Der TCL 115X955 MAX trägt die Namenserweiterung MAX völlig zurecht: Mit einer Diagonalen von 115 Zoll (292 cm) ist er nicht weniger als der derzeit größte QD-Mini-LED-TV.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenRevox präsentiert die neue Revox B77 MK III und zugleich seine neue, eigene Revox Analog Master Tapes Collection. Beides gefertigt im Revox KLANGWERK in Villingen für ein perfektes Zusammenspiel.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenSystemtest: Thivan Labs 811 Anniversary, Dynamikks Model 12
Damals war alles besser
Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt: Auf den folgenden Seiten komme ich Ihnen mit der ganz dicken Retrokeule. Endlich mal wieder HiFi aus der guten alten Zeit!
Gewiss, diese Kombination war nicht unbedingt zu erwarten, das Ergebnis schon mal gar nicht: Ein vietnamesischer Röhrenverstärker rockt an einem Paar Lautsprecher aus Good Old Germany die Bude, dass es nur so kracht. Besagter Verstärker ist ein Röhrengerät, das gut und gerne aus den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts stammen könnte, die Lautsprecher sehen auch schwer nach einem Klassiker aus der Zeit aus, als schlanke Seitenbassboxen mit gerundeten Kanten in Hochglanzweiß das exakte Gegenteil dessen waren, was der Markt bereithielt. Was also ist hier passiert? Entrümpelungsaktion in der Dorfdisco? Aber nicht doch: Beide Komponenten dieser Kette sind brandaktuelle Konstruktionen, die Sie für erstaunlich zivilisiertes Geld kaufen können. Und sie werden an dieser Stelle zusammen gewürdigt, weil sie neulich auf den Westdeutschen HiFi-Tagen in Bonn so gut Musik gemacht haben, dass es mir einen trüben Messetag gerettet hat.
Besagter Verstärker heißt „811 Anniversary“ und stammt vom vietnamesichen Hersteller Thivan Labs. Als regelmäßiger Leser kennen Sie den Namen, die bauen nämlich auch sehr spannende Lautsprecher zu fairen Preisen. Die hätte man zweifellos gut mit dem rund zehn Watt pro Kanal leistenden Eintakter kombinieren können, doch dann wurde Dynamikks-Chef Ulf Moning auf die Verstärker aufmerksam und kombinierte sie mit durchschlagendem Erfolg mit seinen eigenen Lautsprecherkreationen. Und so kommen wir in den Genuss einer wunderbaren Kombination aus einem 2.800-Euro-Verstärkertraum und einem blitzsauber in Deutschland gefertigten Zweiwegelautsprecher mit Zwölf-ZollBass und Hornhochtöner für 4.000 Euro Paarpreis.
Der Verstärker ist ein Class-A-Prachtstück mit 36 Kilogramm Lebendgewicht. Fürs Erzeugen der Ausgangsleistung ist eine direkt geheizte Sendetriode vom Typ 572B pro Kanal zuständig. Sie ist ein etwas verbesserter Ableger der bekannteren 811A, die man ebenfalls in diesem Verstärker betreiben kann. Die meisten Verstärker dieser Bauart fußen auf den Arbeiten des Japaners Nuovo Shishido, dieser hier macht da keine Ausnahme. Shishido war derjenige, der seinerzeit den „A2“-Betrieb der großen Senderöhren populär gemacht hat: Diese lassen sich nämlich nur dann sinnvoll zum Einsatz in Audioverstärkern überreden, wenn man sie mit reichlich Gitterstrom betreibt. Sprich: Hier braucht‘s schon bei der Ansteuerung der Endröhren mächtig Leistung und ein paar gute Ideen. Thivan lässt den Ansteuerjob von einer BeamPower-Tetrode vom Typ 6V6 erledigen, die selbst schon als potente Endröhre taugen würde. Hier verlässt man also den Pfad der „reinen Triodenlehre“, und das ist völlig in Ordnung so: Es gibt eine Menge Stimmen in der Röhrenverstärkerwelt, die diese Art der Ansteuerung für die klanglich bessere halten. Die eingangsseitige Spannungsverstärkung teilen sich zwei Doppeltrioden vom Typ 6SN7 und 12AU7 / ECC82 – jeder Kanal arbeitet also mit je einem System dieser zwei Röhren.
Die Röhrenbestückung darf beim Preis des Verstärkers schon als außergewöhnlich gelten, beim Blick ins Innere allerdings ist die Überraschung komplett: Unterm Bodenblech kommt nämlich ein absolutes Meisterwerk der Röhrenverstärkerfertigung zum Vorschein; hier hat sich jemand richtig viel Mühe damit gegeben, die Komponenten bestmöglich anzuordnen und die Signalwege kurz zu halten. Es herrscht weitgehend klassische Freiverdrahtung vor, wie sich das bei strukturell einfachen Röhrenverstärkern eigentlich auch gehört. Eine Platine gibt‘s hier nur für die Siebelkos des Hochspannungsnetzteils. Bei diesem Job werden sie übrigens von zwei gewaltigen Folienkondensatoren im Metallbecher unterstützt, die direkt unterhalb der Endröhren angebracht sind. Eine der beiden großen Induktivitäten dürfte eine Drossel sein, die ebenfalls fürs Glätten der Hochspannung zuständig ist. Weitere Bauteileexoten sind die zwei großen Kondensatoren im isolierenden Gummimantel. Die Bauteile der Eingangs- und Treiberstufe sind direkt an den Röhrensockeln angeschlossen, eine Lötleiste dient als zusätzliche Stützkonstruktion.
Die Verdrahtung ist in einem Maße penibel sauber und gerade ausgeführt, dass man das Gerät ob der ästhetischen Wirkung eigentlich aufgeschraubt an die Wand hängen müsste – ganz große Klasse. Schweren Herzens schrauben wir das schwere Bodenblech wieder auf den palisanderfurnierten Multiplexkorpus. Irgendwas einzustellen gibt‘s übrigens nicht, das Gerät kümmert sich selbst um die korrekten Arbeitspunkte der Röhren. Auf der Oberseite des Chassis gibt‘s drei monströs große und schwere Induktivitäten, den Netztrafo und die beiden Ausgangsübertrager. Alle Blechteile sind silbergrau hammerschlaglackiert, und das in ebenfalls erstaunlicher Qualität. Auf der Gerätefront gibt‘s einen Eingangswahlschalter für zwei Cinch- und einen XLR-Eingang. Letzterer ist nicht echt symmetrisch, aber immerhin vorhanden. Rechts ist der Knopf des Motorpotis angeordnet – richtig, das Gerät ist fernbedienbar. Was für eine Maschine!
Das Schöne ist, dass die Lautsprecher dem in ihrer Besonderheit und Konsequenz in nichts nachstehen. Ulf Moning, bekennender Fan großer und wirkungsgradstarker Lautsprecher, hat sich einen berühmten Klassiker als Vorlage für das erste Modell seiner Retro-Baureihe auserkoren: Altecs Model 14. Dieser Lautsprecher und das größere Model 19 waren damals der Versuch der Amerikaner, den berühmten Altec-Bühnensound in eine etwas wohnzimmertauglichere Form zu bringen, was auch sehr erfolgreich gelang. Die Zutaten waren damals wie heute bei Dynamikks die gleichen: Zu einem großen Tieftöner gesellt sich ein tief angekoppeltes Mittelhochtonhorn mit Druckkammertreiber. Das Gehäuse der Model 12 – bei Dynamikks bestimmt der Durchmesser des Tieftöners die Modellbezeichnung – ist konsequent zweiteilig ausgeführt, die Frequenzweiche steckt im oberen Abteil mit dem Horn, die Verbindung zur Bassabteilung besorgt eine mit professionellen Speakon-Verbindern versehene Leitung. Die Gehäuse bestehen aus stabilem Birkenmultiplex und sind mit einem dezenten Mooreichenfurnier in einem schön warmen Dunkelbraun versehen. Hier gibt‘s sehr ordentliches Schreinerhandwerk aus deutschen Landen, was beim Preis dieser Lautsprecher mehr als bemerkenswert ist. Im Bassabteil sitzt ein von einem Bassreflexrohr unterstützter Zwölfzöller aus osteuropäischer Fertigung. Moning ist von seinem Zulieferer sehr begeistert, weil er ihm auch in kleinen Stückzahlen genau die Treiber baut, die er haben will. Aus gleicher Quelle stammt der Ein-Zoll-Druckkammertreiber, der hinten an das große Horn im Topteil geflanscht ist. Wie schon damals üblich, gibt‘s Einstellmöglichkeiten für Mittel- und Hochtonpegel. Keine schnöden Potis, sondern Drehschalter mit je vier Positionen. Mittel- und Hochton, die ja vom selben Treiber abgestrahlt werden, separat im Pegel einstellbar zu machen, erforderte übrigens cleverere Kunstgriffe in der Weichenschaltung – Kompliment dafür. Gebraucht habe ich die Einstellmöglichkeiten allerdings nicht – bei uns lief der Lautsprecher in Neutralposition absolut perfekt. Die Box liefert saubere 92 Dezibel Wirkungsgrad bei einer Nennimpendanz von rund sechs Ohm und hat einen gutmütigen Impedanzverlauf – das passt schon auf dem Papier ziemlich gut an einen Single-Ended-Verstärker. Die Verbindung zwischen Lautsprecher und Verstärker besorgten sehr dünne und angenehm unspektakuläre Litzenleitungen von Dynamikks; die Veranlassung, hier mal etwas anders zu probieren, bestand zu keiner Zeit.
Die beiden dicken Endröhren quittieren ihren Dienstantritt mit diesem großartigen warmen, fast weißen Glühen – viel heller als das, was man üblicherweise von Röhren kennt. Das, was nur thorierte Wolframkathoden können. Nach wenigen Momenten ist Emission da, wir hören erste Lebenszeichen in Form eines dezenten 100-HertzBrumms aus den Lautsprechern, das nach ein paar Sekunden sanft wieder verschwindet. Seit fast 100 Jahren gibt es Verstärker, die auf diese Art ihren Betrieb aufnehmen und für den beinharten Röhrenfan ist die Prozedur unabdingbar – Verstärker, die das nicht machen kann man nicht ernst nehmen.
Geben wir dem Thivan ein paar Minuten, bis alle Arbeitspunkte stabil sind, und kramen so lange im Plattenregal. Led Zeppelin? Ja, sicher doch, was denn sonst? „Babe I‘m Gonna Leave You“ ist genau der richtige Einstieg für so eine Kombination. Voll und warm tönt Jimmy Pages Gitarre von rechts, kräftig und groß Robert Plants Organ von links. Die Haare auf den Armen und im Nacken beginnen sich aufzurichten. John Bonhams erste Schlagzeugattacke macht der Lieblichkeit ein schnelles und rabiates Ende. Ja, ich weiß, dynamisch ist die Passage weit von optimal eingefangen, aber die Stabilität lässt aufhorchen. Hier wackelt nix, die Ping-Pong-Stereo-Spielchen aus dem Jahr 1969 funktionieren großartig. Der Song ist Drama pur und das hört man: Es klingt groß, mitreißend und energisch. Gerade die Gesangspassagen sind nicht zimperlich eingespielt, das große Horn der Dynamikks macht das aber hervorragend: Der Sound hat Drive, es „sägt“ aber nicht. Der Bass-Einstieg von „Dazed and Confused“ ist der Kracher: Trocken, voluminös und griffig tönt das, was John Paul Jones da zelebriert. Wer mit Single-Ended-Verstärker geschönte und weiche Klangbilder assoziiert, den kann das hier in Windeseile eines Besseren belehren.
Charlie Marianos berühmter SaxofonEinstieg zu Beginn von „Blue Camel“ des ägyptischen Multiinstrumentalisten Rabih Abou-Khalil macht mir wieder einmal mehr klar, dass ich ganz eindeutig mit Hornhochtönern Musik hören will: Diese Energie bis in die letzte filigrane Verästelung, die Kraft und Schönheit des Tons – das geht nur mit Trichtern. Und was diese vermeintlich schlichte Kunststoffvariante mir hier gerade serviert, ist einfach grandios. Wenn die illustren Mitspieler auf dem großartigen, gleichzeitig lässigen und hitzigen Titel einsteigen, habe ich durchaus Schwierigkeiten, die Fassung zu wahren. Das Fundament der großen Pappe ist genau das, was das Horn hier braucht. Ich muss lauter machen. Kein Problem, da geht noch was – hier gibt‘s ja luxuriöse zehn Watt. Percussion hat Farbe und Schmelz, alles vibriert, alles fließt. Ich bin ja sonst nicht so der Jazz-Hörer, aber das hier, das macht mich fertig. Ich sitze praktisch direkt vor Kenny Wheeler und lasse mich von der Direktheit und Kraft seines Flügelhorns einfangen. Großartige Musik, die so und nicht anders reproduziert werden muss. Das jähe Ende der ersten Seite reißt mich aus der Exstase – manchmal wünsche ich mir, dass man Platten nicht umdrehen muss.
Komm mal runter, Junge. Wie wär‘s mit „Perfect Darkness“, dem 2011er-Album von Fink, die fällt mir gerade in die Hände? Klasse Idee – und ein klanglicher Hochgenuss. Die Thiva-Dynamikks-Kombi pumpt die synthetischen Tieftonpassagen mit völliger Gelassenheit in den Raum, die Gesangsstimme tönt wunderbar sonor und entspannt, alles fließt – wieder einmal. Die schiere Emotionalität, die dieses Setup vermittelt, ist das Beste, was ich seit langer Zeit gehört habe. Und die Stunden, die ich in einer langen Donnerstagnacht davor verbracht habe, sind das Salz in der Suppe dieses Jobs. Ganz, ganz großer Sport.
Ulf Moning hat viel mit dem Verstärker experimentiert und mir einen ganzen Karton Röhren mitgebracht, die ich ja mal ausprobieren könnte – da ginge noch einiges, gerade bei den 6V6 in der Treiberstufe. Hab ich nicht gemacht, ich bitte um Verständnis. Für mich ist das Erlebnis perfekt, so wie es ist.
Fazit
Was für eine Kombi! Thivan Labs und Dynamikks zelebrieren den satten, kernigen, kräftigen Sound einer vergangenen Epoche auf höchstem Niveau. Technisch wie klanglich sind sowohl der Verstärker als auch die Lautsprecher echte Meisterleistungen und Sonderangebote allererster Güte.Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker
Produkt: Thivan Labs 811 Anniversary
Preis: um 2800 Euro
Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: Dynamikks Model 12
Preis: um 4000 Euro
45-2143
Zur 3. Dimension |
Von Audio System gibt es eine Vielzahl an Nachrüstlautsprechern für Audi. Wir schaffen den Überblick und testen das RFIT Set für den A6 C8.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenMit der RX2 PRO kündigt Brax nicht weniger als die Endstufe der Superlative an, vollgepackt mit Innovation und das erste Class-D Design der Marke.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenDie hochwertigen Sessel und Sofas von Sofanella sind modern, bezahlbar und schaffen ein gemütliches sowie ein bequemes Heimkinoerlebnis
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenIm Mittelpunkt der FINEST AUDIO SHOW Vienna am 23. und 24. November 2024 in Wien steht die Leidenschaft für HiFi-Technik, Musikwiedergabe und den perfekten Klang.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | TCG GmbH, Nordhorn |
Telefon | 05921 7884927 |
Internet | tcg-gmbh.de |
Garantie (in Jahre) | 2 |
B x H x T (in mm) | 450/260/400 |
Gewicht (in Kg) | 36 |
Untern Strich ... | » Was für eine Kombi! Thivan Labs und Dynamikks zelebrieren den satten, kernigen, kräftigen Sound einer vergangenen Epoche auf höchstem Niveau. Technisch wie klanglich sind sowohl der Verstärker als auch die Lautsprecher echte Meisterleistungen und Sonderangebote allererster Güte. |
Paarpreis | ca. 4.000 Euro |
Vertrieb | Dynamikks Ulf Moning, Birkenau |
Telefon | 06201 32297 |
Internet | dynamikks.de |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 540/880/400 |
Unterm Strich | » Was für eine Kombi! Thivan Labs und Dynamikks zelebrieren den satten, kernigen, kräftigen Sound einer vergangenen Epoche auf höchstem Niveau. Technisch wie klanglich sind sowohl der Verstärker als auch die Lautsprecher echte Meisterleistungen und Sonderangebote allererster Güte. |