Mit der RX2 PRO kündigt Brax nicht weniger als die Endstufe der Superlative an, vollgepackt mit Innovation und das erste Class-D Design der Marke.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: ModWright SWL 9.0 Anniversary Edition
Eine Frage des Charakters
Er scheint mir ein echter Spaßvogel zu sein, der gute Dan Wright, Gründer und Lenker von ModWright Audio
Wie ich darauf komme? Wegen der Typenbezeichnung des Gerätes. Die „Jubiläumsausgabe“ erscheint nämlich zu Beginn des siebzehnten Jahres der Firmenhistorie. Oder auch um den dreizehnten Geburtstag von Spencer Wright, dem Stammhalter des Chefs. Beide Interpretationen scheinen statthaft zu sein, und Spencer Wright wog bei seiner Geburt neun amerikanische Pfund. Was es auf der Herstellerseite nicht alles zu erfahren gibt. Das „SW“ in der Typenbezeichnung steht übrigens für den Namen des Sprösslings. Ach ja: Wir reden von einer Röhrenvorstufe. Einer, die bei Bedarf mit einer Phonoplatine ergänzt werden kann und zu einem Gesamtpreis von 3.800 Euro zu haben ist. Immerhin. Nachdem ich mich in den letzten Wochen in erster Linie mit amerikanischen und japanischen Preziosen für deutlich fünfstellige Eurobeträge umgeben habe, ist dieses Angebot schon fast ein wenig erfrischend.
Dan Wright begann seine Karriere mit der Modifikation von allerlei digitalem Audioequipment und erwarb sich damit einen ziemlich guten Ruf in der Audiogemeinde, bevor er mit der Fertigung eigener Elektronik begann. Das war – Sie ahnen es – um das Jahr 2000. Das Portfolio von Dan Wright ist mittlerweile ziemlich umfangreich. Die große Röhrenphonovorstufe PH 150 Reference Phono hatten wir schon mal zu Gast. Es gibt außerdem jede Menge reine Halbleiterverstärker, modifizierte Blu-ray-Player – und Kondensatoren. Folienkondensatoren, die er selbst baut und die es nur direkt ab Werk zu kaufen gibt. 22 Nanofarad/400 Volt kosten übrigens 119 Dollar – das wiederum ist kein Schnäppchen. Wir freuen uns natürlich darüber, dass die teuren Preziosen in den hauseigenen Geräten zum Einsatz kommen. Den SWL 9.0 hat‘s also 2003 schon mal gegeben, er ist eines der erfolgreichsten Geräte der Firmenhistorie, Das Geburtstagsmodell hat Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Gerät, unterscheidet sich aber auch an einigen Stellen, insbesodere die Stromversorgung des neuen Gerätes geriet erheblich aufwendiger. Fürs Geld gibt es typisch Amerikanisches: In Sachen Design von überschaubarer Originalität, die Verarbeitung ist in Ordnung, konstruktiv geht’s kernig und robust zur Sache. Gehäusedeckel aus dickem, gepulverten Stahlblech? Aber sicher doch. Die Belüftung des Gerätes erfolgt über das ziemlich groß in den den Deckel gelaserte Firmenlogo. Eingangswahl (links) und Pegelsteller (rechts) sitzen für mein Auge zu weit außen, aber meine Einschätzung der Proportionen darf Ihnen gerne am Allerwertesten vorbeigehen. Halbzolldicke Alu-Frontplatte? An Bord. Wenn das 350-Euro- Phonomodul eingebaut ist, verfügt das Gerät über fünf Eingänge, sonst sind‘s nur derer vier, was sicherlich in den allermeisten Fällen ausreichen dürfte. Es gibt zwei Hauptausgänge und einen nicht lautstärkegeregelten Tape-Ausgang. Besonderere Aufmerksamkeit verdient der „HT/BP“- Eingang, der wichtig wird, wenn man das Gerät in ein Heimkino-Setup integrieren will. Betätigt man nämlich den entsprechenden Tast er auf der Front, dann wird das dort eingespeiste Signal direkt auf die Ausgänge durchgeschaltet. Passen Sie also besser auf, wenn Sie diesen Eingang als ganz normalen Hochpegeleingang nutzen wollen. Eine Kopfhörerbuchse gibt’s erfreulicherweise auch, und hinter der steckt weit mehr als erwartet – Moment, kommt gleich. Im Inneren des Gerätes heißt der Küchenmeister definitiv nicht Schmalhans. Rund die Hälfte des Raums wird von der Stromversorgung vereinnahmt. Links vorne gibt’s einen Ringkerntrafo, der sich auch in einer Endstufe gut machen würde, zwei kleinere sitzen mit auf der großen Netzteilplatine. Hier wird gleichgerichtet, gesiebt und geregelt, was das Zeug hält. Nicht unterschlagen wollen wir die beiden Drosseln, die der effektiven Siebung vermutlich der Hochspannung dienen. Signale werden nicht direkt mit dem Drehschalter hinter dem Eingangswahlknopf geschaltet, sondern per Relais direkt an den Eingangsbuchsen. Da hinten rechts sitzt nämlich auch die zentrale Baugruppe des Gerätes, die eigentlich Verstärkerplatine. Die geriet eher unscheinbar, für die Signalverarbeitung braucht‘s auch nur eine Doppeltriode pro Kanal. Es stecken kräftige Exemplare vom Typ 5687 von Philips, keine schlechte Wahl. Die Schaltung folgt dem simplen Rezept „Kathodenbasisverstärker plus Kathodenfolger“ invertiert die Signalphase und wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie den Begriff in diesem Heft im Zusammenhang mit einer amerikanischen Röhrenvorstufe für 17.000 Euro schon einmal gelesen haben, dann haben Sie damit völlig recht. Hier gibt’s auch die weißen hauseigenen Kondensatoren zu bestaunen, dicke 4,7-Mikrofarad-Typen koppeln das Ausgangssignal an die Ausgangsbuchsen. Zwischen Verstärkerplatine und Eingangswahl gibt’s die Lautstärkeregelung in Gestalt eines blauen Alps-Motorpotis. Eine Fernbedienung gibt’s zwar nicht, der Motor wird aber trotzdem gebraucht: Er besorgt das Signal-Muting beim Einschalten des Gerätes, indem es den Pegel erst einmal zufährt und erst dann wieder freigibt, wenn die Anheizphase abgeschlossen ist. Ganz rechts hinten „wohnt“ hochkant das Phonomodul. Es arbeitet eingangsseitig mit diskreten Feldeffekttransistoren, einer vermutlich passiven Entzerrung mit Wima-Kondensatoren und guten Dale-Widerständen, hintendran geht’s mit Operationsverstärkern weiter. Mal nicht die übliche Datenbuchschaltung, sondern eine richtige Eigenentwicklung. Die Anpassungsmöglichkeiten halten sich in Grenzen: Es gibt 47 Kiloohm, 1000, 500, 100 und 50 Ohm sind möglich. Die Verstärkung beträgt fixe 50 Dezibel, was für MM-Abtaster ein wenig zu viel, für MCs ein bisschen zu wenig ist. Vorne rechts im Gehäuse steckt die Überraschung: Die ziemlich große Platine beherbergt nämlich den Kopfhörerverstärker. Wenn ich die ordentliche Abwärme der beiden „Kühltürme“ richtig einschätze, dann ist hier ernstes diskretes Class-A-Schaltungsgut am Werk – wer hätte das gedacht. Ja, auch hier gibt’s diverse Kondensatoren aus Eigenproduktion. Es ist an der Zeit, anerkennend zu nicken und den Deckel wieder auf die Maschine zu wuchten. Ausnahmsweise kann ich sogar mit der blauen Beleuchtung der Front, insbesondere dem hinterleuchteten Firmenlogo leben – das ist nämlich recht dezent geraten und kostet beim Reinschauen nicht gleich das Augenlicht. Der Phonoeingang bekam‘s mit dem Transrotor Merlo Reference zu tun, einem guten MC mit sehr typischen Anschlusswerten. Das klappt mit der dafür reichlich geringen Verstärkung des Phonoteils, man bewegt sich mit dem Pegelsteller aber immer im Bereich von zwölf Uhr aufwärts. Das Klangbild hat viel von „typisch Röhre“. Es tönt warm, blumig, mit reichlich Schub in den unteren Lagen, schön silbrigen Höhen und ein wenig Zurückhaltung dazwischen. Auf dem Teller liegt „Satya“, das 2008er-Debüt der Aschaffenburger Instrumental-Rockband „My Sleeping Kharma“. Jawohl, so „dick“ und saftig muss das tönen. Ein Klangbild zum drin baden, mit Substanz, Schmelz und Charme. Vielleicht nicht der allerletzte Streich in Sachen Linearität, aber langweilige „gerade“ Verstärker gibt’s schon zuhauf. Diese Tonalität ist zum nicht geringen Teil der Phonovorstufe geschuldet; mit der zum Vergleich eingeschleiften MX-VYNL von Musical Fidelity „normalisiert“ sich das Ganze deutlich, behält aber seinen grundsätzlich angenehm entspannten und runden Charakter. Endlich mal ein Gerät, das sich eine echte klangliche Signatur leistet – finde ich gut.Fazit
Optisch, technisch und akustisch: Daniel Wright hat seiner kleinen Vorstufe Charakter verliehen. Es tönt warm, gediegen und saftig – mal eine angenehme Ausnahme.Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker
Produkt: ModWright SWL 9.0 Anniversary Edition
Preis: um 3450 Euro
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