Weltraumzeitalterklang für jedermann

Wenn wir uns einen Phonovorverstärker malen könnten, der viel kann, cool aussieht und speziell nach heutigen Maßstäben praktisch nichts kostet, käme der ifi ZEN Phono 3 dabei heraus. Bleibt nur die Frage, was er akustisch zu leisten in der Lage ist.

Sympathisch

Sie haben sich aber bestimmt gefragt, worauf ich mit meinem Titel und speziell dem Begriff Weltraumzeitalter hinaus will. Im gebildeten Volksmund ist das Weltraumzeitalter auch als Space Age bekannt und bezeichnet eine Ära technischen Fortschritts mit dem Beginn der Weltraumforschung ab 1944. Das und die auch so genannte Designära der 60er und 70er Jahre, geprägt durch skandinavische Designer waren meine Assoziationen, als ich den ifi ZEN Phono 3 zum ersten Mal sah. Seine Eiform kennen wir schon, hier ist sie aber durch das progressive, edle Frontplattendesign in Metallicgrün und Gold noch einmal geschärft und modernisiert worden.

Und was an Technologie in diesem kleinen Gerät steckt, profitiert am Ende auch von den Space Age Forschungen.   

Technik

Miniaturisierung ist ein ganz entscheidender Topos der Moderne, in der wir uns streng genommen gar nicht mehr befinden, wir leben ja bereits mit einem Bein in der Zukunft. Schauen wir aber erst noch einmal zurück: nach der Röhrenära wurden mit dem Einsatz von Transistoren, später ICs und OpAmps sowie schließlich der SMD-Technologie immer kompaktere Geräte möglich. Dass die High-End-Branche darauf pfeift, ist eine andere Geschichte. Hier ist das Ideal einer kompakten Bauweise verwirklicht. Kompakt bedeutet SMD und ICs und davon sieht man auf der Platine des iFi reichlich.  

Möglichkeiten

Wir bekommen ständig Phonovorverstärker zur Begutachtung und wundern uns manchmal nicht schlecht, was die alles nicht können. Davon verraten wir nicht immer etwas und schicken die Geräte zurück. Das gilt auch für welche, die ein Vielfaches des ifi kosten. Vielleicht wiederhole ich mich, aber ich finde, DIP-Schalter für die Tonabnehmeranpassung auf der Unterseite eines Geräts gehen überhaupt nicht. Auf der Rückseite mögen wir sie eigentlich auch nicht, denn das behindert unsere Arbeit und reduziert Spaß und Spieltrieb. Nach vorne gehört so etwas und genau da sitzt der Schalter beim ZEN Phono 3, dazu gleich mehr. Die Bauteileauswahl für dieses günstige Gerät ist alles andere als schäbig. Da wären zum Beispiel TDK Glaskeramik- Kondensatoren, die sowohl frequenzstabil als auch verzerrungsarm arbeiten. Kostspielig, wie sie ifi nennt, sind sie mit ihren Centbeträgen nicht wirklich, allerdings gibt es immer noch deutlich billigere Ware und so gesehen, stimmt das dann wieder. Die ICs sind vom Weltmarktführer Texas Instruments, gute Ware. Entscheidende Auswahlkriterien für ifi sind eine große Bandbreite, geringes Rauschen und Verzerrungen sowie extrem schnelle Anstiegsraten. Außerdem müssen die Teile als Treiber taugen und potentielle Störungen vom Netzteil fernhalten können, was sie ganz offensichtlich tun. Die OpAmps sind ifi -eigene Typen mit hohen Spezifikationen und Verzerrungswerten von 0,0001%, wie sie zu Space- Age-Zeiten einfach nicht möglich waren.  

Praxis

Ich habe über Bedienkomfort gesprochen und da muss auch ifi die Kirche im Dorf las-sen, denn der vierstufige Gainschalter sitzt auf der Rückseite. [IMP5-50] Beim geringen  Gewicht des ZEN Phono 3 ist das aber kein Ding, man kann das Teil schnell mal umzu-drehen. Und ich bin dankbar, dass die anderen Einstellungen frontseitig möglich sind. Die vierstufige Anpassungsmöglichkeit für MM- und MC-Tonabnehmer ist im Vergleich zum Vorgänger neu und das geht bequem auf der Front. 200pf, 1kOhm, 100 und 400 Ohm lassen sich einstellen, praxisnahe Werte. Dass man nur einen Tonabnehmer an den ZEN Phono 3 anschließen kann, dürfte niemanden verwundern: Bohrinselbesitzer mit vier Tonarmen suchen anderswo. Neben den Cinch-Ein- und Ausgängen gibt es auch einen symmetrischen 4.4 mm Ausgang – auf der Rückseite, aber pssst, das haben Sie nicht von mir. Das mitgelieferte ifi iPower2 5-Volt-Steckernetzteil darf man nicht unterschätzen. Es scheint seinen Anteil am irre niedrigen Grundrauschen von 151dBV zu haben. Seit 2012 setzt ifi eigene Subsonicfilter ein, die gezielt und effektiv arbeiten und nicht einfach Frequenzbereiche heraus filtern, was sich negativ auf den Klang auswirken kann.   

Hörpraxis

Der ZEN Phono 3 ist wirklich totenstill und muss jetzt zeigen, was er kann und zwar mit zum Teil unfairen Mitteln, aber so sind wir eben. Ein Soundsmith Sussurro Gold MkII Limited und das brandneue Rega Nd3 warten schon. Das Rega liegt in der Preis-klasse des ifi , das Soundsmith kostet satte 6.500 Euro und genau das habe ich zuerst in die Headshell des Luxman PD-151 MARK II montiert. Die Verstärkung steht auf MC V-Low, das ist das Maximum und die Eingangsimpedanz auf 400 Ohm. Und dann bin ich überrascht: spielt da wirklich der Kleine? Und ist der Unterschied zur Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl wirklich so gering? Also mit Terry Calliers Meisterwerk Time Peace höre ich die Nuancen seines feinen Gesangs genau so gut, wie die fluffigen Arrange-ments und kann mich ganz auf die Musik konzentrieren, ohne dass mich die Technik davon ablenkt. Ist das mit dem Rega Nd3 genau so? Abgesehen davon, dass der Tonabnehmer ungespielt ist, klingt das ebenfalls ausgezeichnet, stimmig, sonor und gut aufgelöst. Ich weiß, ich sollte weiter mit dem Klassenkameraden hören, aber mich hat das Zusammenspiel mit dem teuren Soundsmith derart überzeugt, dass ich nachlegen muss. Archie Shepp und Horace Parlan haben mit „Goin´ Home“ eine zutiefst spirituelle Platte aufgenommen, die von ihren Stimmungen, den Klangfarben und auch den dynamischen Herausforderungen von Shepps Sopransaxofon lebt. Stimmt eine Komponente nicht, ist man raus. Nicht doch mit dem ifi: er malt schöne Farben, hält die besondere Stimmung und reicht die unverzerrte Abtastung des fies geschnittenen Sopransaxofons ungerührt durch, wie ein Großer. Das gefällt mir richtig gut.

Fazit

Das ist ein ernsthafter Phonovorverstärker und kein Spielzeug. Etwas anderes haben wir von ifi audio aber auch nicht erwartet: mehr als nur sympathisch, richtig kompetent.