Kategorie: D/A-Wandler

Einzeltest: Audio Research Reference DAC


Brückenschlag

D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 1
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Audio Research hat vor ein paar Jahren damit angefangen, ihre Kompetenz in Sachen Röhrentechnik um klanglich ebenso perfekte digitale Signalverarbeitung zu erweitern. Und irgendwie setzen sie Stück für Stück noch einen drauf.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich, nachdem die Delegation das Haus verlassen hatte, meinen Kollegen zuraunte, dass dies wohl ein Audio-Research-Jahr werden würde. Kurz darauf bekam ich auch schon den angekündigten DSPre in die Finger und konnte diese Aussage prompt bestätigen. Das lässt natürlich für einen Wandler aus diesem Haus, der den Namenszusatz „Reference“ trägt, noch einiges erwarten. Durch das Deckelblech erspäht man mächtige Röhren, die für die Vorverstärkung verantwortlich sind, außerdem gibt’s jetzt ein großes, farbiges TFT-Display auf der Frontplatte. Der Reference DAC bietet gegenüber dem DSPre jedoch weit mehr als nur eine andere Ausgangsstufe, was durch seine Namenserweiterung „Digital Media Bridge“ gekennzeichnet wurde.

D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 2D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 3D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 4D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 5D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 6D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 7D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 8D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 9D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 10D/A-Wandler Audio Research Reference DAC im Test, Bild 11
Audio Research hat ihm komplette Netzwerkfähigkeit anerzogen, der neue Spross aus Minnesota streamt nun also auch Musik aus dem lokalen LAN. Das ist eine Premiere für Audio Research, und um Kinderkrankheiten von vornherein auszuschließen, hat man sich dafür kompetente Unterstützung aus Österreich geholt. Das Netzwerkmodul inklusive proprietärer Software lieferte Stream Unlimited, was bei mir sofort Vertrauen in die Funktion und Zuverlässigkeit dieser Komponente schafft. Die Streaming-Platinen dieser Firma sind sehr ausgereift, immer gut bedienbar und verrichten ihre Dienste in vielen namenhaften Streamern. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung ist die Anpassungsfähigkeit der österreichischen Software auf die Bedürfnisse des OEM-Kunden. So befähigt man den Benutzer, mithilfe der sehr gut gelungenen iPad/iPhone-App „Songbook Stream 700“ sowohl die im Netzwerk gespeicherte Musik über den DAC wiederzugegeben als auch dessen Eingänge vom Sofa aus per Tablet anzuwählen. Der Griff zur Fernbedienung ist also weniger häufig vonnöten. Die wählbaren Eingänge sind vielseitiger Natur: S/PDIF kommt per TosLink, Cinch-Buchse oder BNC herein, außerdem gibt‘s noch eine symmetrische AES/EBU-Schnittstelle. Mein persönliches Highlight steckt schlussendlich hinter der USB-Buchse, die neben den ganzen „klassischen“ Eingängen ruht. Es handelt sich um eine asynchrone Highspeed-Verbindung, die Daten in einer Auflösung von bis zu 192 kHz aufnimmt und die so auch schon im DSPre steckte und dort einwandfreie Dienste lieferte. Eigene Treiber liegen auf CD bei und gewährleisten stabilen Transfer von Windows- und OSX-Maschinen. Alle elektrischen Digitaleingänge sind sauber galvanisch entkoppelt, damit man sich Brummschleifen oder andere äußere Störungen vom Leib halten kann. Der digitale Bereich des DSPre ist auf einem eigenen Board untergebracht und physikalisch maximal vom Netzteil entfernt. Dem Jitter wird nicht nur von der USB-Seite her der Kampf angesagt. Die verwendete „Quad-Monobloc-DAC“-Architektur mit doppelten Master-Quarzoszillatoren macht ihm den Garaus, der asynchrone Abtastratenumsetzer, der hier, wie bereits beschrieben, jede Menge zu tun hat, tut sein Übriges. Die D/A-Wandlung, die ja direkt danach folgt, ist geradezu verschwenderisch: Ein 1792 von Burr-Brown arbeitet pro Kanal. Das ist zwar nicht der Wandlerchip mit den großen Zahlen wie 32-Bit-Verarbeitung usw., allerdings habe ich schon vielerorts gehört, dass er klanglich immer noch das Maß der Dinge ist. Dessen Ausgangsstrom wird hier passiv in eine Spannung umgesetzt. Soll heißen: Nicht mehr als ein Widerstand wird dafür eingesetzt, was ungewöhnlich, aber durchaus gangbar und aufgrund der Einfachheit klanglich nicht zu vernachlässigen ist. Danach läuft alles in eine fein bestückte FET-Pufferstufe, die ich ja auch schon seinerzeit im DSPre so gut gefunden habe. Und noch ein paar Dinge wurden vom erstklassigen Schwestergerät übernommen: Die wichtigsten Befehle, die man während des Musikhörens braucht (Titelsprung, Pause) werden übrigens vom DAC zurück in den Computer gesendet und dort ausgeführt, so dass man sie ganz einfach mit der Fernbedienung ausführen kann. Das ist immer wieder praktisch, denn wenn man so wie ich ein Album auswählt und dann das Tablet in den Standby-Modus versetzt und zur Seite legt hat man stets die Möglichkeit,einen gerade nicht gewünschten Titel zu überspringen, ohne erst wieder zu warten, bis das iPad aus dem Standby erwacht und WLAN-Verbindung aufgebaut hat. Ein paar Funktionen sind übrigens nur per Fernbedienung abrufbar. Dazu gehören das Umschalten des Digitalfilters von „slow“, also flachem Filter auf „sharp“ (steiles Abschneiden des Spektrums) und das Aktivieren des Upsamplers. In diesem Fall sollte man wohl eher Oversampling dazu sagen, da das Aktivieren immer ein Erhöhen der Abtastfrequenz um ein ganzzahliges Vielfaches zur Folge hat, anstatt hart auf eine bestimmte Abtastrate, wie zum Beispiel 192 kHz, zu rechnen. Finde ich gut, denn es deckt sich mit meiner Erfahrung, dass ein Erhöhen der Abtastrate am besten klingt, wenn es auf ganzzahlige Vielfache erfolgt.Komplettiert wird der Reference-DAC durch eine Vorstufe, die den ganz dicken Referenzvorstufen der Amerikaner entliehen wurde. Im gegenkopplungsfreien Class-A-Betrieb arbeiten vier 6H30-Doppeltrioden. Und sogar im Netzteil wird eine 6H30, zusammen mit einer von Audio Research immer wieder gerne verwendete 6550-Pentode eingesetzt. Analoge Eingänge, auch wenn die sicher mit der Vorstufe zu verheiraten gewesen wären, gibt es trotzdem nicht. Das ist mir natürlich völlig schnuppe, ich erwähne es trotzdem der Vollständigkeit halber. Mir ist viel wichtiger, dass das einmal mehr extrem highendiges Besteck ist, das hier für Töne sorgt. Und deswegen muss ich auch ehrlich zugeben, ein wenig nervös gewesen zu sein, als ich die für den Transport herausgenommenen Röhren wieder an ihren Arbeitsplatz steckte. Das ist handwerklich zwar nur eine kleine Herausforderung, doch trotzdem habe ich es als Hindernis auf dem Weg zum ersten Hören betrachtet. Ganz sicher, dass ich Großes im Hörraum erleben würde, konnte ich meine Ungeduld nur schwer unter Kontrolle halten. Nun weiß ich ja, dass Audio Research immer lange Einspielzeiten empfiehlt und diese auch beachtet werden sollten, da die klanglichen Sprünge tatsächlich beachtlich sind, die ein Produkt aus Minnesota im Laufe der Zeit macht. Trotzdem setzt man sich ja nach dem Verkabeln erst einmal hin und lauscht. Und im ersten Moment wollte ich das kaum wahrhaben, denn was das fast noch kalte Gerät in unserem Hörraum veranstaltete, ist schon Wahnsinn. Die Musik floss durch unsere Räumlichkeiten, echt, greifbar, wirklich erstklassig. Und am nächsten Tag ging‘s tatsächlich noch ein gutes Stück besser. Kennen Sie das? Man hört bei wirklich guten Anlagen schon vom Flur aus, dass sie gut sind. Man spürt so was quasi um die Ecke. Und so war es wieder. Der Reference DAC konnte jede Menge Feingefühl und Farbe zulegen, als hätte er über Nacht dazugelernt. Das Aktivieren des Upsamplings hatte fast immer zur Folge, dass Stimmen etwas intimer wirkten, das Klangbild ein wenig zusammenrückte und weniger offen wirkte. Ich überlasse es einem jeden Einzelnen, was er besser findet. Ich persönlich habe so ziemlich zum ersten Mal lieber mit Upsampling gehört. Das Digitalfilter stand bei mir in jedem Fall auf „slow“, das klang irgendwie analoger. In Sachen Auflösung und Opulenz ist die USB-Anbindung jedoch das Mittel der Wahl. Die Details spießen in ihrem ganzen Glanz heraus, wie ich es selten erlebt habe. Vor kurzem habe ich erst das neue 2L-Album „Quiet Nights“ vom Hoff Ensemble bekommen, dessen 192-kHz-Version in voller Bandbreite wiedergegeben ein beeindruckendes, raumfüllendes Erlebnis ist. Hier zeigt der Reference-DAC, was er kann, nämlich alles. Er schafft es wie kein anderer, alle Tugenden einer perfekten Musikquelle zu vereinen. Details, ohne zu nerven, Geschmeidigkeit, ohne weichgespült zu wirken, tonale Ausgewogenheit, ohne durch Sterilität zu langweilen. Da sitzt man erst einmal davor und sagt gar nichts. Über das Netzwerk spielt er einen Hauch weniger offensiv, doch das sind nur bei konzentriertem Hören spürbare Unterschiede, insgesamt ist das musikalische Ergebnis minimal weniger opulent, eventuell aber richtiger. Ich komme kaum drumrum, diesen Wandler/Streamer als so ziemlich das feisteste Stück „Digital-HiFi“ zu bezeichnen, das ich bisher hier im Hörraum hatte. Der Spaß kostet zwar eine Stange Geld, dafür gibt’s ein klanglich berauschendes Komplettpaket. Egal, welche Quelle Sie daran anschließen, der DAC Reference macht aus der zugeführten Musik einen Ohrenschmaus.

Fazit

Der Reference-DAC vereint das Beste aus digitalen und analogen Welten. Computer-Musik, gestreamte Inhalte und überhaupt alle digitalen Quellen erfahren durch ihn eine Aufwertung, die mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.

Kategorie: D/A-Wandler

Produkt: Audio Research Reference DAC

Preis: um 17000 Euro

12/2012
 
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 17000 
Vertrieb: Audio Reference, Hamburg 
Telefon: 040 53320359 
Internet www.audio-reference.de 
Eingänge 1 x S/PDIF RCA, 1 x S/PDIF, 1 x S/PDIF BNC, 1 x AES/EBU, 1 x USB, 1 x USB iPod/iPhone/iPad digital 
Ausgänge: 1 x analog RCA, 1 x analog XLR 
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Autor Christian Rechenbach
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Datum 06.12.2012, 08:55 Uhr
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