Von Audio System gibt es eine Vielzahl an Nachrüstlautsprechern für Audi. Wir schaffen den Überblick und testen das RFIT Set für den A6 C8.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Audio Hungary X 200
Röhre mit Power
Wenn’s mal etwas mehr sein darf, dann ist dieser Prachtbau von einem Röhrenvollverstärker genau das Richtige
Tatsächlich musste ich erst mal nachgucken. Weil: So ein wenig kamen mir Typenbezeichnung und Spezifikation dieses Vollverstärkers vom ungarischen Hersteller Audio Hungary bekannt vor. Tatsächlich aber war es eine Vor-/Endstufenkombi des ungarischen Herstellers, die wir anno 2019 schon mal im Heft hatten. Und die war dann doch ein Stück von dem entfernt, womit wir uns heute beschäftigen wollen.
Audio Hungary kann auf eine lange und nicht eben ereignislose Firmenhistorie zurückblicken, deren Anfänge bis in die frühen Vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückreichen. Unterhaltungselektronische Gerätschaften waren quer durch alle Besitzverhältnisse und Namen immer die Kernkompetenz des Unternehmen, und das ist auch noch heute so.
Die Röhrentechnik spielt nach wie vor eine zentrale Rolle im Produktportfolio des Herstellers, das einzige Gerät, das ohne glimmende Glaskolben auskommt ist der MC-Übertrager mit dem pragmatischen Namen „MC“. Das ist übrigens ein Guter, den wir hier auch schon mal unter die Lupe genommen haben, so mal am Rande. Heute geht’s um den X 200. Das ist der größte Vollverstärker im Sortiment, seine Anschaffung will mit 5000 Euro Einstandspreis honoriert werden. Damit ist er ein gutes Stück von den bekannten Sonderangeboten fernöstlicher Provenienz entfernt, unterscheidet auch aber auch deutlich von jenen.
Der X 200 ist ein durch und durch professionell gefertigtes Produkt, dass gar nicht versucht, dem allgegenwärtigen Retro-Trend bei Röhrenverstärkern nachzuhängen. Das hier ist eine moderne leistungsfähige Komponente, die keine Sensibilitäten gegenüber irgendwelchen schwierigen Lautsprechern kennt und satte 100 Watt an den Polklemmen abzuliefern hat. Außerdem hat er eine Phonovorstufe an Bord, was uns an dieser Stelle natürlich ganz besonders freut. Und es gibt tatsächlich Klangregler – eine echte Seltenheit in dieser Klasse.
Auf der aufgeräumten Gerätefront macht zuerst ein kleiner Drehschalter auf sich aufmerksam, der der Ruhestromeinstellung der vier Endröhren vom Typ KT120 gewidmet ist. Er verfügt über fünf Positionen, eine für das Justieren der Einstellung für jede Endröhre und eine „off“-Position. Neben jeder „aktiven“ Schalterstellung gibt es ein kleines Potis, mit dessen Hilf die jeweilige Einstellung zu justieren ist. Drei Leuchtdioden unter dem Schalter vermelden, ob die Einstellung zu gering, gerade richtig oder zu hoch ist. Das funktioniert unproblematisch und ist eine absolut praxisgerechte Lösung. Gönnen Sie dem Gerät zehn Minuten Warmlaufzeit, bevor Sie die Einstellungen kontrollieren. Neben dem Bias-Schalter gibt’s den Eingangswahlschalter. Mit ihm kann man zwischen fünf Eingängen wählen. Einer ist der eingebaute MM-Phonovorverstärker, die vier anderen sind Hochpegelanschlüsse. Fünf Leuchtdioden unter dem Schalter signalisieren den aktiven Anschluss. Weiter geht’s mit den Klangreglern. Keine Potis, sondern dreistufige Drehschalter bestimmen über die Anhebung von Bässen und Höhen. Das ist praxisgerecht, elektrisch besser als Potis und vor allem exakt reproduzier- und abschaltbar. Beachtung hat die schaltungstechnische Ausführung des „Stellwerks“ verdient. Es ist nämlich in Form paralleler Filternetzwerke realisiert, was im Signalweg für Minimalinvasivität sorgt. Sehr gut, ein aus der Studiotechnik entliehener Kunstgriff. Rechts daneben nehmen wir erfreut einen Kopfhöreranschluss zur Kenntnis. Auch das ist nicht irgendeine am Endstufenausgang abgezwackte Verlegenheitslösung, sondern ein eigenständiger Verstärkerzug, der mit so ziemlich allen Arten von Kopfhörern klarkommt. Ganz rechts gibt’s den Lautstärkesteller. Er ist das einzige Element an dem Gerät, das auf die Signale einer Fernbedienung hört.
Interessantes gibt’s auch von der Rückwand zu vermelden, der X 200 hat nämlich in Sachen Anschlussvielfalt Einiges zu bieten. Neben den erwähnten fünf Eingängen gibt’s noch ein Paar Cinch- und ein Paar XLR-Anschlüsse, die sich zu „Direkteingängen“ konfigurieren lassen, also den direkten Zugriff auf die Endstufe ermöglichen. Dann gibt’s noch drei Paar Cinch-Ausgänge; zwei davon sind Vorstufenausgämge, die sich zum Beispiel für dem einen Anschluss eines Subwoofers eignen. Ein weiteres Paar Buchsen greift das Vorverstärkersignal hinter den Klangreglern ab, damit kann man eine externe Endstufe versorgen. Tatsächlich erinnert der X 200 an vielen Stellen wie die Zusammenschaltung einer vollwertigen Vor- und einer Endstufe, weniger wie in klassischer Vollverstärker. Was es nicht gibt: Ausgangsübertrager mit mehreren Übertragerabgriffen. Das stellt aber kein Problem dar, denn auch so leistet der Audio Hungary 90 Watt an Acht- und fast 120 Watt an Vier-Ohm-Lasten. Damit steht außer Frage, dass er die voluminösen Beam-Power-Röhren nicht unbedingt im Schongang betreibt. A propos Röhrenbestückung: Neben den Vier KT 120 stecken zwei ECC 82 und zwei ECC 83 ihre Glaskolben durch den sauber pulverbeschichteten Blechdeckel.
Ein Blick unters Bodenblech lässt erkennen, dass hier Profis am Werk waren. Der Aufbau erfolgt größtenteils auf Platinen, die mit sauber verlegten Leitungen miteinander verbunden sind. Das Umschalten von Signalen liegt durch die Bank in den Händen von Relais. Die Phonovorstufe ist eine moderne Halbleiterlösung, die direkt an den Anschlussbuchsen sitzt. Viel konfigurieren kann man hier nicht, es steht eine praxisgerechte Verstärkung von rund 46 Dezibel an, die Eingangsimpedanz beträgt die üblichen 47 Kiloohm. Wer das alles noch nicht so ganz genau behalten hat, der findet jederzeit auf der Rückseite der Trafoabdeckung Erleuchtung. Wir bei den großen japanische Vollverstärkern aus der HiFi-Blütezeit ist nämlich hier ein detailliertes Blockschaltbild abgedruckt, dass über den Aufbau des Gerätes Auskunft gibt. Bleibt noch das Auffinden des Netzschalters: Der ist nämlich ungewöhnlicherweise links hinten an der Seitenwand untergebracht. Ich muss gestehen: Ich habe eine Weile danach gesucht. Da das Gerät in Anbetracht seiner nicht unerheblichen Wärmeentwicklung ohnehin nicht in ein enges Rack eingebaut werden sollte, dürft dessen Erreichbarkeit in der Praxis kein Problem darstellen.
Geben Sie ihm zehn Minuten, dann stimmen alle Arbeitspunkte sicher und der X 200 ist bereit, Ihnen die Leviten zu lesen. Er ist nämlich so ziemlich das exakte Gegenteil vom schönfärberischen Röhrenschmeichler. Vor meinem geistigen Auge tauchen eher Bilder von so Dingen wie der unvergessenen Greatful Dead-PA „Wall Of Sound“ auf, die seinerzeit mit einer Unmenge von McIntosh-verstärkern versorgt wurde. Diesen Charakter vermittelt der X 200: kräftig, farbig, robust, engagiert, völlig ermüdungsfrei. Ein ausgezeichneter Spielpartner war mit der Fink Team Kim schnell gefunden, die mit 86 Dezibel Wirkungsgrad genau im Mittelfeld des heutzutage üblichen Wirkungsgradniveaus liegt. Der X 200 bildet mit der Kim ein geradezu hitziges und ungestümes Gespann, das Willy DeVilles Gesangsstimme genau so lustvoll und dreckig serviert, wie sich das gehört, das Bassläufe von Stanley Clarke direkt in der Magengrube abbildet und Blackmores unsterbliche Gitarrensoli als herzzerreißende Kunstwerke darstellt.
Seine Stärke ist die Dynamik, das Zupackende, zwingende. Ich kenne ein paar Verstärker, die es mit der Abbildungspräzision etwas genauer nehmen – sprich: Einzelereignisse etwas kompakter abbilden, aber die liefern in den seltensten Fällen so viel ungenierten Spaß an der Sache. Klasse Maschine.
Fazit
Der große Audio Hungary-Vollferstärker hat alle Tugenden einer klassischen Power-Röhenlösung: Schnell, direkt, zupackend und engagiert. Sogar die eingebaute Phonovorstufe geht in Ordnung.Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker
Produkt: Audio Hungary X 200
Preis: um 5000 Euro
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B x H x T (in mm) | 430/200/475 |
Gewicht (in Kg) | 23 |
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