Serientest: Argon Audio FORTE WIFI A4, Argon Audio FORTE WIFI A5, Argon Audio FORTE WIFI A55

Die Dänen verstehen ihr Handwerk und haben ihre erfolgreiche Forte- Familie um die WiFi-Funktion erweitert. Wir sind gespannt, wie sich das im Höralltag auswirkt.

Klubgedanken

Das ist meine erste Begegnung mit Argon Audio und daher musste ich mir erst einmal einen Überblick über die Geschichte der Firma verschaffen. Argon Audio ist aus der dänischen Firma HiFi Klubben hervorgegangen, die Peter Lyngdorf 1980 gegründet hat. Er hatte die Idee, gute Produkte mit gutem Klang zu besonders attraktiven Preisen anzubieten. Dafür setzte er zwei Hebel ein: Direktvertrieb und den Klubgedanken. Beides funktionierte und funktioniert auch heute noch herausragend gut. Lyngdorf kennt man heute vor allem durch seine Verstärker mit DSP-Steuerung. Die Eigenmarke Argon Audio hingegen hat sich als eigenständige Marke etabliert, die genau dem Ursprungsgeist von HiFi Klubben entspricht.

Ein Wort noch zum Thema Direktvertrieb, was ja verständlicherweise auch kritisch gesehen wird. Im Fall von HiFi Klubben bekommt man aber ein hervorragendes Fachwissen und eine dementsprechende Betreuung von mehr als 800 Mitarbeitern geboten. Das soll es aber hierzu gewesen sein, ich mache ja schließlich kein Marketing für HiFi Klubben.   

Die FORTE WIFI-Familie  

Die FORTE-Lautsprecherfamilie bekam eine Zusatzbezeichnung, die keinen Raum für Spekulationen offenlässt: FORTE WIFI. Das bedeutet, dass die bekannten MK2 Modelle nun uneingeschränkt netzwerkfähig sind und nicht mehr nur per Bluetooth angesteuert werden können. Dadurch nimmt die Streaming- bzw. deren Übertragungsqualität im Vergleich zu Bluetooth deutlich zu. Das schauen wir uns gleich genauer an. Die WiFi-Fähigkeit ist nicht der einzige Unterschied zu den MK2-Modellen: Airplay2, Spotify Connect, DTS-Play-Fi and Chromecast sind neu (WiFi); WiFi in der Dual-Band 802.11ac Ausführung; Bluetooth gibt es nur noch in der Version 4.2 A2DP/SBC/AAC, da es nun im Streamingmodul integriert und kein separates Modul mehr ist; eine Ethernet Option gibt es nicht, aber einen USB-Ethernet-Adapter; der blaue Lack und das Nussbaumfurnier kamen hinzu; es gibt eine neue, edle Alu-Fernbedienung.   

Gemeinsamkeiten

 
Gemeinsam ist allen drei Modellen die Seidenkalotte mit Neodym Magneten. Auf den einen oder anderen mag eine Seidenkalotte banal wirken.

Ist sie gut gemacht, müssen sich nach meiner Erfahrung andere Hochtöner für ein vergleichbar kohärentes Ergebnis doch ordentlich strecken. Und so viel darf ich schon verraten, im Fall der Forte WIFI-Serie ist das so. Ich habe mich gefragt, woher die Dänen eigentlich ihre Chassis beziehen. Sie haben mir geantwortet, dass sie sämtliche Chassis selbst entwickelt haben und in China produzieren lassen. Neoklassisch könnte man das nennen, was auch für die Verstärker, das DSP und die Gehäuse gilt: Alles wird in Dänemark entwickelt und dann in China gebaut – Sie wissen schon, die Kosten. Die Tiefmitteltöner haben einen zweilagigen Konus: eine gerade, klassische Papierschicht wird mit einer konkaven Fiberglassschicht verklebt. Dadurch sollen Kantenresonanzen und Verzerrungen minimiert werden, die durch nichtlineare Bewegungen entstehen. Das Ergebnis soll die Power einer Papiermembran mit der Klarheit und Verzerrungsarmut einer Fasermembran verbinden, eine Gummisicke rundet das ab. Die Gehäuse sind wenig bedämpft, um die Dynamik nicht zu bremsen. Zwischen den Woofern in der Standbox wird eine Art Strömungswiderstand namens „Argon Audio Resonanz Control“ eingesetzt, der stehende Wellen minimieren soll und der Dynamik freien Lauf lässt.   

Moderne Zeiten  

Der FORTE-Ingenieur Michael Kragelund hat die Digitalboards für die neue Serie entwickelt. Die Idee dahinter ist ja, dass man mit einem Paar FORTE WIFI-Lautsprecher und einer drahtlosen Zuspielung via Internet eine Art Komplettanlage zur Verfügung hat. Interessant finde ich, dass Argon Audio selbst folgende Reihenfolge bei den Spielpartnern nennt: TV, Computer, WIFI. Man scheint also der Musikwiedergabe wirklich nur den hinteren Platz zuweisen zu wollen. Dazu passt ja auch, dass es nach wie vor einen Präsenzanstieg zur verbesserten Sprachverständlichkeit gibt. Etwas, das man für die reine Musikwiedergabe nicht braucht. An der Stelle würden wir uns entsprechende Presets wünschen, mit deren Hilfe man auch den Musikmodus anwählen kann - durch das DSP wäre das ja möglich. Die Aktivlautsprecher werden von jeweils 2 Class-D-Amps pro Seite mit je 80 Watt angetrieben. Die komplette Elektronik sitzt in der linken Box, die rechte ist der Sklave, der nur abspielt. Man sollte die Kanäle nicht vertauschen, denn die Zuteilung ist fix. Die Verbindung der beiden Lautsprecher ist kabelgebunden und das ist neben dem Netzanschluss dann auch das einzige Kabel, das der typische Nutzer dieser Lautsprecher benötigen wird. Der jeweils kabelgebundene Hochpegel- sowie der Phonoeingang erscheinen mir persönlich zwar praktisch, im großen Bild aber fast unnötig, aber dazu bräuchte es eine Kundenbefragung. Der Phonoeingang jedenfalls muss sich nicht schämen, ich habe gerne ein paar Plattenseiten mit dem neuen Rega Nd3 MM-Tonabnehmer darüber gehört. Er klingt unauffällig, unverfälscht und störgeräuscharm. Sobald ein Fernseher an den HDMI-Eingang angeschlossen wird, synchronisieren sich die Argon Audio WIFIs mit ihm. Das klappt vorzüglich. Das DSP sitzt in den Verstärkern „true active“ nennen die Dänen das und meinen eben eine aktive und keine passive Weiche. So können sie auch ihre Chassis besser an die akustische Kandare nehmen und das hört man an den erstaunlichen Pegeln, die schon die kleinste Box kann. Bevor es dann zu viel wird, regelt die Elektronik ab.   

Konnektivitäten

 
Ich bin kein Fan der Play-Fi App, mit der man die Argon Audio Lautsprecher steuert. In ihrer kontraintuitiven Art erinnert sie mich an Apples iTunes Programm. Abbruchfreies Streamen ist mit Spotify gut möglich, auch wenn die umständliche Play-Fi-Steuerung nervt.

Dasselbe gilt fürs Webradio, mein Lieblingsklassiksender aus den Niederlanden ließ sich bestens abspielen. Tidal Connect wird zum Beispiel nicht unterstützt, was das Hören damit verkompliziert. Aus meiner Sicht sollte Argon Audio hier nachbessern, denn mit einem günstigen Streamer, den es ja auch von Argon selbst gibt, und einem der drei Lautsprecher aus der MK2-Serie ohne WIFI ließen sich streamingtechnisch aus meiner Sicht bessere Ergebnisse erzielen. Die Steuerung obliegt der Fernbedienung, klanglich lässt sich damit nichts verändern. Auch da hätte man mit einem externen Streamer Zugriff auf Equalizer-Funktionen. Andererseits kann ja auch so eine Rundum-Sorglos-Option, bei der man sich nicht in x-Modi- und Einstellungen verlieren kann und nur Spotify oder Internetradio hört, genau das Richtige sein.   

Die drei Modelle  

Man mag sich vielleicht zu Beginn fragen, wieso die A4 und die A5 von den Abmessungen so nahe beieinander liegen und die A55 dann deutlich größer ist. Nun, das ist einfach beantwortet: die A4 geht ins Regal oder auf den Schreibtisch, die A5 eher auf einen Ständer. Die kleine FORTE WIFI A4 ist ein klassischer Regallautsprecher, von der A5 unterscheidet sie nur die Größe und der geringfügig kleinere Tiefmitteltöner. Was mich in unserem großen Hörraum wirklich wundert, ist ihr erstaunlicher Dynamikumfang, verbunden mit einem guten Rundstrahlverhalten und einer Durchzeichnung, die ihre Größe Lügen straft. Insgesamt spielt die kleine A4 sehr ausgewogen. Die größere FORTE WIFI A5 kann all das und auch noch ein wenig mehr davon. Das wird deutlich, wenn man sich zum Beispiel Orchesterwerke anhört. Hier braucht es die Fähigkeit zu guter Auflösung und damit verbunden einem sehr aufgeräumten Klangbild. Und genau das kann die A5 sehr souverän, Bruckners 5. aus dem Concertgebouw Amsterdam klang sehr überzeugend. Nur der Hochtonbereich wirkt ein wenig vorlaut, je nach Abstimmung erzeugt das einen hellen Klangcharakter. Für TV-Einsätze hingegen ist die Abstimmung perfekt. Und schließlich kommt noch die große FORTE WIFI A55 ins Spiel, die alle positiven Eigenschaften ihrer kleinen Geschwister nimmt und daraus einen wirklich erwachsenen Klang zaubert: kristallklar, bei Bedarf sehr laut und unverzerrt, mit glaubhafter Raumillusionen, schönen Klangfarben, ein wenig auf der hellen Seite, aber das kennen wir ja schon. Der Grundton ist etwas schlanker, dafür der Tiefbass sehr knackig. 

Fazit

Die Argon Audio Forte WIFI-Serie umfasst drei top verarbeitete, klanglich kompetente Aktivlautsprecher mit etwas eingeschränkten Streamingfähigkeiten. Für viele Hörer können sie die finale Lösung sein.