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>> www.nubert.de/sale/>> Alle anzeigenSerientest: Audio Hungary Qualiton Classic APR 204, Audio Hungary Qualiton Classic APX 200
Retro ganz modern
Auch wenn Röhrenverstärker kein Massenpublikum mehr erreichen werden, kann man gerade mit solchen Geräten interessierte Hörer für die Materie begeistern. Denn was da aus dem ehemaligen Ostblock – in diesem Fall aus Ungarn – zu uns kommt, ist richtig guter Stoff
Manchmal wünsche ich mir, ich könnte Ihnen Soundfiles zur Verfügung stellen, denn seit ich die beiden Audio-Hungary-Verstärker in meiner Anlage habe, macht es beim Einschalten immer „Klock-Klock-Klack“. Das „Klock“ erzeugen die Ein-Aus-Schalter der beiden Röhrenverstärker und das „Klack” kommt von meinem Garrard: herrlich. Ach so, Sie mögen lautlos schaltende Drucktasten lieber? Dann brauchen Sie gar nicht weiterzulesen, denn wir befinden uns in der Welt selbst gewickelter Trafos und Übertrager, satt rastender Kippschalter, klassischer Frontplatten und natürlich heiß werdender Röhren. Audio Hungary heißt die Unternehmung, die unter dem Markennamen Qualiton solche Leckereien unters Volk bringt.
Lecker ist gleich einmal die Verarbeitungsqualität, die schon bei den Schrauben beginnt, die mit Kunststoffunterlegscheiben versenkt werden. Und dann die Sockel, in denen die Röhren bombenfest sitzen und nicht wie in manchem Konkurrenzgerät hilflos herumwackeln: traumhaft. Ich könnte noch viele weitere Details aufzählen, kürze es aber ab: Verarbeitung – „douze points“. Wer verbirgt sich hinter Audio Hungary? Die Firma wurde 2013 von Laszlo und Andras Fabian gegründet. Sohn Andras, erst 32 Jahre alt, ist der CEO und kümmert sich vor allem um Business und Marketing. Vater Laszlo ist Physiker, ehemals Professor an der Universität Debrecen und leitet die Entwicklungsabteilung. Seit den 80er-Jahren träumte er davon, auf die andere Seite nicht nur des eisernen Vorhangs, sondern auch der Audiokette zu kommen, also vom Anwender zum Macher zu werden. Mit Glasnost und Perestroika kam er seinem Traum ab 1989 dann schrittweise näher.
Zuerst etablierte er mit einigen Mitstreitern eine Telekommunikationsfirma namens „Elektronet“, die nach zwanzig durchaus schwierigen Jahren nun die Nummer eins bei den privaten Anbietern in Ungarn ist. Ab 2008 begann er dann mit Studien im High-End-Audio-Bereich, unterstützt von jungen Ingenieuren direkt von der Uni. Und als sich 2014 die Chance bot, eine Firma namens Univox zu kaufen, zögerte er nicht lange. Denn Univox war nicht irgendeine Firma, sie war der Nachfolger des einst größten elektroakustischen Unternehmens des gesamten Ostblocks, der 1940 gegründeten BEAG („Budapest Electro Acoustic Factory“). Dieser Name ist auch hier durchaus nicht unbekannt. Mir sind auf meinen Streifzügen der vergangenen Jahrzehnte zwei oder drei dieser Geräte begegnet – Heavy Metal würde ich dazu sagen. Das ist auch die perfekte Überleitung für etwas Musik, und was wäre da passender als Black Sabbaths „13“? Ich weiß ja nicht, wie alte Sabbath-Fans diese Aufnahme bewerten, aber ich habe die Historie der Band von hinten aufgerollt und liebe sie.
Der immense Druck, die düstere Stimmung und die für mich unfassbaren Gitarrenriffs von Tony Iommi stehen felsenfest im Raum und machen die „Größe“ der LS3/5a fast vergessen: Das geht schon mal richtig gut los. Die Fabians übernahmen von Univox nicht nur Gebäude und Maschinen, mit denen sich Bauteile für Lautsprecher und Verstärker fertigen ließen, sondern schlauerweise auch die gestandenen Ingenieure und Arbeiter mit ihrer geballten Erfahrung. Auch die Beschallungstechnikabteilung behielten sie. Doch durch den Einfluss chinesischer Produkte verlor dieser früher so wichtige Teil der Firma an Bedeutung und macht heute nur noch 10 bis 15 Prozent des Umsatzes aus.
Heute verwendet Audio Hungary „Ice-Power“-Schaltverstärkermodule für die Jobs bei der ungarischen Bahn, bei Minen oder Kraftwerken. Die sind günstig, leistungsstark und zuverlässig, da lohnt keine Eigenentwicklung mehr. Wofür sie sich aber nach wie vor voll engagieren, ist die Entwicklung und Fertigung hochwertiger HiFi-Röhrenverstärker. Den Messgerätepark dafür haben sie ebenso erweitert und eine eigene Trafofertigung eingerichtet – ihre beste Entscheidung, wie Andras Fabian meinte. Die beiden Geräte, mit denen ich mich ausführlich beschäftigen durfte, bilden die Classic-Linie von Qualiton, der dafür etablierten HiFi-Marke von Audio Hungary. Die ersten Prototypen der Vorstufe wurden bereits 2013 gefertigt, die Endstufe kam 2015 hinzu. Die Ingenieure wollten mit der Classic-Linie an die große Tradition ungarischer Röhrengeräte anknüpfen.
Speziell die BEAG-APX100-Endstufe, eines der erfolgreichsten Profigeräte der 70er- und 80er-Jahre, stand dafür Pate. Technisch sind es allerdings Neuentwicklungen, denn purer Retro macht für die Ungarn heutzutage logischerweise keinen Sinn mehr. Die Vorstufe APR 204 hält genau das, was sie optisch verspricht: ein klassisches, blitzsauber ausgeführtes No-nonsense-Design mit durchaus modernen Mitteln. Die Line-Stufe ist als Kathodenfolger mit ECC88-Doppeltrioden und lokaler Gegenkopplung ausgeführt, die Phonosektion arbeitet mit 83ern und passiver RIAA-Entzerrung. Es gibt eine Softstart- und Verzögerungsschaltung für die Röhren, die Eingänge werden per Relais geschaltet, die Signalwege sind bewusst kurz gehalten und die Verarbeitung ist, wie schon erwähnt, richtig gut. Ein Kopfhörerausgang ist in dieser Preisklasse auch nicht selbstverständlich, speziell wenn er auch noch weit überdurchschnittlich klingt. Die Endstufe APX 200 sollte natürlich gut klingen und zuverlässig sein, vor allem aber genug Leistung auch für kritische Lautsprecher bereitstellen. Für den erstaunlichen Frequenzgang von 15 Hz - 100 kHz sind laut Fabian vor allem die hauseigenen Präzisions-Ausgangsübertrager verantwortlich. So ist ein klassisches, „einfaches“, zuverlässiges Design entstanden, dessen Frontend seit der Einführung 2015 nur leicht überarbeitet wurde. Neben symmetrischen Eingängen bekam die Endstufe 2018 neue Endröhren und eine Autobias-Schaltung spendiert. Zuvor verstärkten russische Beam-Power-Tetroden 6P45S, die wegen unsicherer Beschaffbarkeit und den potenziellen Gefahren ihrer hochspannungsführenden Anodenkappen ersetzt wurden. Die neue KT90 ist auch ein Beam-Power-Design, allerdings eine Weiterentwicklung der KT88 mit höherer Anodenverlustleistung. Die ebenfalls interessante KT120 baute zu groß.
Die KT90 halte ich für eine gute Wahl, denn aus meiner Erfahrung taugen aktuelle KT88 allesamt nichts. Mit den lässigen, teils wie beschwipst daherkommenden panafrikanischen Beats von Rocket Juice & the Moon – Flea am Bass und Tony Allen am Schlagzeug machen es möglich – müssen Verstärker erst mal zurechtkommen. Meine LS3/5a freuen sich ebenso wie die Suesskind Phänomen über die gebotene Kraft der Endstufe, brauchen täten sie sie nicht. Ich würde gerade die APX 200 zu gerne einmal an einer Magnepan hören und bin sicher, sie hätte deren Folien locker im Griff. Locker trifft den Klangcharakter generell sehr gut, dazu fallen mir Begriffe wie erdig und homogen ein. Außerdem ist der kernig-feste Bass eine besondere Stärke der beiden und sorgt bei Miles Davis’ „Kind of Blue“ dafür, dass ich Paul Chambers’ Kontrabass so deutlich, griffig und glaubhaft höre wie nie zuvor – oft kann man ihn nur gerade eben so wahrnehmen. Aber auch das Durchdringen komplexer Strukturen wie bei Ornette Colemans wunderbarer Filmmusik „Chappaqua Suite“ ist ihnen ein Leichtes. Die Phonostufe der APR 204 genügt dabei ernsten Ansprüchen. Sicher, die beiden Ungarn kommen etwas hemdsärmeliger daher als meine Air-Tight-Komponenten und können deren irre Präzision samt geschmeidig-lupenhaftem Klang so nicht bieten. So weit weg davon sind die beiden Neoklassiker aus Ungarn aber nicht und bieten für den Preis und auch absolut gesehen echte Spitzenleistungen. Dieser Einstieg ins Qualiton-Programm ist bereits verdammt gut. Neue Produkte wie einen Kopfhörerverstärker oder Monoblöcke mit der russischen 6C33C sind in Arbeit. Wir sind sehr gespannt.
Fazit
Ich habe eine Schwäche für gut gemachte Röhrengeräte. Wenn sie dann noch so sexy und „oldschool“ daherkommen und so gut klingen wie die beiden Ungarn, kann ich sie nur wärmstens empfehlen. Speziell die Vorstufe ist fürs Geld kaum zu toppen.Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker
Produkt: Audio Hungary Qualiton Classic APR 204
Preis: um 2000 Euro
Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker
Produkt: Audio Hungary Qualiton Classic APX 200
Preis: um 3900 Euro
Unser Hobby spiegelt die Welt da draußen wider: immer mehr, immer größer, immer teurer muss es sein. Zum Glück gibt es aber auch Gegenbeispiele. Mit dem dänischkanadischen Traumduo kann man seinen irdischen Musikfrieden finden.
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>> jetzt bis 31.01.2025>> Alle anzeigenVertrieb | LEN HiFi, Duisburg |
Telefon | 02065 544141 |
Internet | www.lenhifi .de |
E-Mail: | info@lenhifi.de |
B x H x T (in mm) | 430/100/320 |
Gewicht (in kg) | 8.4 |
Garantie | 2 Jahre (Röhren 6 Monate) |
Unterm Strich... | Ich habe eine Schwäche für gut gemachte Röhrengeräte. Wenn sie dann noch so sexy und „oldschool“ daherkommen und so gut klingen wie die beiden Ungarn, kann ich sie nur wärmstens empfehlen. Speziell die Vorstufe ist fürs Geld kaum zu toppen. |
Vertrieb | LEN HiFi, Duisburg |
Telefon | 02065 544141 |
Internet | www.lenhifi .de |
E-Mail: | info@lenhifi.de |
B x H x T (in mm) | 430/185/400 |
Gewicht (in kg) | 29.6 |
Garantie | 2 Jahre (Röhren 6 Monate) |
Unterm Strich... | Ich habe eine Schwäche für gut gemachte Röhrengeräte. Wenn sie dann noch so sexy und „oldschool“ daherkommen und so gut klingen wie die beiden Ungarn, kann ich sie nur wärmstens empfehlen. Speziell die Vorstufe ist fürs Geld kaum zu toppen. |