Serientest: BenQ TK860i, BenQ W2710i

Wer den Komfort eines Smart TV mit den unbestreitbaren Möglichkeiten eines Projektors, ein wirklich großes Bild an die Wand werfen zu können, miteinander verbinden möchte, steht nicht mehr mit leeren Händen da. Längst sind ´ Android- TV-Installationen auch bei Beamern keine Seltenheit mehr. Stellt sich nur noch die Frage, welcher Beamer eignet sich am besten für mein Wohnzimmer? Denn nach wie vor spielt die Umgebungshelligkeit gerade im Wohnzimmer eine wesentliche Rolle bei der Auswahl des passenden Strahlemanns. Wir haben uns die beiden Neuen von BenQ, den W2710i und den TK860i, genau unter diesem Aspekt einmal genauer angesehen.

Damit die Wahl des passenden Beamers nicht vom Geldbeutel beeinflusst wird, ruft BenQ bei beiden Geräten den gleichen Preis auf. Das ist kaum verwunderlich, handelt es sich doch im Wesentlichen um dasselbe Chassis, was schon beim ersten Blick auf die Geräte offensichtlich ist.

Selbst auf der Rückseite, spricht seitens der zur Verfügung stehenden Schnittstellen, sind sie nicht voneinander zu unterscheiden.   

Das i macht den Unterschied

Grundsätzlich werden beide Geräte auch ohne Android-TV-Installation ausgeliefert, dann fehlt das „i“ in der Typenbezeichnung, das ergibt Sinn für alle, die entweder schon einen smarten Zuspieler haben, oder grundsätzlich auf Smart TV verzichten wollen. Bei unseren beiden Testmustern hingegen gehört der HDMI-Stick mit der Android-TV-Installation, der sogenannte QS02 Dongle, zum Lieferumfang, er war sogar schon installiert. Selbst wenn man den Dongle eigenhändig einsetzen muss, ist das kein Hexenwerk: Unter dem Deckel findet man eine freie HDMI-Schnittstelle und eine USB-Buchse für seine Stromversorgung. Anschließend steht den Beamern die bekannte Android-TV-Oberfläche zur Verfügung. Übers WLAN lassen sich neben Netflix und Disney+ auch alle anderen Dienste nutzen, die online zur Verfügung stehen. Zusammen mit dem QS02 Dongle liegt eine zusätzliche Fernbedienung im Karton. Diese Smart-TV-Fernbedienung verfügt über Direkttasten für Netflix, Disney+, YouTube und Amazones Prime Video. Auch ein Mikrofon für den Google Assistant nebst dazugehöriger Taste findet sich auf der Fernbedienung. Zwar gelangt man auch mit der originären Fernbedienung zum Home-Bildschirm, und von dort aus über die Icons zu den entsprechenden Streaming Diensten, direkte Tasten zu Netflix und Co. gibt es darauf aber nicht. Andersherum wird allerdings kein Schuh draus; so komme ich zwar mit der Beamer-Fernbedienung an die Streaming-Dienste, wenn auch etwas umständlicher; mit der smarten Fernbedienung habe ich dagegen keine Chance zu den beamerspezifischen Einstellungen zu gelangen. Offenbar ist die smarte Variante fester Bestandteil des Android-TV-Dongles, was vermutlich auch lizenzrechtliche Gründe hat.   

Schnittstellen und Bedienstruktur

Auf der Rückseite der beiden Geschwister gibt es außer den drei HDMI- Buchsen noch eine USB-Buchse zum Anschluss einer externen USB-Quelle, wie eine Festplatte oder einen Stick.

Die dort abgelegten Medien kann der integrierte Media-Player auslesen und ebenfalls an die Leinwand werfen. Dabei werden sie automatisch in der Auflösung und dem Seitenverhältnis angepasst. Auch wenn beide Geräte über eingebaute Lautsprecher für echten Stereo- Sound verfügen, bietet sich darüber hinaus die Möglichkeit einer externen Lösung. Da kommt im Grunde alles in Frage, was man auch an einen Fernseher anschließen kann; von der schlanken Soundbar bis hin zu einer kompletten Surround-Anlage. Als Schnittstellen stehen neben dem analogen Klinken-Ausgang auch eine digitale SPDIF-Buchse und sogar eine der HDMI-Buchsen parat. Letztere unterstützt den Audio Rückkanal (ARC) und kann viele Funktionen der Soundbar mit Hilfe der Beamer-Fernbedienung steuern. Selbst die Schnittstellen für heimkinoüblichen Steuerungsaufgaben fehlen nicht, beide Beamer haben jeweils sowohl eine RS232- als auch eine 12-V-Trigger-Buchse an Bord. Damit lassen sich Vorhänge, Licht, motorisierte Leinwände und andere schöne Sachen steuern. Die Steuerung, sprich das Menü der Beamer selbst, hat BenQ komplett überarbeitet: Auf Tastendruck wird man direkt ins neue Basis-Menü geleitet; die wenigen Schaltflächen erlauben eine schnelle und zielführende Einstellung solch grundsätzlicher Dinge wie Bild- und Tonmodus oder die Lampenhelligkeit. Über die Schaltfläche für das erweiterte Menü gelangen eingefleischte Experten dann in die Menüs zur Feinabstimmung von Farbe, Kontrast und anderen Parametern.   

Einstellarbeit und Bildqualität

Die Installation der beiden stellt keine große Hürde dar. Dank der 1,3-fachen Zoom-Objektive und dem integrierten Lensshift sind sie bezüglich des Standortes nicht sonderlich anspruchsvoll. Um eine Bildbreite von zwei Metern zu erhalten, liegt der Abstand zur Leinwand zwischen zwei und drei Metern. Nun kommen wir zu den wesentlichen Unterschieden zwischen dem TK860i und dem W2710i: Bereits auf dem Papier liefert der TK860i eine deutlich höhere Lichtausbeute als der W2710i. Das bestätigt sich direkt nach dem Einschalten und bei der Messung sowieso, fällt in unserem perfekt dunklen Testraum sogar richtig auf. Dabei verfügen beide Beamer über eine ähnlich helle Lampe. Danach, also im Lichtweg kommen dann beim W2710i mit großer Wahrscheinlichkeit noch einige Farbfilter dazwischen, um eine möglichst normgerechte Farbwiedergabe zu erreichen. Und jedes Filter schluckt natürlich Licht. Die sehr nuancierte, natürliche Farbwiedergabe ist es dann auch, die jeden Film über den W2710i betrachtet, zum Genuss werden lässt. Das ist kaum verwunderlich, schließlich ist der, wie alle Modelle der W-Reihe, bereits ab Werk auf die wichtigsten Farbräume kalibriert. Er deckt den HDTV-Normfarbraum hundertprozentig ab, den erweiterten DCI P3, der für HDR-Produktionen relevant ist, immerhin zu weit über 90 Prozent. Der TK860i schafft das nicht ganz so sauber, er liefert dafür jedoch eine größere Lichtausbeute, was in unserem abgedunkelten Testraum schnell zu viel des Guten wird. Anders wird das, als wir die Vorhänge aufziehen, leider fällt das Licht dann direkt auf die Leinwand. „Leider“ allerdings nur für den W2710i, dessen Farben jetzt schlagartig verblassen und das Bild generell in Richtung milchig wandert. Der TK860i dagegen blüht förmlich auf; zwar hat auch er mit der direkten Sonneneinstrahlung zu kämpfen, hat aber noch ein Ass im Ärmel; wir stellen die Lampe einfach vom Eco- in den helleren Normalbetrieb. Damit liefert der TK860i auch in heller Umgebung noch knackige Bilder mit reichlich Kontrast, sein etwas geringerer Schwarzwert spielt in dieser hellen Umgebung keine Rolle  

Fazit

Im hellen Wohnzimmer mit wenig Potential zur Verdunkelung spielt der TK860i eindeutig sein Potential aus, wenn er gegen die helle Umgebung ankämpfen muss. Bekommt man dagegen das Wohnzimmer problemlos dunkel, ist der BenQ W2710i der perfekte Kandidat; dort kann er eine perfekte Farbwiedergabe zusammen mit tollen Kontrasten liefern. Das Handling, die Streaming-Fähigkeiten und nicht zuletzt der Preis der beiden Beamer von BenQ ist, wie gesagt, der gleiche.