Nein, mit Farben hat das nichts zu tun. Was auf den ersten Blick aussieht wie der Fantasiename einer neuen fernöstlichen Röhrenbude, ist einfach eine abgekürzte Kombination aus dem Nachnamen der Firmeninhaber und englisch für Röhre. Auch das mit der Bude ist nicht richtig
Mitspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob S mit SME5009 und Phase Tech P-3G
Transrotor Zet 3 TMD mit SME 5012 und Merlo Reference
Phono-Vorverstärker:
Puresound P10 mit Übertrager
Ypsilon VPS-100 mit Übertrager
Vorverstärker:
MalValve PreAmp Four Line
Lautsprecher:
Tannoy Kensington
K+T Nada
K+T CT235 mit Coral Beta 8
Zubehör:
Stromversorgung:PS-Audio, HMS
Phonokabel Musical Wire, Horn Audiophiles
NF-Kabel:Van den Hul, Musical Wire
Lautsprecherkabel:Silent Wire
Racks und Basen:SSC, Audio Exklusiv,Thixar
Gegenspieler
Endverstärker:
Accustic Arts AMP II
Audio Research Reference 250
Was Gino Colombo als technisch Verantwortlicher da zusammen mit seiner Frau aufbaut, ist richtig edel, richtig anspruchsvoll und soll sich einmal zu etwas richtig Nachhaltigem entwickeln. Das „soll“ meine ich dabei durchaus nicht despektierlich – zu irgendeinem Zeitpunkt steht man nun mal am Anfang, und wenn wir als Redaktion dabei kein gutes Gefühl hätten, gäbe es hier an dieser Stelle auch keinen Test.
Um was geht es? Nun, um ein Paar Röhrenendstufen mit 300B-Endröhren in Single- Ended-Schaltung. Das ist nichts Neues, sagen Sie? Stimmt – und die Dinger kosten auch noch richtig Geld. Umgerechnet aus dem starken Schweizer Franken muss man etwa 24.000 Euro auf den Tisch blättern, um stolzer Besitzer der edlen Geräte zu werden. Dafür kann man aber an der Vorstufe sparen – die 300B SE besitzen je einen Lautstärkeregler, mit dem man auch erst einmal arbeiten kann. Scherz beiseite: So lange die Angelegenheit so in sich schlüssig ist, kann man auch mit einem solchen Produkt eine Erfolgsstory beginnen. Und ich meine dabei durchaus nicht die langjährige Entwicklungszeit – auf die auch andere verweisen können –, sondern die kleinen, feinen Details, die erst das Salz in der Suppe sind. So hat man mit colotube.ch eine wunderbar gestaltete Homepage, erstklassig fotografiert und liebevoll gestaltet – ein Verdienst Pia Colombos, der man anmerkt, dass sie damit professionell zu tun hat. Und man ist zu Recht stolz darauf, ein richtiges Familienunternehmen zu sein, bei dem jeder seinen Teil zum Gelingen beiträgt. Eine enge Bindung an den Kunden wird ebenfalls angestrebt – so gibt es Tage der offenen Tür mit Vorführungen im Hause Colombo, einen schweizweiten Home- Service und etwas wohl einmaliges: Interessenten von auswärts bietet man einen kostenlosen Abhol- und Übernachtungs- Service für zwei Tage an – mehr als ausreichend Gelegenheit, sich ein abschließendes Bild der Verstärker zu machen. Kommen war aber zu den 300B Monos selber: Alle Geräte werden von Gino Colombo in Handarbeit aufgebaut und sind selbstverständlich frei verdrahtet – ganz in Silber, versteht sich. Die Liebe zum Detail erkennt man übrigens ganz leicht daran, dass die beiden Blöcke nicht etwa gleich aufgebaut sind, sondern paarweise spiegelverkehrt – das Auge hört eben doch mit. Auf den ersten oberflächlichen Blick sieht man drei vermeintlich gleiche Röhren auf dem Chassis sitzen – sieht man sich die Innenkonstruktion an, erkennt man aber den Fehler. Wir haben es hier mit einer 300B als Endstufenröhre zu tun – die ist natürlich zu Recht weltberühmt. Als Gleichrichterröhre im Netzteil fungiert die 5U4G, auch noch eine bekannte Größe im Röhrenuniversum. Um hingegen die Treiberröhre zu kennen, sind wir allesamt zu jung – die 20A wird nämlich an sich seit den 1930er Jahren nicht mehr gebaut, als allmählich die Miniaturisierung der Röhren einsetzte. Die 20A ist wie die verwandten Modelle 30A (mit höherer Verstärkung) und 20B (die sogar als Leistungsröhre verwendet wird) eine direkt geheizte Triode, die heute von Emission Labs wie damals mit einem sehr großen Abstand zwischen den Platten gebaut wird. Der Einsatz zweier direkt geheizter Trioden als Treiber- und Endröhre zeigt einen interessanten Effekt: Geradzahlige harmonische Verzerrungen werden deutlich reduziert – da Röhren ohnehin wenig ungeradzahlige Verzerrungen produzieren, wirkt sich dies natürlich angenehm auf den Gesamtklirr aus. Wunderdinge sollte man dennoch nicht erwarten – die 300B-SE-Endstufe produziert immerhin bis etwa ein Watt Ausgangsleistung unter einem Prozent Klirr – darüber steigen die Werte bis etwa 5 Watt nur sehr sanft an. Die Schaltung wurde vom Konstrukteur auf das Wesentliche reduziert: ein zweistufiger Aufbau mit einer Stufe für die Spannungs-, die andere für die Stromverstärkung – gekoppelt über einen hochwertigen Mundorf-Silber-Gold-Öl-Kondensator. Drei Trafohauben kann man von außen erkennen: Darunter sitzen der Netztransformator, der EI-Ausgangsübertrager und die Hochspannungs-Drosselspule für die Endröhre. Die Anodenspannungsdrossel für die Treiberröhre sitzt ebenso im Inneren des Geräts wie der Eingangsübertrager mit einem 1:3-Übersetzungsverhältnis. Selbstverständlich sind alle diese Komponenten von feinster Qualität und sorgfältig ausgewählt – rechnet man überschlägig alleine die Einkaufspreise der Bauteile zusammen, dann erscheinen auch 20.000 Euro in einer ganz anderen Relation – gemeinsam mit dem mehrwöchigen Aufbau in Handarbeit und nicht zuletzt der schönen Fertigungsund Anfassqualität. Bevor wir endlich zur Musik kommen, noch ein Wort zum Verbrauchsmaterial Röhre: Einstellen muss und kann man bei den Colotubes nichts. Zu Beginn der Lebensspanne der Endröhren zeigt das eingebaute Zeigerinstrument einen Ruhestrom von 80 Milleampere an – sinkt dieser in den Bereich von 60, wird es Zeit, sich mit dem Gedanken an einen Tausch anzufreunden. Die Colombos führen bei sich zu Hause gerne mit Tannoy-Boxen vor – so etwas hatten wir auch zu bieten. An der klassischen Kensington mit 10-Zoll-Koax, die ansonsten nicht einmal impedanzlinearisiert ist, legten die Colotubes in Sachen Basswiedergabe die Messlatte für alle anderen Röhrenverstärker gleich einmal in schier unerreichbare Höhen. Gemein, wie ich bin, habe ich wie immer angesichts solcher Geräte, die bei mir unter Hype-Generalverdacht stehen, meine alten AC/ DC-Scheiben ausgepackt und gleich einmal als Quittung ein „Hells Bells“ ins Gesicht bekommen, das sich gewaschen hat. So massiv, so direkt, fest und mit Körper habe ich die Bassdrum überhaupt noch nicht gehört. Da komprimiert nichts, da wird nichts überdeckt, das geht einfach nur los, dass kein Auge trockenbleibt. Okay, habe ich mir gedacht, der Sohn der Colombos spielt bei einer Progressive- Metal-Band – die Dinger scheinen diesen Sound also zu kennen, machen wir etwas anderes. Aber „was anderes“ ist natürlich erst recht ein Heimspiel für einen so gut gemachten 300B-Verstärker: Stimmen, von Katie Melua über Jennifer Warnes bis Johnny Cash, werden so liebevoll mit Luft und Körper dargestellt, dass es dem Zuhörer heiß und kalt über den Rücken läuft – bei Songs, die mich schon immer berührt haben, gab es das sprichwörtliche Gänsehautgefühl – extrem gut nachvollziehbar mit der nach all den Jahren immer noch fantastischen „An Evening with Belafonte/Makeba“, darauf das anrührende „Tula tula“. Tonal kann ich nicht festmachen, an was diese Faszination liegt – hier ist subjektiv wie messtechnisch alles ausgewogen. Das Klirrspektrum hat offensichtlich einen sehr günstigen Verlauf, denn trotz der im Vergleich zu Transistoramps recht hohen Werte wirkt die Wiedergabe extrem sauber und pointiert – die Aufstellung eines Orchesters in Tiefe wie Breite scheint den Colotubes eine ebenso leichte Übung zu sein wie das Aufdecken kleiner Produktionsfehler wie hörbare Noisegates oder zu viel digitaler Hall. Und das ist noch nicht einmal Sezieren, sondern ein ganz lässig aus dem Ärmel absoluter Leichtigkeit geschüttelter Nebeneffekt. Denn sympathisch und in sich ruhend ist das Klangbild der Monos immer, sogar, wenn etwas mehr Leistung abgerufen wird. Klar: Mit einem Lautsprecherwirkungsgrad jenseits der 95 Dezibel geht es immer noch ein bisschen leichter – aber was die Colotubes auch mit einem normalen Lautsprecher anstellen können, ist nichts weniger als ganz große Klasse.
Fazit
Die Colotubes zeigen, dass es nicht auf die Komplexität, sondern auf die Schlüssigkeit des Gesamtkonzepts ankommt. Und dieses geht voll auf. Herzliche Glückwünsche an die wenigen, die sich diese wundervollen Monos nach Hause holen können!