Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Phonovorverstärker Manley Laboratories Inc. Oasis


Ruhe Oase

Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 1
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Vor etwa vier Jahren habe ich über den Vorgänger des Manley Oasis Phonovorverstärkers geschrieben, den ich sehr mochte. Der Nachfolger tritt also kein ganz einfaches Erbe an. Und doch können die Dinge manchmal so einfach sein.

Die Frau und die Firma


EveAnna Manley ist das Gesicht von Manley Labs und sicher auch die treibende Kraft der Firma. Aber natürlich ist das keine Ein-Frau-Firma, denn ohne ihr Team wäre auch EveAnna Manley nicht funktionsfähig. Aber sie ist die starke Frau an der Spitze der Marke und seit Jahrzehnten ihr Gesicht. Ich nehme sie mit auf eine Reise zurück zu den Anfängen. 1989 studierte die damals 20-jährige EveAnne Dauray Musik und Saxofon, wusste aber nicht, ob daraus eine Karriere entstehen könnte. Also nahm sie eine Auszeit und fuhr mit ihrem Käfer und drei Telefonnummern in der Tasche von Atlanta nach Kalifornien. Die Nummern hatte sie von ihrem Vater, dem Ampeg, die berühmte Gitarrenverstärker- Firma gehört hatte, bekommen.

Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 2Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 3Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 4Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 5Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 6Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 7Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 8
Den ersten Kontakt erreichte sie nicht. Bei Fender, Kontakt Nr. 2, empfahl man ihr David Manley in Chino anzurufen. EveAnna hatte keinen Schimmer wer das war, machte sich aber auf den Weg. Zur Erinnerung: David Manley, geborener Südafrikaner, hatte Mitte der 80er eine kleine Audiobude namens Vacuum Tube Logic (VTL) in England aufgemacht, erkannte aber, dass seine Chancen in den USA mutmaßlich viel besser waren und zog mit seinem Sohn Luke nach Chino in Südkalifornien. Manley war wohl ein genialer Kopf, aber nicht gerade ein Perfektionist, um es vorsichtig auszudrücken. Da Luke noch zu unerfahren war, kam ihnen die damals schon sehr pragmatische EveAnna extrem gelegen. Denn wie es der Zufall so wollte, traf ihre Ankunft bei den Manleys mit einem fetten Auftrag für 60 Mikrofonvorverstärker zusammen. Manley war ursprünglich Aufnahme- und Mastering-Ingenieur und so lernte EveAnna vieles von dem, was sie für den Job brauchte. 1993 heiraten sie und David, benannten die Firma zu Manley Labs um, während Luke aus VTL Schritt für Schritt eine erfolgreiche Firma machte. Doch das Glück war endlich, denn David verschwand schon 1996 Hals über Kopf nach Paris und hinterließ EveAnna die Firma. Sie war inzwischen 27 Jahre alt, traf eine weitreichende Entschei-dung und kaufte Manley 1999 die Firma ab. Der Erfolg gibt ihr so was von Recht und der Rest ist Audiogeschichte. EveAnna entwickelt selbst keine Schaltungen, weiß aber ganz genau, was nötigt ist und wer es tun kann.   

Namensgebung


Bislang bekamen die Geräte aus Chino, Kalifornien häufig die Namen von Meeresbewohnern. War der Chinook eine Lachsart die gegen den Strom zurück zur Quelle schwimmt, muss man zur Namensgebung des Oasis ein wenig tiefer forschen. Und dann landet man am Ursprung reproduzierter Musik, dem Kerngeschäft von Manley Labs. Konkret ist der Name eine Hommage an das Oasis Mastering Studio, ein langjähriger treuer Partner der Firma. Das HiFi-Geschäft macht ohnehin nur ungefähr ein Achtel des Gesamtumsatzes der Firma aus. Der Vorgänger des Oasis, der Chinook, wurde vor etwa 15 Jahren entwickelt und ist ein direkter Ableger des mehr als dreimal so teuren Steelhead ohne externes Netzteil, dessen ultimativen frontseitigen Einstellkomfort, mit nur einem Eingang und ohne MC-Übertrager. Aber er hat dieselbe Grundschaltung und daher auch prinzipiell dieselbe Klangsignatur wie der große Bruder.   

Moderne Klassik


Die Schaltung des neuen Oasis wurde nicht verändert und leitet sich wie erwähnt direkt vom großen Steelhead ab.

Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 6
Die Schaltung des Oasis ist dieselbe wie die des Chinook und leitet sich vom Referenz-Phonovorverstärker Steelhead ab. Klanglich ist das 1a
  In der ersten Stufe bekommt die ECC88 einen JFET als Stromquelle zur Seite gestellt. Die Gainanpassung wird im Unterschied zum Steelhead durch Widerstände gelöst. Anstatt wie beim Chinook im Gehäuse kann man Gain, Impedanz- und Kapazitäten nun direkt hinten einstellen – samt aufgedruckter Tabelle dafür. Das ist mal praktisch, denn diese Tabellen oder Anleitung verlegt man immer. Die RIAA-Entzerrung ist passiv, Eingangs- und Ausgangsstufe sind mit je einem Paar ECC88 realisiert. Die ECC88 ist eine Spanngitterröhre, die in amerikanischen Vorstufen Tradition hat. Audio Research und Audible Illusions setzen bis heute in der russischen 6H23-Variante ein. Die Röhren der Ausgangsstufe sind als sogenannte „weiße Kathodenfolger“ beschaltet. Das sichert einen sehr niederohmigen Ausgang, wodurch man sowohl mit langen Kabeln als auch mit Linevorstufen aller Art keine Anpassungsprobleme haben dürfte. Das macht man so bei den Profis.  

Netzteil


Das MANLEY POWER® Schaltnetzteil ist die größte technische Veränderung beim Oasis im Vergleich zum traditionellen Linearnetzteil des Chinook. Es wurde speziell für Manley Labs von den Erfindern dieser Technologie unter Bruno Putzeys entwickelt. Es hat sich bereits seit 2014 in den Profi - und Studioserien der Firma bewährt, sonst würde es niemals in so einem sensiblen Gerät wie einem Phonovorverstärker Platz nehmen dürfen. Schaltnetzteile gelten oder galten ja als mögliche Einstreuquelle von Störgeräuschen und waren lange eher günstigen Geräten vorbehalten. Doch damit ist es vorbei, die technische Entwicklung hat die kleinen, energiesparenden und effizienten Lösungen zu einem integralen Bestandteil auch richtig teurer Komponenten wie zum Beispiel der Soulution Phono für knapp 25k werden lassen. Dieses neue Netzteil ist laut Manley leiser als die Vorgänger, bringt mehr Klarheit und einen dunkleren Hintergrund ins Klangbild. Außerdem akzeptiert es jede Spannung und Frequenz und funktioniert daher ohne Umstellung überall auf der Welt.


Alltag


„Nicht so primitiv“ nennt Manley das Gehäusedesign des Oasis im Vergleich zum Chinook.

Verstärker Phono Vorverstärker Manley Oasis im Test, Bild 4
Hier sieht man die andere, große Neuerung: die Dipschalter für Gain, Kapazitäten und Impedanzen sind nun gut erreichbar samt Tabelle auf der Rückseite angebracht
Das ist mir sofort aufgefallen, als mir Dalibor Beric vom Input Audio Vertrieb auf der High-End den Oasis auf den Schoß stellte. Das Gehäuse besteht nun aus dickem Stahl, massiv, vertrauenswürdig, schwer. Wie schon mit dem Chinook ist auch das Arbeiten mit dem Oasis ein reines Vergnügen: kein Rauschen, kein Brummen, kein gar nichts. Anschließen, einstellen, Musik hören. Allerdings hat er wie sein Vorgänger auch diesen einen Nachteil – nur einen Eingang. Er ist also für Puristen mit genau einem Plattenspieler und einem System gedacht, der im Zweifelsfall höchstens einmal den Tonabnehmer wechselt. Er will nicht dauernd etwas umstellen sondern sich voll und ganz aufs Hören konzentrieren und die Technik vergessen. Dieser Purismus hat sogar einen technischen Vorteil, denn die Tonabnehmer-Anpassung sitzt direkt hinter dem einen Paar Buchsen auf der Rückseite, somit bleiben die Signalwege äußerst kurz.  

Klang


Steely Dan ist eine echte Wundertüte, die ich gerne mit dem japanischen Autor Haruki Murakami vergleiche: man hört ein Stück und dann hört man es erneut und erkennt es kaum mehr, weil man auf ein neues Level gelangt ist. Steely Dan darf niemals banal klingen, denn die musikalischen Strukturen dieser Musik, so einladend sie auch daher kommen mögen, sind alles andere als banal. Der Oasis sieht darin kein Problem, er vermittelt die Strukturen einfach, zeigt das Schöne, das Einnehmende, das Poppige, das Jazzige und das auch bei einem etwas glatteren Album wie Gaucho. Auf John Abercrombies „Gateway“ finden sich auch diverse Genres, vom ätherischen ECM-Jazz über Prog- und Jazzrock hin zu freien Anteilen. Kein Ding für den Oasis, er scheint sich über jedes Genre und alle damit verbundenen Herausforderungen zu freuen. Das gilt auch für schlecht aufgenommene Platten wie zum Beispiel die Best-Of-Zusammenstellung von Cream. Die hatten keinen George Martin und so klingt es meist matschig und oft anstrengend. Den Oasis juckt das nicht, er schält einfach den Kern der Creammagie heraus: den orchestralen Bass und den schrägen Gesang von Jack Bruce, das verhinderte Jazzschlagzeug von Ginger Baker und den verkappten Blues von Eric Clapton. Und am Ende wird ein großes Ganzes daraus und man versteht die Magie dieser Band. Das wollen wir von einem Phonovorverstärker. 

Fazit

Wenn Sie Schallplattenwiedergabe lieben – und warum sollten Sie sonst die LP lesen – dann brauchen Sie eine richtig gute Phonovorstufe. Mit der Manley Oasis können Sie auf dieses Thema den Deckel machen, genau so gut ist sie.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Manley Oasis

Preis: um 5150 Euro

7/2024

Wenn Sie Schallplattenwiedergabe lieben dann brauchen Sie eine richtig gute Phonovorstufe. Genau so gut ist sie.

Manley Oasis

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Input Audio 
Internet www.inputaudio.de 
Garantie (in Jahren) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 400 x 145 x 350 mm 
Gewicht etwa 13.5 kg 
Unterm Strich... Wenn Sie Schallplattenwiedergabe lieben – und warum sollten Sie sonst die LP lesen – dann brauchen Sie eine richtig gute Phonovorstufe. Mit der Manley Oasis können Sie auf dieses Thema den Deckel machen, genau so gut ist sie. 
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