows 7 Home, Sonata Server Mini-PC mit Intel Atom D425 1,8 GHz Atom, 2 GB RAM, Ubuntu 11.11, Musicplayer Daemon
 Endstufe: AVM Ovation SA8 Audionet DNA
 Lautsprecher: KEF XQ40 Klang+Ton „Nada“

Eins kennt man ja als Redakteur gut: Vertrieb kommt mit Testgerät vorbei und drückt einem einen USB-Stick in die Hand. In diesem Fall war‘s ähnlich. Normalerweise sind auf dem USB-Stick technische Daten, ein paar Pressebilder und dergleichen. Die Bilder verraten es Ihnen: Diesmal war der Stick das Testgerät. Doch eigentlich war ich ja schon darauf vorbereitet. Ich hatte schon vor längerer Zeit telefonischen Kontakt zu Steve Silbermann, einem der Entwicklerköpfe im Hause Audioquest, und der erzählte mir ganz grob, an was er gerade strickt.

D/A-Wandler Audioquest DragonFly im Test, Bild 2D/A-Wandler Audioquest DragonFly im Test, Bild 3D/A-Wandler Audioquest DragonFly im Test, Bild 4
Genaues wollte er damals nicht durchblicken lassen, doch konnte ich in Erfahrung bringen, dass er dabei war, ein USB-Wandler-Konzept zu entwickeln, das unglaublich kompakt ist und seinerzeit messtechnisch bereits erstklassig war. Und schon in München auf der diesjährigen High End konnte man am Stand von Audioquest interessante Dinge hören und sehen. Über die beeindruckenden Kabelvorführungen lasse ich mich an anderer Stelle noch einmal ausgiebig aus, in bleibender Erinnerung blieb mir allerdings auch das Klangerlebnis, das der winzig kleine USB-DAC bot, der einfach in einem Mac Mini steckte und an einem Octave- Amp ganz wundervoll musizierte. Den musste ich unbedingt haben. Jetzt ist er endlich da, und ich muss sagen, ich hatte in letzter Zeit viel, viel Spaß mit dem kleinen Teil. Zu den Eckdaten: Der Käufer eines Dragonfly bekommt ein zirka zwei mal sechs Zentimeter großes Kistchen mit einem USB-Stecker auf der einen und einer 3,5-mm-Klinkenbuchse auf der anderen Seite. Das war‘s schon. Der kleine Wandler wiegt jedoch weit mehr als ein Standard-USB-Stick, was sowohl Elektronik als auch das metallische Gehäuse verschuldet. Die kleine Klinkenbuchse war nötig, da andere Anschlussarten gar keinen Platz auf den kleinen Gehäusewänden hatten. Grundsätzlich ist ja auch nichts gegen Klinken einzuwenden, passende Kabel von Klinke auf Cinch hat Audioquest natürlich gleich in allen Längen und Preisklassen im Programm. Außerdem ist es so ganz einfach, Kopfhörer anzuschließen, wenn man unterwegs mit dem Laptop Musik hören möchte. Die Farbe der mittig platzierten Libelle gibt Aufschluss darüber, welche Abtastrate gerade anliegt. Grün steht für Redbook- Aufnahmen, 48 kHz werden blau dargestellt, 88,2 kHz sind orange und Magenta zeigt, dass eine 96-kHz-Aufnahme gespielt wird. Alle Daten werden im asynchronen Modus übertragen. Gerade die USB-Implementierung ist es, die diesen kleinen Wandler so einzigartig und ausgefuchst macht. Die Übertragung erfolgt im USB-Class- 1-Modus, was problemlosen Transfer bis 96 kHz sicherstellt, doch einen klassischen Empfängerchip wie den heute oft genommenen XMOS-Empfänger sucht man vergebens auf der Platine. Der klassische Weg wird hier umgangen, vielmehr ist die USB-Buchse ziemlich direkt an den DAC gebunden. Eine fast direkte Kopplung von Computer zu D/A-Wandler kann so erreicht werden, was extreme Jitter- Armut bedeutet. Ungeachtet seiner Größe bietet der Dragonfly Dinge, die andere selbst in großen Kisten weniger konsequent umsetzen. So sitzen in diesem kleinen Stick zwei getrennte Quarze für die Vielfachen von 44,1 und 48 kHz sowie ein ziemlich ausgefuchst beschalteter, mächtiger ESS-Sabre-DAC. Der nimmt fast direkt die USB-Datenströme an sich und verarbeitet sie, ohne auf die Hilfe eines Receiver-Chips angewiesen zu sein. Das bedeutet nochmals kürzere Signalwege und somit auch auf ein Minimum reduziertes Angreifen des Eingangssignals. Jetzt kommt ein absolut bemerkenswerter Hackentrick: Der Dragonfly greift sich die Informationen über die Gerätelautstärke und überträgt sie auf eine 64-stufige analoge Lautstärkeregelung. Somit umgeht man hundertprozentig die digitale Lautstärkekontrolle, die in manchen Player-Programmen wenig überzeugend umgesetzt wird. Anders als in den meisten anderen USB-DACs wird die Lautstärkeinformation über I2C gesendet, abgegriffen und nach der D/A-Wandlung in einer kleinen analogen Vorstufe umgesetzt. Die Pegelstellung ist somit Teil der Systemlautstärke, mit der Lautstärkestellung innerhalb der Applikation hat sie keine Berührungspunkte. Manche Applikationen linken die sogenannte „Device Volume Control“ und die „Digital Volume Control“ jedoch. Auch wenn ich kein absoluter Feind einer gut gemachten, geditherten digitalen Lautstärkekontrolle bin, so ist das doch die weitaus highendigere Variante und legt die Überlegung nahe, den Dragonfly sowohl als hochwertige portable Musikmaschine für unterwegs als auch für den stationären Einsatz zu empfehlen. Im späteren Testbetrieb habe ich jedenfalls tolle Ergebnisse erzielt, indem ich im Programm „Pure Music“ die Hardware-Pegelstellung aktivierte und die per Remote-App ganz bequem vom Sofa aus nutzen konnte. An dieser Stelle kommt nämlich noch ein weiterer entscheidender Punkt zum Tragen: Ein ingenieurstechnischer Kniff ist Audioquest hinsichtlich Ausgangsstrom gelungen. So ist es tatsächlich möglich, den Dragonfly als vollwertige Vorstufe einzusetzen und direkt mit Endstufen oder Aktivlautsprechern zu verbinden. Das macht den Kleinen unglaublich flexibel, denn er kann sowohl kleine 12-Ohm-Impedanzen als auch hochohmige Endstufeneingänge treiben. Einen kleinen Wermutstropfen hat jedoch selbst so ein tolles Teil wie der Dragonfly: Ich hatte die leise Hoffnung, ihn per Camera Connection Kit mit einem iPad verheiraten zu können, da ich oft im Zug mit dem Apple-Tablet unterwegs bin. Leider ist die Stromaufnahme des Audioquest- DACs so groß, dass das iPad den Dienst verweigert.

Praxis+Klang


Das Einrichten des Dragonfly ist in Sekunden erledigt, da auf keinem Betriebssystem Treiberinstallationen nötig sind. Mein Testrechner war ein aktuelles Macbook Pro, auf dem ich sowohl OSX, Windows als auch Ubuntu- Linux installiert habe – auf allen dreien lief alles reibungslos. Der erste Test war der schnelle Wechsel zwischen Standard-Kopfhörerausgang des Macbook gegen den des Dragonfly. Mit Programmen wie Decibel ist der schnelle Wechsel jederzeit möglich und Klangunterschiede somit unmittelbar hörbar. Das, was der Audioquest- DAC aus den Dateien holt, ist jedoch so viel besser, dass man es auch mit einer längeren Pause dazwischen hört. Das sind tatsächlich zwei unterschiedliche Welten. Der Dragonfly spielt absolut offen, sehr agil und dynamisch. Und das an einer richtig dicken Endstufe! Die Vorstellung, etwas so Winziges als Vorstufe zu verwenden, ist anfangs ein wenig eigenartig, doch nach den ersten Takten ist das weggeblasen. Ich habe ihn jedenfalls bei mir zu Hause lange Zeit an meinem Musikcomputer mit Vortexbox-Software direkt an Endstufen betrieben und war darüber verblüfft, wie er die mir wohlbekannte akustische Umgebung klanglich aufwerten konnte. Man vermisst nichts, er spielt einfach alles druckvoll, klar, räumlich extrem stabil und absolut durchzeichnend. Im Bassbereich packt er fast schon gnadenlos zu, schiebt tiefe Töne mit ungeheurer Energie, ohne die Bässe zu dick oder aufgedunsen wirken zu lassen. Stimmen bekommen durch die Audioquest-Libelle Struktur, trennen sich sauber vom Rest der Musik und stehen ausdrucksstark zwischen den Lautsprechern – ganz große Klasse. Was für den Einsatz als DAC/Pre gilt, kann man hundertprozentig auf die Verwendung mit Kopfhörern übertragen. Die mögliche Lautstärke ist für einen DAC mit USB-Stromversorgung sensationell, klanglich bleibt‘s erstklassig. Er treibt auch problemlos hohe Impedanzen, 300-Ohm-On-Ears sind absolut kein Thema für ihn. Der Dragonfly setzt seine hochdynamische, fein aufgelöste Spielweise auch hier durch und beweist immer wieder aufs Neue, egal, mit was man ihn verbindet, wie flexibel einsetzbar und klanglich astrein er ist. Die Musik gewinnt durch ihn an Reinheit und Glanz, wie man es aufgrund seiner Kompaktheit nicht erwartet hätte. Damit verlässt er bei weitem den Bereich der Anerkennung, die er für seine klangliche Ausbeute trotz seiner physikalischen Größe erntet. Er spielt selbst absolut gesehen auf einem derart hohen Level, dass man ihn jedem Computer-HiFi-Enthusiasten mit bestem Gewissen als Bindeglied zwischen Computer und Anlage ans Herz legen muss. Für den Preis ist es schon unglaublich, was klanglich im Hörraum passiert, der ganze Komfort durch die intelligente Lautstärkeregelung mal ganz außer Acht gelassen. Wer als Computer-Audio-Enthusiast etwas auf sich hält, muss diesen Wandler kennen, um mitreden zu können, und wird ihn dann nie mehr hergeben.

Fazit

Toll, was man für gerade mal 250 Euro an Klang und Flexibilität bekommen kann. Es ist nur schwer, sich zu entscheiden. Nehme ich ihn auf Reisen mit oder bleibt er als stationärer DAC an der Anlage? Beides ist denkbar und klanglich exzellent. Ach, bei dem Preis kann man auch in zwei Dragonfly investieren.

Kategorie: D/A-Wandler

Produkt: Audioquest DragonFly

Preis: um 250 Euro

9/2012
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 250 
Vertrieb: AudioQuest, NL, Rosendaal 
Telefon: 0031 165 541404 
Internet www.audioquest.com 
Abmessungen (B x H x T in mm) 60/20/20 
Eingänge 1 x USB (asynchron, 96 kHz, 24 Bit) 
Ausgänge: 1 x analog 3,5er-Klinke 
checksum „Toll, was man für gerade mal 250 Euro an Klang und Flexibilität bekommen kann. Es ist nur schwer, sich zu entscheiden. Nehme ich ihn auf Reisen mit oder bleibt er als stationärer DAC an der Anlage? Beides ist denkbar und klanglich exzellent. Ach, bei dem Preis kann man auch in zwei Dragonfly investieren.“ 
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Autor Christian Rechenbach
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