Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Wiener Lautsprecher Manufaktur Anton


Aus dem richtigen Holz

Phono Vorstufen Wiener Lautsprecher Manufaktur Anton im Test, Bild 1
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Manchmal muss man eben auch mal Glück haben und ein Testgerät hält technisch und klanglich genau das, was es optisch verspricht. Und das ist im Falle der WLM-Vorstufe „Anton“ schon eine ganze Menge

Im Rahmen diverser Tests von WLM-Lautsprechern hatte ich die faszinierend aussehende Elektronik ja schon in den Händen, allerdings eben nur als Statist sozusagen, als Zuspieler für die Lautsprecher, die ja für sich genommen schon so interessant waren, dass die Elektronik einfach keinen Platz mehr im Artikel bekommen konnte. Aber losgelassen hat mich die Vorstufe dann gedanklich nicht mehr – wo sonst bekommt man heute noch eine Vorstufe mit so vielen Schaltern und Reglern. Die Firmenhistorie ist unseren Lesern ja hinreichend bekannt: Unter dem Namen WLM gab es ja schon eine ganze Zeit lang ein ganzes Sortiment außergewöhnlicher Lautsprecher. Besonders die kompakte Box „Diva“ hatte es den Leuten angetan – trotz überschaubarer Abmessungen besaß diese einen ausgewachsenen PA-Koax und legte eine begeisternde Spielweise an den Tag, gerade wegen ihrer Abstimmung, die bewusst fernab des Mainstreams lag.

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Und genau das ist auf neudeutsch das „Keyword“: Konstrukteur Martin Schützenauer ist nicht nur technisch versiert, sondern besitzt auch einen künstlerischen Anspruch, den man allen seinen Kreationen ansehen kann. Inzwischen hat er mit Dr. Andreas Steiner einen neuen Partner gefunden, der sich um das operative Geschäft kümmert, während sich der Innsbrucker Tischler Samuel Steiner (nicht verwandt oder verschwägert) um die edlen Gehäuse kümmert. Und damit sind wir schon bei einer der im Wortsinne bemerkenswerten Qualitäten der Vorstufe „Anton“: Man hat dem Gerät ein aus dem Vollen gefrästes Echtholzgehäuse spendiert, an dem man schon den Anspruch des Herstellers ablesen kann. Man berichtete mir bei der Übergabe, dass der Schreiner mit irgendeiner Kante am Gehäuse nicht ganz zufrieden gewesen sei – beim besten Willen konnte ich keinen Makel entdecken, obwohl ich mir im Verlauf des Testzeitraums einen Spaß und ein Suchspiel daraus gemacht habe. Angesichts eines Preises von 9.900 Euro muss das auch sein, da sind wir wohl einer Meinung. Aber glauben Sie mir mal: Ich habe schon deutlich teurere Geräte in den Händen gehabt, die nicht annähernd die Verarbeitungsqualität der WLM erreicht haben. Nun, wenn der Schreiner schon eine so makellose Arbeit abliefert, dann muss auch der Elektronik-Konstrukteur zeigen, was er so drauf hat: Die WLM-Vorstufe kommt serienmäßig mit einem Acrylglasdeckel daher, sodass man einen guten Blick auf die Schaltung und Bauteile hat. Dazu kommt bei unserem Testgerät eine opulente Beleuchtung, bei deren Anblick einem automatisch die Assoziation „Ah, Weihnachten“ kommt. Nun, man kann das natürlich auch etwas überdekoriert finden, aber wer sich früher für Modelleisenbahnen begeistern konnte, der wird auch seinen Spaß am ausgesprochen hübschen Innenleben der Vorstufe haben. Die Platine ist aus extrem dickem Material gefräst und wird von Martin Schützenauer persönlich bestückt. Und hierbei arbeitet er extrem akkurat, wie man an den perfekt abgezirkelten Zuleitungsdrähten ablesen kann. Und – die recht üppige Bestückung verrät es schon – es gibt auch einiges an Ausstattung, mit der man auch wirklich sinnvoll arbeiten kann. So ist es in unserem Bereich ja schon seit Jahren fast schon verpönt, so etwas wie Klangregler zu besitzen, obwohl so etwas wirklich segensreich sein kann. Und wenn man diese Regler dann auch noch so auslegt, dass man in die Wechselwirkung zwischen Lautsprecher und Raumakustik eingreifen kann, dann ist man schon auf der sicheren Seite. Und genau an dieser Stelle setzt der Bassregler von Anton an: Die Einsatzfrequenz ist umschaltbar zwischen 25 und 50 Hertz – und entsprechend ändert sich auch der Regelbereich des Potenziometers. Während der 25-Hertz-Regler lediglich eine Anhebung bietet, um tiefbassschwächeren Boxen hier noch etwas auf die Sprünge zu helfen, kann man bei 50 Hertz auch den Pegel absenken – sehr sinnvoll, denn an dieser Stelle liegt in den meisten Räumen ein Maximum in den Raummoden – auch in unserem Hörraum und meinem Wohnzimmer konnte ich so die Wiedergabe noch entzerren und noch etwas mehr Neutralität erzielen. Dazu gibt es einen Contour-Schalter, dessen genaue Funktion sich erst einmal nicht erschließt. Martin Schützenauer dazu: „Die Hochton-Entzerrung verhindert eine Phasendrehung des Hochtöners (meist zwischen 8 und 10 kHz), beziehungsweise gleicht diese aus, um eine stabile Modulation zwischen Grundschwingung und Oberwelle zu erzielen. Zusätzlich erfolgt eine Verstärkung von +3 dB bei 10 kHz, um den akustischen Schalldruckverlauf der indirekten Schallenergie im Grundton (meist bis 400 Hz im durchschnittlichen Hörraum) auszugleichen. Subjektiv entsteht eine bessere Modulation, das heißt, die Echtheit der Klangfarben wird subjektiv als stimmiger empfunden. Das konnte ich beim Hörtest tatsächlich auch nachempfinden – aber so etwas ist immer Geschmackssache und hängt auch stark vom verwendeten Lautsprecher ab. Eingangsseitig hat man einen symmetrischen XLR-Eingang, drei Hochpegel- Cincheingänge und einen Phonozweig zur Verfügung. Dieser ist MM- und MC-fähig und besitzt eine umschaltbare RIAA-Entzerrung. Und auch, wenn es thematisch aus unserer Publikation herausfällt: Als eine sehr feine Sache habe ich den integrierten Bluetooth-Empfänger empfunden, mit dem man mal eben über das Smartphone auf diverse Streamingdienste zugreifen kann. Intern werden die Signale auf 24 bit hochgesampelt, bevor sie gewandelt und verstärkt werden. Natürlich hat mich aber vor allem der Phonozweig interessiert, der seinen Job sehr anständig macht: Auch sehr leise Signale wie von unserem Ortofon SPU Century werden nebengeräuschfrei verstärkt, dank der automatischen Impedanzanpassung gibt es auch keine Verfärbungen. Neutral und mit großer Übersicht spielt der WLM Anton auf – egal, über welchen Eingang – immer hat man als Hörer das Gefühl, dass hier eine Komponente in der Kette ist, die so unbestechlich agiert, als wäre sie per Eid der Wahrheit verpflichtet. Und gerade bei einem solchen Gerät ist es ganz einfach nachzuvollziehen, welche Veränderungen man mit den Werkzeugen zur Klangbeeinflussung erzielen kann. Letztlich habe ich zwar nur mit dem Bassregler den Bereich um 50 Hertz etwas abgesenkt, aber auch das hat mich schon viel weitergebracht und die Durchhörbarkeit der Anlage in meinem Wohnzimmer noch einmal deutlich verbessert, sodass ich die Präzision der räumlichen Abbildung und die grandiosen dynamischen Fähigkeiten der WLM-Vorstufe tatsächlich noch mehr genießen konnte.

Fazit

Ein Gesamtkunstwerk: Optisch und haptisch ein Traum, kann sich die Vorstufe WLM Anton mit einer cleveren Ausstattung und vorzüglichen inneren Werten klar von der gesamten Konkurrenz absetzen.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Wiener Lautsprecher Manufaktur Anton

Preis: um 9900 Euro

8/2019
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb WLM, Innsbruck 
Telefon +43 664 282 8792 
Internet www.wlm-audio.com 
E-Mail: info@wlm-audio.com 
B x H x T (in mm) 455 x 330 x 115 mm 
Gewicht ca. 8 kg 
Garantie (in Jahren)
Unterm Strich... » Ein Gesamtkunstwerk: Optisch und haptisch ein Traum, kann sich die Vorstufe WLM Anton mit einer cleveren Ausstattung und vorzüglichen inneren Werten klar von der gesamten Konkurrenz absetzen. 
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